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Werte Leser,

die Langweile hat ein Ende. Ich begebe mich in eine einwöchige Blogpause. Bitte lesen Sie meine Blogroll, die anderen sind ohnehin viel amüsanter.

Frohe Ostern!

Herzlichst Nuf

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Lieber Therapeut,

mache gute Fortschritte. Vergangenen Monat wiederholt ans Tageslicht gegangen. Bzw. habe sogar einmal nach 21 Uhr die Wohnung verlassen.
Am Wochenende Umzugsfitness und Kennen lernen freundlicher Nachbarn, der es mich „scheisse“ fand, weil ich mich um 12.30 Uhr in normaler Lautstärke mit einem Umzugshelfer im Hof unterhielt. Freundlicher Nachbar hat auf mein Lachen hin Tür zugeknallt und verkündet: „Du blöde Fo****, ich schlitz Dich auf, wenn Du nicht das Maul hälst.“

Daraufhin lieber wieder in Wohnung zurückgezogen und Plakate von den Wänden entfernt. Später hinter Sofa getarnt zum Umzugswagen geschlichen.
Nach Umzug gespeist und zu Fuß in Einkaufsland gefahren. Dort zwei Stunden bei großer Osterbastelaktion mit Kind gebastelt. Kind war nicht sehr zufrieden mit meinen Ergebnissen. Hat mehrere Male lauthals geschimpft, weil ich Osterküken unsauber ausgeschnitten habe. Kein Eis bekommen.

Interessiert den 20jährigen Kinderanimateurinnen gelauscht, die viel zu berichten hatten. Z.B. dass Paul nicht so gut im Bett wäre wie Karl, der aber immerhin ein ganz ansehliches Genital besäße. Innerlich Augen verdreht während Kind zu blonder Kinderanimateuse gesagt hat: „Warum erzählt ihr so einen Mist?“

Animateuse total erstaunt gewesen, dass anwesende Kinder nicht taub.
Am nächsten Tag Besuch empfangen und erlebt was Profikoch ist. Endlich nur zugearbeitet und nach nur drei Stunden 700 Enchiladas mit fünf Kilo Salat gehabt. Weitere zwei Stunden gegessen: Mitgebrachtes Kind von Besuch hat sich kurz orangenfarben erbrochen, dann in Park gefahren. Dort bei Tageslicht mehrere Stunden umhergewandert. In Café gegangen, wo Bedienung nur drei Dinge von der Karte kannte und nichts anderes verkaufen wollte.

-Hallo, ich hätte gerne einen grünen Tee

-Oh, äh? Grüner Tee? Hmmmm? Vielleicht ein Roibusch Vanilletee?

-Nein, bitte grünen Tee.

-Hmmm, ohhh, ja hmmmmm den hamwa nich.

-Dann einen Earl Grey

-E a r l G r e y???? Roibusch Vanille?

-Earl Grey steht aber auf der Karte

-Ohhhh?!

Plötzlich verstanden wieso Café 1 im Park total überfüllt und Café 2 menschenleer. Auf Rückweg Genehmigung erhalten Kinderwagen zu schieben, festgestellt dass es bei jungen Eltern geschlechtstypisches Musterungsverhalten gibt. Jungväter mustern Kinderwagenmodell, Jungmütter mustern schiebende Mutter.

Nachtrag:

Lieber N. aus X., bitte lies unbedingt die Rezepte auf dieser Seite. Das nächste Mal, wenn wir gemeinsam kochen, versuchen wir mal die Vollgestopften Muscheln

via

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Ein Kind im Haushalt als sozial akzeptierte Erklärung für phasisch auftretende Verrücktheit ist äußerst zu empfehlen. Nur ein Kind gibt einem beispielsweise die Legitimation länger als 20 Minuten kichernd im Wäschekorb zu sitzen. Es ist übrigens ganz erstaunlich wie viele unauffindbare Verstecke eine doch eher spartanisch eingerichtete Wohnung* bietet.

Verstecken spielen kann so lustig sein. Es ist manchmal nur ein bißchen deprimierend wenn alle die Suche aufgegeben haben. Einmal hing ich bis zum Einbruch der Dunkelheit am Kleiderständer unter den Wintermänteln. Da habe ich mir sehr gewünscht was zum Lesen mitgenommen zu haben.

—-

*Zitat der Mutter: Kind, brauchst Du Geld für Möbel?

