Kindererziehung – eine griechische Tragödie mit Chorbegleitung

Der Vorhang erhebt sich. Ein weiß gekacheltes Badezimmer ist zu sehen. Ein Kind turnt auf einem grünen Hocker. In der einen Hand hält es eine Zahnbürste, in der anderen eine Tube Zahnpasta. Der Deckel ist bereits entfernt, die Zahnpasta quillt über den Tubenrand, mehrere Zahnpastaschlangen zieren das Waschbecken.

Die Mutter betritt die Szenerie: „Putz jetzt bitte die Zähne!“
Im Hintergrund zwei weitere Kinder: „Die Zähne sollst du jetzt putzen!“
Irritiert dreht sich die Mutter zu den anderen beiden Kindern im Schlafanzug: „Ihr sollt auch Zähne putzen!“
„Zäääähne putzen, Zääähne!“ ruft das erste Kind vom Hocker.

Das erste Kind dreht den Wasserhahn auf. Auf maximaler Stufe. Fünfzig Liter Wasser pro Sekunde stürzen in das Waschbecken und ergießen sich sprudelnd in einer Fontäne.

„Vorsicht! Dreh den Hahn nicht zu weit auf!“ (Die Mutter, mahnend)
„Pass auf! Pass auf! Das Wasser! Es spritzt!“ (Zwei Kinder aus der anderen Zimmerecke)

Eigentlich sage ich zuhause nichts ohne dass es ein Kinderecho gibt.
Manchmal versuche ich mich zu wehren. „Ich bin die Erziehungsbrechtigte! Ihr müsst nicht alles wiederholen, was ich sage!“
Kind 1.0: „Was ich sage!“
Kind 3.0: „Müssen wir nisch wiederholen“
Kind 2.0: „Weil du die Erzieeehungsberechtigte bist!“

So ging es Aischylos vermutlich auch. Ich konnte nichts zur Anzahl seiner Kinder recherchieren. Nur dass er 525 vor Chr. geboren wurde und der älteste der drei großen, griechischen Tragödiendichter war. Da er aber (Mit)Erfinder des griechischen Theaterchors war, gehe ich davon aus, dass er auch mindestens drei Kinder hatte.
So konnte er die Idee des Chors entwickeln, der während des Theaterspiels eine Vielfalt von Hintergrundinformationen lieferte oder Geschehnisse an den zentralen Stellen nochmal wiederholte oder zusammenfasste.

Der Theaterchor hilft dem Publikum dabei, der Handlung zu folgen.

Ich denke, diese Funktion übernehmen die Geschwisterkinder auf meiner Lebensbühne. Wer das Publikum ist, ist mir noch nicht ganz klar. Aber ich denke, darauf komme ich schon noch.

„Kommst du schon noch!“
„Du!“
„Wirst es noch erfaaaaahren!“

Linksammlung

„Beim Geld hört die Gleichberechtigung auf“ – Ein Artikel über Altersarmut bei Frauen.

„Uns demütigen nicht Falten, uns demütigt der „Rentenbescheid“. […] Die Hälfte der Frauen unserer Generation arbeitet Teilzeit. Und damit nicht genug. Minijobs werden zu 60 Prozent von Frauen bedient. Im Niedriglohnsektor sind sogar 70 Prozent der Beschäftigten weiblich. Diese Jobs sind das erbärmliche Gegenstück in einem Konstrukt, das in Deutschland noch immer Standard ist: die Zuverdiener-Ehe, vom Staat großzügig gefördert durch das Ehegattensplitting, das ungleiche Einkommen mit Steuerrabatt belohnt. […] Der „Gender-Pay-Gap“, die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, ist in Deutschland mit 22 Prozent einer der größten in den OECD-Ländern.“

Ich versuche das Thema zu verdrängen. Denn jedes Mal wenn ich die Zahlen lese, wird mir ganz schlecht. Hier gleichberechtigte Welt, Artikel lesen und Zahlen am Ende des Artikels im Gehirn zergehen lassen.

Danach diesen Artikel in der SZ „Sonst noch was?

