Eure Privatfotos in Händen von Fremden

Wenn ihr eure Privatfotos gerne in den Händen Fremder sehen wollt, empfehle ich den Onlinedienst myFUJIFILM.

Früher als Fotos noch entwickelt werden mussten, habe ich immer einen anderen Namen auf den Abholumschlag geschrieben, weil ich Angst hatte, dass neugierige Leute in unserer Kleinstadt meinen Abholumschlag aufreißen und reinschauen.
Persönliche Fotos sind etwas sehr intimes und selbst wenn an sich nichts verwerfliches abgebildet ist, war ich immer sehr empfindlich, wer sie ansehen darf und wer nicht.

Ganz früher habe ich Fotoalben geklebt, dann habe ich Fotoalben digital erstellt und ausdrucken lassen und irgendwann sind wir dazu über gegangen kleinformatige Fotos auszudrucken und die in eine Art Familientagebuch zu kleben, um Erinnerungen festzuhalten.
Dazu bin ich meist in eine Drogerie und habe die gängigen 10×15 Fotos in 4er-Miniformaten ausgedruckt und dann zerschnitten und eingeklebt.
Weil die Qualität oft nicht so prall war, habe ich online nach einem Fotodienst gesucht und bin auf My Fujifilm.de gestoßen, die als Format 6×9 anbieten und habe dort bestellt.

Als ich die Packung öffnete, war ich sehr verwundert: Zwischen meinen Fotos fand ich die Fotos einer jungen Familie, die den Dienst offensichtlich genutzt hatten, um Fotos ausdrucken zu lassen um eine Schwangerschaft zu verkünden. Ich sehe u.a. ein Ultraschallfoto und eine Frau, die total glücklich einen Schwangerschaftstest küsst.

Wow. Vertauschte Fotos. Der Supergau für so einen Fotodienst. Der Supergau für mein Privatsphäreempfinden und für die schwangere Frau auf den Fotos in meiner Hand bestimmt auch nicht so cool.

Man kann sich leicht etwas zusammenspinnen, was da schief gehen kann und ernsthafte Konsequenzen nach sich zieht. Was wenn die Frau berufstätig ist und ihre Schwangerschaft noch nicht offiziell verkündet hat, jemand aus ihrem Arbeitsumfeld die Fotos sieht und sie gekündigt wird bevor sie Kündigungsschutz hat? Wenn ich an meine Freundinnen denke, die aufgrund ihrer Schwangerschaft bzw. Elternzeit aus den Jobs rausgemobbt wurden, vielleicht ein Szenario, das gar nicht so an den Haaren herbei gezogen ist, wie es aufs erste scheint.

Ich habe dem  myFUJIFILM Serviceteam geschrieben. Man hat sich für das Versehen knapp entschuldigt und jetzt soll ich bitte alle Fotos zurückschicken. Dann bekomme ich mein Geld zurück und das wars.

Da ich einen Teil der Fotos für eine Aktion benötigt habe, geht das nicht. Die fremden Fotos habe ich natürlich zurück gesendet.

Geld gibt es also nicht zurück, weil: „[Der Auftrag kann erst gutschrieben werden], wenn Sie uns alle Bilder zurückgesandt
haben. Da es sich hier um eine Vertauschung handelt, müssen wir dies leider im Auftrag des Datenschutzes verlangen.“

Eigentlich lustig. Dass sie das im Auftrag des Datenschutzes verlangen müssen.

Auf meinen Kosten bleibe ich sitzen. Bestellen werde ich bei diesem Dienst natürlich nicht mehr und ich kann auch nur allen davon abraten. Naja, es sei denn, ihr mögt, dass Fremde eure Privatfotos zugeschickt bekommen.

Und myFUJIFILM empfehle ich noch als Ergänzung der Beschreibung auf der Website:

Alles, was du tun musst: bestell deine digitalen Bilder im optimalen Format für unterwegs: XS Format = 6 x 9 cm.

