So habe ich mir das vorgestellt. Das Navi zeigt, dass wir angekommen sind. Rechts von uns der See, links das Ferienhäuschen. Hinten im Garten steht der Zirkuswagen, hat mir der Vermieter mitgeteilt. Wir kommen spät an, der Vermieter schläft schon. Der Schlüssel ist versteckt, so dass wir trotzdem reinkommen.
Wir laufen durch den Garten. Das Grün ist hier fast so saftig wie das in Schweden, überall blühen Blumen, wir laufen vorbei an einem großen Grill und einem Tisch, der so aussieht als würden abends alle Bewohner der Anlage daran Platz finden.
Erschöpft aber glücklich schleppen wir unser Gepäck zum Zirkuswagen, den wir für unsere letzte Urlaubswoche gemietet haben. Der Wagen ist riesig. Es gibt ein Schlafzimmer, ein Wohnbereich mit Küche und ein geräumiges Badezimmer. Als wir alles verstaut haben, will ich kurz duschen und dann einen Tee trinken, um dann erschöpft ins Bett zu fallen.
Ich ziehe mich aus, stelle mich in die Dusche, die sehr hightech aussieht. Es gibt vertikale Düsen, oben eine Regensimulation, einige Knöpfe, die vermutlich zu einem eingebauten Duschradio gehören und den üblichen Duschkopf. Ein bisschen wie eine Autowaschanlage für Menschen, das ist bestimmt sehr lustig. Man kann vermutlich alle Düsen anstellen, die Arme nach oben strecken, sich einmal im Kreis drehen und dann ist man porentief gereinigt.
Dafür muss man nur das Wasser anstellen. Vor mir zwei große, runde Griffe. Ich drehe vorsichtig den ersten nach rechts. Nichts tut sich. Ich drehe ihn nach links. Nichts tut sich. Ich gehe ein Stück näher ran, ah, ganz leichte Gravuren zeigen, dass man hier einstellt, ob das Wasser aus dem Duschkopf kommt oder aus den Düsen. Verstehe. Ich drehe am darunterliegenden zweiten Knopf. Nach rechts, nach links. Nichts passiert.
Ich drücke vorsichtig abwechselnd auf die beiden Drehhebel. Für wenige Sekunden kommt von oben aus den Regendüsen eiskaltes Wasser. Es reicht um mich frösteln zu lassen. Ich versuche zu replizieren, was ich gerade getan habe. Wo ein bisschen Wasser rauskommt, muss auch mehr Wasser rauskommen. Ich drücke, ich ziehe, ich drehe. Ich untersuche die Drehknüppel. In der Zwischenzeit ist mir kalt, außerdem sehe ich aus wie eine Wasserleiche aus einem japanischen Horrorfilm.
Ich überlege kurz, ob ich meinen Freund rufe. Entscheide mich jedoch dagegen. Ich bin Akademikerin und mindestens durchschnittlich intelligent, ich werde es schaffen, die Dusche anzustellen.
Logik! Hier muss Logik helfen. Einer der Schalter oder Drehknäufe muss es doch sein. Ich drehe, ziehe, drücke also der Reihe nach alle zur Verfügung stehenden Schalter.
Nichts passiert. Alles klar. Man muss bestimmt irgendwo die Dusche aktivieren, bevor man sie starten kann.
Ich gehe also tropfend aus der Dusche raus und suche die Außenwände ab. Ich krieche an der Bodenkante herum, stelle mich dann auf das danebenstehende Klo, um die obere Kante der Duschkabine zu untersuchen. Dann suche ich das restliche Bad nach einem Duschaktivierungsschalter ab. Nichts.
Das kann doch nicht sein, ärgere ich mich. Stelle mich wieder in die Dusche. In der Zwischenzeit ist mir kalt, ich fröstele.
Ich werde diese Dusche bezwingen! Ich werde das schaffen. Ich bin Psychologin! Ich bin IT-Projektleiterin! Ich werde nicht an dieser Dusche scheitern. Ich werde das Rätsel lösen.
