Ich erinnere mich gut an den Geschichtsunterricht in der Schule und meine damals kindliche Bedrückung, mein Entsetzen und mein Unverständnis als wir über das 3. Reich sprachen. Wie hat das alles passieren können? Es gab doch einen Anfang? Warum haben nur so wenige etwas getan? Naiv hat sich bei mir eine Art Verteilung der Handelnden ergeben: Eine kleine Gruppe von Menschen, die sich aktiv gegen all die Geschehnisse gewehrt haben, ein breites Mittelfeld schweigender Menschen, die weggeschaut haben und eine vergleichsweise kleine Gruppe Menschen, die Macht hatten und diese Gräueltaten verübt oder veranlasst haben.
„Habt ihr von all dem nichts gewusst? Warum habt ihr nichts getan?“
Ich habe diese Frage nie aktiv jemanden gestellt. Da war sie immer. Ich wollte schließlich begreifen, wie all der Hass, diese völlige Entmenschlichung, diese Abkehr von allem Guten stattfinden konnte.
Im Kopf spule ich 20 Jahre nach vorne. Meine Kinder sind groß. Clausnitz, die Pegida-Demonstrationen, all die Angriffe auf Flüchtlingsheime sind Teil der Geschichte. Ich möchte mir im Detail nicht ausmalen, in welcher Welt wir 2036 leben. Aber ich will eine Antwort haben auf die Frage: „Habt ihr von all dem nichts gewusst? Warum habt ihr nichts getan?“
Denn ich habe es gewusst, ich habe es gesehen. Ich habe mir Videos mit Unbehagen angeschaut und schließlich mit Tränen in den Augen. Ich habe mich geschämt, ich war entsetzt und ich war fassungslos. Ich bin es noch.
In meinen Kopf geht nicht rein, was dort (z.B. in Clausnitz) passiert. Ganz im Detail. Was passiert da?
Ich lese „Mehr als 100 Protestierende stellten sich dem Bus in den Weg„. Ich google den Ort und die Einwohnerzahl. Clausnitz ist ein Ortsteil der Gemeinde Rechenberg-Bienenmühle. Die letzte Angabe der Tabelle: 1990 gab es 1.151 Einwohner. Die Jahre davor schrumpft die Einwohnerzahl. Vielleicht sind es ein paar weniger, vielleicht ein paar mehr. Am Abend des 18. Februars kommt ein Bus mit 30 Asylsuchenden in der Ortschaft an. Irgendwie spricht sich das rum**. Übers Knie gebrochen zieht sich jeder 8. Einwohner des Ortsteils* an (manche nehmen sogar ihre Kinder mit) und versammeln sich am Ankunftsort. Was genau wollen sie? Warum ziehen sie ihre Jacken und Schuhe an dem Abend an?
Der Bus kommt an und die Asylsuchenden sollen in die vorgesehene Unterkunft. Die Protestierenden stellen sich dem Bus entgegen, umzingeln ihn. Wissen sie genau was sie da tun? Haben sie sich vorher schon Sprüche ausgedacht, die sie brüllen können? Einer? Drei? Fünf? Zehn schreien „Wir sind das Volk!“ Duzende stimmen mit ein.
Sie stehen also um diesen Bus herum, brüllen aus vollem Halse und blicken auf einen Bus voll mit verängstigten Menschen. Einige von ihnen fangen an zu weinen. Wenn ich das auf dem Video sehen kann, haben die Menschen die da waren, es erst recht gesehen. Sie schreien weiter. Da steht am Ende also ein hasserfüllt schreiender Vater und brüllt so laut er kann einigen weinenden Flüchtlingskindern, Frauen und Männern entgegen: „Wir sind das Volk“ und „Ausländer raus!“ und andere Ekelhaftigkeiten. Sieht er nicht, dass das Menschen sind? Kinder? Kinder verdammt nochmal. So wie seine?
Was ist da kaputt? Was zur Hölle ist kaputt bei diesen Menschen?
Ich sehe täglich Bilder von Flüchtenden und lese Artikel. Ich sehe Bilder der Städte aus denen sie fliehen, ich sehe Familien mit ihren Kindern, die Tausende von Kilometern zurück legen, die alles zurück lassen, die das eigene Leben und das ihrer Kinder riskieren, um von dort wegzukommen, wo sie aufgewachsen sind, wo sie gearbeitet haben, wo ihre Familie und Freunde gelebt haben. Unvorstellbar schlimm finde ich das. Ich kann mir nicht vorstellen wie schlecht es mir gehen müsste, wie viel Angst ich haben müsste, wie verzweifelt ich sein müsste, um so eine Entscheidung zu treffen.
Und dann sehe ich wieder das Video von Clausnitz an, sehe den wütenden Mob und frage mich: Wie kann das sein? Wie kann es sein, dass sie mehr Angst als Mitgefühl haben?
In mir kommt nach der Hilflosigkeit und der Wut über diesen menschenverachtenden, rechten Mob in Clausnitz wirklich sowas wie Hass auf. Warum wird da nichts unternommen? Warum wird da nicht rechtlich gegen vorgegangen? Ich kenne die Rechtslage nicht, aber wird da nicht gegen etwas verstoßen? Kann man sich einfach irgendwohin stellen, Menschen zu Tode verängstigen und menschenverachtende, rechte Parolen rumschreien?
Und wenn ich dann all die Wut, die Hilflosigkeit und das Entsetzen im mir spüre, dann schwant mir: so wird es nicht weitergehen. Hass gegen Hass gegen Hass. Das bringt nichts. Es muss doch andere Wege geben. Aufklärung? Die Menschen in der Region haben offensichtlich Angst. Sie hatten sie vermutlich vorher schon und wurden angeheizt durch das was durch diverse Parteien (wie der AfD) vor Ort weiter angeschürt wird.
Es muss doch Konzepte geben. Kann nicht eine Task-Force Aufklärung gegründet werden, die vor Ort Gemeindemitglieder, Polizei und was weiß ich wen schult? Meine Güte ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht, aber irgendwas muss doch getan werden. Vor Ort und auch anderen Orten.
Und die Medien – die Zeitungen und das Fernsehen und ihre immer währende Hetze. Es ist ekelhaft. Ich habe neulich mal eine Stunde ferngesehen. Es ist unfassbar wie da „berichtet“ wird. Unerträglich. Nach 60 Minuten wusste ich wieder, warum ich keinen Fernseher habe.
Und am Ende, hätte ich gerne eine Antwort auf die Frage „Warum habt ihr nichts getan“. Ich weiß gerade nicht, was ich tun kann. Was ich tun muss. Wirklich muss. Ich will diese Entwicklungen nicht mehr dulden. Ich will nicht Teil einer fremdenfeindlichen Kultur sein. Ich will ein Mensch bleiben. Menschlich sein, Mitgefühl haben, Empathie. Ich will nicht zuschauen und alles geschehen lassen.
