Ewige Optimisten finden sogar positives an Falten: Wer keine Falten hat, der lacht zu wenig, heißt es. Tatsächlich ist es so, dass das Äußere Aufschluss über die Persönlichkeit gibt. Deswegen bin ich voller Mitleid für all die runtergehungerten Frauen, die man nicht nur in Hollywoodfilmen sieht. Denn hervorragende Knochen sind für mich Symbol einer generellen Lebensfreundlosigkeit. 45 Kilo bei einer Körpergröße von 1,70 m wiegt man nicht aus Veranlagung sondern aus einer speziellen Leidenschaftslosigkeit allem Essbaren gegenüber oder weil man sich grundsätzlich alles versagt.
Wer sich bis auf die Knochen hungert, der geißelt und kontrolliert sich auch sonst gerne. Man mümmelt notgedrungen einen dressinglosen Salat oder ein mageres, blutiges Steak – Spaß hat man bei dieser Ernährungsvariante ganz sicherlich nicht. Niemals verbringt man einen Abend im Kreise der Freundinnen mit drei verschiedenen Ben & Jerry’s-Eissorten, die man mit Schokosoße und Sahne garniert. Selbst wenn man es aus gesellschaftlichem Druck täte, die darauf folgende Woche sähe sicherlich mager aus.
Ja und deswegen (Achtung Bogen!) finde ich Gina-Lisa toll. Sie mag wohl nicht dem Schönheitsdiktat der derzeitigen modischen Strömung entsprechen – dafür hat sie eines ganz sicher: eine äußerst unbeschwerte, fröhliche Ausstrahlung und von allem zu viel: zu braun, zu viel Make-up, Haare zu lang, zu blond – na und?
Wenigstens fristet sie ihr Dasein nicht mit verkniffenen Lippen und neidvollen Blicken, sondern kann prollig mit ihrer wunderbaren Whiskystimme röhren oder lachen, als hätte sie gerade vier Schachteln Zigaretten geraucht.
An einem ausgelassenen Abend würde ich mich wahrscheinlich sogar zu der Aussage hinreißen lassen, dass sie der MCWinkel unter den Models ist. Der spaltet schließlich auch die Gemüter.
Deswegen ein Hoch auf Gina-Lisa, ein Hoch auf alle Menschen, die Spaß haben und ein Hoch auf alle unmöglichen fellbesetzten Mäntel!