Der Mann als solches ist ein rätselhaftes Wesen. Die Mysteriosizität folgt, wie alle Naturerscheinungen einer Gaußschen Normalverteilung. Demzufolge sind alle möglichen Variationen anzutreffen.
Dem Frauenversteher diametral entgegen gesetzt ist aber nicht, wie der undifferenzierte Alltagsglaube oft irrtümlicherweise verbreitet, der Macho, sondern männliche Objekte, die sich mit Vorliebe mehr als 16 Stunden am Tag vor flimmernden Monitoren aufhalten. Nur dort fühlen sie sich wohl. Den Rest der Welt verstehen sie nicht, denn sie lässt sich weder mit Pfeilen noch Tapstoptasten vervollständigen oder steuern.
Berufliche Zwänge machen gelegentlich soziale Interaktion notwendig. Wenn sich dies überhaupt nicht vermeiden lässt, sind diese Männer kompromissbereit. Dies demonstrieren sie, indem sie ihre Drehstühle den Störquellen entgegen drehen. Das muss dem Gegenüber als Symbol von Höflichkeit genügen. Den Kopf anheben und dem stehenden Subjekt ins Gesicht schauen, das mögen diese Männer nicht. Vermutlich weil Köpfe nicht rechteckig und zwei dimensional sind.
Wenn es nun passiert, dass das algorithmenstörende Etwas eine Frau ist und der Angesprochene sich aus dem Schutze seines Monitors begibt und die Situation es sogar erfordert zu sprechen, so sprechen diese Männer nie mit dem Frauengesicht sondern mit dem Busen.
Das hat allerdings ausschließlich etwas mit deren Positionierung in Relation zur Augenhöhe des Sitzenden zu tun. Diese Koinzidenz verursacht in einem realen Lebenskontext gewisse Schwierigkeiten, denn die Betroffenen sehen selten Brüste. Also starren sie wie hypnotisierte Kaninchen auf die das Blickfeld überschattende Ausbeulungen, was fokussierte Kommunikation erschwert.
Das zielgerichtete Weibchen kennt jedoch Auswege. Es malt sich zum Beispiel freundliche Gesichter auf die Brüste. Diese signalisieren eine generelle Friedseligkeit, was die Gesamtatmosphäre entspannt.
Wenn das Weibchen die richtige Stimmung geschaffen hat, klebt es sich kleine Post-its mit den Kernbotschaften der angestrebten Kommunikation auf die Brüste. Es stellt sich erst leicht seitlich dem sitzenden Adressaten gegenüber, so dass er den ersten Zettel lesen kann.
Sobald es merkt, dass die Botschaft wahrgenommen und verarbeitet wurde, wendet es seinen Körper leicht zur Seite, um die nächste Botschaft zu präsentieren. Sollte es mal mehr Botschaften als Platz auf den Brüsten geben, so kann es mit einem eleganten Einsatz des Fußes den Bürostuhl des Nachrichtenempfängers nach unten pumpen und ihm weitere Botschaften darbieten, die auf ihrem Hinterteil präsentiert werden.
In besonders schwierigen Fällen empfiehlt es sich die Botschaften mittels eines Hexeditors umzuwandeln:
000000 4b 6f 6d 6d 73 74 20 44 75 20 6d 69 74 6e 73 20 4d 69 74 |Kommst Du mit uns Mi|
00000010 74 61 67 65 73 73 65 6e |ttagessen?|
Das schafft eine wunderbare gemeinsame Grundlage. Mit dieser leicht nachzuahmenden Vorgehensweise lassen sich anfängliche Kommunikationsschwierigkeiten leicht überwinden.
Die Männer, die du beschreibst, haben noch nie reale Brüste gesehen. Die kennen nur Brüste, die „LindaLove23.jpg“ usw. heissen. Du wirst sie deshalb nicht mit angezogenen Brüsten vom Monitor fortlocken können.