12 von 12 im Juli

Der 12. Juli ist auf ein kinderfreies Wochenende gefallen. Kinderfreie Wochenenden dauern ca. 100 Stunden. Es ist erstaunlich, was ich an zwei Tagen alles schaffen kann. Ausschlafen bis 8 Uhr zum Beispiel. Aufstehen fällt allerdings  ziemlich schwer, wenn die Kinder nicht darauf bestehen, dass ich Frühstück mache. Ich lese also ein bisschen Internet und schreibe dann die erste Fassung meines ElterngeldPlus Artikels.

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Nachdem ich gefühlt zwanzig Artikel und ein duzend Broschüren gelesen habe, ist es plötzlich zehn Uhr. Ich äh muss mich noch anziehen, denn ich bin mit Frau Kirsche zum Frühstück verabredet. Ich hab sie über einen gemeinsamen Freund kennengelernt und wir haben neulich zusammen gepodcastet. Der Freund hat gesagt: Ihr werdet euch verstehen. Er soll Recht behalten.

Ich fahre mit dem Fahrrad nach Kreuzberg, wo ich am Tag zuvor schon frühstücken war. Es ist wirklich total leer. Das fällt mir erst auf, nachdem ich den Artikel über die Berlinreise bei Maximilian Buddenbohm gelesen habe.

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Ich habe Frau Kirsche noch nie in echt gesehen, aber ich erkenne sie sofort an ihrem phänomenalen Rock. Frau Kirsche ist Nähnerd. Die Kleider, die ich bislang auf instagram gesehen habe, sind großartig.

Wir gehen ins Bastard. Das Frühstück dort ist toll. Genau deswegen sind alle Plätze besetzt. Wir stehen enttäuscht auf der Straße und gucken so lange traurig, bis der Kellner uns einen Platz organisiert. Ich bestelle mein Essen ohne Obst. Der Kellner sagt: „So einen Quatsch machen wir hier nicht“. Ich jammere und sage ihm, dass ich lieber Vogelspinnen als Mandarinen essen würde. Er sagt mir, er wolle in die Natur, man könne halt nicht alles haben. Am Ende macht er mich doch glücklich. Mir wird ein Frühstück ohne Obstdeko serviert.

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Frau Kirsche und ich unterhalten uns lange und das obwohl ich Psychologin bin und sie Soziologin ist. Eigentlich gibt es sowas wie eine traditionelle Feindschaft zwischen diesen beiden Disziplinen (oder zumindest totales Unverständnis, weil die Blickrichtung entgegengesetzt ist). Mir fällt auf, dass der Kellner die ganze Zeit mit uns schäkert. Das ist mir ca. 100 Jahre nicht mehr passiert. Ich verstehe ihn, ich finde Frau Kirsche auch toll.

Am Nachmittag fahre ich wieder nach Hause und lege mich erstmal hin. Mittagsschlaf! So toll!

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Danach steht Hausarbeit an. Ich bin fasziniert wie viel Arbeit unter der Woche liegen bleibt, obwohl ich die ganze Zeit was mache. Alleine fünf Maschinen Wäsche. Ich träume von einer Haushälterin. Auch denke ich immer, dass es ja Menschen gibt, die auch noch bügeln oder die jeden Tag staubsaugen oder so. Wie machen die das?

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Ich brauche Folge 30, 31 und 32 des Lila Podcast bis ich zur Hälfte fertig bin mit dem ganzen ******. Besonders gut gefällt die Folge zu den Serien. „Hit and Miss“ und „Raised by Wolves“ muss ich unbedingt sehen.

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Betten neu beziehen ist auch mal wieder dran. Ich hatte ne zeitlang einen 70er Jahre Stoffsammelfetisch. Diese Kinderbettwäsche habe ich ein halbes Jahr gejagt. Jetzt sind die Kinder eigentlich raus aus dem Alter. Dann kommt der Bezug eben auf eine der zahlreichen Spieldecken, die die Kinder zum Bauen verwenden. Ich wünschte, ich könnte nähen… dann könnte man daraus vielleicht noch was schönes machen.

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Als letztes räume ich das Kinderzimmer auf. Ich hab mich neulich mit anderen Eltern unterhalten, dass ich Waffen hasse und meine Kinder deswegen keine haben. Ich glaube, ich habe mich geirrt.

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Jetzt habe ich erstmal keine Lust mehr. Zeit mal in den Comic zu schauen, den ich zum Geburtstag geschenkt bekommen habe. Außerdem ist es nach vier.

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Nebenher mache ich Backups. Dieses vorwurfsvolle Popup „Schon 10 Tage kein Backup“ ist ja nicht auszuhalten auf Dauer.