Aber es reicht halt immer noch nicht. Und deshalb sollen die Politiker doch bitte noch bessere Bedingungen dafür schaffen, damit endlich beides gleichzeitig möglich ist: Beruf und Familie, Kinder und Karriere. Also noch mehr Kindergeld. Noch mehr Homeoffice. Noch mehr Kita-Plätze. […]  wird der Konflikt auf dem [Rücken] der Kinder [ausgetragen], weil sie entweder gar nicht mehr geboren oder halt gestillt, gewickelt und oft recht schnell an eine Betreuungsstätte abgeschoben werden.“ 

Ich hoffe, der Autor ist einfach naiv und in seiner Filterbubble gefangen und hat alle anderen Realitäten leider übersehen. Er findet nämlich, dass es langsam mal reicht. Immer nur von den armen Politikern fordern. Verzichten ist der Ausweg. Und verzichten sollen v.a. die Frauen, die ihre Kinder vor lauter Karrieregier fremdbetreuen lassen.

Eine schöne Antwort auf den Artikel gibt es bei Dr. Mutti „Wir

Ob manche Politiker was geraucht haben, muss man sich schon fragen, wenn man über die tolle Idee des Geburtenindex liest:

„Was hat man nicht schon alles versucht, um die gebärfaulen Deutschen zum Kinderkriegen zu animieren. Kindergeld erhöht, Elterngeld eingeführt, Ganztagsschulen gefördert und Krippen ausgebaut. Doch es war alles vergebens. Nichts davon konnte die sinkenden Geburtenraten stoppen. […] Tauber schlägt deshalb vor, regelmäßig eine Art Geburtenindex zu veröffentlichen, „um zu zeigen, dass uns Familie viel bedeutet“.“

Und zum Abschluss und auch wenn der Eintrag schon älter ist, die Idee des Vaterschutzes finde ich großartig.

Elterngeld

Ich recherchiere gerade zum Thema Väterbeteiligung an der Familienarbeit. Hobbymäßig und nicht empirisch, wenn ihr also andere, bessere Quellen habt und mehr wisst: ich freue mich über Hinweise. Ich dachte, ein Ansatz diese Frage irgendwie mit Argumenten zu untermauern, könnte vielleicht das Thema Elterngeld sein.

  • 27,3 % der Männer nehmen Elternzeit
  • 95,0 % der Frauen nehmen Elternzeit
  • 77 % der Männer nehmen maximal zwei Monate Elternzeit
  • 7% der Männer nehmen zwölf Monate Elternzeit
  • Durchschnittlich erhalten Männer 1.204 Euro Elterngeld
  • Durchschnittlich erhalten Frauen 869 Euro Elterngeld
  • Je niedriger das Familieneinkommen, desto kürzer die Elternzeit
  • Je niedriger das Einkommen des Mannes, desto wahrscheinlicher, dass er in Elternzeit geht
  • Es kann empirisch nicht bestätigt werden, dass die meisten Männer am Ende des ersten Lebensjahres des Kindes in Elternzeit gehen
  • 31% der Männer, die in Elternzeit gehen, beantragen bereits für den ersten Lebensmonat des Kindes Elternzeit
  • Es gibt ein starkes Ost-/Westgefälle
  • Westdeutsche Frauen bleiben nach der Geburt deutlich länger zuhause (3 Jahre)
  • Allgemein normt das Elterngeld jedoch die einjährige Erziehungspause
  • Profiteure des Elterngeldes sind Akademikereltern in ihren 30ern, die in einkommenstärkeren Regionen Deutschlands wohnen

Fazit:

Seit Einführung des Elterngeldes steigt die Väterbeteiligung kontinuierlich. 2006 haben weniger als 4% der Männer Elternzeit genommen. 2013 sind es schon 27%.

Der Erwerbsanteil von Müttern hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht. Das Elterngeld hat den Effekt leicht verstärkt. Ausschlaggebend ist jedoch der Ausbau der Kinderbetreuungsmöglichkeiten.

