Heute, am 23. April, ist Welttag des Buches. In diesem Rahmen konnte man sich bewerben Lesefreund zu werden und eines seiner eigenen Lieblingsbücher in 30facher Ausgabe zum Weiterverschenken gewinnen. Verschenkt werden sollen sie an „gerade die, die wenig, selten oder gar nicht lesen“.
Weil ich zu meiner großen Freude gewonnen habe, nehme ich an, das damit unter anderem Menschen im Internet gemeint sind. Diese digitalen Banausen, die Print nicht mehr würdigen und Teil der berüchtigten Alles-für-Lau-Kultur sind, wie aktuell geführte Debatten zum Urheberrecht nahe legen. Jetzt ist das Internet in meiner Wahrnehmung aber voll von Lesefreunden. Eigentlich ist das Internet ein einziges Sammelsurium an Lesesüchtigen. Menschen, die nicht nur Abends oder auf dem Weg zur Arbeit in den öffentlichen Verkehrsmitteln lesen sondern wann immer es geht. Morgens beim Aufstehen, beim Frühstück, auf dem Weg in die Arbeit, in der Mittagspause, nach der Arbeit, am Abend, am Wochenende, bei Familienfesten und notfalls auch am Klo.
Deswegen ist das Internet ein ganz schlechter Ort Menschen zu finden, die wenig oder fast gar nicht lesen. Ich habe also lieber im echten Leben nach diesen Menschen gesucht, die Die Vermessung der Welt von Daniel Kehlmann immer noch nicht gelesen haben, obwohl es schon 2005 herausgekommen ist und millionenfach verkauft zu den wichtigsten Werken der deutschen Nachkriegsliteratur gehört.
Die Vermessung der Welt habe ich die ersten zwei Tage nach der Geburt von Kind 3.0 gelesen. Kind 3.0 auf der einen Seite des Stillkissens, das Buch auf der anderen. Ich las es quasi auf Ex – auch in der Hoffnung dass Kind 3.0 so zu einem schrägen, allwissenden Mathematikprofessor wird, weil es quasi die Grundlagen dazu mit der Milch aufsaugt (und wenn das nicht, dann wenigstens zu einem Bestsellerautor).
Ich mochte v.a. die Charakterzeichnung der Hauptfiguren und irgendwann ist mir aufgegangen, dass Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt wohl die ersten portraitierenswerten Nerds waren, wie sie in den erfolgreichen und modernen Nerd-Serien wie The IT Crowd oder The Bing Bang Theory dargestellt werden. (Mit dem kleinen Unterschied, dass es statt des klassischen Stupid Girls unter den Antagonisten einfach gar keine Frau gab, wenn ich mich recht erinnere).
Mir gefiel unter anderem das Tempo der Erzählung. Es folgt der Art wie man Achtzehnhundertirgendwas reiste. Unglaublich langsam und zum Teil sehr anstrengend. Genau das aber gibt dem Leser die Gelegenheit die Hauptcharaktere kennzulernen und in deren Wahrnehmungs- und Denkmuster einzutauchen. Ich habe im Anschluss an das Buch angefangen über Gauß zu lesen, weil mich interessiert hat, wie viel Fiktion dem Buchcharakter angedichtet wurde. Sehr sympathisch erschien mir seine ihm oft unterstellte Arroganz, wenn er nach Erfindung bestimmter Apparaturen behauptete, er habe das schon Jahre zuvor erfunden, jedoch wegen Irrelevanz nicht veröffentlicht. Tatsächlich geben seine Tagebücher Hinweise darauf, dass Gauß damit nicht angab, sondern er vieles wirklich schon erfunden hatte, bevor ein anderer es erfand bzw. öffentlich präsentierte.
Wie dem auch sei, ich liebe dieses Buch sehr, allem voran weil es zum größten Teil in indirekter Rede geschrieben ist und mir so wirklich ermöglicht hat Teil der Geschichte und nicht nur Danabenstehende zu sein.
Natürlich möchte ich dem Internet, an dem mir viel liegt, ebenfalls einige Exemplare zukommen lassen. Deswegen verschenke ich die letzten zehn Bücher hier. Wer Interesse hat, in den Kommentaren melden. Damit ich Kontakt wegen der Postadresse aufnehmen kann, bitte Emailadresse hinterlassen. Ich schicke das Buch per Buchsendung oder (da hätte ich Euch besonders lieb), drücke es Euch auf der re:publica (zu der ja das komplette Internet geht) in die Hand. Sollte es mehr Interessenten als Bücher geben, wähle ich per Los aus. Es werden alle Interessenten bis einschließlich Freitag, den 27.4.2012 um 24h für die Verlosung berücksichtigt. Bestechungen aller Art werden gerne angehört und auf Attraktivität geprüft.
Die Gewinner heißen:
Andy, Ole, Timo, regenrot, Tula Scribachina, Marcel, Jane, Phiala, Claudia und Sarion. Ich schicke Euch eine Mail. Fröhliches Lesen!