*Der Bürgermeister sagt, es habe viele „Demonstrationstouristen“ gegeben.
** Die Ankunft des Busses soll nur wenigen bekannt gewesen sein, einer davon sei der Leiter des Asylheims gewesen sein, der selbst Mitglied der AfD sein soll
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Ein paar Ideen:
Demos mitorganisieren, die Organisatoren einer Demo unterstützen (Kinderbetreuung, Essen vorbeibringen, deine Wohnung als Planungsort zur Verfügung stellen),
das Buch von Noah Sow („Deutschland Schwarz weiß“, http://deutschlandschwarzweiss.de/) lesen und jeder_m davon erzählen wie toll es ist, der_m du begegnest. (das eignet sich erstaunlicherweise als gutes SmallTalk-Thema), das Buch allen Leuten ausleihen, alle Tipps in dem Buch versuchen, zu verfolgen (ein paar stehen auch auf der Homepage, die ich eben verlinkt habe),
im Alltag deine Meinung vertreten (das übe ich gerade), erklären, warum du es nicht gut findest, dass Leute Flüchtlinge belästigen (das hast du hier ja schon gemacht),
die Leute in Sachsen unterstützen, die Gegendemos oder Projekte zur Flüchtlingshilfe organisieren (das kann man sowohl mit Geld als auch mit aufmunternden Worten machen),
falls Medien rassistisch berichten: Leserbriefe schreiben, Kommentare schreiben. Vielleicht auch mal einen Brief an eine_n Abgeordnete_n in Sachsen oder in deinem Wahlkreis schreiben. Ich glaube Briefe sind heute so selten, dass sie gelesen werden.
Vielleicht sind ja ein paar Ideen dabei, die du oder eine_r der Leser_innen umsetzen will =).
Danke. Du sprichst mir aus dem Bauch.
Vielen Dank für diesen Artikel!
An alle, die etwas machen wollen:
https://www.change.org/p/für-ein-verbot-fremdenfeindlicher-demos-vor-flüchtlingsheimen-heimeohnehass?tk=Rg4JYYA1wCaXDWoy5WHITA-2EKGEBi6LMOUwOnfw0q4&utm_source=petition_update&utm_medium=email
Diese Petition wurde vor ein paar Monaten gestartrt. Es geht darum, dass es gesetzlich verboten werden soll, vor Flüchtlingsheimen zu demonstrieren.
Die Demonstranten können vor dem Rathaus, drm Landtag, oder in der Hauptstraße demonstrieren.
Ein solches Gesetz hätte in dieser Situation sehr geholfen.
Ich war damals sehr enttäuscht, dass nur so wenig Menschen gezeichnet haben….
@alle: Bitte in Ruhe lesen, damit kein falscher Eindruck entsteht. Ich warne weil mir das schon passiert ist. ;)
@Patricia: Arrr… bin abgeschweift und hab so viel geschrieben dass ich Angst habe dass Leute es missverstehen. Habe mich aber dennoch fürs posten entschlossen. Kann aber verstehen wenn Du den Kommentar nicht veröffentlichen willst. Ist einfach ein heikles Thema.
Hmmmm… Du hast ja letztens geschrieben dass man nicht so differenzieren soll, ich möchte es an dieser Stelle aber gerne versuchen, ich meine nämlich es wird zu wenig differenziert.
Mir ist es selbst letztens passiert dass ich in die rechte Ecke gedrängt wurde, weil ich den Umgang mit der sog. „Flüchtlingskrise“ kritisiert habe. Bin aus allen Wolken gefallen und habe dann versucht das aus dem Weg zu räumen.
Ich glaube das passiert sehr oft. Da werden in den Medien alle Kritiker der derzeitigen Umstände – völlig ungeachtet ihrer Motivation – als homogene Nazi-Masse dargestellt. Umgekehrt natürlich auch.
Ich finde Du stellst berechtigte Fragen, und im folgenden möchte ich versuchen, ein paar davon wenigstens teilweise zu beantworten, auch wenn mir die Denkweise dieser Menschen nachzuvollziehen zugegebenermaßen auch größtenteils schwerfällt.
Sind in der Masse Nazis dabei? keine Frage, natürlich! Sieht man ja. Sind bei den Flüchtlingen Leute dabei, die moralisch im Mittelalter leben? Ja, ist sehr wahrscheinlich! Sind auf der linken/humanistischen Seite Vollidioten dabei, die die Tragweite ihrer Haltung nicht verstehen und damit Schaden anrichten? Jo, ich denke schon. Alle Seiten haben ein Stück weit Recht, und ein Stück weit Unrecht.
Aber keine dieser Gruppen ist homogen. Die Medienlandschaft stellt diese Gruppen homogen dar, weil sie eine Agenda verfolgt. Klingt jetzt ein bisschen nach Verschwörungstheorie, aber ich denke man kann genügend Beweise dafür finden dass ein Interesse daran besteht, die öffentliche Meinung ab- und in eine gewünschte Richtung zu lenken. Extreme Haltungen entstehen nicht zuletzt durch Polarisierung. Man ist entweder ein Nazi oder ein Naivling, man kann das Verhalten des Staates betreffend des Flüchtlingsproblems nicht gutheißen oder kritisieren ohne dass jemand über einen herfällt.
Die laute Debatte hat alles andere verdrängt.
– NSA-Skandal? Vergessen.
– TTIP? Vergessen.
(Die Liste kann man nach Belieben fast endlos fortsetzen, ich will es hier mal lassen)
Und Achtung, jetzt kommt der Nazivergleich: Mit Polarisierung und abdriften in Extreme sowie dem ausrichten der Medien auf ein einzelnes, aufregendes Thema hat auch das Propagandaministerium im Dritten Reich gearbeitet.
Aber zurück zu den Leuten (Männern wie Frauen, sorry für das generische Maskulinum, mir stört das den Lese- und Schreibfluss so sehr dass ich es mir nicht abgewöhnen will. Ich arbeite dran.) auf der Straße:
Wenn so stark polarisiert wird, wenn jemand der sich aufgrund seiner Erfahrungen oder auch nur aufgrund seiner Ängste (die wiederum von den Medien geschürt werden) nirgendwo wiederfindet, und wenn er nur sagt dass er Angst hat, besorgt ist, Befürchtungen hegt, oder mit der Situation unzufrieden ist, dann ist die einzige Stelle wo er Ernst genommen wird bei den Rechten. Für alle anderen ist er jetzt schon ein Rechter und soll sich schämen, also schubst man ihn schon praktisch in diese Richtung. Wenn er mal dort ist, findet er Bestätigung. Das ist der „slippery slope“, und Ruckzuck glaubt man, dass nur extreme Maßnahmen noch ankommen, denn alles andere wird einfach überbügelt. Von da ist es nicht weit zum „ich finde es zwar nicht gut aber es muss vielleicht sein“, und von da ist es nicht sooo weit zum decken der Täter oder sogar zum mitmachen.
