Homöopathie, der Teufel – Schulmedizin, der Teufel

Die Schulmedizin ist teilweise genauso doof wie Homöopathie. So!

Gerade ist es wieder schick, sich kritisch über Homöopathie zu äußern. Zum Beispiel „Über die weite Verbreitung von geschütteltem Wasser und von Stärkekugeln“ oder „Die Homöopathie-Lüge: So gefährlich ist die Lehre von den weißen Kügelchen

Und ich muss sagen, ohne die klassische Medizin wäre ich seit 29 Jahren tot. Mit 8 hatte ich einen Blinddarmdurchbruch. Ich bin also alleine deswegen dankbar, dass es die Schulmedizin gibt.

In letzter Zeit habe ich jedoch die Erfahrung gemacht, dass Schulmedizin oder zumindest, die Ärzte, die mir so begegnen mit ihrer klassischen Ausbildung und v.a. mit ihrer Haltung an Grenzen stoßen. Ich vermute, das ist der Grund warum die Homöopathie so boomt. Sie spendet Hoffnung und das ist manchmal, wenn man krank ist, sehr wichtig.

Die Schulmediziner (der Kamm, der Kamm! Ich schere alle über einen Kamm – in den Kommentaren bitte darüber beschweren) haben meist eine Spezialisierung und auf diese Spezialisierung sind sie so fokussiert , dass sie den Blick für das Ganze völlig verlieren.

Einen Vorfall, der dies schön illustriert, schilderte ich bereits 2007:

[…] So entschloss ich mich in der 37. Woche einige Stufen zu übersehen und meinen Fuß wie in einem asiatischen Horrorfilm um 180 Grad zu verdrehen und mir zur Abwechslung mal die chirurgische Abteilung der Notaufnahme anzuschauen.
Dort schilderte ich den Vorfall und man wollte gleich röntgen, was ich mit einer schüchternen Nachfrage, ob man das denn während einer Schwangerschaft so mache, unterbrach. Ach? Schwanger sei ich? Ja, 9. Monat. Große Verwunderung. Ach!
Ja während der letzten Wochen einer Schwangerschaft sei es ganz normal dicke Gelenke und Wasserfüße zu haben. Natürlich schätze ich bei Ärzten einen gewissen Sinn für Normalität jedoch konnte ich es mir nicht verkneifen darauf hinzuweisen, dass das Beschränktsein der Schwellung auf eine Körperseite plus der vorangehende Treppensturz ein gewisser Hinweis auf ein extern verursachte Verletzung sein könnte […].

Zunächst war ich für den Arzt ausschließlich ein Fuß. Fuß kaputt = röntgen. Als er erfahren hat, dass ich schwanger bin, war ich eine Schwangere. Fuß dick = Wasser in den Beinen. Dazwischen gab es nichts.

Eine viel unerfreulichere Erfahrung habe ich neulich gemacht. Da hatte ich nämlich eine rechtsseitige Gesichtslähmung. Sie begann mit Geschmacksstörungen, die ich zunächst gar nicht zuordnen konnte. Dann „schlief“ mir die Unterseite des Gesichts ein und schließlich erreichte die Lähmung mein Auge. Als mir am 3. Tag das Essen aus dem Gesicht fiel, entschied ich mich, die Notaufnahme (es war Wochenende) aufzusuchen. Zum Thema Gesichtslähmung fallen einem leider nur hässliche Dinge wie Schlaganfall oder Gehirnhautentzündung ein.  Der freundliche Neurologe machte seine neurolgische Untersuchung und empfahl eine Lumbalpunktion, um entzündliche Gehirnkrankheiten auszuschließen. Man konnte nichts finden, gab mir Cortison und schickte mich zum Hausarzt.

Der hatte natürlich rein gar keine Ahnung. Wo sowas her kommt, hach das kann viele Gründe haben (zählt ein Paar gräßliche auf) und wie lange das dauert, wer weiß es, wer weiß das schon. Ich hatte natürlich gegoogelt. Von einer Ohrenentzündung vielleicht? Ich hatte zwei Wochen starken Druck auf den Ohren. Ah Ohrenentzündung ja, das könnte es sein. Ich ging zur HNO Ärztin. Der Gehörgang gerötet, jaja, aber sonst, man weiß es nicht, man weiß es nicht. In der Zwischenzeit war mein rechtes Auge, das nicht mehr eigenständig blinzeln konnte, so ausgetrocknet, dass ich 1,5 Stunden beim Augenarzt wartete, um zu erfahren, dass ich Augentropfen nehmen könnte.

