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Alle schreiben wir egoistisch unseren eigenen Jahresrückblick. Dabei ist etwas viel wichtigeres passiert.
Unsere Kanzlerin hat zu uns gesprochen.
D.h., ich bin mir nach wie vor sicher, dass eigentlich die Heuschreckenparasiten zu uns gesprochen haben.
Während ich ihr zuhörte, erinnerte ich mich an meine Kindergartentante Kassandra.
„So eine schöne Matschsandburg! Da hattest Du aber eine tolle Idee, Du kleines Nuffi-buffi! Ja fein! Du hast schon letztes Jahr so tolle Ideen gehabt. Jetzt musst Du Dich aber trotzdem noch mehr anstrengen [ernster Blick]. Du musst noch mehr Ideen haben, ja? Die erzählst Du der Tante Angie und dann tut die Tante das umsetzen und dann geht es Deutschland wieder gut, jedenfalls wenn deine süßen kleinen Freunde das auch alle machen. Jooohhhhh! [Kopftätscheln] Aber jetzt trinkst Du erst mal Deinen Kamilletee aus [Nuf schaut tapfer, kneift sich die Nase zu und kippt den ekeligen Kamilletee runter] Ja fein! Jaaah fein, dudududu!“

[Orginalzitat: „Ich wage es dennoch noch einmal: Ich möchte uns ganz einfach ermuntern herauszufinden, was in uns steckt! Ich bin überzeugt, wir werden überrascht sein!“, Angela Merkel am 31.12.2005]

Es ist schon eine Leistung eine Neujahresrede mit so wenig Elan zu halten. Man kann hier fast schon von Inverselan sprechen. Angela Merkel ist was Leidenschaft angeht so etwas wie ein schwarzes Loch. Eine Singularität, die alles Mitreißende, Motivierende und Begeisternde in sich aufsaugt und nicht das kleinste Quäntchen wieder raus lässt.
Saug. Saug. Saug.
Nicht anders kann ich mir die monotone, fast schon mandalaartige Vortragsweise von Angie erklären.
(Ich will nichts schimpfen, immerhin weckt Frau Merkel durch ihre Reden nostalgische Erinnerungen an die Zeit in der mein Commodore zu mir gesprochen hat. Sie klingt nicht ganz so blechern, trägt aber ohne jeden Zweifel das gleiche Feuer in sich.)

Um nicht einzuschlafen und die Rede bis zum Ende zu verfolgen, habe ich den Ton abgestellt und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Seit der Kohlära überlege ich, an wen mich Angie, die jetzt da sie Kanzlerin ist, tatsächlich viel öfter glücklich ist [Mundwinkel nach oben!], erinnert:

„Mein Name ist Drops, wer mich ärgert geht hops!“

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Weihnachtsgeschenke für Eltern sind immer so eine Sache. Letztes Jahr entschied ich mich das Ganze mal strategisch anzugehen. Ich kaufte meiner Mama einen DVD-Player und so befinde ich mich jetzt in der glücklichen Lage ihr die nächsten Jahrzehnte DVDs schenken zu können.
Dieses Jahr fiel meine Wahl auf „Fackeln im Sturm“. Das hatte den wunderbaren Nebeneffekt, dass ich ganz so wie 1985 bei der Erstausstrahlung, mit meiner Mutter zusammen ins Serienfieber verfallen konnte. Allerdings beträgt die Gesamtspielzeit über 580 Minuten, was am 2. Weihnachtstag einfach nicht zu bewältigen war. Staffel II und III mussten ungesehen bleiben.
Die ersten sieben Folgen haben wir allerdings geschafft.
Es war erschütternd festzustellen, dass Patrick Swayze alles andere als erotisch ist. Wenn er küsst, spitzt er seine Karpfenlippen und öffnet sie unbeweglich als sei er ein Fisch und schnappe nach Luft. Dann presst er sie mit weit aufgeriisenen Augen auf sein Opfer seine Geliebte und saugt sich fest.
Das war aber nicht das schlimmste. Seine Wuscheltolle, in den 80ern noch ein Hit, ist sicherlich Stunden vor Drehbeginn nach oben geföhnt worden, damit der kurzbeinige Darsteller wenigstens optisch ein wenig an Größe gewinnt. Dennoch musste sich der lediglich 1,65 m große Mann auf leere Obstkisten stellen, um Madeline zu küssen oder seinem Kumpel George Hazard brüderlich auf die Schultern zu klopfen.
Das Horrorszenario wurde durch die häßlichen Seidenschlüpfer, die alle Männer, die in der Serie mitspielten, um den Hals gebunden hatten verstärkt.
In den 80ern war das anders! Da war Patrick sexiest man alive.
Übrig bleibt nur noch die Erinnerung an den Archetyp des männlichen Sexsymbols (ich sage nur Ghost und Dirty Dancing).
Ehrlich. Erinnert Euch!
Gegen das kann auch Robbie nicht anstinken.
Naja Jason vielleicht. Oder Hugh Jackmann.
Hm, wenn ich es mir so überlege. Will Smith kann.
Naja! Früher war trotzdem alles besser!