Analog dazu gibts das auf Anti-Globalisierungs-Demos. Der schwarze Block der prügelt und anzündet, wird von ganz normalen Leuten gedeckt und sogar unterstützt, und sei es nur durch unterlassen und dulden.
Du fragst wie die Menschen in der Menge auf die Menschen im Bus losgehen können, auch wenn sie sehen dass da weinende Frauen und Kinder dabei sind? Das ist durch Entmenschlichung passiert. Für die Angreifer ist es ein Akt der Verteidigung gegen etwas vor dem sie richtig viel Angst haben. Menschen werden nicht mehr wahrgenommen, nur noch ein Bus von dem Gefahr ausgeht. Für diese Menschen ist es offensichtlich dass da was gefährliches passiert, ganauso als wenn ein Bus mit einem Löwenrudel in Deinem Kiez abgesetzt wird. Natürlich haben die noch nichts gemacht, da sind auch Löwenbabies dabei und so, aber Du fragst Dich, warum niemand Deine Bedenken Ernst nimmt, sondern Dich dafür noch als Pack beschimpft. Weil Du gehört hast dass das anderswo zu grausigen Dingen geführt hat.
Das ist die pervertierte Form von „wehret den Anfängen“, die auch im Dritten Reich und anderswo für Gräueltaten gegen wehrlose Zivilisten verantwortlich war.
Leute die man kennt und gut findet werden plötzlich als Nazis betitelt. Das schubst einen auch in diese Richtung.
Ich habe mich geweigert, mich dahin schubsen zu lassen. Ich bin nicht rechtsextrem und werde es nicht. Punkt. Wenn aber selbst Alice Schwarzer jetzt für manche ein Nazi ist (WTF??), dann wundert es mich nicht wenn Verwirrung herrscht. Und von genau der profitieren die Extremisten. Im Dritten Reich konnte man prima die Menschen aufstacheln. Und auch damals (deswegen finde ich die Parallele ist schon da) hat man gesagt „naja, sooo Unrecht haben die Nazis ja nicht“, und „Ja, sie sind extrem, aber das muss halt sein“. Alles nichts neues. Die Menschen in den 30ern waren nicht alle Nazis, die haben das aber in vielen Teilen nicht so leicht sehen können (oder aus Selbstschutz wollen) wie das jetzt rückblickend aussieht.
Keine Entschuldigung, aber davon können wir lernen. Das nutzen was die Menschen damals nicht hatten.
Oh, und nebenbei: Wenn man jahrelang in der Schule im Alter zwischen 12 und 16 nur lernt wie schlecht und böse man ist weil man Deutscher ist, dann gibts irgendwann eine Trotzhaltung. Eines der „rechten“ Argumente die ich absolut nachvollziehen kann. Ich erinnere mich gut an meine Schulzeit und wie jedem dieser Nazi-Scheiss zum Halse heraushing. Es wundert mich nicht ein bisschen, dass manche genau in dieses Extrem fallen. Diese Generation ist jetzt an den Megafonen der Pegida und der AFD.
Die wichtigeren Maßnahmen sind aus meiner Sicht aber:
– Rückkehr zu einer differenzierten Berichterstattung
– Information anstatt Desinformation durch die Leitmedien. Betrifft auch andere Bereiche, hier ist es aber besonder schlimm finde ich.
– Maßnahmen zur Integration verstärken. Man kann als verunsicherter Mensch wesentlich schwerer „die Asylantenflut“ als homogene, bedrohliche Masse sehen wenn man sie kennt, und wenn sie nicht als Masse konzentriert auftreten. Das einzelne Löwenbaby statt das Löwenrudel, um mal das Bild in den Köpfen der Menschen von vorhin aufzugreifen.
– Auf die „Extremisten“ oder die Leute die man als ihnen nahestehend empfindet zugehen, sie Ernst nehmen, nicht pauschal verurteilen.
Wir müssen das tun, was die Menschen im Dritten Reich eben nicht konnten: Unsere Kommunikationswege nutzen, die Vielfalt der Meinungen aufrecht erhalten. Und die bekämpfen die uns das gerne wegnehmen wollen.
Und daher auch ein Dankeschön an Dich, Patricia, für den Artikel!
Du trägst dazu bei, diese Vielfalt beizubehalten. :)
Gruß
Aginor
Huch, die eigentliche Antwort habe ich erst recht vergessen, hmpf.
„Warum habt ihr nichts getan?“
Erst schien es nicht nötig, dann war es zu spät und man hatte Angst.
An welcher Stelle sind wir?
Gruß
Aginor
Der Artikel beschreibt in vielen Punkten meine Gefühle und Gedanken (danke dafür!), aber noch
beschämter und verzweifelt hinterlässt mich folgender Artikel in der Zeit:
http://www.zeit.de/freitext/2016/02/21/eu-gipfel-fluechtlingspolitik-ingo-schulze/
Warum die Menschen in Europa, vor allem in D, nach den Erlebnissen und Erfahrungen des 2. Weltkrieges sowas tun oder dulden können? Weil Wissen, Klugheit, Erfahrungen und Scham nicht in die Erbmasse eingehen. Jede Generation braucht diese Informationen erneut, jede Generation muss die Fakten und die Angemessenheit der eigenen Reaktionen auf solche Phänomene erneut erarbeiten und lernen. Es rächt sich, wenn nicht genug informiert wird, wenn Themen in den Schulen nur oberflächlich behandelt werden, wenn es Kindern und Jugendlichen erspart wird, sich mit der Geschichte zu befassen und sie zu erfassen. Aber auch die Ängste von Menschen, die sich abgehängt fühlen, und die Gemütlichkeit in dumpfen Parolen suchen oder finden, sind eine Realität, die zwar widerlich ist, aber aufmerksam beobachtet und ernst genommen werden muss.
Es ist gerade mal etwas über 70 Jahre her, daß Deutsche ihre Heimat wegen Terror (durch andere Deutsche) und Krieg verlassen mussten. Mein Vater war als Baby auf dem Treck aus Ostpreußen dabei. Bei uns in der Familie waren die traumatischen Erfahrungen durch Krieg und Vertreibung immer sehr präsent. Wie können Teile einer Nation, die so etwas vor so kurzer Zeit selbst erlebt hat, so ohne Mitleid sein? Natürlich gibt es immer ein paar Prozent Dumme aber dass die etablierte Politik mit der Angst/den Vorurteilen so bereitwillig Stimmung macht ist unentschuldbar. Ich lebe in Bayern und was die CSU hier jeden Tag wieder von sich gibt – mir wird schlecht davon.
Wer verlässt denn schon freiwillig seine Heimat und geht in einen anderen Kulturkreis? Gerade die Leute hier, die immer ihre Heimatverbundenheit hervorheben als wäre diese ein Gut per se, müssten sich doch in die Not der Menschen hineinversetzen können, die so einen Schritt wagen müssen.
