An Trennung denken, wie unromantisch

Ich habe einen Schrank, der ist zur einen Hälfte mit Fotos, zur anderen Hälfte mit alten Briefen gefüllt. Alle paar Jahre schaue ich mir den Inhalt an.  Gestern fiel mir auf, dass ich über die Jahrzehnte auf gut ein Duzend Hochzeiten eingeladen war. Ich hoffe, es gibt da keinen kausalen Zusammenhang, aber tatsächlich sind gut Dreiviertel dieser Ehen in der Zwischenzeit schon wieder geschieden.

Meine persönliche Stichprobe entspricht zum Glück nicht der allgemeinen Statistik – da werden „nur“ 1/3 aller Ehen geschieden. Wie die Trennungsstatistik bei unverheirateten Paaren ist, weiß ich nicht genau.

In Berlin sind die Partnerinnen aufgrund der guten und bezahlbaren Kinderbetreuungsmöglichkeiten nach der Geburt des ersten Kindes in der Regel relativ zügig wieder arbeiten gegangen. Ich kenne kaum Frauen, die drei oder mehr Jahre für ihr/e Kind/er zuhause geblieben sind. Ganz anders in der Gegend in Bayern, in der ich groß geworden bin: Da lief es meist ganz klassisch: Nach wenigen Jahren Beruf – oft auch direkt nach dem Studium wurde geheiratet, ein Haus gebaut und dann blieb die Frau die nächsten Jahre zuhause. Die Entscheidung zu diesem Familienmodell wird natürlich aus freien Stücken gewählt. So wird mir das berichtet. Die Paare finden das gut: Der Mann übernimmt die finanzielle Verantwortung und die Frau die für die Kinder. Das passt für den Moment ganz gut und wenn ich nach der Zukunft frage, dann heißt es: Das Haus wird dann abbezahlt sein und eine Grundsicherung bieten und die Rente des Mannes geteilt. Alles gut also. „Wir haben ohnehin nicht vor uns zu trennen.“, höre ich dann auch oft.

Mir fällt es schwer optimistisch in die Zukunft zu schauen und mich (komplett) auf andere zu verlassen. Für mich wäre das kein Lebensmodell. Ich wollte schon immer unabhängig sein und dazu gehörte und gehört für mich auch die finanzielle Unabhängigkeit. Mich schüttelt es deswegen immer ein bißchen bei dieser Art Zukunftsplanung (denn, wie gesagt, ich bin nicht romantisch veranlagt und optimistisch schon gar nicht).

Ich finde es deswegen gut, wenn darüber geschrieben wird, wie das Worst-Case-Szenario in solchen Einverdiener-Ehen aussieht. Es muss ja nicht mal Trennung anstehen. Es gibt leider auch sowas wie Krankheiten und Tod. (Im Stapel meiner Briefe hielt ich gestern tatsächlich einige Briefe von Freund/innen in der Hand, die schon tot sind). Leider werden solche Artikel oft ein bißchen reißerisch aufgemacht oder aber es schwingt in den Zeilen eine grundsätzliche Wertung des ein oder anderen Lebensmodell mit. Blendet man das aber aus, gibt es so einige Fakten mit denen sich jede/r vor Wahl des Lebensmodells mindestens einmal auseinander gesetzt haben sollte:

„Was aber in diesem Zusammenhang leider nie thematisiert wird, ist das Risiko, das eine solche Lebensweise für die Mütter beinhaltet. Denn meist sind sie es und nicht die Väter, die die unbezahlte Betreuungsarbeit übernehmen. Mütter, die der Kinder wegen mehrere Jahre lang nicht berufstätig sind oder nur Mini-Jobs haben, riskieren Altersarmut und sozialen Abstieg, falls ihre Ehe scheitert.“

Quelle: Mamaclever

Die Gründe warum man sich für ein solches Lebensmodell entscheidet, sind vielseitig. Viele glauben, dass es für die Kinder das Beste sei, wenn die Mutter die ersten Jahre zuhause bleibt. Finanziell gesehen begünstigt das Ehegattensplitting ja auch die Variante, bei der ein Partner in einer Ehe nichts oder nur sehr wenig verdient. Wie der oben verlinkte Artikel auch sagt: Gerade in gut verdienenden Akademikerkreisen empfinden viele es auch als Privileg, dass man es sich leisten kann, dass ein Partner zuhause bleibt. Ist es ja auch. Nicht alle Familien können sich das überhaupt leisten.