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Heute morgen am Frühstückstisch entbrannte ein Streit darüber, welche nun wirklich die hässlichste aller Farben sei.
Ich persönlich bin mir sicher, dass Apricot die Schlimmste ist. Mein Freund hält entgegen, dass Rot viel schlimmer sei (was natürlich totaler Quatsch ist).
Ich möchte nun eine repräsentative Umfrage starten, um zu einer objektiven Lösung zu kommen.

–> man beachte die Umfrage rechts bitte –>

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Ich behaupte immer, keine Vorsätze zu haben. Offensichtlich lüge ich, wie mein Blog es beweist.
Immerhin zwei Punkte auf der Liste sind abgehakt: Nichtraucher werden und in eine 4-Zimmer-Wohnung ziehen.
Hätte „erwachsen werden“ auf der Liste gestanden, könnte ich diesen Punkt auch abhaken. Die Wohnung ist perfekt eingerichtet und ich besitze seit zwei Monaten eine Einbauküche. Manchmal, wenn ich mitten in der Nacht aufwache, weil ich Durst habe und in die Küche gehe, um mir ein Glas Wasser zu holen, dann habe ich für einen kurzen Moment das Gefühl, ich bin in einem Albtraum gefangen, wohne wieder bei meinen Eltern und bin erst 15.
Dann schütte ich mir das gerade eingeschenkte Wasser ins Gesicht und stelle beruhigt fest: Alles ist so, wie es sein soll. Ich bin lediglich ein vollendeter Spießer geworden.
Manche schaffen das nie.