Natürlich ist es viel Arbeit, so viele Menschen zu integrieren. Ich habe den Eindruck, dass viele engagierte Helfer dies vor Ort versuchen zu leisten. Unser Helferkreis gibt Unterricht, fährt die Familien zum Einkaufen etc..
Während die Politik sich in erster Linie mit den Grenzen beschäftigt anstatt Lehrer einzustellen oder zu überlegen wie die Flüchtlinge in Arbeit gebracht werden können. Kaum einer scheint in diesen vielen jungen, bestimmt überwiegend engagierten Leuten eine Chance zu sehen, obwohl immer alle jammern, dass wir nicht genug Kinder kriegen, Lehrstellen unbesetzt bleiben usw. Könnte es nicht sein, dass Deutschland langfristig von der Migration profitiert?
@dasnuf aber ohne Hass nur Fassungslosigkeit und Sprachlosigkeit
@dasnuf In mir wächst langsam auch Angst- die Angst vor genau dieser Frage irgendwann und davor die Angst dass es wieder so weit kommt…
Bei mir mischen sich zu Hilf- und Ratlosigkeit vor allem Angst. Was sind das nur für Menschen, die mit uns in im selben Land leben? Wenn sie zu so etwas fähig sind, ohne ein Fünkchen Mitgefühl, was könnten sie mir und meiner Familie antun, wenn die Situation anders wäre? Wenn wir ihnen aus irgendeinem Grund nicht mehr passen würden?
Ich dachte immer, wir leben in einen sicheren, kultivierten Land, in dem genug Wohlstand herrscht um friedlich zu sein. Ich wurde eines Besseren belehrt und das macht mir große Angst!
„Was ist da kaputt? Was zur Hölle ist kaputt bei diesen Menschen?“
Ich finde die Frage sehr überheblich von dir.
–
Du selbst hast vor nicht mal einer Woche (http://dasnuf.de/ich-habe-nichts-gegen-kinder-nur-nicht-hier-ii/http://dasnuf.de/ich-habe-nichts-gegen-kinder-nur-nicht-hier-ii/) gegen einen Ladenbesitzer gehetzt und aufgestachelt, weil er etwas in SEINEM Laden umgesetzt hat was gegen eine Gruppe – Mütter – der du angehörst gerichtet war .
Dabei ist das was der Ladenbesitzer gemacht hat ganz normal in unserer Gesellschaft. Er hat einen Ort mit Zugangsbeschränkung und Verhaltensregeln geschaffen. Andere Beispiele: Frauenfitnesscenter, Frauenturnhallen, Männersauna, Frauensauna, Kindergarten, Schule, Ü18-, Ü30-, U30-Parties, Rauchercafes, Nichtrauchercafes, Opernball, Fussballstadion, …
Obwohl dieser Mann von niemanden die Lebensqualität wirklich beeinträchtigt hat oder irgendetwas anderes Strafbares gemacht hat wurde von vielen und auch von dir gegen hin gehetzt.
Da immer mehr Multiplikationen, wie du auch einer bist, diese Art von Hetze einsetzen um ihre Vorstellungen zu vertreten/durchzusetzen wird der Hass in der Gesellschaft immer größer.
Bitte reflektiere mehr anstatt Hole frassen wie „Hach ja, ich hab Aufregwochen.“ zu bloggen.
Hetzen ist was völlig anderes, als das was ich mit meinem Artikel gemacht habe und schon gar nicht gleich zu setzen mit Menschen, die brüllend mit ausländerfeindlichen Parolen Asylsuchende verängstigen.
Im Übrigen geht es da genau ums Gegenteil: Ich möchte alle Menschen inkludieren und dieser Mob möchte ausschließen.
Und zu dem Frauenfitnessding habe ich auch schon öfter was gesagt: Ja, es ist richtig, im Idealfall gibt es auch keine Frauenfitness-Studios, die es gibt weil manche Männer anzüglich sind und gaffen wie Frauen Sport machen. Mir wäre lieber, dass diese Männer aus dem Studio müssen, statt dass ALLE Männer (auch die, die nichts tun und eigentlich nur in Ruhe trainieren wollen) aus dem Studio ausgeschlossen werden.
Deswegen: Am Besten mit dem Reflektieren bei dir selbst anfangen.
Ich stimme dir zu, Hetzen kann man dir nicht nachweisen.
Aber zwischen den Zeilen gibt’s da auch eine gewisse Aufgeregtheit und ausgehend von einem kleinen lokalen Drama (wobei die Presse dazu einlädt die Eskalation nicht nur beim Wirt zu suchen) wird gleich die grundsätzliche Gesellschaftspolitische Debatte mit Petition, Gesetzesinitiative und Nicht-Diskriminierungskeule hervor geholt.
Der Blutdruck der Gesellschaft ist schon sehr hoch und die Leute vor Ort fühlen sich existentiell bedroht. Und dann geschehen eben unerklärliche Dinge. Weil eben niemand ernsthaft versucht ihnen glaubhaft zu vermitteln das die Bedrohung nur verschwindend klein ist.
@tirsales @dasnuf Vielleicht doch. Menschen resignieren, wenn sie keine Chancen sehen. Sie reagieren, wie Tiere, aggressiv, wenn sie in eine
Liebes Nuf,
aus eigener Erfahrung hast Du mehrere Möglichkeiten: direkte Hilfe in der nächsten Flüchtlingsunterkunft, schau, welche Art von Hilfe benötigt wird, freunde Dich mit jemand dort an – und ich bin sicher, bei den vielen Leuten sind potentielle Freund_innen dabei – und schaffe so ein Kennenlernen, Verständigung, Austausch. Oder arbeite politisch, unterstütze mit Deiner Wortkunst oder Deinem Geld Organisationen, die das für uns tun: den regionalen Flüchtlingsrat, Pro Asyl, die jeweiligen Amnesty-Sektionen, die nächstliegende Beratungsstelle. Beziehe Stellung. Im Netz. Auf Gegendemonstrationen. Mach‘ ganz kleine, für Dich mögliche und machbare Schritte, wenn wir das alle machen, wird ein mächtiges Ganzes daraus. Mir hilft es, das alles besser zu ertragen, Sachsen besser zu ertragen, die kontraproduktiven Vorschläge eines de Maiziere, die Brandstifter von der CSU nicht mit unendlichem Hass zu überschütten. Es schützt mich aber nicht durchweg vor Fassungslosigkeit, tiefer Trauer, Wut, Tränen und der Angst, was aus diesem Land und denen drum herum werden wird.
Ich meine über solche Dinge hinaus. Ich gehe auf Gegendemos, wenn es geht. Ich spende Geld und Kleidung oder Gutscheine – je nachdem was gebraucht wird und wenn es irgendwie geht, engagiere ich mich auch vor Ort in den NUK oder da wo es bereits Projekte gibt.
Für mich geht es auch darum wirklich deutlich zum Ausdruck zu bringen, dass das was da geschieht nicht von mir geduldet wird, dass ich nicht Teil der schweigenden Masse sein möchte. Es muss irgendeinen Weg geben das zu zeigen und auch politischen Druck auszuüben.
