Bislang konnte ich in heiklen Lebenslagen durch paradoxe Intervention viel erreichen. Bewährt hat sich die Methode v.a. in Situationen, die gerne eskalieren und negative Gefühle hinterlassen wenn man zu erwartenden Konversationspfaden folgt.
Doch was soll ich sagen, auch paradoxe Intervention stößt an Grenzen, selbst wenn das Gesagte aus tiefer und aufrichtig empfundener Besorgnis entspringt.
So stehe ich heute bei dm mit sieben Paketen Windeln an einer Kasse an 657. Stelle an. Hinter mir ein Pulk Jugendlicher. Eine weitere Kasse wird geöffnet und ich balanciere geübt den Windelstapel in Richtung Kassiererin. Einer der Postpubertierenden überholt mich und schreit mich mit den Worten: „Ey Mutti, wenn Du drängelst, gibt’s auf die Fresse!“ an.
Ich war aufrichtig verwundert, denn schließlich stand ich 3 Millisekunden vorher auch schon vor dem jungen Mann. Ich lächle verständnisvoll und bleibe stehen, als der junge Herr meine Einkäufe vom Band schmeißt um sein Haargel an just jener Stelle zu platzieren. „Mach Disch vom Acker, Du hässliche *****!“
Ob dieser Provokation sah ich mich nun doch genötigt etwas zu erwidern, einen leichten Schwall von Ärger herunterwürgend entschied ich mich für ein ruhig ausgesprochenes: „Mein lieber Junge, Du bist wohl als kleiner Junge zu wenig gekuschelt worden?“
Der liebe Junge, puterrot vor Wut, ballt seine Faust und fuchtelt vor meinem Gesicht herum.
„Alter noch son Spruch und Dein Zahnarzt wird reich!“
Ich sammle währenddessen wortlos meine Windeln auf und bin beinahe erstaunt ob der Kleinheit des Selbstbewusstseins des Jugendlichen und nehme mir vor meine Kinder noch mehr zu knuddeln, zu bestärken und für immer im elterlichen Bett schlafen zu lassen.
Zuhause schaue ich zur Seelenhygiene eine Folge Glücksbärchi und rufe in die gßstädtische Nacht LIEBE! ACHTUNG! WÄRME! FREUNDSCHAFT! und ZUNEIGUNG!