Ich muss mir das genauer ansehen. Jeder Schalter hat seine Bedeutung. Vielleicht muss man zwei zusammen betätigen, so wie in diesen Point and Click Adventures. Einen muss man vielleicht drücken und den anderen gleichzeitig drehen. Ich setze meine Brille, die ich fürs Duschen eigentlich abgesetzt habe, wieder auf. Kritisch betrachte ich die Knüppel. Drehe, drücke. Langsam, schnell.
DA!!! Ich habe ein winziges Dingsi am kleineren der beiden Drehknäufe gefunden. Hoffnung flammt in mir auf. Ich drücke ihn vorsichtig und drehe dann langsam.
Wieder passiert: nichts.
Draußen hat es angefangen zu regnen. Das Fenster vom Bad ist sehr groß und man könnte es öffnen und dann auf den Zugangssteg zum Zirkuswagen treten. Es ist nicht besonders hoch. Ich spiele mit dem Gedanken, das Wasser im Waschbecken anzustellen und raus in den Regen zu klettern, mich dort nass regnen zu lassen und dann wieder rein zukommen, ins Bett zu schleichen. Einfach so tun als sei nichts gewesen. Warten bis der Freund duschen geht und dann beiläufig zum Zähneputzen nochmal ins Bad und mir dann heimlich anzusehen, wie er die Dusche betätigt.
Ein wenig albern wäre das, aber immerhin würde ich nicht eingehen in die Geschichte als die Frau, die die Dusche nicht anstellen konnte.
Nein, ich bin alt genug, um zu meiner Doofheit zu stehen. Ich rufe aus dem Bad den Namen meines Freundes und bitte ihn zu helfen.
Der kommt ein bisschen verwundert ins Bad und schaut mich an als beliebe ich zu scherzen.
Dann macht er alles, was ich vorher gemacht habe, während ich gespannt über seine Schulter blicke. Er ist auch Akademiker. Informatiker sogar, einer, der was von Logik und Mathematik versteht. Insgesamt ein recht schlauer Typ. Schnell im Kopf. Viel Computerspieleerfahrung. Ich erinnere mich daran wie wir mal zusammen bei ihm ein Spiel auf der Playstation 4 spielen wollten. Ich hatte schon jahrelang keine Spielkonsole mehr benutzt. „Ich gehe kochen, dann kannst du schnell das Tutorial durchspielen bis ich fertig bin und dann spielen wir zusammen Helldivers.“
Da dachte ich auch „gar kein Problem“. Als der Freund dann Vor-, Haupt- und Nachspeise fertig gekocht hatte, hatte ich ca. 15% des Tutorials durchgespielt und war gefühlte dreißig mal gestorben. Wer kann sich denn diese Tastenkombinationen merken? X, O, Dreieck, Viereck, R1, R2, L1, L2 und dann auch noch in einer bestimmten Reihenfolge. Ich war der Verzweiflung nahe. Meinen Berechnungen zufolge würde ich in ungefähr 7 Monaten den Skill erreicht haben, die erste Mission zu erfüllen.
Jedenfalls war ich frohen Mutes dass ER die Dusche bezwingen würde. Ich würde demütig zuschauen und vom Meister lernen. Den Kindern am Ende niemals sagen, dass Computerspiele dumm machen, wohlwissend, dass man passiv durchs Spielen hervorragende feinmotorische Fähigkeiten ausbildet, die gepaart mit Erfahrung und einem großen Geist möglich machen würden die kniffeligsten Rätsel zu lösen. Zum Beispiel diese Dusche.
Der Freund gab sein Bestes.
Am Anfang hat er gelacht, dann wurde er etwas verkniffener, am Ende hat er geistig gegen die Duschkabine getreten, glaube ich.
Mit den Worten „Niemand muss um Mitternacht noch duschen“ verließ er den Raum.
Stimmt. Niemand muss um Mitternacht duschen.