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Viele Männer denken ein Weihnachtsbaum sei ein Weihnachtsbaum. Das verursacht vermeidbare Spannungen zum Fest der Liebe.
Da sich Weihnachten nach wie vor in den Top Ten der „critical life events“ hält, haben sich Forscher nun endlich mit der Frage beschäftigt: Wie sieht der ideale Weihnachtsbaum aus?
Nach intensiver Forschungsarbeit wurde bekannt gegeben: Der Weihnachtsbaumarchetyp hat ein Höhe-Breite-Verhältnis von 1 : 0,65.
Frauen haben dieses Verhältnis im genetischen Code verankert. Männer sehen nur Bäume und ihn scheint ein Nadelgewächs wie das andere. Dummerweise sind es traditionell die Männer, die sich am 23.12. zum Weihnachtsbaummarkt bewegen. Dort erstehen sie das erste Bäumchen, welches ihnen vor die Füße fällt.
Sie werfen es alsbald in den Kofferraum des Familiengefährts. Wenn dabei die Spitze absteht, wird sie schon mal mit fallendem Kofferraumdeckel gekappt oder der sperrige Baum wird einfach in der Mitte geknickt, wenn seine Maße inkompatibel zum Kofferraum sind.
Dann gehen die Herren an den Glühweinstand und kommen zwei Stunden später mit rot leuchtenden Nasen und einem grünen Nadelball nach Hause und erwarten Freudesausbrüche beim domestizierten Weibchen.
Das jedoch rümpft die Nase und verweigert schlimmstenfalls bis zur Sonnenwende den ehelichen Geschlechtsverkehr.
So ist das Jahr für Jahr und die Männer können sich keinen Reim drauf machen.
In meiner Familie suchte man dem alljährlichen Drama schon früh durch Erfindungsgeist zu entweichen.
Mein Vater nämlich kaufte sich ein ordentlich großes Auto mit geräumigem Kofferraum und zog dann am Morgen des Heiligen Abends los und besorgte nicht einen sondern zehn Tannenbäume verschiedener Größen und Breiten. Die packte er vorsichtig in Blisterfolie und fuhr sie im Schritttempo nach Hause.
Zuhause angekommen, wurden die kleinen Bäumchen vorsichtig aus dem Kofferraum gehievt und zur Schau drapiert. Wenn meine Mutter uns nahen hörte, zog sie sich die Fellstiefel über die Nylonstrümpfe und kam zur Begutachtung vor das Haus. Nach einem meist eine Stunde andauernden innerlichem Hin- und Herwenden und mit verschiedenen Utensilien geistigem Behängen, entschied sie sich für ein Exemplar, welches mein Vater nach innen trug.
Die Nachbarschaft stand in dieser Zeit schon händereibend vor den Fenstern. Kaum waren meine Eltern im Inneren des Hauses verschwunden, strömten sie auf unsere Garageneinfahrt und plünderten die verbliebenen Bäume.
Schon im Folgejahr gab es kleine Glühweinstände, von wo aus das Spektakel bewundert werden konnte und im dritten Jahr sah man die ersten japanischen Touristen Fotos schießen.
Zwischen 1985 und 1990 funktionierte der Trick meines Vaters hervorragend. Dann am späten Nachmittag des 24. Dezembers 1991 kam es zu einem Zwischenfall.
Während ich das Lametta des Vorjahres bügelte, entschied meine Mutter, dass doch einer der neun zurück gelassenen Bäume der Richtige sei und nicht der an dem schon die ersten Kugeln baumelten.
Ich schielte auf unseren Hof und sah den letzten Nachbarn mit einem der Restbäume von dannen ziehen.
Mein Vater, den Ernst der Lage sofort erkennend, huschte in den Bastelkeller und erschien nur wenige Minuten später mit einem eilig zusammengesetzten Megaphon. Er rannte auf die Straße und verkündete der Nachbarschaft: „Achtung, Achtung, alle Nachbarn, die gerade einen Weihnachtsbaum abgeholt haben, erscheinen in zehn Minuten mit eben selbigem in unserer Garageneinfahrt!“ [Im genauen Wortlaut klang das eher wie: „Achetunge, Achetunge, alle Nachbaren, die Weihnachtsbaume geholte haben, in zehne Minute hier erscheine! Aber flotte!!!“]
Wenige Minuten später erschienen sie dann, artig aufgereiht, den eben erstandenen Weihnachtsbaum präsentierend, in der Garageneinfahrt.
Einige Bäume waren fast fertig geschmückt. Da wo die Männer bereits das Haus verlassen hatten, um die Verwandtschaft zu holen, standen die Frauen in Kochschürzen und manche noch mit Topfhandschuhen über den Händen leicht bibbernd in Hausschlappen Spalier.
Es begann lautlos zu schneien.
Meine Mutter, diesmal schon mit der Christbaumspitze bewaffnet, schritt aus dem Eingangsbereich über den von den Kindern frisch schneegeschippten Weg.
Niemand sagte etwas. Nur hier und da hörte man hinter blauen Lippen ein Paar Zähne klappern.
Meine Mutter deutete schweigend auf Baum 4 und Baum 7 und hieß die Nachbarschaft abtreten.
Mein Vater zerrte seufzend die beiden Bäume durch die Hintertür in den Keller und wartete dort auf weitere Anweisungen.
Nur eine halbe Stunde später erschien meine kleine Schwester mit einer handgemalten Zeichnung, die sie ihm, wie durch die Mutter veranlasst, überreichte.
Auf dem Zettel war genau beschrieben welcher der Äste von Baum 7 an welche Stelle in Baum 4 angebohrt und befestigt werden musste.
Drei Stunden später wurde der ideale Weihnachtsbaum, mit einem Höhe-Breite-Verhältnis von 1 : 0,65, siebzehn Reihen Ästen vom Stamm bis zur Spitze, alle zwölf Grad einer, in das Wohnzimmer gebracht und konnte geschmückt werden.
Das Weihnachtsfest war gerettet.

