Das bisschen Haushalt

Nicht alles ist schlecht. Zum Beispiel steigt in den letzten Jahren das Engagement der Väter. Jedenfalls wenn man die Zeiten anschaut, welche die Kinderbetreuung angehen. Schaut man allerdings auf den Einsatz in Sachen Haushalt, so wird man feststellen: Der bleibt stabil niedrig.

Der macht ja selten Spaß. (Eines meiner Kinder jammerte neulich: „Mir macht Zimmer aufräumen und staubsaugen gar keinen Spaß!“ und schaute dann wirklich erstaunt, als ich sagte: „Tja, mir auch nicht. Weswegen es so wichtig ist, dass wir das alle machen und uns teilen…“)

Jedenfalls, was aber passiert: Weil Väter sich mehr um ihre Kinder kümmern, „muten“ ein Großteil der Mütter ihnen nicht auch noch die lästige Hausarbeit und den ganzen Planungskram zu. Ökonomie der Dankbarkeit nennt man das. Nachzulesen in Franziska Schutzbachs großartigem Buch „Die Erschöpfung der Frauen“.

An anderer Stelle habe ich es schon mal erwähnt: Oft wird Stress weniger schlimm empfunden, wenn der ganzen Arbeit wenigstens Wertschätzung entgegen gebracht wird. Und hier gibt es geschlechterspezifisch ein weiteres Problem:

Während jeglicher männlicher Einsatz (sowohl beim Kümmern um die eigenen Kinder als auch im Haushalt) weiterhin optional ist, ist die Kümmerarbeit von Frauen etwas, an das sich unsere Gesellschaft so sehr gewöhnt hat, dass sie als selbstverständlich wahrgenommen wird. Mütter, die sich um ihre Kinder kümmern und den Haushalt schmeißen, tun das, was (angeblich) ihre Bestimmung ist. Eine Selbstverständlichkeit also.

Während Frauen sich also oft anhören dürfen: „Mensch, hast du ein Glück, dass dein Mann abends die Kinder sittet damit du mal ausgehen kannst“ oder „Hammer, dein Mann bringt echt von alleine den Müll runter?“, bin ich mir ziemlich sicher, dass Männer in der Regel nicht hören: „Sagen Sie mal Herr Müller, wo haben sie eigentlich ihre Frau gefunden? Das ist ja supernett, dass die sich um die Kinder kümmert, wenn Sie auf Geschäftsreise gehen!“ oder „Wow! Ihre Frau putzt wirklich das Bad? Einfach so? Ohne Aufforderung??“

Das Optionale bringt übrigens mit sich, dass der Einsatz als solcher wahrgenommen und durch die Sichtbarkeit auch gewertschätzt wird.

Schaut man dann übrigens noch genauer, was die Väter eigentlich so machen mit ihren Kindern, dann sind es oft die mehr oder weniger unterhaltsamen Dinge (am Wochenende). Sie bekommen oft zudem noch Convenient-Pakete zugearbeitet: fertig gepackte Windeltaschen, Snacks & Getränke, die Schwimmbadtasche samt Kleingeld für den Spint.

Für die Mütter bleibt der Alltag: Essen kochen („WÄh? Wieso schon wieder Gemüse??“), Hausaufgaben („Ich raste gleich aus! Warum gibt es den Subjonctif??“) und das Klo.

Hängt natürlich an der Berufstätigkeit, mag man einwenden. Immerhin leben in Deutschland noch gut 46% der Familien das Zuverdienermodell, d.h. der Mann arbeitet Vollzeit, die Frau Teilzeit und bei 27% der Familien ist es gar so, dass der Mann Alleinverdiener ist.

Naja, was soll ich sagen: Daran liegts nicht. Es gibt nämlich auch Vollzeit arbeitende Mütter und schaut man sich da das Verhalten an, dann sind die ständig von einem schlechten Gewissen getrieben. Weil sie Vollzeit erwerbsarbeiten, bemühen sie sich stets pünktlich am frühen Abend präsent zu sein. Kochen, putzen, machen die Kinder bettfertig und erwerbsarbeiten ggf. danach noch ein, zwei Stunden nach.

Wohingegen Vollzeit arbeitende Väter eher nach Hause kommen, wenn alles erledigt ist. Dann wird noch eine Geschichte vorgelesen und dann aber wirklich Feierabend.

Fand ich interessant zu lesen.