Die Kaskade, welche die Entscheidung für das Einverdienermodell nach sich zieht, ist im übrigen lang – selbst wenn die Kinder dann etwas größer und selbständiger sind. Denn natürlich ist es schwer nach einigen Jahren Bezahljobabstinenz wieder eine gut bezahlte Arbeit zu bekommen, die der ursprünglichen Qualifikation entspricht und vielleicht sogar Spaß macht. Meistens entsteht dann ein Gehaltsgefälle zum lückenlos berufstätigen Mann, was dann wieder Grund ist, dass mehr Kinder-Krankentage (und andere zeitintensiven Familienangelegenheiten) von der Frau übernommen werden, was wiederum bedeutet, dass die Frau vielleicht nur Teilzeit arbeitet, vielleicht nie die Verantwortung für anspruchsvollere Arbeit bekommt, was bedeutet, dass sie auch langfristig nie so gut wie der Mann verdienen wird etc. pp.

Wenn dann doch irgendwann die Trennung kommt, wird es schwer. Denn das Unterhaltsrecht sieht keine Fortschreibung des in der Vergangenheit gewählten Lebensmodells „Mann arbeitet, Frau bleibt zuhause“ vor:

„Früher galt: Einmal Chefarztgattin, immer Chefarztgattin. Nach der Scheidung konnte sich die Frau darauf verlassen, dass der Mann ihr Unterhalt zahlen muss, so dass sie ihren Lebensstandard auch nach einer Trennung halten konnte. Das ist seit zehn Jahren anders. 2008 wurde das Unterhaltsrecht geändert. Leider kennen viele Frauen das reformierte Unterhaltsrecht und die Konsequenzen daraus nicht.

Seither haben nur noch Kinder einen Unterhaltsanspruch. Frauen müssen nach einer Scheidung selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen. Sind die Kinder älter als drei Jahre, wird von ihnen verlangt, dass sie Vollzeit arbeiten – sofern es entsprechende Kinderbetreuungsmöglichkeiten gibt.“

Quelle: Mamaclever

D.h. Frauen stehen nicht nur durch die fehlenden Rentenpunkte im Alter finanziell schlecht da sondern ab dem Zeitpunkt einer Trennung – zumindest wenn der Partner nicht gedenkt das gemeinsam gewählte Lebensmodell fortzuschreiben.

Die Situation im Alter kann übrigens schon während der „Mann arbeitet – Frau bleibt zuhause“-Ehe abgesichert werden:

„Wenn Mütter also eine längere Auszeit vom Job nehmen wollen, dann sollte gewährleistet sein, dass ihre Beiträge für die Altersvorsorge weiter bezahlt werden – aus dem Familieneinkommen. Also wenn die Frau kein eigenes Einkommen hat, vom Mann.“

Quelle: Mamaclever

(Fragt mal in eurem Freundeskreis rum. Ich kenne einen Mann, der das tut.)

Deswegen hoffe ich einfach immer, dass die Entscheidung zum Einverdienermodell nicht aus einer zuversichtlichen rosaroten Brille getroffen wird, sondern mit unverstellten Blick auf die möglichen Konsequenzen. Denn es ist ja nicht so, dass man dieses Modell nicht guten Gewissens wählen könnte. Kann man natürlich – nur eben mit entsprechend schriftlich festgehaltenen Regelungen für den Fall einer Trennung und zwar im Zustand des gegenseitigen Wohlwollens und nicht im Zustand der Trennungsverletztheit.

 

118 Gedanken zu „An Trennung denken, wie unromantisch“

  1. Ich möchte nur jemanden beraten, der Schwierigkeiten in seiner Beziehung hat, sich mit Dr.Agbazara in Verbindung zu setzen, weil er der Einzige ist, der in der Lage ist, gebrochene Beziehungen oder zerbrochene Ehen innerhalb von 48 Stunden zurück zu bringen mit seinen spirituellen Kräften. Sie können Dr.Agbazara kontaktieren, indem Sie ihn durch seine E-Mail an ( agbazara @ gmail. com ) ODER WhatsApp ihn an +234 810 410 2662 schreiben, in jeder Situation des Lebens finden Sie sich selbst.

  2. Musste gerade an eine Broschüre der IG Metall denken, wo es über die Altersvorsorge von Frauen ging. Der erste Punkt lautete: „Ein Ehemann ist keine Altersvorsorge!“ Es muss einen Grund haben, dass man das so deutlich dort reinschreiben muss.

