113947518765940356

Der Deutsche an sich liest gerne Ratgeber.

Ich lese diese Art von Büchern nur unter Zwang und habe deswegen dieses 80/20 Buch nicht gelesen. Habe aber gehört, dass man 80% der Ergebnisses in 20% der Zeit erreichen kann und weitere 80% der Zeit dafür verwenden muss, um die restlichen 20% des Ergebnisses zu erreichen.
Meine Alltagsbeobachtungen verifizieren diese Regel.

Leider verhält es sich in der Realität nicht so linear. In dieser Regel wurde nämlich nicht die Bewertung und Wahrnehmung des Ergebnisses mitberücksichtigt und v.a. dass es A und B Menschen gibt.

A Menschen, geben sich mit dem achtzigprozentigen Ergebnis zufrieden.

B Menschen, geben sich nur mit dem hundertprozentigen Ergebnis zufrieden.

Darüber hinaus gibt es Mischvarianten und Varianten wie: B Menschen, die lediglich die letzten 20% des Ergebnisses bewerten.
(Natürlich gibt es noch andere Kombinationen, aber die entsprechende Matrix möge jemand erstellen, der sich für Permutationen interessiert.)
Viel wichtiger ist: Was bedeuten diese Einsichten für das Alltagsleben?

Nehmen wir beispielsweise an, ein Mensch A und ein Mensch B leben zusammen. Dann wird Mensch B grundsätzlich unzufrieden sein mit dem was Mensch A produziert. Schlimmer noch, er wird den Großteil seiner Zeit darauf verwenden, die fehlenden 20% des Ergebnisses von Typ A zu produzieren. Dabei wird er zunehmend frustrierter, denn er erreicht mit sehr hohem Einsatz nur 20% des Gesamtergebnisses, was Typ A ohnehin egal ist. Die positive Rückmeldung bleibt also aus.

Nehmen wir ein Beispiel: Mensch Typ A macht morgens für Typ B einen Kaffee. Der Kaffee ist gerade aufgebraucht und die Milch reicht auch nicht mehr. B schneidet die Kaffeetüte auf und holt eine Tüte Milch aus der Vorratskammer. Er sucht die Filter, nimmt einen, legt ihn in die Kaffeemaschine, schüttet Wasser und Kaffee dazu, wartet, fertig.

A und B trinken gemeinsam Kaffee, dann geht A in die Arbeit und B bleibt zurück, denn er/sie muss später los.
B geht in die Küche und findet vor: Eine halbvolle Kanne, einen Filter mit Kaffeesatz, eine leere Kaffeeverpackung, eine herumliegende Schere, ein abgeschnittener Milchtütenschnipel, eine leere Milchtüte vor dem Kühlschrank, verschiedenste Kaffeepulver- und Milchspuren auf der Arbeitsplatte und zwei leere Kaffeebecher.

B räumt alles weg.

Am Abend meckert B über das Verhalten von A. A ist genervt, B ist genervt.

So ist das. Leider gibt es keinen Ausweg aus einer solchen Situation.
Es ist nämlich so, dass falls A sich entschließen sollte, alle von B genannten Punkte zu erfüllen, dann wird A völlig aus seinem/ihrem Lebensrhythmus geworfen und z.B. zu allen Terminen zu spät kommen, denn weitere 80% Zeitaufwand im Zeitressourcenmanagement sind nicht vorgesehen. Selbst wenn A es schaffen sollte, die Planungsgewohnheiten B zuliebe nachzukalibrieren, wird B einfach die 100% umdefinieren.

Armes A!

Armes B!

113895545674821657

Aus irgendeinem Grund gehe ich wahnsinnig gerne in Aquarien. Besonders mag ich Heringschwärme. Die glotzen einen durch die große Glasscheibe an, als sei man seltsam. Das ist so ein existentialistisches Erlebnis.

Leider sind Aquarien in den letzten Jahren immer teurer geworden. Als die Zehneuromarke überschritten wurde, beschloss ich, den Besuch von Aquarien von meiner Freizeitbeschäftigungsliste zu streichen. Natürlich wollte ich auf das Erlebnis als solches nicht verzichten und durch Zufall entdeckte ich ein angemessenes Surrogat:

Die Kosmetikabteilung der Galerie Lafayette. Ein Besuch dieser Ansammlung exotischer Wesen ist wirklich sehr zu empfehlen und das Schöne ist, die Kreaturen können ohne störende Gitter, Glasscheiben oder Zäune bewundert werden.

Die Kosmetiketage ist so aufgebaut, dass man leicht einen Rundgang machen kann.