Sehr schön dieses zart optimistische Zitat aus der Studie „Wie wirkt das Elterngeld„:

„Die Beteiligungszahlen weisen darauf hin, dass mehr als ein Viertel der heutigen Vätergeneration Erfahrungen mit der Fürsorge von Babys machen kann, die in dieser Intensität für frühere Generationen kaum denkbar war. Es ist daher nicht unplausibel, dass diese Erfahrungen zu einem kulturellen Wandel führen, der Paarbeziehungen, Vater-Kind-Beziehungen und vielleicht auch den Arbeitsmarkt betrifft. Ein solcher Wandel wäre zunächst von einer Gruppe moderner Väter getragen und könnte in die gesamte Gesellschaft diffundieren.“(S. 6)

Weitere Quellen der Zahlen:
Elterngeld-Monitor – Kurzzusammenfassung
Statistisches Bundesamt – Pressemitteilung zur Väterbeteiligung

Zahlen, die mich interessieren würden:

  • Wie viel Prozent der Männer machen ALLEINE Elternzeit? (Ich habe den Eindruck, dass die meisten parallel mit der Frau Elternzeit machen – zumindest die, die sich auf die 2 Monate beschränken)
  • Wie viel Prozent von den 7% der Männer, die zwölf Monate Elternzeit machen, unterbrechen damit tatsächlich ihre Berufstätigkeit?
  • Wie viel Prozent der Männer, die Elternzeit machen, reduzieren im Anschluss dauerhaft ihre Arbeitszeit?
  • In wie viel Prozent aller Familien, arbeiten beide Partner Teilzeit und teilen sich die Familienarbeit?
  • Steigt oder sinkt der Anteil der Männer in Elternzeit beim 2. und 3. Kind?

Und dann würde ich gerne noch Sprüche sammeln, die man manchmal so hört (und die mir persönlich den Magen umdrehen), wie:

  • „Ich kann mit kleinen Kindern nichts anfangen. Wenn die erstmal laufen und reden können, unternehme ich gerne was mit meinen Kindern.“ (öfter bei Männern, noch nie bei Frauen gehört)
  • „Windelwechseln/Füttern macht mir eben keinen Spaß. Das können Frauen doch ohnehin viel besser.“

 

R.I.P. Rosi

Alle Kinder wollen Haustiere. Natürlich auch meine.
Es gibt da nur ein Problem: Ich hasse Haustiere.
Das hat unzählige Gründe. Der Dreck (an den Pfoten, die Haare, die ausfallen, die Ausscheidungen), der Gestank (der nasse Hund, das Katzenklo, der Hasenstall, das Futter), die eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten (wohin mit dem Tier, wenn wir in den Urlaub fahren), die Streitpotenziale (wer geht mit dem Hund? Wer füttert die Meerschweinchen?), die Kosten (Ausstattung! Tierarzt! Nahrung!) und nicht zu letzt: Am Ende hat man das Vieh eben doch lieb und dann stirbt es irgendwann und alle sind fix und fertig mit den Nerven.
Meine Ansage diesbezüglich war also immer sehr klar. So lange wir keinen Bauernhof haben, haben wir keine Tiere.
– Einen Hund vielleicht?
– Nein.
– Einen kleinen Hund?
– Nein.
– Katze?
– Nein.
– Hasen?
– Nein.
– Meerschweinchen?
– Nein.
– Hamster, Mäuse, Ratte?
– Nein.
– Vögel?
– NEIN!
– Ok, Schildkröte?
– Nein. Himmelherrgott! Ihr habt doch eure Geschwister. Spielt mit denen.

