Als Hausfrau und Mutter zahlreicher Kinder führe ich ein sehr geregeltes Leben.
Zudem bin ich in Franken aufgewachsen und Tochter eines Sizilianers.
Unterm Strich spart das wahnsinnig viel Geld. Meine Kicks sind billig. Ich brauche keine Drogen und muss mich weder einem Survival-Camp noch beim Bungeejumping beweisen.
Für mich hält der schnöde Alltag die Abenteuer bereit, die ich brauche, um an Grenzen zu gehen.
Zum Beispiel bekomme ich wildes Herzklopfen, wenn ich den 18jährigen Zeitungsverkäufer duze.
Nicht etwa weil er gut aussieht oder weil er so blütenfrisch ist, nein, einfach weil ich ihn duze.
Denn da wo ich herkomme, siezt man Fremde und auch Menschen, denen man zwanzig Jahre lang täglich begegnet. Es sei denn, sie bieten das Du ausdrücklich an.
Unsere ehemalige Nachbarin beispielsweise, die sieze ich seit rund dreißig Jahren.
Wenn ich also morgens eine Zeitung hole und sage: „Das Wechselgeld kannst Du behalten“, dann komme ich mir verboten und verrucht vor. Zügellos und ungebändigt. Beinahe so wild, dass ich mir meine Haare zerwuscheln könnte. Und das Morgen für Morgen.
Und?
Welche Zeitung?
Da ich auch ein Kind aus dem Sueden bin, kenne ich das Gefuehl sehr gut. Und obwohl ich mich mit den Jahren schon daran gewoehnt habe, fand ich mich neulich fuer ganze fuenf Minuten abgewaegend wieder, ob das „Du“ im Blog eines Unbekannten wirklich angemessen sei.
Aber seit einigen Jahren gibt es einen neuen Kick: Ich sietze naemlich aus Freundschaft! Gerade bei Leuten, mit denen man schon seit Jahren Perdu ist! DANACH fuehlt man sich so richtig schmutzig.
Sie wildes Ding!
Eine Fränkin! Wusste ich gar nicht. :-)
Auch jemand im Exil wie ich quasi.
Und das mit dem Duzen kenn ich, bei uns grüßte man auch noch den Postboten mit „Grüß Gott“ auf der Straße und „per Sie“