Während überall noch nachgedacht wird, wie wir dem unwilligen Mann die richtigen Argumente darbieten können, um sich an einer gerechteren Verteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit zu beteiligen, denke ich: Wer nicht will, der hat schon. Ok. Danke. Ciao.
Eine sehr gängige Frage in Interviews lautet: „Wie können wir denn die Männer motivieren, damit sie sich mehr in die Sorgearbeit einbringen?“
Ich hab schon für Raus aus der Mental Load-Falle Argumente zusammengetragen und auch in Musterbruch nochmal neue Fakten zusammengestellt.
In der Zwischenzeit bin ich es leid diese Argumente aufzuzählen. Sie überzeugen sowieso keinen Mann, der nicht von selbst motiviert ist.
Im Väterreport 2023 werden Vätertypen zusammengetragen.
29% aller Väter sind „überzeugte Rollenbewahrer“. Die haben exakt Null Interesse daran, dass sich an der Verteilung von Erwerbsarbeit und Sorgearbeit etwas ändert.
19% sind „etablierte Konventionelle“. Auch sie sind „vergleichsweise wenig in die Betreuung ihrer Kinder involviert. […] Die meisten haben keine Elternzeit genommen und dies wäre auch nicht infrage gekommen.“
(Persönlich finde ich ja, das klingt exakt wie die „überzeugten Rollenbewahrer“?)
20% sind „zufriedene Pragmatiker“: „Die zufriedenen Pragmatiker sind weder besonders egalitär noch besonders konservativ eingestellt. […] 22 % übernehmen etwa die Hälfte der Kinderbetreuung“. Wenn man den ganzen Text liest, klingt das wie „solange die Alte nicht nervt, kann sie machen was sie will.“
Bleiben 32% Männer („urbane Mitgestalter und „überzeugte Engagierte“), denen etwas an Gleichberechtigung liegt. Grob hat hier jeder 2. Elternzeit genommen… äh ja gut. Wow.
Für mich heißt das: Es sind überhaupt nur die Hälfte der 32% ernsthaft an Gleichberechtigung interessiert. Ich kanns auch nicht mehr hören, dass als Grund angegeben wird, man habe sich nicht so dolle einbringen können, wie man wollte, weil das habe sonst finanzielle Nachteile.
Finanzielle Nachteile wie äh Frauen sie haben? 50% weniger Lebenseinkommen? 60% weniger Rente? Oder was genau meinen die? Wenn die Frau die finanziellen Nachteile hat, ja ok! Aber finanzielle Nachteile für den Mann? No way!
Es ist einfach Energieverschwendung hier Überzeugungsarbeit leisten zu wollen.
„Was können wir denn tun, damit mehr Männer zu ihren Lesungen kommen?“
„Nix, absolut nichts.“
Fragt mal die Männer, die Elternzeit nehmen und trotz Erwerbsarbeit für ihre Kinder da sind, ob sie Tipps haben. Die verstehen es auch nicht, warum einige Geschlechtsgenossen keinen Wert darin sehen sich zu engagieren und mehr zu tun als ein bisschen wochenendonkeln.
Im übrigen, das muss man auch sagen, rund 1/3 der Frauen sehen es ebenfalls nicht als notwendig an, dass sich Männer mehr engagieren.
Aber gut. Nehmen wir an, dass 2/3 der Frauen interessiert sind, dass sich was ändert. (Das hat ja auch nicht damit zu tun, dass man Kinder hat. Das gilt ja auch in der Pflege und auch im Job übernehmen die Frauen die ganze emotionale Arbeit und die unsichtbaren Aufgaben).
Geht das auch ohne die Männer? Frau Allmendinger sagt zumindest, es geht nur gemeinsam. Die spannende Frage ist am Ende: gemeinsam mit wem?