  3. Pingback: Enno
  4. Die Deutsche Rentenversicherung Bund macht es einem sogar sehr einfach: Sie bieten Betriebssprechtage an, d.h., es kommt ein Rentenberater in das Unternehmen und kann bis zu zwölf Personen pro Tag beraten. Dieser Service ist kostenlos und man kann so viele Tage buchen, wie nötig sind. Man kann eine Kontenklärung machen oder einfach eine Rentenberatung erhalten. Ich hab das für meine Firma organisiert und in Nullkommanix waren 84 Termine ausgebucht. Je jünger man ist, desto eher wird einem klar, dass man unbedingt handeln muss, um später möglichst nicht zu verarmen. Das betrifft übrigens nicht nur allein erziehende Mütter sondern auch den ganz normalen Mittelstand. Mir ist ganz schön schlecht geworden, bei dem was mir prognostiziert wurde.

  5. Du kennst nur einen Mann, der für seine Frau eine Absicherung bezahlt hat? Na ja, zumindest virtuell kennst du jetzt noch einen. Allerdings hat die sog. Finanzkrise und die Niedrigzinspolitik das im Wesentlichen abgefackelt.

    Das Frauen angeblich nur dann Unterhalt bekommen, wenn mindestens ein Kind unter drei Jahre alt ist, ist ein Mythos. Hier die Regelungen:

    Unterhalt bekommt, wer

    ein Kind betreut, wobei der Betreuungsunterhalt aber grundsätzlich nur bis zum vollendeten dritten Lebensjahr des Kindes zu zahlen ist, § 1570 BGB
    ?wegen ihres Alters keiner Erwerbstätigkeit mehr nachgehen kann, § 1571 BGB
    ?wegen Krankheit oder Gebrechen keiner Erwerbstätigkeit mehr nachgehen kann, § 1572 BGB
    ?keine angemessene Erwerbstätigkeit findet, § 1573 Abs. 1 BGB
    ?sich aus ihrer angemessenen Erwerbstätigkeit nicht in vollem Umfang selber unterhalten kann und sein Einkommen daher aufzustocken ist (Aufstockungsunterhalt), § 1573 Abs. 2 BGB
    ?eine Ausbildung, Fortbildung oder Umschulung absolviert, was sie wegen der Ehe unterlassen hat bzw. um ihre durch die Ehe eingetretenen Nachteile auszugleichen, § 1575 BGB
    ?aus sonstigen anderen schwerwiegenden Gründen keiner Erwerbstätigkeit mehr nachgehen kann und die Gewährung von Unterhalt der Billigkeit entspricht, § 1576 BGB

    Irgendein Grund wird schon vorliegen, wenn der Anwalt halbwegs auf Zack ist. Also ist die Ehe (gerade mit klassischer Rollenverteilung) weiterhin für einen Mann ein ziemliches Himmelfahrtskommando. Zumindest wenn es gut verdient.

    Aber die Asozialromantiker aller Parteien arbeiten ja mit allen Kräften daran, dass möglichst wenige noch ein ordentliches Gehalt beziehen. Dann wird’s natürlich auch nix mit dem Unterhalt.

    1. Wieso ist es ein Himmelfahrtskommando? Weil man sich nicht ohne Konsequenzen aus der Ehe wieder befreien kann? Vorher hat die Ehe ja vielleicht mit das „ordentliche Gehalt“ ermöglicht. Dann darf das auch nach der Ehe weiter honoriert werden.

  6. Prinzipiell halte ich die Idee vom 8-Stunden-Tag als Definition für Vollzeitbeschäftigung für überholt. Wenn eine Vollzeitbeschäftigung z.Bsp. nur flexible 50 oder 60 Wochenstunden bedeuten würde, wäre eine Vereinbarkeit für beide Partner machbar – ohne permanentes „Orga-Gehuddel“.
    Und es gilt leider „ersten kommt es anders und zweitens als man denkt“. Ich habe (fast) immer freiberuflich gearbeitet, die 3 Kids versorgt und mein Mann war mit einem Mehr-als-Vollzeit-Job der Hauptverdiener . Mehr oder weniger klassisch also. Vor ein paar Jahren wurde er psychisch krank und kann seitdem nicht mehr wirklich arbeiten. Deshalb, Mädels, es muß nicht immer die Trennung sein. Das Schicksal hat haufenweise Arschkarten in der Tasche und es gibt nicht immer Hilfe von Staat oder sonst wem. Finanziell gehts uns bescheiden, aber ich bin sehr stolz auf mich, daß ich uns 5 soweit über die Runden bringe mit meiner Arbeit. Nur über Rente brauchen wir jetzt nicht mehr reden. Ich hab nix und mein Mann nicht genug.

  7. So unromantisch finde ich das nicht, ich mache mir da auch ab und an Gedanken, ob ich im Fall der Fälle von heute auf morgen mich und meine Kleine versorgen könnte und bin dann immer erleichtert wenn ich weiß, dass wir zumindest nicht sofort ausziehen müssten und auch genug zu essen hätten.