Die Ohrenentzündung soll es nicht gewesen sein. Borreliose vielleicht? Ich ging wieder zum Hausarzt. Ah ja, das könnte man mal testen. Borreliose war es auch nicht. Meine chronische Nebenhöhlenentzündung, könnte die was damit zu tun haben? Der HNO Arzt sagt, man weiß es nicht, man weiß es nicht. Theoretisch könnte es sein. Aber unwahrscheinlich.

Ich nehme also zwei Wochen Cortison und irgendwann wird es besser. Zum MRT soll ich gehen, ein Tumor könnte es sein. Nachdem ich acht radiologische Praxen angerufen habe, bekomme ich sechs Wochen später einen Termin. So ein Tumor naja unwahrscheinlich, deswegen eilts ja nicht. Dass einen diese Option etwas beunruhigt – Pech.

Kurze Zeit später steht Kind 3.0 morgens auf – besser gesagt, will aufstehen, kann aber nicht. Den ganzen Tag schafft es keinen einzigen Schritt. Es krabbelt tapfer, doch es hat offensichtlich Schmerzen. Abends gehen wir zum Kinderarzt, der Gelenkschnupfen diagnostiziert. Wir weisen auf eine rote Stelle am Fuß und dass das Kind über Fußschmerzen berichtet, um uns anschließend anzuhören, wenn wir doch alles besser wüßten und unserem Kind das einreden, dann sei das auch kein Wunder, wenn das Kind sowas sagen würde. Zwei Tage später kann das Kind immer noch nicht laufen. Nachts weint es furchtbar und den Fuß hält es seltsam verbogen. Wir gehen in eine chirurgische Praxis. Man stellt eine Entzündung fest. Ein Insektenstich, der sich bakteriell infiziert hat. Wir bekommen ein Mittelchen und einen Verband. Weitere zwei Tage später kann das Kind immer noch nicht laufen, es weint und weint. Wir gehen wieder zum Arzt. Hm ja, gebrochen könnte der Fuß vielleicht sein. DAS SAGEN SIE NACH EINER WOCHE???!!! Man röntgt – doch – genaues weiß man nicht. Ich meine Hallo? Hokuspokus? Wo lebe ich denn? Wieso kann man das nicht sehen? Vorsichtshalber legt man einen Gips an. Das Kind blüht auf und kann zumindest wieder krabbeln. KLONK KONK KLONK. Eine Woche später wird der Gips entfernt und drei Tage später kann das Kind wieder laufen. Was hatte es? Das steht in den Sternen. Die Ärztin sagt: „Seien sie froh, dass es fort ist, hoffen sie, dass es nicht wieder kommt.“

Dafür waren wir bei drei Ärzten. Drei Mal hat meine Krankenkasse Geld überwiesen. Wir haben insgesamt 4,5 Stunden in Wartezimmern gewartet.

Oh Mann, ich verstehe sie, die Leute, die an Homoöpathie glauben. Wenn man sich sogar völlig von der Schulmedizin abwendet. Wenn man zum Heilpraktiker oder zu jemanden geht, der eine TCM Ausbildung hat, wird man wenigstens ernst genommen. Meiner Erfahrung nach wird zugehört. Man ist nicht nur ein Fuß oder eine Gesichtslähmung – man ist ein Mensch in irgendeinem Kontext und das versuchen diese Menschen zu berücksichtigen. Tatsächlich liegt darin vielleicht oft der Schlüssel. Es gibt viel weniger dieses Gefälle „Gott in Weiß“ und „der nichtswissende Patient“.

Ich habe das Gefühl, dass viele Ärzte ihren Beruf nach einigen Jahren gar nicht mehr ernst nehmen. Wahrscheinlich treten pro Fachrichting rund 30 verschiedene Krankheitsbilder zu 80% auf und die restlichen 20%, die haben einfach Pech. Da liest kein Arzt zwischen dem ersten und zweiten Besuch nochmal etwas nach. Bestenfalls machen das die engagierten Neulinge, weil sie noch bescheiden und demütig sind. Wenn man erstmal sein festes Klientel hat und zwanzig Jahre eine Praxis betreibt, kann man gut auf die anstrengenden 20% verzichten. Viele haben offensichtlich auch Probleme ihre Grenzen zu sehen und an weitere fachkundige Menschen zu überweisen (siehe der selbstherrliche Kinderarzt).

Vielleicht ist es an der Zeit die extremen Positionen zu verlassen und einen Mittelweg zu gehen. SO muss es ja auch nicht sein, nech?

Quelle: Kaltmamsell ihre Kommentare

 

Ach und BINGO!