Neue Produkte kurz vor Weihnachten

In der Brand eins las ich neulich einen Artikel über die
Innovationslosigleit der deutschen Produktentwicklung. Wenn es
beispielsweise früher Deos gab, die 12 Stunden wirkten, wirken
Nachfolgeprodukte jetzt eben 24 oder 48 Stunden.
Ähnliches kann man im Bereich der Rasierklingen beobachten. Wo früher
eine Klinge genügte, gibt es jetzt vier oder mehr, die zudem durch
elektrische Impulse bewirken sollen, dass sich die Haare aufstellen, auf
dass man sie besser abschneiden könne.
Während meiner täglichen Meditation habe ich nun als Liebhaberin der
haarlosen Körper ein ganz neues Produkt entwickelt. Ein Rasierapparat,
der im Ultraschallbereich kreischt, so dass sich ebenfalls die Haare
aufstellen. In der Variante „Virgina jetzt“ oder „Xavier Naidoo“ muss
man sogar heftig weinen, so dass sich das lästige Abwaschen des
Rasierschaums quasi von selbst erledigt.

Das Rad der Zeit

dreht sich manchmal schneller als einem Hamster lieb ist.

Die Hamster erinnern mich an folgende Geschichte.
1995 bin ich nach Bamberg gezogen. Die erste Wohnung die ich besichtigte, gefiel mir nicht. Daraufhin zeigte die Vermieterin mir eine zweite eine Etage tiefer.
Die Wohnung war riesengroß, hell und hatte alles, was ich mir wünschte.
– Was kostet die denn?
– 450 DM
– Oh, das kann ich nicht zahlen.
– Was können sie denn zahlen?
– Maximal 250 DM.
– Naja dann zahlen sie eben 250.
Die Vermieterin, das erwähnte ich eben nicht, war 85 Jahre alt. Sie hatte ein Auge das nach außen schielte und eines das nach oben schielte. Wenn ich sie anschauen wollte, wusste ich nie so recht wohin ich schauen sollte. Unwillkürlich folgte ich oft ihrem Blick nach oben und so standen wir oft in meinem Wohnzimmer und starrten an die Decke, während wie die neusten Skandale der zum größten Teil ungetauften (!) Nachbarschaft austauschten.
Sie war ca. 1,50 Meter groß und wog schätzungsweise 100 Kilo. Sie war sehr runzelig und sprach astreines Bambergerisch, was weder „ts“ noch „ps“ vorsah.
Sie gab mir die Wohnung unter der Bedingung dass ich a) Vorhänge aufhängen würde, b) den wunderbaren Debbich drin lassen würde und c) den Holzjesus in der Küche hängen lies.
Alles kein Problem dachte ich, versicherte ihr, alle Punkte zu erfüllen und malte mir aus, wie ich diese Dinge einmal im Jahr rausholen würde, wenn die Vermieterin zur Visite käme.
Leider kam die Vermieterin Frau B. fast alle zwei Wochen nach dem Rechten zu sehen.
Immer wenn sie mich besuchen kam, hatte sie ihren ca 50 jährigen Sohn dabei, der geistig etwas zurückgeblieben war. Er war jedoch sehr herzlich und begutachtete, während seine Mutter die Sauberkeit in meinen vier Wänden beurteilte, alle Bilder, die bei mir in der Wohnung hingen und jauchzte dabei immer etwas näselnd „Chhhhööön!“.
Jung und einsam wie ich war, wollte ich mir eines Tages eine Ratte zulegen. Im Mietvertrag stand, dass Haustiere aller Art verboten seien. Ich überlegte mir eine Taktik, wie meine Vermieterin vielleicht doch umzustimmen wäre. Ich lieh mir eine Ratte von einer Freundin und das nächste Mal als ich mich Frau B. und Sohn besuchen kamen, zeigte ich dem Sohn die Ratte und der klatschte sogleich in die Hände und rief: „So ein chöner Hamster! Mamaaaaaa! So ein chöner Hamster“
Frau B. kam auf ihren Fassbeinchen angelaufen und war ganz aufgebracht: „Keine Hausdiere! Keine Hausdiere!“
Der Sohn schaute enttäuscht „Aber Mama das is doch nur ein Hamster!“
Frau B. rümpfte die Nase, kam näher an den Käfig: „A gomischer Hamster is des!“ „Aber süüüß, Mama!“
So ging das eine gute Viertelstunde. Irgendwann gab sie ihrem Herzen ein Ruck und ich durfte den vermeintlichen Hamster unter der Bedingung behalten dass der Sohn den chönen Hamster auch mal streicheln dürfte.