    Was übrigens thematisch gut zum Thema passt, ist das jedes unverheiratete Paar sich auch Gedanken machen sollte, inwiefern der Partner die Möglichkeit hat im Ernstfall (Todes- oder plötzlicher Pflegefall) auf die Finanzen des Partners zugreifen zu können um die laufenden Kosten vorerst zu decken oder wie es sich bei der Überschreibung von Gütern verhält. Unser Auto läuft zum Beispiel auf den Namen meines Partners. Dürfte ich das dann ohne weiteres weiter fahren, oder verkaufen? Rein rechtlich sehe ich da Probleme. Die Eltern meiner Freundin (auch unverheiratet) haben das alles notariell regeln lassen, inkl. medizinische Rechte und Pflichten im Pflegefall, d.h. ob zB lebenserhaltende Maßnahmen abgestellt werden können.

  8. Ich dachte, dass man während der ersten drei Jahre Kinderbetreuung = Elternzeit genau so viele Rentenpunkte bekommt wie ein Erwerbstätiger? Demnach hätte ich momentan mehr Rentenpunkte als mein Mann, der die ersten zwei Jahre mit Kindern noch Student war und erst danach angefangen hat zu arbeiten.. Sind meine Infos falsch?

    1. Nein, sind sie nicht – sofern man von einem Durchschnittsentgelt ausgeht (dem ja der eine Rentenpunkt zugrunde liegt), bedeuten 3 Kindererziehungsjahre das Gleiche wie 3 Vollzeitarbeitsjahre.

      Das Problem entsteht nicht während der Erziehungszeiten.
      Es entsteht fast immer hinterher, in der Zeit danach.

  9. Ich hatte nach meiner ersten Elternzeit irgendwo gelesen, dass man evtl. etwas der Rentengeldkasse melden müsste bzgl. Einzahlungen etc. Fristen waren allerdings komplett verstrichen, also habe ich mich nicht weiter drum gekümmert.
    Beim zweiten Kind und 8 Monate Elternzeit (und -geld) habe ich jetzt vorher mal etwas recherchiert. Niemanden in meinen privaten Umfeld war das bewusst. Daher vielleicht hier nicht uninteressant:
    Während der Elternzeit (nicht Elterngeld) der Mutter wird der bundesdeutsche Durchschnittssatz in die Rentenkasse eingezahlt. (Der ist überraschend hoch!) Nimmt der Vater auch Elternzeit in Anspruch, muss entschieden werden, für wen diese Einzahlungen gemacht werden. Beiträge werden nur für ein Elternteil eingezahlt. Standard: Mutter. Angeblich wird die fehlende Zeit der Einzahlung hinten angehangen und der andere Elternteil muss dies quasi vor der Rente nacharbeiten, möchte er keine Abzüge haben.

    Mir war das gänzlich unbewusst. Ich bin aber irgendwie beruhigt, dass bei uns und evtl. 3 Jahren Elternzeit keine Lücke entsteht, jedenfalls nicht bei der Mutter. Voraussetzung ist natürlich immer noch das Arbeitsverhältnis.

    1. Ja, das wissen ganz viele nicht. Es ist dann aber wahnsinnig kompliziert dieses Formular auszufüllen (war meine Empfindung zumindest). Ich kann sehr empfehlen sich einen Termin bei der Rentenversicherung zu machen und das mit einem Berater dort eintragen zu lassen. Das hat bei mir 30 min gedauert und bringt eine Menge Geld.

    2. Ich habe es leider auch erst beim dritten Kind so richtig verstanden. Vorher bin ich immer schnell arbeiten gegangen, habe also nur kurz Elternzeit beantragt, aber Teilzeit. Erst beim dritten Kind hatte ich das Glück auf eine Beraterin zu treffen, die mir empfahl, drei Jahre Elternzeit zu nehmen und mich – sollte ich arbeiten wollen – in der Zeit selber in Teilzeit zu vertreten. So würde ich drei Jahre Volzeitrentenanspruch erwirtschaften. Super Info, die ich bis dahin leider nicht hatte.
      LG Theresa

  10. Liebe Patricia!
    Ich freue mich sehr (vor allem nach den zum Teil bestürzenden Kommentaren bei Facebook), dass Du meinen Artikel verlinkt und Dich damit auseinandergesetzt hast. Zugegeben, die Überschrift ist ein bisschen provokant, aber sonst liest so ein wichtiges Thema leider kaum jemand… Und die Leser(innen) hier scheinen ja gottseidank modernere Ansichten zu haben als meine Facebook-Kommentatorinnen.