Vielleicht auch mit den Frauen? Vielleicht liegt die wahre Kraft ja darin, dass Frauen untereinander Banden bilden und sich über Generationsgrenzen und verschiedene Differenzen in der genauen Ausgestaltung von Gleichberechtigung verschwestern?
Wie schaffen wir es, dass nicht jede Generation wieder in der Rushhour des Lebens (Mitte 30) entdecken muss: Oh, so gleichberechtigt leben wir doch nicht!
Wie etablieren wir im Job einen Sabine-Kreislauf (statt des Thomas-Kreislauf)?
Wie überwinden wir, dass Frauen sich im Patriarchat gegenseitig als Konkurrenz zu sehen? Wie überwinden wir, dass so viel Lebenszeit beim Heranwachsen verschwendet wird, weil wir unser halbes Leben darauf ausrichten, dass wir einen Partner „abbekommen“ wollen?
Was können wir bewegen, wenn wir auf die Politik Druck machen, dass die Gleichstellungspolitk mal einen anderen Fokus bekommt. Im Moment ist Gleichberechtigung doch, dass alle Frauen wie Männer leben können: erwerbsarbeitszentriert. Und das ist Humbug. Das würde nur funktionieren wenn der Staat gleichzeitig eine flächendeckende, bezahlbare, qualitativ hochwertige Pflegeinfrastuktur fördert, die keiner Wertschöpfungslokig unterliegt.
Sehe ich aber gerade nicht. Im Gegenteil.
Wir haben weiterhin die Kinder, die pflegebedürftigen, die alten und die kranken Menschen. Wer kümmert sich um die, wenn alle erwerbsarbeiten?
Ich glaube, das sind die Fragen, die wir uns stellen sollten, um Bewegung ins System zu bekommen – nicht: wie überzeugen wir die Männer.
Sollen die doch ihre Jobs heiraten und alle Zeit der Welt mit ihnen verbringen. Sollen sie doch ihre Wäsche in die Reinigung bringen, Bestellessen futtern, in schmuddeligen Wohnungen leben („Also meinetwegen muss man das Klo nicht putzen!“) und sich ihre Geburtstagsgeschenke selbst kaufen.
Vielleicht ist es an der Zeit, selbst das Rollenklischeedenken zu verlassen. Warum nicht mit drei, vier Freundinnen ein Haus kaufen, die Kinder gemeinsam großziehen, Männer können ja gerne zu Besuch kommen.
Warum muss es immer noch die Kleinfamilie sein mit dem zementierten Bild von marginal jobbender Hausfrau und männlichem Hauptverdiener?
Nein, eine Alleinfinanzierung ist mir absolut unmöglich. Ich arbeite in Teilzeit, ohne Möglichkeit, die Stinden zu erhöhen, da ich die Stelle erst neu angetreten habe und mit einer Kollegin teile. Mein Msnn veditzt das Haus, in das ich eingezogen bin, ich habe absolut keine Rechre an diesem Grundstück, dass, sollte er es verkaufen wollen, in die Hände seiner Mutter fällt, die lebenslanges Wohnrecht in dem Haus hat. Ich kann weder in Vollzeit arbeiten noch mich mit Kind allein finanzieren, da allein meine monatlichen Fixkosten mein gesamtes Gehalt zur Zeit auffressen.
Ich habe von Patricia Camarata beide Bücher gelesen, ich las Nathalie Klüver mit „Deutschland, ein kinderfeindliches Land“, „Mütter macht Politik “ Sarah Zöllner, ich habe Alexandra Zykunov gelesen und Laura Fröhlich. Alle relevanten Bücher eben. Nur, der Knackpunkt ist imner, dass der Mann mitziehen muss. Tut er das nicht, keine Chance. Und so sieht es hier tatsächlich aus.
Mein reden seit langem. Und in der Konsequenz ähnlich dem was Neeva schreibt.