Vom Eingang der Friedrichstraße kommend, sieht man auf der rechten Seite den Shihiseido Beauty Stand. Im Vordergrund stehen die schönen Mädchen aus den Hinterwäldern Mecklenburg-Vorpommerns, daneben die etwas zottigen, aber hellstimmigen Fränkinnen aus den Hochebenen Bayerns. Man folgt dem Wegverlauf bis man bei Dior ankommt. Dort ist die Runde beendet.

Das Gestaltungskonzept setzt dabei bewusst auf sammlerische Artenvielfalt.

Die Stände sind bunt dekoriert und vor ihnen stehen kleine Weibchen mit biegsamen Körpern. Alle Geschöpfe haben gefärbte Haare, was ihren Anblick besonders abwechslungsreich macht. Ihre Haare glitzern wie Plastikhauben im Licht der Neonröhren.
Ihre Gesichter setzen sich von den bunten Haaren deutlich ab, weil sie bleich geschminkt oder gepudert sind. Ihre Lippen erstrahlen in den wundersamsten Farbtönen von Blassrosa über tiefes Karminrot bis Schokoladenbraun. Die bunten Farben sind Warnfarben. Sie sagen: Vorsicht! Ich bin giftig! Die Gifte bewahren jedoch nicht nur vor dem Gefressenwerden, sie schützen die empfindliche Haut auch vor Bakterien und Pilzen.

Man sollte jedoch nicht nur auf die Haartracht acht geben. Denn es sind die Augen, die das Hauptdifferenzierungsmerkmal darstellen. Es gibt grau, blau, grün und schwarz umrandende Augen. Manche Lidstriche sind dezent und andere fingerdick.

Einige Exemplare haben angeklebte Wimpern und andere haben ihre eigenen so dick getuscht, dass ihnen die Anstrengung ins Gesicht geschrieben steht, die es kostet, die schweren, schweren Augen aufzuhalten.

Es ist ein absolut phantastisches Erlebnis. Nichts gegen Aquarien, wo die Fische einen nur stumm anglotzen.

Die Galerie Lafayette bietet mehr! Wenn man näher als einen Meter an die Frauen kommt, die wie Zierfische aussehen, dann beginnen sie zu sprechen. Zur Begrüßung sagen sie
„Hallo_haben_sie_vielleicht_Interesse_an_einem_unserer_wunderbaren_Produkte?“
Heuchelt man Interesse, so greifen sie nach den Schminkutensilien hinter sich und beginnen damit, ihre Handoberflächen zu bemalen. Sie machen bunte Striche aus Lippenstift und finden passende Lidschattenfarben, die sie daneben pinseln.
Wenn man sie anlächelt, sagen sie „Möchten_sie_es_vielleicht_auch_mal_auftragen?“
und wedeln mit Kosmetiktüchern. Wer möchte, kann sich ausgiebig anmalen lassen und die verschiedenen Pröbchenverteilerinnen aus der Nähe erleben.

Vom Füttern außerhalb der Mittagszeiten ist abzusehen. Für die Nahrungsaufnahme stehen spezielle Automaten mit kaloriearmen Rohfaser-Futter zur Verfügung. Dies stellt sicher dass die Schönheitsberaterinnen auch an besucherreichen Tagen nicht überfüttert werden.

Eine Runde vom Startpunkt bis zum Ausgang dauert gut neunzig Minuten. An verregneten Tagen eine ideale Beschäftigung.

Für die olfaktorisch Interessierten empfiehlt es sich, die Zusatzrunde durch die Parfümabteilung zu machen. Denn in der Großkolonie der Wickelschwanzskinke geht es besonders lebhaft zu. Allerdings ist dort ein Sicherheitsabstand von ca. 1,20 Meter zu empfehlen. Sonst wird man eingespüht.

Die zum Verkauf angebotenen Duftstoffe werden bei Gefahr zur Verteidigung eingesetzt. Dringt beispielsweise eine Konkurrentin in das Territorium ein, so machen die Weibchen schnelle Rückwärts- oder Seitwärtsbewegungen, spreizen ihre angeklebten Fingernägel und besprühen den Eindringling.

Diese Abwehrreaktion kann vom geübten Renner provoziert werden, indem er sich nähert, interessiert schaut, und so tut, als wolle er losreden und dann flott zum nächsten Stand läuft.

Wer das gut kann, wird Zeuge eines wunderbaren Spektakels. Die Parfümweibchen laufen daraufhin synchron los und besprühen sich gegenseitig und rümpfen dazu ihre kleinen Näschen. Manche fauchen sich sogar an oder geben schrille Warnlaute von sich.
Da kann ein Aquarium für 11 Euro Eintritt wirklich nicht mithalten!

