Ich habe mir noch keine Statistik angeschaut, aber wenn ich die Kreise anderer bei Google+ durchschaue, beschleicht mich das Gefühl, dass das Geschlechterverhältnis maximal 20 zu 80 beträgt. Zwanzig Prozent Frauen zu achtzig Prozent Männer.
Generell scheint es bei allen Themen, die sich im entferntesten rund um Technik drehen ein deutliches Übergewicht an Männern zu geben. (Ich kenne im Übrigen keine Frau, die mehr als 35 nutzlose Kabel zuhause aufbewahrt.)
Wie dem auch sei. Bis ich Kinder bekommen habe, ging ich davon aus, dass es sich hierbei um stark geschlechtsspezifische Orientierung in der Erziehung und Sozialisation handelte. Heute schwöre ich drauf dass alles angeboren ist.
Alle unsere Nachkommen mit Y-Chromosom spielen nicht mit den Spielsachen, nein sie testen sie auf Manipulationsmöglichkeiten, nehmen sie auseinander und gehen dann dazu über Haushaltsgeräte an und auszuschalten und geheime, mir bis dato völlig unbekannte (und v.a. ohne die Gebrauchsanweisung zu lesen unumkehrbare) Modifikationen zu entdecken.
Wenn ich bislang ein technisches Problem hatte, fragte ich meinen überaus freundlichen Kollegen. Er ist sehr technophil und zudem hilfsbereit. Alles was bei mir Stunden dauert, bekommt er in weniger als dreißig Minuten hin.
Am Anfang war ich hoch motiviert ihm über die Schulter zu schauen, mir die einzelnen Schritte zu merken und in Zukunft meine Probleme selbst zu lösen.
Die ersten beiden Schritte bekam ich meistens noch mit, dann klickte er immer schneller und warf mit seltsamen Begriffen um sich und spickte seine Erklärungen mit regelmäßigen „Im Grunde ist das ganz einfach, Du musst nur [Technikfachausdruck] per [unbekanntest Akronym] und dann kannst Du [eingedeutschter Anglizimus] […]“
Nach der dritten Runde führt mein Gehirn eine Notabschaltung durch, so dass ich nicht mit unnötigen kompetenzschmälernden Details belastet werde. Das ist förderlich für mein Selbstbewusstsein.
So ging das eigentlich seit Jahren. Auch schon vorher bei anderen hilfsbereiten Männern.
Dann passierte etwas sonderbares: Der Notschalter war aus nicht nachvollziehbaren Gründen defekt und ich konnte das Lösen eines technischen Problems von A bis Z mitverfolgen.
Ja und was sehen meine wunden Augen da?
Natürlich kennt er sich aus, aber ein Großteil seiner Aktionen sind doch deutliches Trial und Error. Viele Aktionen werden wiederholt, durchpermutiert, er schaut auf funktionierende Referenzobjekte und copy+pastet sauber laufende Lösungen von A nach B.
Von da an, beobachtete ich andere Männer beim Lösen technischer „Probleme“ und siehe da, sie taten alle genau dies: Ausprobieren wie es geht.
Eigentlich hätte mir das früher auffallen müssen. Liebe Frauen, macht mal den Test. Fragt einen Mann detailliert wie er ein Problem gelöst hat und ihr werdet sehen nur in einem Bruchteil der Fälle bekommt man logisch nachvollziehbare und v.a. replizierbare Antworten.
Daraus ergibt sich folgendes (neben dem Fakt, dass der überaus geschätzte Kollege mir in Zukunft sagen wird: Versuchs doch selber! [wie ist das Sonderzeichen für Tränen weinen?]):
Männer haben per se nicht mehr Ahnung von Technik. Sie haben eventuell mehr Erfahrung, mehr Geduld u./o. Interesse. Sie trauen sich mehr, machen vorher Backups und wissen wie man den Ursprungszustand wiederherstellt. Und ganz wichtig: Sie sagen nicht andauernd: „Oh nein, wie dumm von mir“ oder „Hups! Ich hab gar nichts gemacht, aber jetzt ist alles kaputt.“
Das war das Wort zum Sonntag. Und jetzt ab zum Klöppelkurs.