Ps: in den Fällen wo es (mal mehr mal weniger) klappt ist eines der weiteren Zauberworte damit es gut und besser klappt: gemeinsames auswählen und priorisieren. Denn wenn keine Einigkeit darüber besteht welche Aufgaben wann wie wichtig sind, ändert sich am mental load insgesamt wenig, sondern beide haben viel um die Ohren. Und es gibt bei genauerem hinsehen meiner Erfahrung nach so viele gelernte Automatismen (bei beiden) darüber was angeblich wann und wie oft und in welcher Reihenfolge passieren „muss“, dass bei genauerem Hinsehen entweder ganz überflüssig ist oder gemeinsam oder zu anderen Zeitpunkten passieren kann. Klärung und Einigkeit darüber was wirklich unverzichtbar und was modifizierbar ist, kann als erster Schritt schonmal erstaunlich viel Luft schaffen.
Hallo, hier mal die Erfahrung von einem halbwegs engagierten Mann (um die 40, 3 Kinder unter 12, arbeite 35, meine Frau 32 Stunden):
1. Ich habe auch kein Verständnis für das Verhalten vieler meiner männlichen Bekannten – kaum weint das Baby, wird die Frau gerufen, denn bei ihr funktioniere das ja besser, Elternzeit ohne Frau gehe ja nicht und wenn man jede Woche Montag bis Donnerstag wegbleibt, habe man ja drei Tage echte Qualitytime mit den Kindern. Im Zweifel könne die Frau ja auch ganz den Job aufgeben, denn man verdiene ja genug. Die meisten davon sehen sich gar nicht als unengagiert, sie machten ja schließlich schon viel mehr als ihre Väter.
2. Das sind aber gleichzeitig die Männer, die bei der Partnersuche immer sehr viel erfolgreicher waren, als die, die sich ernstzunehmender engagieren. Das soll keine Schuldzuweisung an irgendwen sein, sondern einfach eine Beobachtung.
3. Es gibt durchaus Männer um die 60, die das Engagement junger Männer/Väter anerkennen und teils raten, nicht zu viel zu arbeiten – das ist aber die krasse Ausnahme. Wenn man „nur“ 35 Stunden arbeitet, um 5, 6 Mal die Woche die Kinder zur Kita zu bringen oder abzuholen und bei jeder Mahlzeit dabei zu sein, wird man unterschwellig auch mal als faul abgestempelt. Das ist unangenehm und besonders bitter, weil mir meine Arbeit wirklich viel Spaß macht und ich gerne auch mehr arbeiten würde – das wäre dann aber das Ende eines gleichberechtigten Arbeitsmodells.
Ich habe auch keine Lösung; hier im Osten nahe Berlin passen die Voraussetzungen größtenteils: Eine brauchbare Kinderbetreuung ist da, mittlerweile gibt es genügend Jobs für alle, die Gehaltsschere ist nicht so groß. Klar, das geht alles noch besser, aber mein Gefühl ist, dass das größte Problem in den Köpfen ist. Und für das Problem der Vorposterin kenne ich aus dem echten Leben leider auch nur die Lösung, dass die Frau irgendwann die Schnauze voll hat und sich trennt.
P.S. Hoffe das kommt nicht als Mansplaining rüber, falls doch, bitte einfach löschen. Es tut mir leid, ich weiß manchmal wirklich nicht, was noch als bereichender Beitrag und was als „Mann erklärt die Welt“ wahrgenommen wird. :/
Da hast du völlig Recht. Nur, und das ist es, was ich eben so schwer finde, wie will man seinen Partner dann weiterhin respektieren und an der Ehe, die man ja geschlossen hat, weil man diesen Menschen liebt, festhalten bzw. wie gelingt es, gegen den Partner keinen unterschwelligen Groll zu hegen, der die Notwendigkeit einer Gleichberechtigung nicht sieht und kein Interesse daran hat, weil das ja negativ für ihn selbst wäre? Mein Mann ist nämlich so einer und dennoch liebe ich ihn und habe nicht vor, ihn zu verlassen. Denn lieben tue ich ihn ja nach wie vor. Wie geht man also als Ehefrau und Partnerin damit um, wenn der Mann und das Umfeld keine Veränderung will?