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Früher habe ich auf dem Weg in die Arbeit gelesen. Aus der Wohnungstür in die U-Bahn fallen, Potsdamer Platz ausgespuckt werden, ins Büro fallen, dazwischen exakt zwanzig Seiten geschafft. Im Büro nicht mehr bewegt, Buckel bekommen, Tippgichtfinger, Bildschirmaugen, Plattarsch.

Nur in der Mittagspause fünfzig Meter in Kantine geschlichen, 2.000 Kalorien zu mir genommen, einen Karamell-Latte-Macchiato hinterher und noch schnell einen dieser 6.000 Kalorienkekse.

Resultat: Wenn ich mich nach vorne beuge, macht mein Bauch eine Falte. Grauenerregend. Die Zeiten in denen Mama sagte: „Kind, was bist du dünn!“, sind ein für alle Mal vorbei. Es geht jetzt eher um Schadensbegrenzung als um Optimierung.

Zum Abnehmen bin ich einfach zu disziplinlos. Leider gibt es nur diese beiden Wege: Weniger essen oder mehr bewegen. Als ausgesprochene Gegnerin von Dualismen kommt das für mich natürlich nicht in Frage. Weniger essen? Ab 28 ist essen eine Hauptfreizeitbeschäftigung. Ohne Essen keine Sozialisation. Freunde trifft man nicht einfach so. Mit Freunden geht man essen oder man kocht gemeinsam und wenn man sich dann schon die Mühe gemacht hat dreißig Kilo selbst gemachte Nudeln zu erzeugen, dann müssen die auch gegessen werden.

Um mein Ursprungsgewicht wieder herzustellen, habe ich mal eine Woche eine Diät probiert. Nur Reis und Gemüse ohne Soße, dazu morgensmittagsabends Unmengen von Wasser. Resultat: zehn Gramm weniger Gewicht. Da steht Aufwand und Nutzen in keinem sinnvollen Verhältnis.

Sport habe ich auch schon versucht. Leider ebenfalls viel zu langweilig. Meine Begeisterungsfähigkeit erlischt regelmäßig nach drei Wochen. Meine Freundinnen indes schwören alle auf Yoga. Dafür fühle ich mich nicht alt genug. Yoga hat so etwas verzweifeltes. Ich bin 30, single, will es aber gar nicht sein und dann mache ich eben Yoga.

Eine weitere Alternative zum steigenden Gewicht war das Rückstellen der Waage. Seit einigen Jahren stelle ich sie monatlich ein Paar Gramm zurück und wiege kontinuierlich 55 Kilo. Jedenfalls bis die Putzfrau sich mal gewogen hat und die Anzeige der Waage deswegen korrigiert hat. Als ich mich das nächste Mal darauf stellte, erlitt ich beinahe einen Herzinfarkt.

Mein Freund behauptet ja, er hielte sein Federgewicht durch Gehen. Also entschloss ich mich nach der Verkürzung meines Arbeitsweges durch Arbeitsplatzwechsel ebenfalls zu gehen. Jedenfalls zwei der vier Stationen.

Das macht das Lesen jedoch unmöglich. Folglich musste ich von Lesen auf Musikhören umsteigen. Dabei spielt es keine unwesentliche Rolle, was man hört. Depeche Mode oder Smashing Pumpkins erzeugen einfach nicht die richtige optimismusverbreitende Montagmorgenstimmung, die ich in meinem Job haben sollte. Also bin ich umgestiegen auf Black Eyed Peas und Seeed. Nur mit Seeed gibt es ein anderes Problem. Seeed hören und unbeteiligt rumstehen, das harmoniert nicht.

Wenn in meinem Ohr das Lied über die zu engen Unterhosen ertönt und es ruft „You wanna shake it?“ will ich im Canon mitrufen „YEEEAAAHHH!“, die Hände in die Luft schmeißen, durch Sprünge die U-Bahn im Takt wiegen, auf Knien durch den Gang rutschen, auf die Haltestange in der Mitte springen mich darum wickeln „So come on shake it!“ „Noooooo, my pants are too tight, I can’t let myself go“ und mir dann die eng sitzenden Klamotten von früheren Zeiten vom Leib reißen und mitbrüllen: „Mein geiles Heck, steckt leider fest …“ und mich darüber freuen, dass ohne Arsch kein entsprechender Ausdruckstanz möglich ist.

Drum liebe +28jährigen mit mehr als 55 Kilo singt mit: „You wanna shake it?“ „YEEEAAAHHH!“

Hören Sie dazu Lied 6