  • hochwertige Bildabzüge auf echtem Fotopapier
  • Besonderheit: stabile und transparente Verpackung
  • Plus: Wir schicken einen Teil deiner privaten Fotos an irgendwelche anderen Menschen

83 Gedanken zu „Eure Privatfotos in Händen von Fremden“

  1. Ich hatte das vor ein paar Jahren im Budni mal, dass ich zwei Filme zum Entwickeln abgegeben habe und die Filme (angeblich) geklaut wurden. Das fand ich auch nicht so toll.

  2. Autsch! Einfach völlig daneben. Mich hätte, neben der Tatsache an und für sich, auch die Reaktion am meisten gestört. Kundenservice und der richtige Umgang mit Fehlern geht anders.

  3. Es kann sein, das es das sogar als „Sendung mit der Maus – Erklärung“ gibt – wahrscheinlich noch aus analog Zeiten. So Bilderabzüge auf Papier sind ein Industrieprodukt und relativ wenig Handarbeit, soweit ich das richtig erinnere wird soetwas auf eine grosse Papierrolle belichtet -also abgerollt, belichtet, entwickelt, geschnitten und sortiert – und ab dem Zeitpunkt der Belichtung verlässt sich die ganze Machinerie darauf das alle Zählwerke synchron laufen. Und wenn nicht, bekommst du zwar genau 24 Bilder, aber vielleicht ein paar vom Film davor und ein paar fehlen. Weil irgendwo mal ein Papierbild klemmt, oder ein Schnitt nicht richtig durch ist.

    Eine Bekannte von mir hat mal in der Produktion von Fotobüchern gearbeitet, als die noch ein Nischenprodukt waren und gemeint, das die Fehlerrate in der klassichen Bildproduktion bereits sehr weit unten ist. Und hier schlägt dann idR die Finanzmathematik zu: Wieviel Geld muss man investieren, damit ausnahmslos ALLE KundInnen bei 0% Fehler zufriedengestellt werden im Vergleich mit, was kostet uns das, wenn ein paar KundInnen uns nicht mehr buchen?

    Und noch zu den Kommentaren oben (unten?) das Bilderdienste so sorgfältig wie Ärztinnen arbeiten sollten: Haha.
    Ich brauchte für meine Krankenkasse eine Stellungnahme der Ärztin (das wäre so ein 1-Seiter gewesen), bekommen habe ich ein Anschreiben an mich in dem steht, das die Diagnose und Behandlungsverlauf von Person X als Anhang hier vorliegt. Person X war nicht ich (… die Praxis hat sich dann auch noch ein paar Freiheiten bei der Rechnungsstellung erlaubt und Patientenkommunikation war auch nicht deren Fachgebiet …).

  4. Mir ist das beim DM-Fotoparadies passiert – Fotosticker bestellt, im Umschlag war noch eine zweite Fototasche mit Stickern einer anderen Familie. Der Kundendienst war allerdings sehr freundlich und bestürzt über den Fehler (trotzdem, wer weiß, wie häufig so was passiert). Ich hab mich immer gefragt, ob die andere Familie darüber informiert wurde – wahrscheinlich nicht…

  5. Bei mir ist es mal passiert, dass meine Negative aus Thailand verschwunden sind. Ich habe die falschen privaten Negative, die ich erhalten hatte, im Laden abgegeben. Meine Negative bekam ich nie wieder.

  6. Zum Kündigungsschutz in der Schwangerschaft: meines Wissens kann man die Schwangerschaft auch noch nach Kündigung mitteilen und hat Kündigungsschutz.
    VG Anni.

  7. Wäre das Ausdrucken im Drogeriemarkt keine Option?

    Ich habe diesen Service ja bisher nicht oft genutzt, aber wenn, dann hauptsächlich deswegen, weil ich die Bilder sofort haben und nicht erst warten wollte, bis sie mir zugeschickt werden.

    Zum Thema Privatsphäre fällt mir noch diese Diskretionslinie in Apotheken ein. Die wird nämlich auch gerne mal von dem ein oder anderen Zeitgenossen ignoriert. Kein schönes Gefühl, wenn man eine sehr persönliche Frage zu klären hat oder einen Schwangerschaftstest kaufen möchte und der Vordermann rückt einem in Hörweite auf die Pelle.