Dennoch Danke für deine Anregungen (ich wollte sie nicht kleinreden) – es gibt ja tatsächlich immer noch etwas, an das man noch nicht gedacht hat.
Aber genau das ist es, was unsere Zeit von „Damals“ unterscheidet. Es tuen sehr viele was. Es wird nicht gehyped, weil es keine Schlagzeilen bringt.
Aber die, die was tun müssen nicht um ihr Leben fürchten, die Hilfe bei Nacht und Nebel leisten usw.
Ich halte die Lage nicht für total entspannt, aber es ist weder ganz schwarz, noch ganz weiß.
Zu viele von uns (und ich schließe mich hier ein), sind zu passiv.
Niemand informiert sich wirklich, weil es mühsam ist. Man bekommt eine Info, egal von welcher Seite, und je nachdem wo man steht glaubt man es oder man glaubt es nicht. Recherchieren und prüfen und diskutieren ist sooo mühsam.
Da ist es doch bequem am Rechner zu lesen was Frau Nuf schreibt und das ganze mit einem Herzchen zu kommentieren. Hach und schon ist das Gewissen beruhigt.
Reicht das? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich oft denke „man müsste mehr tun..“ aber letztendlich finde ich immer eine Ausrede.
Ich stehe der Flüchtlingsthematik grundsätzlich so gegenüber, dass ich dafür bin die Flüchtlinge aufzunehmen.
Trotzdem habe ich ein ungutes Gefühl.
Ich glaube nicht, dass alle Muslime, Asylanten, Flüchtlinge schlechter, böser sind als wir. Ichs ehe die Sache von der logistischen Seite problematisch. Es ist eine Menge Menschen, die verteilt, registriert und integriert werden muss.
Wie soll das logistisch geschafft werden.
Wenn eine Menge Menschen, die sowieso auch noch psychischen Stress haben auf engem Raum zusammen leben gibt es Konflikte, Ausbrüche usw. Das wäre bei EU Bürgern auch so, aber wir können uns das gar nicht vorstellen. Aber wohin mit den Leuten um diese Situation zu vermeiden.
Dann kommt mein Bruder und erzählt auf einer Geburtstagsfeier, dass eine Flüchtlingsfamilie im Monat 3600 EUR im Monat bekommt. Ich glaube das nicht, fordere einen Beleg. Er schickt ein Foto des Becheids. Ich forsche und stelle fest, dass die Sache richtig bewertet werden muss: http://www.mimikama.at/allgemein/update-zum-ludwigshafener-bescheid-leistungen-nach-dem-asylbewerberleistungsgesetz/
Aber wieder ist ein bisschen gezündelt, die aussage steht in der Luft. Und das ist nur eine Kleinigkeit. Ich bekomme mit, dass auf Arbeit unheimlich viel Mist (Vergewaltigungen durch Flüchtlinge, Diebstähle werden von der Bundesregierung beglichen..) erzählt wird. dort habe ich keine Zeit und auch keine Lust große Diskussionen anzufachen, weil mir zu dem Zeitpunkt die Fakten fehlen und sobald ich sie habe bekomme ich die Leute nicht mehr zusammen.
Dann denke ich mir ich sollte auch mal helfen, aber ich habe einen Job und eine Familie, für die ich auch Zeit haben will. Das geht doch vor den Flüchtlingen. Klar ist das auch eine Ausrede um seinen faulen Hintern nicht aus dem Sessel zu schwingen.
Aber aktuell schaffe ich den inneren Schweinehund noch nicht.
Gruß
R
@dasnuf @Larenzow Es gibt so etwas ähnliches wie eine „Task-Force Aufkärung“. Ich habe sie beobachtet: n-tv.de/politik/Wo-jed…
@dasnuf Danke!
Und noch eine Idee: Wenn staatlicherseits bekannt gegeben würde, dass jeder angegriffene Flüchtling sofort ein Aufenthaltsrecht und eine Arbeitserlaubnis bekommt, würden sich gewisse Kreise vielleicht zurück halten mit ihren menschenfeindlichen Aggressionen.
Du sprichst mir aus der Seele! Und genau das frage ich mich auch immer: was tun?
Bezüglich Clausnitz sollte es jetzt eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass die Flüchtlinge, die das erleben mussten, anderswohin „versetzt“ werden. Die müssen ja total traumatisiert sein und können gewiss keinen Schritt angstfrei vor die Tür gehen.
Aber nicht, um Clausnitz „flüchtlingsfrei“ zu machen: die Unterkunft sollte dann von anderen Flüchtlingen genutzt werden, die dieses Grauen nicht selbst erlebt haben. Das wäre sogar für die Einwohner besser, denn sie hätten die Chance, sich gegenüber den Neuen mehr zusammen zu reissen und es besser zu machen – und sei es nur, indem sie zuhause bleiben und Ruhe geben.
Vielleicht gibt es ja da den Einen oder Anderen, der im Nachhinein erschreckt ist….
@dasnuf danke! Das sind genau die gedanken die in meinem kopf kreisen.warum???
Das sollte keinen deutschen Demokraten kalt lassen. Vor dem Bus begeht ein Mob Landfriedensbruch und Nötigungen, während im Bus angeblich eingeschüchtete Flüchtlinge dieses Pack draussen beleidigt und bedroht haben soll. Gegen den Pol. Bersten im Bus sollte ermittelt werden. Der Polizeipräsident in Chemnitz sollte seineh Hut nehmen. Schande für Sachsen !
Was ich übrigens bei mir beobachte: Zunehmende Ressentiments gegenüber Ostdeutschland. In Urlaub würde ich dort beispielsweise gerade nicht fahren wollen. Das ist natürlich irrational und unfair, aber eben auch ein Automatismus wie das flaue Gefühl bei (vermeintlich) herrenlosem Gepäck. Da könnte gerade ganz viel Porzellan zerschlagen werden.
Ich war neulich in der sächsischen Schweiz und habe gesehen, dass v.a. die Kirchen sich für Asylsuchende engagieren. Das hat mir ein gutes Gefühl gemacht. Man sollte wirklich aufpassen, nicht alle über einen Kamm zu scheren.
Deswegen jetzt den Osten zu ächten finde ich verkehrt. Kommen Sie mal nach Rostock! Hier gibt es eine sehr engagierte Flüchtlingshilfe (Rostock hilft), an der nicht einmal die offiziellen Stellen vorbeikommen, seit die Ehrenamtlichen mit ihrem Einsatz im Sommer das absolute Chaos verhindert haben. Im übrigen haben auch in Westdeutschland schon genügend Flüchtlingsunterkünfte gebrannt. Leider werden die Ereignisse im Osten immer gleich sehr öffentlichkeitswirksam ausgeschlachtet, während über ähnliche Vorfälle im Westen schnell der Mantel des Schweigens gebreitet wird.