Ich habe darauf keine Antwort leider. Ich bin geschieden. ¯\_(?)_/¯
Ich versuche mich mal an einer ernsthaften Antwort. Warnung: Aufgrund der notwendigen Verkürzung wird es flapsig bis zynisch.
Wenn weder der Mann noch das Umfeld Veränderung will, kommt es im wesentlichen auf eine Frage an: Kann die Frau sich und ihre Kinder aus eigener Kraft finanzieren?
Ja? Dann Jackpot. Triggerworte und politische Diskussionen meiden, Tatsachen schaffen. (Also z.B. bestimmte Arbeiten einfach nicht mehr machen und gucken was passiert. Die eigene Freizeit so wichtig nehmen wie die aller anderen. Zu konkreten Vorschlägen wunderschön vorgetragen lese frau „Musterbruch“ und „Raus aus der Mental-Load-Falle“) Damit bekommt man dann raus ob der geliebte Ehemann seine Frau liebt oder ihre soziale Rolle. Hoffentlich gehört er nicht zu dem kleinen Prozentsatz, der ein „Familiendrama“ begeht, weil seine Frau nicht mehr kuscht.
Nein? Arschkarte. Idealerweise etwas an der finanziellen Situation ändern (wobei das oft schwer bis unmöglich ist) Ansonsten sich vor Augen führen, dass die traditionelle Ehe eine Spezialisierung ist, bei der jeder Part essentiell auf den anderen angewiesen ist. Damit die eigene Arbeit zumindest selber wertschätzen. Lernen die eigene Arbeit sichtbar zu machen. Lieber nicht zu genau nachforschen, ob der Mann einen respektiert.
Nein, eine Alleinfinanzierung ist mir absolut unmöglich. Ich arbeite in Teilzeit, ohne Möglichkeit, die Stunden zu erhöhen, da ich die Stelle erst neu angetreten habe und mit einer Kollegin teile. Mein Mann besitzt das Haus, in das ich eingezogen bin, ich habe absolut keine Rechte an diesem Grundstück, dass, sollte er es verkaufen wollen, in die Hände seiner Mutter fällt, die lebenslanges Wohnrecht in dem Haus hat. Ich kann weder in Vollzeit arbeiten noch mich mit Kind allein finanzieren, da allein meine monatlichen Fixkosten mein gesamtes Gehalt zur Zeit auffressen.
Ich habe von Patricia Camarata beide Bücher gelesen, ich las Nathalie Klüver mit „Deutschland, ein kinderfeindliches Land“, „Mütter macht Politik “ Sarah Zöllner, ich habe Alexandra Zykunov gelesen und Laura Fröhlich. Alle relevanten Bücher eben. Nur, der Knackpunkt ist immer, dass der Mann mitziehen muss. Tut er das nicht, keine Chance. Und so sieht es hier tatsächlich aus.
Args. Da greifen ja wirklich alle Strukturen schön ineinander. Man könnte argumentieren, dass der Mann das nicht persönlich meint. Vermutlich ist ihm nicht mal bewusst, wie seine Machtsituation sich auf dich auswirkt.
Ansonsten kann man da auf die ganz alten Sinnsprüche zurückgreifen: Happy wife, happy life. Für ihn.
Und für dich was meine Oma von Ihrer Schwiegermutter in spe vor der Hochzeit gesagt bekam: „Und merk dir Gertrud: Männer müssen nicht alles wissen.“
In einem neuen Job ist man irgendwann etabliert. Kinder sind irgendwann groß. Und wir haben heute oft 20,30 Jahre länger als unsere Urgroßmütter, um unsere Vorstellungen vom Leben umzusetzen. Viel Glück!