    LG
    Ulrike

  8. Kein Hirn unterm Aluhut. Großer Gott, was muß ich machen, daß ich Ihre Sorgen habe. Mir gefällt vor allem der Gedanke mit der Kündigung wegen Schwangerschaft. Wie krank muss man sein, umso zu denken ?

    1. Ich glaub man muss nicht besonders krank dafür sein – es reicht vermutlich einfach, entsprechende Dinge erlebt zu haben. Oder davon gelesen zu haben. Oder ein empathischer Mensch zu sein.

      Und die Schwangerschaftssache außen vor gelassen: als jemand, der auch beruflich regelmäßig für andere Menschen Fotos drucken lässt, durchaus auch intimere und unter strenger Verschwiegenheit, gehen bei mir alle Alarmglocken an, wenn ich so etwas lese. Fotolabore haben mit derart sensiblen Daten zu tun, dass sie ähnlich gewissenhaft damit umgehen sollten wie Ärzte oder Notare.

      Gedankenspiel: wärst du begeistert, wenn medizinische Befunde von dir halt mal eben versehentlich bei jemandem anderen landen und du als Antwort nur zu hören bekommst: „Sorry, ist halt passiert, und jetzt schicken Sie gefälligst den falschen Befund zurück!“?

  9. Blöde Frage: woher wollen die überhaupt wissen, ob du alle Fotos zurück geschickt hast? Schließlich wissen sie ja offenbar nicht, was sie dir genau geschickt haben!

    Ansonsten muss ich mir der Kritik klar anschließen: das geht gar nicht. Sowohl der Fehler selbst – wie sieht bitte der Produktionsprozess aus, sodass es möglich ist, Fotos unterschiedlicher Kunden einfach zu vermischen? – als auch der Umgang damit. Wenn du NUR falsche Fotos bekommen hättest, also quasi vertauschte Adressetiketten oder so, fände ich das zwar immer noch übel aber weitaus weniger chaotisch!

    Aus Datenschutzsicht ist das zusätzlich interessant, weil es sich bei Familienfotos ja wahrscheinlich auch um Abbilder Minderjähriger handelt – und damit automatisch um besonders schützenswerte Daten.

    Was ich in so einer Situation vom Kundendienst erwarten würde:
    – „es tut uns furchtbar leid und wir untersuchen das, bitte senden Sie uns inzwischen alle falschen Fotos zurück“
    – [nach der Untersuchung] „dieses und jenes ist passiert und wir haben diese und jene Vorkehrungen getroffen, damit so etwas garantiert nie mehr passieren kann“
    – Klärung, was mit den „eigenen“ Bildern geschehen ist
    – Angebot zur Wiedergutmachung

    1. Wenn sie so reagiert hätten, wie von Dir beschrieben (v.a. „…jene Vorkehrungen getroffen, damit so etwas garantiert nie mehr passieren kann“), dann wäre es eine unangenehme Erfahrung gewesen, aber ich wäre nicht so sauer, wie ich es im Moment bin.

  10. Ich verstehe deinen Ärger. So etwas ist wirklich unschön. Ich frage mich dabei direkt, wie oft denn die eigenen Bilder bereits von anderen ausgepackt wurden. Das kann man ja leider nicht in Erfahrung bringen.

    Aber mich würde deine Konsequenz daraus interessieren. Nur weil man bei anderen Onlineangeboten dieses Problem noch nicht selbst hatte, heißt es ja nicht, dass es dort nicht passiert. Stattdessen nur noch direkt for Ort ausdrucken? Ich empfinde die Qualität dabei immer als recht schlecht.
    Oder hälst du speziell dieses Angeot für schlampiger im Umgang mit den Daten/Fotos als andere?

    1. Nur noch vor Ort ausdrucken oder mir einen Drucker zulegen. Auf jeden Fall keinen Onlinedienst mehr nutzen.
      Mich ärgert einfach sehr, dass die nicht rekonstruieren, wie das passiert ist und eine ordentliche Erklärung liefern.

