Am Anfang hatte ich nichts gegen selber machen. Das ein oder andere habe ich sogar selbst gemacht. Kostüme, Laternen, Kuchen, geblümte Laptophüllen, Adventskränze. Aber im Grunde hasse ich selbst machen. Genauer gesagt, ich hasse andere Menschen, die selbst machen.
Das setzt mich unter Druck. Die Weihnachtszeit ist deswegen eine einzige Qual für mich. Da wird alles selbst gemacht. Plätzchen, Adventskränze, Weihnachtsschmuck, viergängige Menüs, Geschenke – einfach alles!
„Schau mal, ich habe diesen Stern gebastelt.“, sagt eine selig lächelnde Kita-Mutti zu mir und hält mir einen Bascetta-Stern unter die Nase. Da bekomme ich schon dieses Inspektor Clouseau-Augenzucken. Die zusätzliche Bemerkung „War ganz einfach“ bringt mein Gehirn zum Anschwellen. Ich beiße die Zähne zusammen und zische: „Ja, ganz wunderhübsch.“
„Musst Du auch mal probieren, die sind zum Verschenken ganz toll. Man braucht nicht mal Kleber. Nur 30 gleich große quadratische Blätter, die man faltet. Wenn Du nicht so mit der Falttechnik klar kommst, kannst Du ja einen Aurelio-Stern basteln. Da kann man auch Kleber benutzen und die Falttechnik ist noch einfacher.“
„Schön, dass Du Ikosaeder falten kannst. Ich bin schon froh, wenn ich im natürlichen Zahlenraum bis 20 zählen kann. Da bekomme ich es kaum hin an die 20 Flächen Pyramiden zu kleben…“
„Man muss doch gar nicht kleben…“
„Orrrrr, jetzt halt mir noch nen Vortrag über Haftreibung, dann raste ich aus!“
„Vielleicht einen meiner köstlichen, selbst gebackenen Plätzchen?“
„OrrrrrrrrrrRRRrrr!“
„Die Auswahl ist dieses Jahr nicht so groß. Hatte etwas Stress, deswegen sind es nur sieben verschiedene Sorten.“
(Meine Augen treten aus den Höhlen.)
Ich habs ja versucht. Aber ich schaffe das nicht. Ich schaffe nicht 30 Stunden zu arbeiten, den Haushalt, die Kinder zum Sport zu bringen, Laternen zu basteln, Plätzchen zu backen, dabei immer schick auszusehen, ICHWILLDASNICHT und ich will nicht, dass die anderen mir ständig zeigen, was sie alles selbst machen. Das ist noch doofer als Männer über 25, die skaten.
P.S. Und morgen schreibe ich über: Warum ich auch nichts selbstgemachtes geschenkt bekommen möchte.