    1. Ich finde das Thema auch sehr wichtig und bin wirklich geschockt was da an Kommentaren kommt. Ich halte (und das meine ich wirklich nicht zynisch) Frauen, die da sehr optimistisch und blind vertrauend unterwegs sind, die Daumen, dass der Plan auch in Zukunft aufgeht.

  11. Ach noch eine Ergänzung. Ich bin ja grundsätzlich nicht für Vollzeit-Arbeit. 30 Stunden für alle fände ich perfekt. Aber wenn Frauen komplett zuhause bleiben oder vielleicht nur ein bißchen dazu verdienen (Minijob),muss der Mann ja voll arbeiten, damit die nötige Kohle reinkommt. Und das zementiert ja dann die Geschlechterrollen: Frau im Haus und am Herd, kochen nähen backen (alles schöne Sachen – für die Männer vielleicht auch gern mehr Zeit hätten?!),Männer erwerbstätig,kaum zuhause, wenig Zeit mit den Kindern. Ist doch nicht schön, ganz unabhängig von der materiellen Abhängigkeit der Frau. Bestimmt auch nicht das Leben, das viele Männer sich wünschen. So wie Frauen nach der Trennung dann beruflich und finanziell im Abseits sind, haben Männer keine gute Bindung zu den Kindern und haben keinen Schimmer von vielen Alltagsdingen.

      1. Das ist eigentlich eine gute Idee. Ich war halt eigentlich schon vor meiner Heirat finanziell von meinem Partner abhängig. Ich könnte in meinem Beruf jederzeit von Teilzeit auf Vollzeit oder die 30 Stunden gehen und mein Mann weniger arbeiten. Das Problem ist nur mein Gehalt ist das eines typischen Frauenberufs. Das ist in den letzten 20 Jahren für die neuen Mitarbeiter kontinuierlich gekürzt worden, vor allem die Aufstiegchancen für langjährige Mitarbeiter sind weg. Und die Gewerkschaften haben mitgemacht. Die Arbeitszeit ist dafür erhöht worden und zwei zusätzliche freie Tage im Jahr gestrichen worden.
        Mein Mann verdient das Doppelte von mir. Schon von Anfang an. Die Schere wird halt immer größer werden. Unabhängig davon wieviel und wie lange ich in meinem Job weiter arbeite. Keine Chance da raus zu kommen.
        Da sollte angesetzt werden.

  12. Hier in Berlin und im Osten Deutschlands ist es ja völlig normal, dass Frauen wieder arbeiten gehen, wenn die Kinder ca 1 Jahr alt sind. In Westdeutschland ist das doch häufig noch sehr anders, aufgrund schlechterer Kinderbetreuung und wohl auch gesellschaftlicher Normalität/Erwünschtheit. Und tatsächlich ist es ja auch (erstmal) bequemer, zuhause zu bleiben und die care-Arbeit zu übernehmen. Von Gleichberechtigung ist das aber nun weit entfernt, auch wenn es selbst so gewählt ist. Ich wundere mich jedenfalls sehr über Frauen,die selbstgewählt zuhause bleiben (ich meine nicht die ersten 1-2 Jahre nach der Geburt der Kinder, sondern teilweise Jahrzehnte!) und dann aber zum Frauentag was Pathetisches an ihre Töchter schreiben (Tenor: Du kannst alles schaffen,wenn Du nur willst) – wie widersprüchlich, warum begnügen sie sich dann selbst mit der Hausfrauenrolle?! Das Entscheidende für Kinder ist doch das Vorbild, und für Töchter sicherlich das (fehlende) positive Vorbild der Mütter. Ich finde es ärgerlich, wenn Frauen sich eine teure Ausbildung/Studium von der Gesellschaft finanzieren lassen, um dann doch lieber mit den Kindern zuhause zu bleiben. Und besonders ärgerlich finde ich es,wenn sie sich die Kinderbetreuung dann am liebsten auch noch bezahlen lassen wollen, mit der Begründung, die Kinder aufzuziehen, wäre ja auch Arbeit. Natürlich, aber das leisten die Berufstätigen ja auch – nur eben zusätzlich zum Job.

    1. Wenn sich eine Frau entscheidet, mit ihren Kindern zu Hause zu bleiben, dann ist das absolut ihre Sache, wenn sie die Möglichkeit dazu hat.
      In dem Text geht es doch darum, nicht blind in die Altersarmut zu stolpern!
      Wenn dann besagte Hausfrau intelligent genug ist, mittels Ehevertrag, Versorgungsausgleich oder was auch immer für ihr Alter vorzusorgen, dann kannst Du Dich gerne über ihr Lebensmodell wundern und selbst ein anderes vorziehen.
      Trotzdem kann sie ein positives Beispiel für ihre Tochter sein.
      Leben ist vielschichtig.