      1. Ich kann mich übrigens der Empfehlung von Steffi bezüglich saal-digital anschließen: lasse seit Jahren praktisch alles dort drucken und habe ein sehr gutes Gefühl dabei. Die sind auch klar im Profi-Sektor angesiedelt und wissen, dass sie sich so etwas nicht leisten dürfen.

        Das Problem mit dem eigenen Drucker ist: wenn du kein entsprechend hochwertiges Gerät mit passender Tinte und hochwertigem Papier benutzt, halten die Bilder nicht lange – vor allem, wenn sie UV-Licht ausgesetzt sind. Eine echte Fotobelichtung ist einfach etwas anderes, genauso wie ein professioneller Druck auf säurefreiem Baumwollpapier. Für Bilder, die man ein Jahr an die Wand hängt und dann wieder runter nimmt, mag selber drucken noch ausreichen, für ein Fotoalbum, das mindestens 1 Generation überstehen soll, würde ich ehrlich die Finger davon lassen! Da hab ich sogar bei den Vor-Ort-Druckern schon genug Bedenken bezüglich Haltbarkeit.

  11. Nein, wenn man vor Bekanntgabe der Schwangerschaft gekündigt wird, hat man zwei Wochen, die Bestätigung nachzureichen und den Kündigungsschutz zu beanspruchen.
    Geht natürlich alles trotzdem nicht, auch wenn nur Topfpflanzen auf den Fotos gewesen wären.

  12. Auf zwei Wegen schlimm: Erstens: andere erfahren etwas sehr privates über mich. Zweitens, nicht weniger schlimm: ich erfahre etwas über andere, was ich nicht wissen möchte und sollte. Wie soll ich mit der Information umgehen? Was tue ich, wenn ich diese Menschen kenne?

  13. Einfach mal die Lastschrift rückbuchen lassen und dann mal schauen wie die Firma reagiert. Ich glaube kaum dass sie dann weiterhin auf den Kosten bestehen.

    1. Allerdings hat sie alle ihre Fotos erhalten und damit ist der Vertrag von Seiten myFUJIFILM erfüllt. Mit welcher Begründung soll sie die Zahlung verweigern können?

  14. Frag mal nach ob sie diese Datenschutzverletzung gemäß §33 und §34 DSGVO auch an die Datenschutzbehörde und die betroffene Person gemeldet haben.

  15. Fehler passieren halt. Hat jeder schon erlebt oder selber verursacht. Auch in den sensibelsten Bereichen. Antwort der Firma war vielleicht etwas knapp und unpersönlich, aber deshalb schon den Stab über ihr brechen. Wenn es mehrere Berichte gäbe, auf die man nach der Verwechslung im Internet gestoßen wäre, könnte ich die Aufregung ja verstehen. So finde ich sie etwas übertrieben.

    1. Aufregung?
      Ich teile meine Erfahrung (und ärgere mich über die vergleichsweise gleichgültige Haltung des Kundendienstes).
      Wir reden nochmal wenn deine Privatsphäre verletzt wird.

  16. Ich bin ein sehr großer Fan von Saal Digital. Dort bekommt man eine super Qualität und sie bearbeiten die Aufträge recht schnell. Wir haben schon viele unterschiedliche Formate dort entwickeln lassen und waren immer sehr zufrieden.

  17. Ich kann dir snapfish empfehlen. Das nutze ich auf der Arbeit immer (kita) um Bilder zu entwickeln. Günstig, oft über Google gutscheincodes gefunden und die Hälfte gespart. Noch nie Probleme damit gehabt. Kein vertauschen etc.

  18. Das war für mich als Analogfotografen immer der größte Horror. Nicht, dass jemand anders meine Bilder kriegt, aber dass der dazugehörige Film irgendwo anders landet. Mit vielleicht unwiederbringlichen Bildern drauf… Ist mir aber bei hunderten von Filmen tatsächlich nur 1x passiert und da habe ich immerhin die richtigen Negative, aber die falschen Bilder zurückbekommen. Ärgerlich, aber zu verschmerzen. Bin froh, dass ich inzwischen selbst entwickeln kann. Abzüge muss ich natürlich trotzdem noch bestellen. Da lief aber bisher tatsächlich immer alles glatt. Schwein gehabt.

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