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Wie die Natur es genau macht, ist unbekannt, aber sie macht es: kaum ist das dreißigste Lebensjahr vollendet, scheint es attraktiv, Eltern zu werden – und das obwohl man auf dreißig Jahre Eltern-haben zurückschaut.
So gibt es gewisse Dinge, an die man als Kind grundsätzlich nur augenrollend denkt. Sämtliche familiären Bräuche beispielsweise.
So wird man, egal wie oft man sich im Jahr sieht, egal zu welchem Anlass, ab 6.30 Uhr zum Frühstück gerufen.
Schon als Sechsjährige erscheint man mißgelaunt mit blutunterlaufenen Augen am morgendlichen Frühstückstisch und würgt sich zur unchristlichen Zeit ein trockenes Brötchen herunter. Daran ändert sich nichts. Lediglich Augenringe und Rückenschmerzen gesellen sich im fortschreitenden Alter dazu.
Dennoch sitzt man aus unerfindlichen Gründen spätestens um 6.35 Uhr fürchterlich gut gelaunten Eltern gegenüber, die einfach nicht verstehen, warum man ein solches Gesicht zieht.
Der Tag will genossen werden, das muss man als Kind doch einsehen!
Im Sommer wird dementsprechend der Biomüll im Garten umgeschichtet, der Rasen gemäht oder das Hornissennest versetzt und im Winter besteht der Tagesgenuss aus Schnee schippen, Schweinehälften zum Fest einkaufen und aus Silberbesteck polieren.
Verständnislos sitzt man als Kind da und versteht die Eltern nicht. Jedenfalls bis man eigene Kinder hat, die irgendwann kaum Zuhause sind: Die weckt man dann auch um 6.30 Uhr (und das nachdem man sich schon seit 4.00 Uhr gebremst hat, den Tag nicht schon bei Sonnenaufgang zu begehen).
Rätselhaft wie die Bräuche sind auch die Sätze, die die Eltern sagen:
So ist es seit meinem siebzenten Lebensjahr wenigstens nicht mehr peinlich, wenn meine Mutter, nachdem mich ein Jüngling zum Ausgehen abholt, durch das Treppenhaus ruft: „Hast Du auch Pipi gemacht? Der Weg ist lang!“
Magenkrämpfe verursachen nur noch Sätze wie: „Ach, wenn Du so schön rund bist, sind doch schon weit über 60 Kilo oder? … dann siehst Du aber nett aus.“
Dann gibt es da noch Sprüche, bei denen einem die Ohren klingeln. In den Top 10 befinden sich:
– Für jedes ‚Mama‘ ne Mark und ich wär‘ reich.
– Ja, ja wenn, wenn, wenn meine Oma vier Räder hätte, wäre sie ein Omnibus.
– Ja, ja, die anderen! Die anderen interessieren aber nicht! So lange du deine Füße unter meinen Tisch tust …
Und dann kommt eines Tages der Moment, indem die Phoneme, die den eigenen Mund verlassen Sätze bilden wie:
– Warum, warum! Warum ist die Banane krumm!
oder man antwortet, sich sogar lustig findend, auf die Einleitung: Mamaaaaa, weißt du was? mit „Ja, wenn es regnet, ist die Straße naß“.
Ja und das ist es dann: das endgültige, absolut unwiderrufliche Ende der eigenen Jugend.