Die Dusche war bestimmt eine Attrappe, ein kleiner Scherz des Vermieters, der vermutlich in seinem Bett lag und sich bei der Vorstellung wie wieder zwei Urlauber aus Berlin an der Dusche scheiterten den Bauch vor Lachen hielt und dann zufrieden einschlief.
Am nächsten Morgen würde er kommen, die richtige Dusche bringen und die Scherzdusche mitnehmen.
Wen es interessiert: Der untere Drehknüppel ist schwenkbar. So wie ein analoger Steuerknüppel. So wie die Dinger damals am Amiga 500. Man muss nicht drücken sondern diagonal nach oben ziehen. Wie bei einem Flugsimulator, wenn man langsam das Flugzeug in die Luft bringen möchte.
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Gerne gelesen.
Made my day!
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Echt verrückt heutzutage!
Wunderwerk Technik – Ein Wunder wer das Werk versteht :-)
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Oh jeee ich kann richtig mitfühlen. Habe so etwas ähnliches auch schon erlebt, finde deine Einstellung a la selbst ist die Frau echt klasse. Wir müssen nicht sofort die Herren der Schöpfung herbeirufen wenn es mit der Technik nicht sofort klappt ;-)
Großartig. Weil: nach Einzug in unsere neue Bleibe stand ich in der Dusche mit exakt gleichem System. Und probierte und tat und machte und verfluchte den Arsch von Vorbesitzer sowie uns, dass wir nicht zur Übergabe die Dusche ausprobiert haben, die ist doch im Eimer… Ja… Es hat wirklich einige Tage gedauert, bis wir es kapiert hatten. Besucher waren auch verwirrt.
Und die Moral von der Geschichte: wir haben jetzt einen stinknormalen Thermostaten, Scheiß auf die Regendusche. Aber gut, Thermostat sorgt halt auch für konstante Temperatur im Gegensatz zu dem alten Ding, das war der Hauptgrund.
Ich war einmal in Köln mit meiner Familie in einer Kneipe oder einem Restaurant. Ich weiß es nicht mehr genau. Irgendwann musste ich aufs Klo.
Auf der Damentoilette musste ich entsetzt feststellen, dass die Klokabinen GLAStüren hatten! GLAS! Durchsichtig! Ich habe meine Schwester gebeten, sich davorzustellen, weil ich ungern öffentlich uriniere, flatuliere oder sonstiges.
Als ich die Glaskabine hinter mir verschloss, fing meine Schwester an zu lachen: die Scheibe verdunkelte sich mit dem Verschließen automatisch.
Es gibt Technik, die das Leben wirklich nicht vereinfacht…
NACHBARIN! Euer Fläschchen!! Ich möchte jetzt eine Stoffwindel. Ich bin dieser Wanderdusche (@chriskrams) in Chicago im Hotel begegnet ….
Herrlich! Danke für die Lacher! Es tut so gut.
Es handelt sich um eine Wanderdusche. 2008 stand sie noch in einem kleinen Hotel in einer sardischen Badebucht.
Mir geht’s ja so mit dem Hebel für den Heckscheibenwischer in den Autos, die ich so fahre (Mietwagen, Leihwagen, Carsharing): Ich kann in den Fahrzeugen alles bedienen, Tempomat, Bluetoothkopplung, Einparkassistent, Sprachsteuerung der Ortefinder- und Unterhaltungselektronik, nie ein Problem, immer ohne Handbuch oder Anleitung, wie seit Jahrzehnten geübt, in allen Modellen, aus dem Handgelenk geschüttelt, Klacks und so.
Aber ich seh nichts beim sch… Rückwärtseinparken, wenn es sch… regnet, weil ich den sch… Heckscheibenwischer nicht einschalten kann. An dem einen Schalter toben sie ihren in jahrzehntelanger Fron an der Ergonomiefront angefressenen Menschenhass aus, diese… Ingenieure und Innenraumdesigner, die.
(Ich park nur vorwärts ein, da geht’s.)
