Eltern zwei- bis dreijähriger Kinder wird Trotzyoga ein Begriff sein. Für alle Eltern mit jüngeren Kindern beschreibe ich als Vorbereitung die vier gängigsten Positionen. Achten Sie beim Üben bitte auf eine saubere Ausführung und dass das Kind dabei schallintensiv ausatmet. Nur so erreichen Sie im Blütealter des Trotzes die maximale Ausprägung.
Position 1: Die Brücke des Aufstands
- Starte auf dem Bauch liegend
- Stemme die Füße fest in den Boden
- Mache einen runden Rücken und drücke ihn nach oben. Stelle Dir vor, Du möchtest die Zimmerdecke berühren
- Einatmen und die Handflächen schulterbreit auf den Boden stellen
- Fixiere die Daumen und schreie intensiv
Position 2: Der enttäuschte Profifußballer
- Diese Position startet im stabilen Stand
- Mit Schwung auf die Knie rutschen, dabei den Körper nach hinten werfen
- Den Oberkörper soweit wie möglich nach hinten drücken. Die Kraft muss im Bauch gehalten werden
- Versuche die Balance zu halten und strecke die Arme soweit es geht
- Wedele mit den Armen in der Luft
Position 3: Der schwebende Bogen
- Diese Position startet festgekrallt an einem Gegenstand
- Ein Elternteil versucht das Kind langsam vom Gegenstand zu trennen und hebt es dabei leicht an
- Strecke jetzt dein Brustbein nach vorne
- Das Steißbein zieht in Richtung deiner Fersen. Atme dabei in den Raum zwischen deinen Schulterblättern
- Wirf den Kopf in den Nacken
Position 4: Die Kerze des Aufstands
- Stehe aufrecht
- Atme kontinuierlich ein, während du die Arme gestreckt Richtung Boden führst
- Die Finger sind dabei gespreizt
- Die Knie sollten etwa hüftbreit geöffnet sein
- Spanne die Bauchmuskulatur an und halte deinen Körper gerade
- Versuche zwanzig Atemzüge so zu verweilen
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Ergänzungen der Leserinnen aus den Kommentaren
Position 5: Des Fingers feuchte Verzweiflung von Julie Paradise
…ist eher eine fortgeschrittene Variante, da hier allein mit der Kraft von Speichel und Atemtechnik gearbeitet wird, ausladende körperliche Aktivität tritt zurück zugunsten gekonntester emotional wirkender Manipulation:
- Achte auf eine leicht gekrümmte Körperhaltung. Dein ganzes Wesen muss zutiefst empfundenen Schmerz ausdrücken, Einsamkeit und Enttäuschung.
- Führe beide Hände an den Mund, tief atmen, schluchzen, jaulen. Jeweils 10-30 Wiederholungen.
- Stecke beide Hände so weit wie möglich in den Mund. Zur Verstärkung der Wirkung ist auf guten Speichelfluss zu achten, möglichst so stark, dass sich Fäden und Rinnsale bilden, die herabtropfen können.
- Achte auf den Ausdruck der Körperhaltung!!! Lautstärke ist hierbei wirklich nebensächlich, zwar solltest Du deutlich hörbar sein, wichtiger aber sind Jammerintensität (Heulton!) und Speichelfluss.
- Besonders wirksam in der Öffentlichkeit, begleitet von wehklagenden Ausrufen wie “Aaaaauuaaaa!” / “Hunger” (etwa vor dem Süßigkeitenregal an der Kasse) oder “Ich bin lieb!”
Position 6: Der butterweiche Mehlsack von Andrea
- lass bei Berührung (Hochnehmen, Richtungskorrektur, an der Hand nehmen) sofort und blitzschnell alle Muskeln erschlaffen
- mach dich dabei so schwer wie möglich
- halte die Entspannung mindestens 10 Atemzüge
- verwandle deinen Körper beim Hochnehmen in etwas, das sich kaum Greifen lässt
Position 7: Der amselhafte Bauchwurf von Katharina
Ausgangsposition ist Position 4: Die Kerze des Aufstands, am besten auf hartem Untergrund.
- Mit einem kraftvollen Schwung aus den Fussgelenken heraus werfe man sich mit durchgestrecktem Kreuz
- jedoch ohne Zuhilfenahme der Hände bei der Landung in kraftvollem Bogen auf den Bauch, so dass man noch einen Meter weiterrutscht
- Danach kräftig und mit viel Timbre ausatmen
- Das Ausatmen 30x wiederholen (geübte Trotzer bitte ohne zwischenzeitlichem Einatmen). Crescendo!
(Eine Variante dieser Figur beinhaltet das Hochnehmen der Hände, wobei bei jedem tonhaften Ausatmen mit den Handflächen auf den Untergrund geklatscht wird.)
Position 8: Der Seestern zeitgleich von Frische Brise und Frau Mutti
- Strecke Arme und Beine stocksteif von Dir
- Halte den Atem für eine halbe Minute an
- Beginne dann laut zu brüllen und wedle mit allen Gliedmaßen wild in der Gegend herum
Position 9: Die meditierende Flunder von Journelle (bei uns bekannt als „Supermann“)
- Die Position startet im Stehen
- Über den Kniefall (vgl. Position 2) gelangt man in die Liegeposition auf dem Bauch
- Hände sind weit nach vorn gestreckt
- Die Beine liegen gerade
- Es ist möglich, sehr lange und lediglich wimmernd in dieser Position zu verharren und sich so zu positionieren, dass Passaten über den Yogaisten steigen müssen
- Eine Variante ist das Schlagen mit den Beinen und/oder das Trommeln mit den Händen, dann handelt es sich um den “Stachelrochen”.