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Glücklicherweise besitze ich seit kurzem einen Hammer. Ich hänge ein neues Bild auf, das mir meine Freundin Katia geschenkt hat. Katia ist großartig. Nicht nur was ihre Kunst angeht, auch ihr Blog muss man sehr lieben.

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Dann vertrödele ich noch unfassbar viel Zeit. Ich schaue „Suits“* und lackiere meine Fuß- und Fingernägel. Weil die nicht schnell genug trocknen, komme ich äh 25 min zu spät zum Burgeressen und vergesse auch noch meinen Burger zu fotografieren! Dieses Tussileben ist nichts für Anfängerinnen. Vermutlich hätte ich ohnehin Salat bestellen müssen.

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*dafür komme ich in die Hölle. Die Serie ist nicht nur angereichert mit Klischees (die Typen mächtig und kompetente Anwälte, die Frauen Anwaltsgehilfinnen und Sekretärinnen oder Quotenfrau, alle gutaussehend, toll gekleidet, superdünn) sondern auch voll mit sexistischen Sprüchen und Gesten (über die die Frauen aber immer lachen, die haben halt Humor).

14 Gedanken zu „12 von 12 im Juli“

  1. Mir wäre die Feindschaft zwischen Soziologen und Psychologen auch neu.
    Ich weiß nicht, ob das an den unterschiedlichen Unis liegt. Aber ich habe Politik- und Erziehungswissenschaft studiert, bin an den Soziologen also recht nahe dran, und ich konnte nie irgendeine Animosität feststellen.

  2. Feindschaft zwischen Psychologen und Soziologen? Ernsthaft?
    Nicht in meinem Studium. Das ist zwar schon eine ganze Weile her, aber da tummelten sich sehr viele Psychologen mit Soziologie als Nebenfach und umgekehrt. Und von den Profs und wissenschaftlichen Mitarbeitern bei den Sozialpsychologen hatten die meisten zwei Abschlüsse, einen in Psychologie und einen in Soziologie. Habe noch nie gehört, dass es da eine „traditionelle Feindschaft“ geben soll. Die gibt es zwischen einer Menge Disziplinen, aber gerade die beiden zählten nach meiner Erfahrung bzw. an meiner Uni nicht dazu, ganz im Gegenteil. :)

  3. Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber ich liiiieeebe „suits“! Ich habe es zu Beginn auch mit Ihren 5 (?) Kriterien geprüft und die gingen vollkommen auf! Alle Frauen haben Namen, und sie sind nicht in der Minderheit. Es gibt auch weibliche Anwälte und Professorinnen; die matriarchalische Oberpowerfrau von Jessica und die eigentliche Hauptfigur: Donna – sie ist doch herrlich! Einzig die Figuren – klar. Aber ich glaube, das ist in der Branche nicht einmal unrealistisch…
    Welche Serie ich absolut nicht ertragen kann, ist dagegen „mad men“ – da kann ich mir auch Frauengold reinziehen…

    1. Du, ich schaue die Serie auch begeistert, aber ich hab da lange drüber nachgedacht, den Bechdel-Test erfüllt die Serie nämlich (wie du ja schon sagst), dennoch…

      1. Ach, so hieß der.. ;)
        Vlt. blendet mich auch einfach Gabriel Macht und erweckt den Teenie in mir… *schmacht*, sodass ich mich an dem Sexismus gar nicht gestört habe. Muss ich bei Staffel fünf dann überprüfen :)

  4. Es war ganz wunderbar! Der Kellner schäkerte wirklich viel, aber das lag definitiv an der wilden Psychologie-Soziologie-Mischung, die funkensprühend und konfettiregnend um uns herum wirkte. Ich war abends übrigens schon wieder sehr neidisch auf den Burger.
    Liebste Grüße!

    1. Ja, ich hätte fast geschrieben: Da bin ich sehr stolz
      Aber ich weiß nicht, ob man stolz sein kann auf Dinge, die man selbst nicht erreicht hat. Ich bin jedenfalls begeistert.

  5. Ich falle immer wieder auf Ihre sexistischen Blogeinträge herein. Angelockt werde ich durch den vordergründigen Humor und die Aussicht auf „Heiße Schnitten in heißen Schnitten beim Frühstück“ – aber kaum lässt man sich schon in den Lesesessel zurücksinken, da blitzt die kalte Klinge des post-war-Genderismus durch: Ich als Zu- und Haushälter würde also qua meines sexus nicht bei Ihnen angestellt, bin auch nicht erwünscht wie meine weiblichen Berufsgenossinnen. Nicht nur würde mir keine Wäsche anvertraut, auch beim Frühstücken sind meine Geschlechtsgenossen und ich zu dienenden Lustobjekten degradiert.

    Empörung! Darüber sollte es mal Podcasts geben!

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