Du bist nicht die einzige. Ich (Anwältin) und er (Mathematiker) sind letzte Woche in einem teuren Hotel klaglich daran gescheitert, das Wasser der Badewanne von Kran auf Duschkopf umzuschalten. Erst am nächsten Tag haben wir festgestellt, dass man am Hahn selbst ziehen muss und es gar keinen Hebel oder Knopf zu umschalten gibt.
Ich denke ihr seid nun bereit nach England zu fahren. In den dortigen Hotels habe ich innerhalb eines 3wöchigen Urlaubs (wobei wir jeden Tag in einem anderen Hotel waren) keine einzige Dusche gefunden, die tatsächlich gleich funktioniert hat. Und ich habe bei JEDER einige Minuten gebraucht herauszufinden, wie ich an warmes Wasser komme. ;-)
Ich lache so sehr. Danke!!!!
Wer kommt denn bitte auf so einen Murks? O.o Verrückte Welt!
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[nächstes Level: die japanische toilette]
Ich war mal in einem sehr schicken Restaurant mit komplett durchgestylten Toilettenbereich. Nur der handgeschriebene Zettel am Spiegel mit der Anleitung wie die Wasserhähne zu betätigen sind und das die schiefergraue Fläche tatsächlich ein Waschbecken ist, der störte die Optik etwas. War allerdings nötig.
Gerücht: Als erfolgreiche Beststeller Autorin muss Patricia Cammarata nun nie wieder arbeiten und quält uns deshalb seit Wochen mit wechselnden Urlaubsimpressionen (Ostsee, Schweden, Niedersachsen).
*hust* Dieses Jahr habe ich es ohne Krankenhausaufenthalt einfach geschafft meinen Jahresurlaub zu machen.
Zirkuswagen, wie schön.
Hab letzte Woche solchige in Burgund angeguckt, also im Internet, für nächstes Jahr.
Mein Mann weigert sich aber. Sei ihm alles zu eng da drin.
Man könne ja in der Dusche nicht aufrecht stehen. Stimmt das denn?
Der Typ, der die Dusche auch nicht anbekommen hat, ist 1,90 und kann in der Dusche stehen.
Unser Zirkuswagen ist wirklich sehr geräumig. Die Decke ist ca. 2,30 hoch.
Ich stand auch schon auf Elba mit eingeschäumten Händen mitten im Straßencafe, weil ich partout den Fußhebel nicht finden konnte und habe mittels Phantasie-Italienisch die Kellnerin um Erklärung gebeten. Inzwischen habe ich mir angewöhnt, bei Waschbecken und Fremdduschen vor dem Einseifen bzw. Entkleiden die Wasserzufuhr zu klären. Man lernt ja wohl doch auch aus Erfahrung.
Ähnliche „Tragödien“ spielten sich bei mir kurz nach der Wende vor vielen Waschbecken in öffentlichen WCs ab, wenn partout kein Wasser fließen wollte. – Ich habe mitgelitten, denn bei Besuchen in anderen hightech-Duschkabinen wollte ich auch schon öfters aufgeben und ungeduscht bleiben.
ich bin Gott jedenfalls dankbar, dass sich niemand verbrüht hat. Lieber stinkt ihr ein paar Tage vor euch hin…
Ganz wunderbar.
Ich lese ihren blog schon lange. Mein Mann kennt sich damit gar nicht aus, war aber mit mir letztes Jahr in der Lesung der GLS Bank in Bochum. Und war begeistert.
Seitdem lese ich ihm immer mal wieder vor.
Auch er musste bei dieser Geschichte sehr lachen und hat mich aufgetragen Ihnen dies zu bestellen.
Habe ich gerne gemacht
Und es beweist sich wieder: Die Geschichten vom Scheitern sind die besten.
Mir wäre es vermutlich auch so gegangen. Ich wäre allerdings und sehr wahrscheinlich noch aus dem Zirkuswagen nach draußen gegangen und hätte die Wasserleitung abgeklappert. In der Hoffnung, den Hauptabstellhahn zu finden und ihn zu öffnen… ;-)
„Benutze Kettensäge mit Dusche“