Letztendlich kann ich nicht rekonstruieren wie es dazu kam, aber ich stand irgendwann mal mit den Kindern in einem Zoofachgeschäft. Sie streunten durch den Laden, ich sah wie sie hinter einem Regal verschwanden. Es sah so aus, als ob sie etwas miteinander beraten würden. Dann kam Kind 2.0 festen Schrittes auf mich zu: „Mama, wir haben da eine Frage!“ Die Geschwisterkinder nickten und machten ernste Gesichter.
– Ja, bitte?
– Du magst Haustiere nicht, weil sie teuer sind, weil sie Dreck machen, sich immer einer kümmern muss, richtig?
– Das ist korrekt
– Ok, wir hätten gerne eine Wasserschnecke.
Kind 2.0 zog mich zu einem der Aquarien. Gelbe Apfelschnecke stand da: 1,20 Euro/Stck.
– Hm, sagte ich
– Sie machen keine Arbeit. Das Kind schnappte sich einen der Mitarbeiter.
– Brauchen Wasserschnecken ein Aquarium?
– Nein.
– Hm, sagte ich.
Der Mitarbeiter schwärmte mir vor, wie pflegeleicht Wasserschnecken sind. Sie brauchen eigentlich kein sauerstoffangereichertes Wasser. Ein paar Algen, dann müssen sie auch nicht gefüttert werden. Etc. etc.
Um es abzukürzen, ich habe eingewilligt. Wir kauften zwei Schnecken. Eine gestreifte und eine gelbe und drei Wasserpflanzen. Die Kinder zahlten mit ihrem Taschengeld.
Zuhause füllte ich in eine große, rechteckige Glasvase Wasser und schmiss Pflanzen und Schnecken rein.
Sie sanken auf den Boden.
– Sie sollen Rosi und Zenta heißen!
– Jaja, sagte ich und ging in die Küche um zu kochen.
Als ich eine Stunde später den Tisch deckte und nach den Schnecken schaute, lag Zenta die Zebraschnecke immer noch eingerollt auf dem Boden. Rosi hingegen war an die Wasseroberfläche gerobbt.
Zwei Tage später hatte sich das Bild nicht geändert. Rosi oben, Zenta eingerollt unten.
In mir keimte ein schrecklicher Verdacht. Zenta war auf mysteriöse weise verstorben. Warum Rosi als Wasserschnecke aber unter allen Umständen dem Wasser entkommen wollte, war mir ein Rätsel.
Ich googelte „Apfelschnecke an Wasseroberfläche“ und bekam meine Antwort. Apfelschnecken haben Lungen und Kiemen. Wenn das Wasser zu wenig Sauerstoff hat, kommen sie an die Wasseroberfläche, um dort über ihre Lungen zu atmen.
Auch sonst stimmte rein gar nichts von dem was der Zooladenmitarbeiter mir gesagt hatte. Wasserschnecken haben komplexe Bedürfnisse, wollen gefüttert werden, mögen Sauerstoff im Wasser und sind auch ansonsten so kompliziert wie jedes x-beliebige andere Haustier.

Nachdem am fünften Tag Zenta noch so aussah wie am ersten Tag, erklärte ich sie für tot. Die jüngeren Kinder heulten Rotz und Wasser. Zenta! Zanta! Die wunderbare Zebraschnecke! Sie war tot! Tot! Tot!
Wir mussten sie beerdigen und ein Grab basteln und man verlangte von mir eine mitfühlende Rede. Es war grauenhaft. Ich kannte Zenta doch gar nicht. Wie sollte ich meine Worte wählen, wenn ich doch gar nichts über sie wußte?

Um Rosi machten wir uns auch große Sorgen. Sie saß da am oberen Rand der Glasvase, war einsam, vermutlich hungrig und atmete lautlos durch ihre Lungen.

Da der Kindergarten ein Aquarium hat, haben wir sie am nächsten Morgen in den Kindergarten gebracht.
Alle Kinder waren fröhlich!
Am übernächsten Morgen war Rosi verschwunden. Genau genommen war Rosis Schneckenhaus noch da, nur der Fleischteil von Rosi war fort. Einer der Fische sah etwas dicker und zufriedener aus als sonst.

Als wäre das nicht genug, hat Rosi beim Wasserwechsel kurz vor ihrem Dahinscheiden noch mal ordentlich abgelaicht. (Wie sagt man da bei Schnecken? Abgeschneckt?) Sie gebar mehrere Dutzend gelbe Minischneckchen, die wiederum mehrere Duzend Minischnecken gebaren, die ihrerseits …
Das war vor einem Jahr. Seitdem werden wir nicht Herr über die Schneckenplage im Aquarium. Selbst die Fische haben aufgegeben die Schnecken zu fressen. Es sind einfach zu viele.

Und das liebe Kinder ist, warum ich ab jetzt WIRKLICH NIE MEHR EIN HAUSTIER MÖCHTE.

Gravity

Psychologen testen und vergleichen ja gerne. Wenn genug Studien durchgeführt wurden, kann man die Studien zusammenfassen und die Ergebnisse der Ergebnisse auswerten. Irgendwann hat das mal jemand gemacht und heraus kam bezogen auf die Frage, ob Männer bzw. Frauen irgendwas besser können als Frauen bzw. Männer: Ja – es gibt einen Unterschied.