@dasnuf Die schweigende Mehrheit muss endlich ihr Schweigen brechen und auf der Strasse zeigen, dass die anderen NICHT das Volk sind.
@dasnuf Du fandest Worte die mir fehlten. Ich verneige Mich.
Was man tun kann? Bei volunteer-planner nach freien Schichten in Notunterkünften schauen. In einer NUK kriegt man die Leute ein bisschen mit, und sie bekommen mit, dass nicht alle Deutsche ihre Feinde sind. Ich unterrichte einen hochgebildeten syrischen Flüchtling, der, nachdem seine Stadt in drei Jahren zu drei Vierteln dem Erdboden gleichgemacht wurde, nachdem er vor chemischen Bomben floh, in Ungarn von Polizisten mit Stangen verprügelt wurde und in Tiertransportern schlief, nun in Deutschland von Fremden auf der Straße die Nase gebrochen wird. Trotzdem ist Deutschland der einzige Ort, an dem er wenigstens überhaupt eine Chance auf eine Bleibe hat. Diese Leute brauchen jedes einzelne freundliche Gesicht eines Deutschen, um sich nicht wie Abschaum zu fühlen.
@dasnuf @FrauHasenherz Was man tun kann ist leider bestenfalls nur ganz winzig klein, aber trotzdem wertvoll, zB Begleitung zu Behörden.
@dasnuf @FrauHasenherz tu dir was Gutes
Ja… die gerade kursierenden Petitionen unterzeichnen vielleicht noch… und nachdenken, was viele von uns gemeinsam noch so erreichen könnten… mal endlich zum eigenen Abgeordneten in die Sprechstunde gehen? Das machen anscheinend nicht so viele Leute und manche sind anscheinend dankbar, wenn mal jemand aus der Bevölkerung kommt und direkt Einfluss nimmt.
Genau das. Oder wie ich auf Facebook schrieb: „Wo bleibt die Menschlichkeit?“ und wenn hier Krieg wäre, dann würde ich auch gerne irgendwo hin flüchten können und dort wird meiner Familie und mir dann geholfen. In nett.
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Genau!
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Ein Hauch von Weimar liegt über unser Land. Wird hier die Geschichte zur Farce ? Fakt ist, es wird immer kälter in Deutschland der Ruck nach rechts unübersehbar. Die Äusserungen des Polizeipräsidenten zum Einsatz der Polizei, kann in einem Rechtsstaat nicht akzeptiert werden. Werden die Verfassungsschranken auch in Zukunft halten ? Deutschland pass auf !
@dasnuf so geht es mir auch. Mir wird schlecht von den Nachrichten. Aber was??
@dasnuf Die Frage, warum nichts getan wurde, stellen sich auch Menschen die das dritte Reich erlebt haben.
Ganz genau so ging es mir auch, als ich die Bilder im TV gesehen habe.
Der Vergleich zu den Vorgängen im 3. Reich hat sich mir aufgedrängt.
Ich hatte und habe das starke Verlangen etwas gegen die Hetze gegen verfolgte und bedrohte Menschen, die ein Recht auf Sicherheit haben, zu unternehmen.
Ich weiß nur nicht wie. Irgendwas muss ganz dringend gegen solche Auswüchse unternommen werden und zwar sehr schnell und sehr wirksam.
Danke für Deinen Text.
Barbara
Dass Menschen aus Syrien fliehen, hat eine Ursache.
Sie wird verstanden.
.
Dass Menschen Geflüchtete beschimpfen, hat eine Ursache.
Wird sie verstanden ?
.
Warum tun die das: fliehen ?
Da kann ich mich schlau machen.
.
Warum tun die das: beschimpfen ?
Da kann ich mich schlau machen.
.
Um Fluchtursachen zu verstehen,
hilft Information und Empathie.
.
Um Hassursachen zu verstehen,
hilft Information und Empathie.
.
Habe ich genügend Informationen,
um Hassursachen wirklich verstehen zu können ?
Habe ich genügend Empathie,
um Hassursachen wirklich verstehen zu können ?
Wenn ja, eröffnen sich mir undendlich viele
Handlungsmöglichkeiten: sofort !
@dasnuf Toller Inhalt, danke für diesen Artikel.
Meine Gefühlslage ist ähnlich wie von dir beschrieben, vor allem das Gefühl der Hilflosigkeit. Seit einigen Tagen wälze ich das im Kopf hin und her und versuche zu Schritten zu kommen, die ich selbst umsetzen kann. Das Problem ist
Je mehr die Rassisten sich in der Mehrheit fühlen (es aber nicht sind, davon bin ich überzeugt), desto unbefangener agieren sie so wie in Clausnitz. Daher ist es meines Erachtens an der Zeit, dass die schweigende Mehrheit sich deutlich bemerkbar macht. Damit geht Clausnitz nicht weg und es wird nicht besser, aber eventuell nicht noch schlimmer. Den Hass kriegt man nicht aus den Köpfen, aber es steigen die Hemmschwellen ihn zu äußern.
Gleiches gilt mit umgekehrten Vorzeichen: Je mehr von UNS merken, dass WIR nicht alleine sind, desto mehr trauen sich auch, sich zu äußern oder anzuschließen.
Wenn ich träumen dürfte, würde ich mir Millionen Menschen vorstellen, die in verschiedenen Städten auf die Straße gehen. So etwas wie „Freiheit statt Angst mal“ zehn. Oder Schröders „Aufstand der Anständigen“ (ein guter Name, nach wie vor). Oder ein gemeinsames politisches Manifest. Herrje, ich würde sogar allen Vorbehalten zum Trotz wieder einer Partei beitreten, wenn es denn hilft…
Letztlich ist aber unerheblich, was ich mir als Ergebnis vorstelle. Worauf es ankommt ist, dass man sich online oder offline zusammenfindet und etwas organisiert bekommt. Ich wäre sofort dabei.
Ja, das ist die Frage, mir geht es ja wie dir. Auf Demos gehen, die richtigen Leute wählen… keine Ahnung leider
Ich denke das Gleiche und möchte nicht zu denen gehören, die nichts getan haben. Und auch ich weiß nicht, was ich tun kann, außer mein Heim als Zuflucht anzubieten und spenden, was ich kann. Aber ich glaube, das ist nicht genug. Wie kann man nur aktiv dazu beitragen, dass weniger Clausnitz passiert???
Als sie die Kommunisten geholt haben,
hab ich nichts gesagt. Ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten geholt haben,
hab ich nichts gesagt. Ich war ja kein Sozialdemokrat.
Als sie die Juden geholt haben,
hab ich nichts gesagt. Ich war ja kein Jude.
Als sie mich geholt haben, war niemand mehr da der hätte etwas sagen können.
@dasnuf @PunkMetalOma Geht mir auch so und bereitet mir körperliches Unbehagen!
@dasnuf du sprichst mir aus der Seele. Danke. ?
@dasnuf @Buecherkinder Dieser Hass und Rohheit …solche Menschen erscheinen unerreichbar aber nicht weit weg. Was kann man tun?
