Alles Verrückte!

Vandalismus in Reinform. Furchtbar! Oder Schönes aus Adhäsionsfolie.

Ich mag Kunst. Vor allem wenn sie für alle verfügbar ist. Deswegen habe ich mich gefreut, als ich den mit Frischhaltefolie befestigten Stuhl an eine der Säulen am Frankfurter Tor entdeckt habe. Ich war nicht die einzige. Als ich dastand, um ein Foto zu machen, gesellten sich andere dazu und wir plauderten ein wenig. Die inhaltliche Aussage ist natürlich nicht so tiefsinnig wie der Hackfleischdarstellungen in Werbeprospekten, aber alleine die Idee Kunst im öffentlichen Raum zu machen, die nichts zerstört oder beschädigt, gefällt mir.

Das war was ich dachte, als von hinten eine zeternde Frau ankam und ohne Zögern damit begann an der Folie zu reißen. „Was soll das? Was sind das für Menschen? Verrückte!!!“, schrie sie dabei. „Was machen sie denn da?“, erkundigte ich mich. „Abreißen!“ „Warum“, wollte ich wissen, „das ist doch hübsch.“

„HÜBSCH?“ Ihr Kopf wurde rot während sie wutentbrannt weitere Stückchen Folie zerfetzte. „HÜÜÜÜBSCH? DAS IST VANDALSMUS! VANDALISMUS!!!!“ In blinder Zerstörungswut riss sie die Folie ab, verhedderte sich darin, wurde wütender, riss erneut und zerrte wie wild, schrie nach ihrem Mann, der gefälligst eine Schere holen sollte.

VANDALISMUS!!!“ schallt ihre Stimme durch den Durchgang des Frankfurter Tors. Immer wieder, bis sie den letzten Milimeter Folie abgerissen hatte. Der Stuhl krachte zu Boden, sie tritt auf ihn ein: „V A N D A L I S M U S!!!

Schade. Mir hat’s gefallen. Aber die Kinder wissen jetzt wenigstens was Vandalismus ist.

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Nachtrag: Der Stuhl ist von bosso fataka gewesen. „Turn trash into scuplture

6 Gedanken zu „Alles Verrückte!“

  1. Super Aktion!!! ;) Hätte ich auch mal Lust zu. >xD
    Hätte gern das Ausraster-Desaster live gesehen! :D Die spießige Pedantendame hätte sich mal Zeit nehmen sollen für Dein „Kunstwerk“. :P

  2. Gegenüber der Sparkasse am SBhf Warschauer hängt ein Einkaufswagen am Laternenpfahl. Oder hing zumindest vorhin noch… Sieht auch stark aus. Schade um die Zerstörung :(

  3. Ich habe einmal in Hamburg einen älteren Mann gesehen, der zeternd durch die damalige Beuys-Austellung in der Kunsthalle ging. Hinter ihm – in einigem Abstand – war seine Frau, der er – sie war ja so weit weg – laut zurief, dass das alles ein unglaublicher Dreck sei und dass die Enkelkinder das besser könnten, und dass es sowas ja früher nicht gegeben hätte usw. usf.

    Er war ziemlich laut, und sehr agitiert. Aber bei näherer Betrachtung schien mir, dass der Mann gerade einen Heidenspass hatte. Ich folgte ihm (Unauffälligkeit war unnötig) und je länger ich ihm zusah, desto sicherer wurde ich: der Mann amüsiert sich prächtig.

    Man könnte das jetzt paradoxen Kunstgenuss nennen, aber es ist natürlich auch nur asoziales Benehmen in der Öffentlichkeit.

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