Männer weisen über alle Studien hinweg bessere Testergebnisse in Sachen geistige Rotation auf. D.h. sie haben eine bessere Vorstellung davon wie dreidimensionale Gegenstände sich im Raum drehen und wie sie dann aussehen.

Ich glaube das. Ich bin zum Beispiel wahnsinnig schlecht darin mir dreideimensionale Gegenstände gedreht vorzustellen. Das hab ich das letzte Mal gemerkt als ich im Büro versuchte die auseinandergenommene Milchschäumeinheit des Kaffeevollautomaten wieder zusammenzusetzen. Vier Teile, eine schematische Zeichnung in der Bedienungsanleitung – ca. 10 Minuten inklusive mehrerer Duzender Fehlversuche habe ich gebraucht mir das so vorzustellen, dass es am Ende wirklich passte.

Astronautin hätte ich also schonmal nicht werden können. Das habe ich gestern verstanden als ich mich bei Gravity fast tot gelangweilt habe. Ich dachte, der Film sei irgendwie spannend. So wie Open Water vielleicht – nur eben im Weltraum. Mir hat niemand vorher gesagt, dass man sich den Film komplett sparen kann, wenn man ihn nicht in 3D im Kino anschaut (und selbst wenn ich das getan hätte, ich kann mich einfach nicht mit optisch anspruchsvollen Filmen anfreunden, die sonst keine Handlung zu bieten haben). Jedenfalls – ich kenne mich echt nicht aus mit diesen Astronautensachen – aber allein schon dieser Unsinn dass Sandra Bullock in Unterwäsche durch die Raumstation gleitet. Was soll das? Hat der Film das wirklich nötig, damit Männer sich besser unterhalten fühlen? (Jetzt hauen mich gleich alle, aber gibt es einen anderen Grund eine Frau bei Minusgraden in Unterwäsche zu zeigen?).

Jedenfalls was die Sache mit der Bedienungsanleitung angeht – glücklicherweise liegt in der ISS vor jeder Steuerungseinheit ein Handbuch mit ca. 250 Seiten (also ungefähr der selbe Umfang wie beim Kaffeevollautomaten). Jeweils auf der bereits aufgeklappten Seite stehen dann die wichtigsten Anweisungen. Diese lauten „Drücke den 5. Knopf in der 7. Reihe“. Dann geht alles automatisch. Zum Glück! Denn in der Rettungskapsel der chinesischen Raumstation findet Sandra die Anleitung nicht mehr und drückt dann einfach vier Knöpfe auf Probe. Der vierte JOTTSEIDANK initiiert einfach das komplette Landemanöver.

Zumindest habe ich gelernt, dass ohne Atmosphäre kein Schall weitergetragen wird. (Seitdem arbeite ich an einer Idee in meiner Wohnung die Atmosphäre abzusaugen. Das würde das Leben mit Kindern enorm entspannen.)

Und andererseits – wenngleich ich keine schematischen Gebrauchsanweisungen lesen kann, um Milchdüsen zusammen zu bauen – immerhin könnte ich wohl auch das Hubble-Teleskop reparieren. Wenn ich mich recht erinnere, dann ist Dr. Stone (also Sandra) Ärztin. Man muss offenbar keine Ingenieurin sein. Da ich immerhin technikaffin bin, steht mir die Welt also offen.

Noch eine Sache, die ich hinterher gelesen habe und die mir sehr gefällt. Im Weltraum gibt es keine Waschmaschinen. Die getragene Unterwäsche wird einfach in einer Kapsel mit dem anderen Müll rausgeworfen.  Sie tritt in die Erdatmosphäre ein und verglüht, während unten auf der Erde irgendwo ein frisch verliebtes Pärchen an den Himmel schaut und sich beim Anblick der Sternschnuppe etwas wünscht.

Ansonsten: Was Sebastian sagt

Ach und apropos Schall. Die Filmmusik ist grauenhaft. Den Film also besser ohne Ton anschauen.

Lieblingstweets 01/14

https://twitter.com/ElovY_/status/425664603981619200

Messer, Gabel, Schere, Licht – sind für kleine Kinder

Gestern twitterte ich

Darauf habe ich ein paar Was-machst-Du-anders-als-ich-Replys bekommen. Ich habe meine derzeitige Dauerschlaflosigkeit dazu genutzt, um über diese Frage nachzudenken.