      1. Ich sehe das anders. Aber da lässt sich stundenlang debattieren, vielleicht sind die Ansichten da auch einfach zu kontrovers, um auf einen Nenner zu kommen. Schon allein dieses „ihre Kinder“- das klingt so, als wären es mehr die Kinder der Frau als vom Mann. Wenn er die Kinder kaum sieht-egal, Hauptsache Mama ist da, die kanns am besten. Mit dieser Oldschool-Sichtweise kann ich wenig anfange
        und vo wegen: Es ist jedem seine private Entscheidung- vielleicht, aber die Sinnhaftigkeit kann man ja hinterfragen. Sonst könnte man sich jegliche Diskussion im Internet von vornherein sparen. Ich gebs ja gern zu: Manchmal denke ich auch, dass dieser Vereinbarkeitsstress ziemlich schlaucht, Beruf und Kinder zu wuppen. Trotzdem will ch es nicht anders haben. Und es ärgert mich, wenn Frauen, die sich fürs Zuhause -Bleiben entscheiden, dann doch so tun, als wäre das in Wahrheit doch besser für die Kinder. Dabei ist es nur bequemer für sie. Aber irgendwo ist dann wohl doch ein gewisser Rechtfertigungsdruck und schwupps, wird die böse „Fremd“betreuung ins Feld geführt.

      2. Nur mal als Gedankenspiel: Der Vater will auch gern zuhause bleiben bei seinen Kindern. Mama aber auch. Was nun? Ohne Geld geht es schlecht. Ist das Verständnis für seinen Wunsch dann auch da, oder soll er mal nicht rumzicken, und sich in seine Ernährer-Rolle begeben?

        1. Oft ist so eine Entscheidung äußeren Umständen geschuldet und mit Sicherheit nicht immer freiwillig. Wenn man dann das Beste daraus macht, im Sinne der Partnerschaft und der Kinder, ist es gut.
          Aber das ist hier etwas ab vom eigentlichen Thema, der Altersvorsorge, die eine eventuelle Trennung mitdenkt.

  13. Danke für diesen Artikel, Frau Nuf.
    Das kann speziell Frauen gar nicht oft genug ins Bewusstsein gerufen werden.

    Es vergeht kein Monat, wo ich nicht Rentenbescheide/Versorgungsanalysen
    von Frauen um die fünfzig auf den Tisch gelegt bekomme und denke:
    „Diese Werte – das kann doch nicht sein!? Bitte lass diese Werte falsch sein,
    bitte lass es einen Eingabefehler vom Berater gewesen sein…“

    Vor Kurzem habe ich mich diesem Bereich einmal zahlenseitig gewidmet,
    weil ich beruflich in so was immer wieder involviert bin.
    Aus den Kommentaren darunter sprach nicht selten Resignation – und das Gefühl, mit dem Thema allein gelassen zu werden.

  14. Beim Thema „Tod des Hauptverdieners“ frage ich mich: Habt ihr keine Lebensversicherung?
    Ich habe eine seit wir unsere gemeinsame Wohnung gekauft haben und nun gefühlte 50 Jahre abzahlen müssen, noch gänzlich ohne Kinder. Genauso wie ich eine Berufsunfähigkeitsversicherung habe, wo noch mal eine zweite Lebensversicherung integriert ist. Für mich gehört so etwas dazu, wenn man Verantwortung für andere hat.

    1. Sehr wahr, alles – aber BU und RLV decken in Ihrem Beispiel nur die
      unwillkürlichen Lebenssituationsveränderungen ab.

      Was aber ist mit den gewillkürten?
      Was, wenn alles gut geht? (kein Tod, keine BU bei Mann?)

      Das größte Problem in meinem Augen ist, dass Armut im Alter für Frauen
      immer greifbarer wird, gerade wenn dem Mann „nichts passiert“…

      1. Das ist noch mal ein anderes Paar Schuhe, wir könnten uns ein Alleinverdienermodell praktisch gar nicht leisten, deshalb ist meine Frau nach etwas über einem Jahr wieder (Teilzeit) arbeiten gegangen. Optimal ist das nicht, aber ihr Arbeitgeber (gemeinnütziger Verein) bietet gar keine Vollzeitstellen und sie wollte das damals auch nicht anders.

    2. Ich glaube, die meisten haben weder das eine noch das andere und mit Kindern, finde ich persönlich noch einen Pflegezusatz wichtig, das haben dann noch viel weniger Menschen.