@dasnuf @Buecherkinder Danke! Zum ersten Mal bekommt man eine leise Ahnung davon, wie es sich damals angefühlt haben könnte :-(
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Es ist so schlimm :-(
Wenn man das Verhalten der Polizei in Clausnitz gesehen hat, wenn man weiß, dass Aktivisten gegen Nazis von der Justiz verfolgt werden, dann weiß man, dass Rassismus und Ausländerfeindlichkeit in Sachsen nicht nur von unten, sondern auch von oben kommen.
Bist du als jüngerer Teenager öfter schwanger gewesen, oder warum sind deine Kinder schon groß?
Danke, danke, danke! Sie haben so treffend ausgedrückt, wofür mir die Worte fehlen!
@dasnuf @evil_widow Ich fühle mich auch bisw.hilflos,aber da ist mein christl.Glaube u.Besuche im Asylheim.Hilft es dir?
Ich versuch jetzt seit ca. 20minuten was Positives zu schreiben (zB Mensch bleiben und Haltung zeigen), kann aber nicht an mich halten: Told you so.
Deutschland als Staat und Gesellschaft hat seit 25 Jahren sehr planvoll und ohne an die Folgen zu denken, Entsolidarisierung betrieben, Verteilungsungerechtigkeit befördert und eine gewisse Elbogenmentalität gepriesen, das es ein Wunder ist, das wir nur über aufgehaltene Busse sprechen müssen.
Das finde ich gar nicht, dass wir Entsolidarisierung hatten. Wir haben den Soli für den Osten bezahlt und wir haben in die Pflegeversicherung für die Pflegebedürftigen bezahlt. Auch die Hartz-Reform mag bei vielen nicht so gut angekommen sein, sie hat jedoch ein wichtiges Konzept eingeführt, zu dem ich gut stehen kann: nämlich fordern und fördern. Das ist doch das solidarischste Prinzip überhaupt: Ich muss etwas geben, damit ich die Leistung der Gemeinschaft auch erhalten darf.
Wir brauchen natürlich nicht darüber sprechen, dass es z.T. schlecht umgesetzt wird, viel zu viel bürokratisiert wurde und es manchmal echt schwer für die Menschen ist, sich damit über Wasser zu halten. Aber vom Prinzip her finde ich, dass wir in den letzten Jahren sehr viel mehr solidarische Leistungen oder Modelle in der Gesellschaft eingeführt haben. Wenn wir alle im Notfall vom Sozialstaat leben können wollen, muss dieser auch finanzierbar bleiben, das ist die Botschaft, die bei mir angekommen ist. Es nützt nichts, einen super Sozialstaat zu haben, der dann untergeht, weil es nicht genügend Einzahler gibt. DAS genau ist für mich solidarisches Verhalten. Nicht ein paar wenige sollen gut leben können, sondern möglichst viele sollen sich über Wasser halten können, wenn bei Ihnen was schiefläuft.
Besonders ärgert mich an der ganzen Clausnitz-Geschichte, dass genau die Bürger, die von uns solidarisch unterstützt wurden, jetzt die sind, die andere ausgrenzen. Ich sage damit nicht, dass der Westen für den Osten das Heil gebracht hat, das ist sicher nicht der Fall. Aber es wundert mich schon, dass die Opfer der Diktatur nun die Täter werden. Warum können die Sachsen das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Freiheit nicht mehr schätzen, wenn Sie selbst unter der Unfreiheit und staatlichen Kontrolle der DDR doch am meisten zu leiden hatten?
Hallo Monia,
ich empfehle dir, dich mit der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft zu beschäftigen. Es findet seit Jahren ein strategischer Abbau der Solidarität statt (Beispiel: Hartz IV statt Sozialhilfe [und das fördern in fördern und fordern wurde glatt mal gestrichen], massive Förderung der Leiharbeit bzw. neuester Trend pseudo-Werksverträge die eigentlich illegal sind, aber bei Aufdeckung folgenlos bleiben, dank einer „Gesetzeslücke“ -> eine Folge davon, ist Lohndumping durch Hartz IV Empfänger, die arbeiten müssen, der Staat stockt den Hungerlohn auf). Und dass der Soli solidarisch ist, möchte ich bestreiten. Was ich darüber weiß ist, dass das Geld – welches wohlbemerkt von jedem arbeitenden Bundesbürger bezahlt wird – niemals beim „Volk“ dort angekommen ist sondern großteils in Prestigeprojekten versickert ist. Die, die dort geblieben sind, fühlen sich abgehängt, als Verlierer der Gesellschaft, größtenteils arbeits- und perspektivlos. Dort kann man also nicht gegen faule Hartz IV Empfänger hetzen, denn fast jeder dort, hat selber welche im Freundeskreis und kennt die Realitäten. Ich selber komme aus Sachsen, lebe aber schon 15 Jahre in Bayern. Ich fühle mich mit den dort gebliebenen nicht mehr verbunden. Zu groß ist die Kluft zwischen unseren Denkweisen, aber, und das ist ein Punkt, den du nicht erkannt hast: es gibt überall solche Menschen wir in Sachsen und Thüringen heute, doch sind sie in einer Minderheit und nicht wie dort, in der Mehrheit. Hier gibt es die CSU, und was die von sich gibt, ist nicht weit entfernt von dem was die AFD sagt. Sie sind nur subtiler. Hier in Bayern, hier wo es viel zu verlieren gibt und noch die Haltung herrscht, besser als der Rest zu sein, fällt dieser Sozialneid auf sehr fruchtbaren Boden. Und das geht durch alle Schichten. Ich müsste meinen Freundes- und Kollegenkreis rigoros ausdünnen, wenn ich die Menschen verteufeln würde für das was sie in diesem Aspekt denken.
Schau dir mal http://www.mimikama.at/hoaxmap/ an. Dort werden alle Falschmeldungen bezüglich Flüchtlingsmissetaten gesammelt. Bayern (48) liegt mit NRW (54) an der absolute Spitze.
Es klingt heutzutage bei vielen so, als sei die Sozialhilfe der Heilsbringer gewesen. Es läuft immer wieder auf dasselbe heraus: Was ist menschenwürdiges Leben und wie schafft man es, dies so zu regeln, dass möglichst viele Bedürftige einen Nutzen haben ohne dass die Zahlen der Mißbräuche durch die Decke gehen. Auch damals musste die Bedürftigkeit nachgewiesen werden, auch damals mussten zuerst die Privatvermögen angetastet werden, auch damals gab es Bedarfsgemeinschaften, die zusammen veranlagt wurden. Falls mir Informationen fehlen, bin ich gerne bereit, das zurückzunehmen, aber mir erscheint es so, dass das Hartz-Konzept vom Grundgedanken (nicht von der Umsetzung her) keine Verschlechterung darstellt. Zeitarbeit und Lohndumping gab es auch schon sehr viel länger. Das ist der Nachteil des Kapitalismus: Was gesetzlich möglich ist, wird gemacht, so lange es finanzielle Vorteile bringt. Der soziale Gedanke ist zweitrangig.