  1. Das ist natürlich nicht jeden Morgen so.
  2. Kinder sind unterschiedlich. Das Erstgeborene z.B. empfindet wenig Spaß an solchen Aktivitäten. Das mittlere umso mehr und das dritte, nun, das macht gerne Dinge, die in Kleinkindaugen spektakulär erscheinen. Mit Messern etwas schneiden, mit heißen Flüssigkeiten agieren, z.B.
  3. Vielleicht gibt es doch einen kleinen Teil „Erziehung“ (ich würde eher sagen „Gepflogenheiten im Umgang mit den Kindern“), die bei uns anders sind, als bei einigen anderen Familien.

Ich lasse die Kinder nämlich im Großen und Ganzen alles im Haushalt machen, was sie machen wollen. Natürlich begleite ich sie und natürlich geht das nicht immer (z.B. Zeitdruck). Das heißt aber auch: alles dauert deutlich länger und das Resultat – nun – es entspricht nicht den gängigen Qualitätsmerkmalen. Unterm Strich habe ich immer mehr Arbeit als wenn ich es selbst mache. Die ersten 5 bis 6 Jahre jedenfalls.
Es kostet mich auch oft Nerven (die ich nicht immer habe… ich will das jetzt nicht immer dazu schreiben; aber natürlich bin ich, wie alle Menschen, gelegentlich gestresst, ungeduldig, ungerecht,…), aber mir ist Selbständigkeit sehr, sehr wichtig und ich glaube, dass dieser Ansatz den Kindern Selbstbewusstsein schenkt. Denn sie lernen sich als selbstwirksam und unabhängig kennen.
Das mittlere Kind z.B. brät sich selbst Rühr- und Spiegeleier, kann sich Pfannkuchen machen (mit in die Luft werfen!) und zersägt & pult eigenständig seine geliebte Pomelo.
Wenn ich etwas koche, sagt es in 80% der Fälle: „Ihhhh, das mag ich nicht!“ Es will dann z.B. Bratkartoffeln haben. Ich hingegen hab keine Lust zwei Sachen zu kochen (oder jeden Tag Bratkartoffeln zu essen) und so macht sich das Kind die Bratkartoffeln gelegentlich selbst oder begnügt sich im Falle von „Faulheit“ mit einer Stulle. Dadurch, dass es selbst gelernt hat, wie viel (Zusatz)Arbeit das Schälen, Kleinschneiden und Braten der Kartoffeln macht, schimpft es mich auch kaum noch, wenn ich nicht etwas Extra machen möchte.

Es gibt bestimmte Tätigkeiten im Haushalt, die (meine) Kinder toll finden und schon immer fanden. Staubsaugen z.B. Also lasse ich die Kinder staubsaugen, wenn sie staubsaugen wollen. Das ist laut, verschwendet Strom (man kann effizienter staubsaugen) und meistens ist es danach nicht deutlich sauberer. Die Kinder nutzen den Staubsauger gerne als Reittier oder schauen, was man alles an- und einsaugen kann.
Interessanterweise hängen sie auch gerne Wäsche auf. Ich hab deswegen am Flohmarkt mal einen Kinderwäscheständer gekauft. An den für Erwachsene kommen sie aufgrund der Größe nur schlecht ran. Wenn also die Waschmaschine fertig ist und ihre Ich-bin-fertig-Melodie spielt, kann es durchaus vorkommen, dass eines der Kinder fragt, ob es ausräumen und aufhängen darf. Das Resultat wird von mir abends wieder umgehängt und ergänzt. Es bleiben Kleidungsstücke in der Maschine und Aufhängen ist im wesentlichen ein Aufstapeln von Wäschestücken, die so a) nicht trocken und b) faltig werden.
Aber ehrlich, man braucht nur ein Paar Jahre Geduld und plötzlich wird die Wäsche so aufgehängt, dass sie trocknet und man sie am Ende auch anziehen kann.

Wenn die Kinder schneiden wollen, bekommen sie scharfe Messer. Das bedeutet auch, dass sie sich alle schon geschnitten haben. Auch beim Schälen oder Raspeln. Aber wir haben Pflaster und es ist nicht sehr oft passiert und es passiert danach deutlich seltener.