  15. Ich habe erst letzte Woche mit meinem Pädagogik-Leistungskurs (alles Mädchen, die in vier Wochen ihr Abi schreiben) genau dieses Thema besprochen. Laut Lehrplan müssen wir besprechen, inwieweit Geschlecht und Bildung unsere Lebensgestaltung beeinflussen. Das Ausmaß ist den Mädels so gar nicht bewusst. Der Artikel fasst unsere Diskussion ganz schön zusammen. Ich leite den Artikel an die Schülerinnen weiter und vielleicht nehmen sie ja wirklich was für ihr Leben mit. Danke!

  16. Frau und Herr H. sind nun seit vielen Jahrzehnten verheiratet und waren beide, auch als sie noch jung waren, beruflich und finanziell voneinander unabhängig. Da gab es gar keine Diskussion. Auch im Freundeskreis war das so.
    Es gab natürlich auch die anderen Modelle, wie beschrieben.

    1. Die Kinderbetreuungsmöglichkeiten sind übrigens v.a. im Schulalter besonders schlecht. Spätestens mit Schuleintritt ist es schwer Vollzeit arbeiten zu gehen. Auch weil unser Schulsystem davon ausgeht, dass ein wesentlicher Teil des Lehrstoffs zuhause mit den Eltern gefestigt wird.

  17. Danke für den verlinkten Artikel. Wir haben zwar einen Ehevertrag, der das Unterhaltsrecht regelt und ausdehnt, aber die meisten Punkte bezüglich der Rente waren mir neu. Bisher habe ich zwar keine Pläne, bei Kindern länger zuhause zu bleiben, aber ich weiß jetzt, wann ich mir Gedanken machen muss. Und ich teile deinen Punkt, dass solche Dinge nicht romantisch sein müssen.

  18. Klingt unromantisch, jedoch: Männer sterben statistisch früher als Frauen. Und diese sind dann teils Jahrzehnte auf ihre mickrige Witwen- und Mindestrente angewiesen. Z.B. 10.000 angesparte Euro sind in weniger als einem Jahr weg (plus Inflation und dem Unwissen über die Sicherheit der Anlage.)

    Die Kinder ziehen irgendwann aus – und was macht frau dann? Wenn man seinen Lebensmittelpunkt um die Familie baut, ist man nach 18, 20 Jahren sehr allein.

    Und was du ja auch schon angesprochen hattest: Will man wirklich abhängig sein? Oder jemanden haben, der abhängig von einem ist? Das verkompliziert doch alles – und ich mag es gern schlicht und einfach. Für mich jedenfalls wäre das nix.

    Beim Zaubermann gab es dazu übrigens mal einen Beitrag aus versicherungstechnischer Sicht.
    Den im Text schon erwähnten Beitrag von Frau Lackner kann ich übrigens nur ebenfalls empfehlen.

    1. Oh, was ich noch vergessen habe, mir aber sehr wichtig ist: Ich will meiner Tochter ein gutes Beispiel sein. Ihr zeigen, dass ich so unabhängig bin, wie ich sie gern erziehen möchte. Und dass Frauen eben doch alles genauso gut können wie Männer.

      1. Ich würde es zutiefst unathentisch finden, wenn ich durchs Leben laufen würde mit dem Anspruch, irgendwem zu beweisen, dass ich irgendetwas so gut kann wie irgendein Mann. Manches kann ich super, manches nicht. Manches ist mir wichtig, manches nicht.
        Ich bin mein Maßstab, nicht irgendwelche Männer und ob ich die doch hoffentlich überflügeln kann.

    2. „…Die Kinder ziehen irgendwann aus – und was macht frau dann?…“
      Ohja, da musste ich an zuhause denken:
      Meine Schwester und ich (1 Jahr Altersunterschied) sind dann ganz schnell innerhalb von 3 Wochen ausgezogen, weil keine die Letzte zuhause sein wollte.

      Besonders schwierig sind denke ich die Fälle, wo die Ehe nur „der Kinder wegen“ aufrecht erhalten wird (ich bezweifle, dass es Fälle gibt, in denen das den Kindern hilft), und dann alles zusammenbricht, wenn die Kinder flügge sind.
      Wenn man das nicht wenigstens ein gutes Hobby hat / ein kommunikativer Mensch ist, fällt man in ein tiefes Loch, ohne Aufgabe und Tagesinhalt. Das ist nicht gesund.