Ich sehe nur nach wie vor nicht den Zusammenhang zwischen der Tatsache, dass es mir schlecht geht und der schlechten Behandlung anderer Menschen, denen es auch schlecht oder schlechter geht. Wo soll mein Nutzen dabei sein? Wie kann man auf die Idee kommen, diese Menschen seien Ursache für mein Leid oder durch solche Menschen könnte meine Situation sich verschlechtern? Meine Mutter war alleinerziehend ohne abgeschlossene Berufsausbildung und uns ging es oft finanziell schlecht. Ich wäre nicht im Leben auf den Gedanken gekommen, andere dafür verantwortlich zu machen.
Was das Fördern des Amtes angeht: Hier gibt es sicher einigen Verbesserungsbedarf. Ich kann aber aus eigener Erfahrung sagen, dass das wichtigste Mittel, um wieder in Arbeit zu kommen, die Eigeninitiative ist. Wenn man begründen kann, warum ein Kurs / eine Maßnahme für die weitere Bewerbungsphase sinnvoll ist, wird dies ernsthaft geprüft. Daher finde ich, dass die Förderung im Rahmen der Möglichkeiten durchaus stattfindet.
Dies ist natürlich bei einem Bauhelfer, der nicht in der Lage ist, Bewerbungen zu schreiben, jedoch schwieriger. Wo anfangen mit der Förderung? Wieviel Förderung ist nötig, um die Chancen desjenigen sinnvoll zu verbessern? Aber das ist ja auch nicht ernsthaft eine Überraschung, oder? Gleiches gilt für Förderung im Osten, denn wo keine Jobs sind, kann auch nicht gut gefördert werden.
Der Osten ist jedoch nicht nur das arme Opfer. Die Umsiedlung in den Westen und die Landflucht wurde wohl kaum befohlen. Jeder, der gegangen ist, hat genauso mit Schuld, wie all die kommerzgeilen Wessis, die Millionen in Imageprojekten versenkt haben.
Dass es überall fragwürdiges Gedankengut gibt, ist mir ebenfalls klar. Die Zahlen in der Hoaxmap lassen allerdings keinen Schluß zu. NRW hat z.B. am meisten Flüchtlinge und die meisten Einwohner und somit rein von der Wahrscheinlichkeit her auch am meisten Meldungen. Von daher nicht aussagekräftig.
„Besonders ärgert mich an der ganzen Clausnitz-Geschichte, dass genau die Bürger, die von uns solidarisch unterstützt wurden, jetzt die sind, die andere ausgrenzen.“
Und, da war’s: Du selber trennst zwischen ‚uns‘ und denen. Es ist jetzt nicht so, das ‚wir‘ ‚denen‘ nur reine Wohltaten gebracht haben, sondern ‚die‘ sehr, sehr viel aufgeben mussten und ihnen immer wieder signalisiert wird: Ihr könnt es selber nicht, und ihr habt Dankbarkeit zu zeigen. Und Leute die man in die Opferrolle drängt -obwohl sie mehr oder weniger nur zufällig zur falschen Zeit and der falschen Stelle wohnten- neigen dazu sich unerklärlich zu verhalten.
Und das der berühmte Aufbau Ost eher ein Förderprogramm West war, sollte auch schon langsam bekannt sein…
Ich habe nicht gesagt, dass der Osten dankbar für den Soli sein sollte. Und ich habe auch nicht behauptet, dass der Soli richtig eingesetzt wurde.
Ich verstehe bloß psychologisch nicht, warum Menschen, die in Unfreiheit aufgewachsen sind, andere Menschen, die vor der Unfreiheit und Grausamkeiten fliehen, Vorwürfe machen. Wie genau soll eine syrische Familie schuld daran sein soll, dass es einer ostdeutschen Familie schlecht geht oder demnächst schlechter gehen wird? Wenn es keine Flüchtlinge im Osten gäbe, inwiefern würde sich die Situation der Ostdeutschen verbessern?
Gerade gestern über diese Initiative gestolpert: http://wirmachendas.jetzt/ – ist vielleicht interessant für dich.
Was ich sehr empfehlen kann: Wenn solche Arschkrampen in die eigene Stadt kommen und irgendwelche Kundgebungen abhalten, kann man versuchen sich einer Gegendemonstration anzuschließen. Hier wollte vor einiger Zeit die Partei „Die Rechte“ eine Kundgebung abhalten, die Typen sind selbst nach Wikipedia-Definition Neonazis und gehören für mich geschlossen weg gesperrt.
Auf 5 Glatzen kamen dann >100 Gegendemonstranten, darunter ich, meine Frau und unsere 3-jährige Tochter. Die Naziparolen gingen in Trillerpfeifen, Seifenblasen und „Nazis Raus“ rufen völlig unter bis sie nach einer halben Stunde irgendwann unter Polizeischutz abgezogen sind. Dafür ein Kind mitgenommen zu haben wurden wir mehrmals schief angesehen, aber es hat sich verdammt richtig und gut angefühlt.
„Die Naziparolen gingen in Trillerpfeifen, Seifenblasen und „Nazis Raus“ rufen völlig unter bis sie nach einer halben Stunde irgendwann unter Polizeischutz abgezogen sind.“
Schön, dass ihre Demo genauso gewaltfrei ablief wie in Clausnitz.
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@dasnuf Danke. So geht’s mir auch.Leider. Wie man den Schreienden aufzeigen könnte,dass sie unmenschlich handeln weiß ich leider auch nicht.
@dasnuf Die Woche saß beim Lanz ein Psychiater,der erklärte,diese(r) Angst/Hass säße im irrationalen Gehirnteil -unerreichbar durch Dialoge.
Ich würde diesen Artikel sehr gern rebloggen, aber ich finde hier keinen Button dafür. – Genau so ging es mir, als ich die Proteste der Bewohner des Orts gegen diesen Bus, voll mit verängstigten Menschen, die glaubten, jetzt in einem sicheren Land zu sein.
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Genau!
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Du sprichst mir aus der Seele! Mit allem!
*seufz*
@dasnuf @prg Klingt gut.
@annalist @dasnuf *hust* podcast
@dasnuf Schwer zu beantworten, aber ich hätte dazu viel zu sagen. Passt aber weder in einen Tweet noch auf eine Seite Papier (oder Netz).
„Da, wo Darwin für alles herhält,
ob man Menschen vertreibt oder quält, da,
wo hinter Macht Geld ist, wo stark sein die Welt ist,
von Kuschen und Strammstehen entstellt.
Wo man Hymnen auf dem Kamm sogar bläst
in barbarischer Gier nach Profit,
„Hosianna“ und „Kreuzigt ihn!“ ruft,
wenn man irgendeinen Vorteil darin sieht,
ist täglich Kristallnacht.“
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