113890061393573176

Geschnappt!

Pfffft!

Da bin ich aber froh! Manchmal, wenn sowas durch die Blogsphäre geht und ich nichts mitbekomme, da komme ich mir sowas von out vor!

Also danke für den Wurf und los geht’s:

Four jobs I’ve had

Powerpointsklave

Bademeister

Callagent im Weckdienst

Handmodel

Four movies I can watch over and over

Lemony Snicket

A Life Aquatic

Bob der Baumeister und die Ritterburg

Bernd das Brot im Nachtprogramm

Four places I’ve lived

Köln

Bamberg

Göttingen

Berlin

Four books I recently read and liked a lot

What I loved

Middlesex

Drachenläufer

Animal Triste

Four TV shows I love

DS9

6 Feet Under

Scrubs

Richtersendung, egal welches Vergehen, egal welches Gesetzbuch (Zum Glück habe ich kein Fernsehempfangsgerät!)

Four places I’ve vacationed

Kornati Archipel

Mayschoß bei Bonn

Gorsafawddachaidraigodanheddogleddollonpenrhynareurdraethceredigion (gilt für 2)

Four of my favorite dishes

Echte, ich betone, echte italienische Pizza mit frischem Basilikum

Pommes

Feldsalat mit Pilzen und Speck

Crema catalana vom PLUS

Four sites I visit daily

Meinen Blog (Ich bin jetzt mal die erste, die ehrlich ist, ja?)

GMX

Google

Wikipedia

Four places I would rather be right now

Mljet, September

Norwegischer Fjord, Juni

Stuttgart, bei einer bestimmten Freundin

Duploriesenrad, Legoland Dänemark

Four bloggers to tag with this

Freiwillige? Ich war doch die Letzte oder?

113889207951870610

Fakt ist doch, dass Menschen, die Kinder bekommen in unserem Land, heute drastisch schlechter dastehen als Menschen mit der gleichen Ausbildung, die sagen: Wir bekommen keine Kinder.

Genau Frau Van der Leyen. Kinder, das ist eine Sache, die ihren Wert rein rechnerisch bemessen lässt. Wenn ein doppelt verdienendes Akademikerpärchen ein Kind bekommt, dann bedeutet das 50.000 € im Jahr verlieren.

Und ich gebe Marcus recht, wenn er schreibt dass es nicht am Geld liegt, dass es zu wenig Kinder gibt.

Die meisten Menschen sind zu eigensüchtig um Kinder zu haben. Denn Kinder haben heißt eigene Bedürfnisse hinten anstellen. Aber in der Wertehierachie der Industriestaaten steht Selbstverwirklichung an erster Stelle. Gleich gefolgt von Status und Konsum.

Mal keinen iPod, keinen neuen Laptop, kein größeres Auto und und und.
Es liegt nicht am Geld. Das ist ein psychologisches Problem. Man wartet auf den idealen Augenblick. Der Zeitpunkt an dem man alles gemacht hat, was man machen wollte. Alles gekauft hat, was man kaufen wollte. Den Job hat, mit der Bezahlung, die man wollte, dem unbefristeten Vertrag und der Aussicht auf Teilzeit. Die Position, die man wollte. Die Wohnung, die man wollte. Die Altersvorsorge, die man wollte. Den idealen Partner, etc.

Doch dieser Zeitpunkt kommt nie.

Die jetzige Entwicklung bedeutet nur eines: spätestens in zehn Jahren wird eine ganze Generation vergnügungssüchtiger Egomanen feststellen, wie furchtbar es ist ohne Kinder alt zu werden, wie orientierungs- und haltlos man ohne Familie ist.

Sie werden sehen, was sie alles verpasst haben. Sie werden sehen, dass sie mit ihrem finanziell abgesicherten Leben nie die Freuden erlebt haben werden, die es bedeutet beim Abendbrot seinen Namen mit Tee zu gurgeln oder rückwärts spazieren zu gehen!

113887096600673725

Ich bin ein Viel- und Sofortträumer. Ein Instantträumer fast. Ich schließe die Augen und brauche im Schnitt 40 Sekunden um einzuschlafen und träume dann sofort los. Ich wache in der Nacht durchschnittlich zehn Mal auf und jedes Mal träume ich etwas Neues. So kommt es, dass ich morgens an die sieben Träume erinnere.

Letzte Nacht z.B. träumte ich, dass mein Freund Christian Ulmen in unsere Wohnung eingeladen hätte. Der wiederum brachte eine Klingonin und weitere zwölf Humanoide mit, die alsbald damit begannen unsere Möbel zu zersägen.