  19. Ganz abgesehen davon, dass meine Karriere ein viel zu wichtiger Teil meines Lebens ist, als dass ich sie jemals aufgeben würde, würde ich mich perönlich nie auf derartige finanzielle Abhängigkeit einlassen, ich stimme dem Artikel also uneingeschränkt zu.
    Selbst wenn mein Mann und ich „für immer“ zusammen bleiben (was ich natürlich sehr hoffe), er hatte vor zwei Jahren, mit 26, Krebs – das ist selten, aber kommt vor. Zum Glück ist der Krebs aktuell vollständig in Remission, aber es hätte natürlich auch anders ausgehen können und kann auch in Zukunft noch anders ausgehen.
    Dieser Aspekt ist in deinem Post nur am Rande zur Sprache gekommen: Was, wenn der Partner unerwartet jung stirbt? Dann ist das Familieneinkommen weg und die eigenen Berufsaussichten eventuell schon im Eimer. (Ich weiß, dass man in einem solchen Fall, zumindest, wenn man Kinder hat, finanziell immer noch besser gestellt ist als nach einer Trennung, da es mehr staatliche Unterstützung gibt.)
    Ich würde umgekehrt auch nie wollen, dass mein Partner seine Berufstätigkeit aufgibt und sich gänzlich auf mein Einkommen verlässt; ich möchte, dass wir beide im Falle der Fälle unabhängig sind.

  20. Pingback: Ariana
    1. Wenn mich nicht alles täuscht, werden im Scheidungsprozess auch die während der Ehe erarbeiteten Rentenpunkte hälftig geteilt. Das heißt, beide Partner stehen nach der Scheidung etwas schlechter da als wenn sie gearbeitet hätten, es gibt aber keine Benachteiligung des- oder derjenigen, die weniger gearbeitet hat.

      1. Das ist korrekt, aber das überwindet nicht das Problem, dass man nicht einfach so aus dem Lebensmodell „Mann arbeitet, Frau kümmert sich um die Kinder“ in das Modell „Frau mit Kindern arbeitet Vollzeit“ wechseln kann.
        Die Wahl des Modells hat langfristig viele Folgen. Eine davon ist dass man (in dem Fall frau) nicht einfach im gleichen Maße nach der Trennung Rente aufbauen kann wie es der Mann kann.

      2. Das „Hauptproblem“ kommt danach. Nehmen wir an, ein Paar ist Mitte vierzig, wenn es sich trennt.

        Der Partner, der immer Vollzeit gearbeitet hat, zuckt mit den Schultern und verdient weiter wie bisher. Mit ein wenig finanzieller Disziplin und etwas mehr Anlagegeschick hat er/sie die finanziellen Einbussen durch die Rentenpunkte zum Ende der Rente wieder ausgeglichen.

        Der Partner, der zu Gunsten der Kinder zu Hause geblieben ist, betreut in der Regel auch weiter die Kinder. Ist die Betreuungsituation eher mau, wird diese Person nur Teilzeit arbeiten. Die langjährige Pause im Job sorgt dafür, dass die hochqualifizierten Jobs an der Person vorbeiziehen. Übrig bleiben die hart umkämpften Teilzeitjobs, die mit hoher Wahrscheinlichkeit eher am Niedriglohnsektor kratzen.

        Weniger Einkommen = geringere Anzahl bzw. geringerer Wert der Rentenpunkte. Die enge finanzielle Situation lässt wenig Puffer zu, die Höhe der möglichen Eigenvorsorge sinkt. Auch mit viel finanziellem Geschick lässt sich aus wenig Geld nicht soviel herausholen, dass es die Differenz ausgleicht. Zudem man davon ausgehen kann, dass die tägliche Sorge um geringes Einkommen, den wackeligen Teilzeitjob und wie das Leben mit Kindern, Job aber ohne Partner organisiert werden soll, dafür sorgt, dass man den Gedanken an die Rente erst mal nach hinten schiebt.

        Von daher kann man nur für den Moment sagen „ist doch keine Benachteiligung“ – betrachtet man die langfristige Entwicklung, ist der zuhause bleibende Partner nach einer Trennung sehr wohl benachteiligt.

      1. Ein sehr spannender Artikel! Ich habe im Freundeskreis ähnliche Erfahrungen gemacht. Viele schieben die Möglichkeit, dass etwas schiefgehen könnte, lieber von sich weg. Bei uns liefen Schwangerschaft und Hauskauf fast parallel und wir haben uns viele Gedanken gemacht, wie wir uns gegenseitig so absichern, dass auch einer alleine die Kosten für eine Weile tragen kann. Ich finde das beruhigend, auch in Hinblick auf eine Krankheit oder einen Unfall. Wenn ich weiß, dass ich ausfallen „darf“, kann ich mich auch ruhiger auf das Gesundwerden konzentrieren.

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