Vielleicht hilft es deswegen auch zu wissen, dass man als Paar über Haushalt und Kindersorgearbeit anders verhandeln sollte. Denn bei Kindern spielt der Faktor Zeit wirklich eine Rolle. Vergeßt den Quark mit der Qualitytime. Denn eine Beziehung basiert zu großen Teilen auf Zeit, die man miteinander verbringt. Klar ist es schön, wenn man wenig Zeit hat und dann diese nutzt, um tolle Sachen zu unternehmen. Aber wichtig ist auch nachts mal da zu sein und ein Kind zu trösten, mal beim Arzt bei einer unangenehmen Untersuchung beizustehen, mal Kinderkrankentage begleiten inkl. Vorlesen und bissi Kotze wischen. Aber auch mal nach der Schule dazusein und sich Schulfrust, Spannungen im Freundeskreis und ähnliches anzuhören. So dass man Teil hat am Kinderleben und dann auch irgendwann weiß, wer Thomas ist oder warum Frau Brögelbrecht so anstrengend ist. Sprich: Für Kindersorgearbeit braucht man Zeit. Da gibt es keinen Effizienzhebel.

Anders beim Haushalt. Zur Spülmaschine brauchen wir keine Beziehung. Die will einfach immer aus- und eingeräumt werden und dann wieder. Und auch ein Klo schätzt nicht, wenn es besonders liebevoll und sanft gereinigt wird. Da kann man sich einfach auf gewünschte Mindeststandards einigen und dann ist wurscht, ob eine*r zehn oder vierzig Minuten zur Erzielung des Ergebnisses benötigt.

Wie Stefanie Loshaus und Tobias Scholz in „Papa kann auch stillen“ treffend schreiben: »Deswegen kann man die Hausarbeit natürlich auch so aufteilen, dass einer exklusiv für eine Sache zuständig ist.« Anders als bei den Kindern.

Hat man aber erst mal ein faires System gefunden, kann man es theoretisch langfristig beibehalten. Persönlich würde ich das nicht wollen, weil ich a) alle Dinge im Haushalt können möchte und b) den Kindern vorleben möchte, dass jede*r alle Aufgaben übernehmen kann. Da ich aber nicht der Maßstab der Welt bin, MUSS man natürlich nicht alles gleichwertig aufteilen. Doch denkt man mal ein paar Jahre in die Zukunft – z.B. bis zur Rente und nehmen wir an, ein traditionelles Paar (sie macht die Hausarbeit, er verdient das Geld und macht nichts im Haushalt) ist bis zur Rente zusammen. Macht er dann einfach weiter nichts? Muss die Frau für immer den Haushalt schmeißen? Oder hat auch sie ein Recht auf Rente? Und falls der Mann tatsächlich anfängt und sich beteiligt: Woher soll er das alles können? Er hat doch 67 Jahre lang weder geputzt noch gekocht. Ein so großer Mangel an Kompetenz kann wirklich schwer wiegen und die Männer, wenn sie ihre Frau unerwartet verlieren, am Ende hilflos dastehen lassen. Deswegen würde mich allein die Gefahr einer solchen Hilflosigkeit motivieren, mit anzupacken.

5 Gedanken zu „Das bisschen Haushalt“

  1. Den Haushalt „schmeißen“ für uns persönlich ein wichtiges Thema, dass nicht auf die Mütter ausgelagert werden sollte. Leider bekomme ich es im Familien- und Freundeskreis aber auch mit, dass die meiste Arbeit bei den Frauen hängen bleibt. Das Argument, dass die Männer meist Vollzeit arbeiten und dann nur noch das „Nötigste“ tun können, weil die Zeit fehlt, passt in der modernen Gesellschaft m.E. nicht mehr. Das sollten sich einige Leute mal an die Nase packen und sich nicht auf dem gemachten Haushalt ausruhen – ein toller Beitrag, danke dafür.

    Grüße
    Robert

  2. Mental Load Aufteilungen gibt es viele, die ich aus meinem persönlichen Freundes- und Bekanntenkreis kenne – wie auch immer diese Balancen aussehen. Und ja, nicht selten ist der Load eher einseitig verteilt. Zwischen den Elternteilen. Denn ich gehe einfach mal davon aus, dass wir Familien betrachten, also Eltern mit ihrem Nachwuchs.