Beim ersten Holzhobel der zu Boden fiel, war ich mir sicher, dass es sich um eine Art „versteckte Kamera“ handeln musste und zog mich teetrinkend in die Küche zurück, war ich mir doch sicher, dass die Wohnung nach der Zerlegung wiederhergestellt werden müsste.

Das wurde sie auch. Allerdings in hellgelb und dunkelblau, was mir gar nicht zusagte. Um meinem Unmut Ausdruck zu verleihen, warf ich Kommoden vom Balkon auf die Straße.

Die Straße bäumte sich auf und ließ alle Möbelstücke den Berg runter rutschen. Unten stand Christian Ulmen und verkündete: „In Spanien ist es um diese Jahreszeit viel wärmer, Du hast keinen Humor.“

Image Hosted by ImageShack.us

Mit Hilfe dieser schönen Anwendung kann ich meine Träume nun postwendend visualisieren.

Entdeckt hier

113878148917628562

Gestern, nahm ich etwas verspätet das Geburtstagsgeschenk meiner Exkollegen in Empfang.

Ich hatte einen Gutschein für fünf Bilder meiner Wahl bekommen, die ich mir in der Artothek aussuchen und mitnehmen konnte.
Die Artothek verfolgt eine sagenhafte Idee. Gegenwartskunst zum Preis von 50 Cent pro Monat dem Volk verfügbar machen. Man kommt in den Ausstellungsraum und kann mitnehmen, was immer einem gefällt. Sogar direkt von der Wand darf man Bilder nehmen. Alternativ sucht man sich eines der Bilder aus den im Raum verteilten Bilderstapeln, die zu Dutzenden dort zu bewundern sind. Sogar Skulpturen und Installationen kann man leihen.

Der einzige Haken: mehr als zwei Mal drei Monate darf man die Objekte nicht behalten. Ich sehe jetzt schon, die Trennung wird schwer. V.a. in ein Bild habe ich mich umgehend verliebt.
Es zeigt in nur vier Farben einen Strand, Meer, eine Hügelkette, einen Sonnenschirm und ein Umziehhäuschen aus den 50er Jahren. Es hat ungefähr das Format 120 mal 90 Zentimeter, Öl auf Leinwand.

Die 50 Cent, die man zahlt, so muss man wissen, sind Versicherungsgebühren.

Bei der Anmeldung wurde ich überaus freundlich behandelt. Die Dame am Counter freute sich, dass ich mich freute, bis ich eine Frage stellte: „Sind die Bilder auch gegen Verschönerungsversuche von Kindern versichert?“

Ihr Gesicht entglitt ihr, wie ich noch nie ein Gesicht entgleiten habe sehen.

„Nein.“

Danach sprach sie nicht mehr mit mir. Sie schaute mich an, als sei ich der leibhaftige Teufel. Als sie damit begann mir die Bilder einzupacken, zuckte sie bei dem oben genannten Ölbild ohne schützende Glasscheibe noch einmal und zischte ihrem Kollegen zu: „DAS Ölbild auch?“

113864177366749290

Würde, das ist abstrakt gesprochen, ein sittlicher Wert, der die Qualität des Handelns und oder als eine dem Menschen immanente Eigenschaft gesehen werden kann. Schon in den kleinen Verhaltensweisen des Alttags zeigt sich, ob ein Mensch würdevoll ist oder nicht.

Die Mehrheit der Menschen legen offensichtlich keinen Wert auf Würde. Sonst würden sie nicht öffentlichen Verkehrsmitteln hinterher laufen. Bussen, S-Bahnen und U-Bahnen nachlaufen ist nämlich absolut würdelos.

Zumal sie in der Regel im drei Minutentakt fahren. Da lohnt es nicht, aus 800 Meter Entfernung loszulaufen, mit Taschen oder Regenschirmen, die man mitsichträgt Mitmenschen zu erstechen, sie umzurennen, um am Ende doch nur fluchend und keuchend vor der den Bahnhof verlassenden Bahn zu stehen und dann seine Umgebung spuckesprizend mit Flucherein zu beglücken. Wenn zusätzlich Treppen zu überwinden sind, so riskieren diese Verrückten ihr Leben. Gelegentlich rutschen sie nämlich aus, knicken ab und poltern Radschlagend auf den Bahnsteig. Alles, was ihnen dann einfällt, ist nach der Bahn oder dem Fahrer zu schimpfen, als habe der etwas mit ihrer unsäglichen Dummheit zu schaffen.

Laufen ist würdelos. Dingen nachlaufen ist besonders würdelos.