Optimisten sagen, man könne alles erreichen wenn man nur wolle. Ich muss dieser Aussage widersprechen. Ich kann z.B. auf keinen Fall am Rummel als Fahrscheinverkäufer eines Kinderkarussells arbeiten. Dafür muss man nämlich aussehen wie Jabba the Hutt und grimmiger als ein Steinbeißer sein.
Das geht einfach nicht, wenn ich Kinderaugen glänzen sehe.
Mein Herz wird dabei weich wie Butter an einem Tag im August. Noch liegt ein feuchtes Handtuch darüber, doch bald wird es einfach zerfließen.
Noch vor wenigen Jahren hatte ich feste erzieherische Ansichten. Jetzt ist alles dahin. Ich bin zu schwach. Ich kann in bestimmten Situationen kaum noch nein sagen. Wenn wir mit Kind 1.0 und 2.0 auf den Rummel gehen und sie freudentaumelnd noch auf dem Karussell schreien: Nochmal! Nochmal! da werde ich willenlos und renne zum Tickethäuschen, lege die gelben Scheine auf den Tresen und kaufe so viele Tickets, dass die Kinder darin fast versinken.
Danach stehe ich am Rand, winke und schreie drei Stunden lang Hallo! Halloooo liebe Kinder!
Am Ende essen wir Schokowaffeln, Zuckerwatte und doppelt kandierte Äpfel.
Schrecklich. Denn so werden meine Kinder furchtbare Menschen. Gierschlünder ohne Maß und Demut. Doch was soll’s. Wenigstens haben sie Spaß auf diesem Weg.
Genau diesem Punkt schließt sich mir immer die Frage an, ob ich Elter werden sollte; schließlich geht es auch mir so, dass ich nicht fähig wäre nein zu sagen und ich fürchtete, meine Kinder damit komplett zu verziehen.
Und dann fällt mir ein, dass ich ebenso erzogen wurde…
Schon Pestalozzi sagte:
Erziehung ist Liebe und Vorbild.
Wenn Sie also schön alles mitmachen, und ihre Kinder dazu noch lieb haben, kann nichts schief gehen, versprochen!
Sie sollten allerdings jedes Karussell vorher selbst überprüfen. Pestalozzi will das.
Ach was: Wer Steinbeißer kennt (und seinen Kindern das entsprechende Buch als Lektüre zur Verfügung stellt oder vorliest), darf auch Schokowaffeln füttern.
Qualität setzt sich durch.
find ich schön. absolut dafür!