Wenn wir Besuch haben, ernte ich deswegen durchaus entsetze Blicke oder diejenigen gehen zu dem Kind und nehmen ihm den gefährlichen Gegenstand aus der Hand und übernehmen die Arbeiten.

Auch lassen wir die Kinder alleine aus dem Haus. Es ist vielleicht nicht wie am Dorf (mein Mann ging schon alleine in den Kindergarten), aber wir versuchen den Kindern frühzeitig einen eigenen Aktionsraum zu geben. Der Spielplatz vorm Haus, der Schulweg, der nächstgelegene Bäcker.
Für mich ist das manchmal schwer auszuhalten und ich war schon mindestens drei Mal kurz davor mir die Schuhe anzuziehen und mein Kind suchen zu gehen, nachdem es 40 Minuten nach Schulschluss immer noch nicht zuhause war, obwohl man für den Weg maximal 15 Minuten benötigt, selbst wenn man rückwärts kriecht.
Was in der Regel passiert: Es gibt etwas interessantes am Schulweg. Ein Eichhörnchen. Oder das Kind stapelt mühsam alle Weihnachtsbäume zu einem gigantischen Berg. Das dauert natürlich.
Leider mache ich mir ständig Sorgen und manchmal habe ich auch Angst, dass wir etwas falsch machen (80% der Kinder in unserer direkten Nachbarschaft werden täglich zur Schule gebracht und wieder abgeholt – sogar noch in der 3. Klasse…) – aber es ist eben sehr schwer zu entscheiden wie das richtige Maß an Eigenständigkeit aussieht.

Unterm Strich bin ich aber zuversichtlich, dass das Model zumindest bei uns ganz gut klappt und wünschenswerte Resultate für alle Beteiligten bringt.

So und jetzt muss ich noch einen Themenausflug machen.
Ich habe diese Woche zwei Artikel gelesen, die mir an sich gut gefallen haben.

  1. Was Sie wissen sollten, bevor Sie Kinder anschreien“ und
  2. „TEIL 1 der SERIE „WIR LIEBEN ELTERNSEIN“ auf Stadt Land Mama

Beide haben gemeinsam, dass (wie so oft) das Smartphone als universelle Ablenkung verteufelt wird („Das bedeutet: Wenn Du kochst, koche – und spiele nicht nebenbei mit dem Handy herum„/“Einige Wochen später hatte ich die schmerzvolle Erkenntnis, dass ich mein Mobiltelefon dauerhaft aus der Hand legen muss und mich nicht mehr ständig ablenken lassen darf, damit ich mich wieder auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren kann„).

Es wird empfohlen sich zen-mäßig dem hier und jetzt, der einen Tätigkeit zu widmen.
So. Und ich sage: NEIN! Das Smartphone ist nicht das Problem. Im Gegenteil. Das Smartphone ist für mich die Lösung. Für mich persönlich ist es der Nervenschoner schlechthin.
Wenn ich mit einem Zweijährigen vier Stockwerke nach oben lief, dann dauerte das manchmal zwanzig Minuten. Ich wäre ohne Smartphone ausgeflippt. Ich hätte nie ausgehalten, dass das Kind als Wauwau die Treppen erklimmt oder herumliegende Blätter eindringlich untersucht. NIEMALS. So kann das Kind seinen Weg erkunden und ich twittere ein wenig.
Selbiges wenn wir z.B. Pizza backen und ganz langsam ein halbes Kilo Mehl in der Küche verstreut wird, zwei Kinder mit Teigausrollern fechten, während ein weiteres seelenruhig eine Stunde lang Pilze seziert.
Laissez faire! mögen einige da schreien und ich sage: ja, aber ich finde das sind wertvolle Erfahrungen und ob die Kinder nun mit Bauklötzen spielen oder zwei Stunden lang Pizza backen – who cares?
Ich nicht.

Mein Plädoyer würde lauten: Durchatmen, auch mal was für sich tun (Feedreader lesen) und die Kinder vertrauensvoll machen lassen. Ah und neben einer guten Pflasterausstattung zusätzlich Leukostrips für kleinere Platzwunden im Haushalt haben, nech?