    Wir können diese Problematik aber auch aus einer anderen Perspektive sehen. Vor allem um das zu betrachten, was im Beitrag nicht beleuchtet wird – als Frage formuliert: Ist es nicht auch eine Frage, WAS wir unserem Nachwuchs mit auf den Weg geben?

    Indem ein Elternteil mehr oder weniger alles oder vieles einfach macht, oder auch beide das tun, prägt der damit von ihnen gesetzte Rahmen das Verhalten vom Nachwuchs. Mit fataler Wirkung: Eltern nehmen damit dem Nachwuchs die Chance, sich durch eigenes (altersgerechtes!) Anpacken in eine Gruppe einzubringen bzw. überhaupt zu lernen, einen Haushalt zu stemmen. Diese Chance sollte aber ermöglicht werden, damit unser Nachwuchs – wenn er früher oder später „draußen“ ist – besser zurechtkommt und zuweilen nicht peinlich ausgelacht wird: Was, du weißt nicht, wie Wäsche waschen geht?!!? Oder auch mehr Chancen bei potenziellen Partnern hat.

    Hinter Mental Load Balancing steht mit dieser Perspektive auch eine Frage nach dem Sinn von Nachwuchsarbeit: Fit machen für Eigenständigkeit. Was ganz gewiss Trainieren bedeutet. Dafür muss Raum vorhanden sein. Helikoptereltern zum Beispiel stehen in diesem Sinne kontraproduktiv im Weg rum, schaffen keinen oder wenig Raum für eigene Erfahrungen ihres Nachwuchses, weil sie und auch Non-Helis vieles vom Load selbst machen, natürlich in guter Absicht – aber dennoch fatal kontraproduktiv. Denn Erfahrung kommt durch selbst mit-/machen, durch selbst erfahren. Potenzialentfaltung gleichermaßen.

    Ich kenne die skizzierte Problematik zu gut aus dem Business Sparring, denn Führungsarbeit ist der Hausarbeit ähnlich: Diese Arbeit wird vor allem dann sichtbar, wenn sie nicht (passend) gemacht wird. Im Businesskontext zum Beispiel durch innere Kündigung, Fluktuation, zu hohe Kosten.

    Manche Diskussion in puncto Mental Load kann durch die skizzierte Blickwinkeländerung einen anderen Charakter erfahren. Vorausgesetzt, es handelt sich um einen Familienkontext. Aus diesem geht nämlich eine natürliche Führungsaufgabe hervor: den Nachwuchs fit machen. Und für beide Elternteile bedeutet das, eine Aufgabe als eine gemeinsame zu sehen und gemeinsam zu bewerkstelligen: Denn gemeinsam und in derselben Richtung kooperativ denkend und handelnd geht diese Nachwuchsarbeit deutlich erfolgreicher. Es geht im Kern um eine gemeinsame Aufgabe, an der Eltern wachsen können. Wird sie von beiden Elternteilen ernst genommen und kooperativ konsequent agiert, gehen wir auch mehr in Richtung mental load balanced.

  3. Kenne das oben beschriebene Szenario so gar nicht. Auch nicht aus meinem Freundeskreis. Oder von meinen Eltern. Ich tippe aber darauf, dass dies ein wenig noch so ein „ost“/ „west“ Ding ist. Durch Eltern vorgelebt im Osten, dass auch Mütter Vollzeit tätig waren, es eine Rund-Um Kinderbetreuung gab (sehr entlastend), wurde auch die Hausarbeit aufgeteilt. Mein Mann würde nie auf die Idee kommen, hierfür Lob einzufordern.

    1. Hallo, ich oute mich jetzt mal. Ich bin auch Ossi. Und meine Mutter hat auch Vollzeit gearbeitet und den Haushalt geschmissen. Klar kann man jetzt sagen, dass wir im Osten fortschrittlicher in Sachen Erwerbstätigkeit bei Müttern waren. Das ist aber im Endeffekt auch nur auf dem Rücken der Mütter ausgetragen worden. Klar die Verfügbarkeit von externer Betreuung war da … aber es war nicht ganz so kinderfreundlich/ kindgerecht. Ich denke manchmal wir Frauen belügen uns selbst (habe ich zumindest gemacht und nehme das bei meinen Kolleginnen auch so wahr). Wenn wir das nicht mehr tun würden hätten wir vielleicht mehr Wut unsere Gesamtsituation zu ändern. Bin mir da aber auch noch unschlüssig. Liebe Grüße

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