[Servicebeitrag und Wochenendbericht]
Da ich vom Kulturzentrum Merlin in Stuttgart eingeladen war, am Sonntag mit einem parallelen Sendung mit der Maus Screening zu lesen, haben wir uns Samstag mit dem Zug auf den Weg nach Stuttgart gemacht.
Ich bin Bahn-Fan. Von mir aus könnte man alle Autos abschaffen und nur noch mit Bus und Bahn durch die Gegend fahren. Stellt euch das vor: Diese Ruhe! Kein Parkplatzgesuche, keine Staus, keine Abgase, kein Gestank, entspanntes Fahrradfahren überall.
Ich kann Bahn-Bashing nicht nachvollziehen. V.a. dann nicht, wenn es um 10-15 Minuten Verspätung geht*. Das ist albern. Mit einem Auto würde man eine solche Präzision nicht erwarten.
Mit Kindern mit der Bahn zu reisen, ist außerdem 100x entspannter als mit dem Auto zu fahren. Man kann sich bewegen, vorlesen, Karten spielen, Hörspiele hören und aufs Klo gehen.
Was mich gelegentlich auch stresst, ist die Intransparenz in Sachen größeren Verspätungen. Konkret meine ich:
a) wie man spontan umplanen kann (und zwar trotz Zugpreisbindung), weil ein Zug ausfällt oder ein Anschlusszug nicht erreicht wird
b) welche damit verbundenen Rechte man als Fahrgast hat
Ich schreibe deswegen ein paar Zeilen zu meinen Erfahrungen.
Tipp 1: Wenn man eine Zugverbindung online bucht, immer das Häkchen für Verspätungsalarm per SMS ankreuzen.
In der Regel erhält man dann rechtzeitig (manchmal schon Stunden vorher) eine Nachricht, ob mit deutlichen Verspätungen oder einem Ausfall des Zuges zu rechnen ist.
Tipp 2: Die Zugbindung hebt sich automatisch auf, wenn der betroffene Zug ausfällt oder aber, wenn man den Anschlusszug nicht erreichen kann.
Dass das so ist, kann man sich auf verschiedene Arten bestätigen lassen:
Variante 1: Es ist genug Zeit – z.B. meldet der Verspätungsalarm Stunden vorher einen ausfallenden Zug oder der 1. Zug hat so viel Verspätung, dass man noch vor der Abfahrt weiß, dass man den Anschlusszug sicher nicht erreichen wird) – in diesem Fall geht man ins Reisezentrum, lässt sich dort einen Stempel geben, bekommt die neue Reiseverbindung und mit viel Vorlauf sogar eine neue Reservierung.
Dort lässt man sich auch das Formular für Fahrgastrechte geben. Darüber kann man sich verfallene Reservierungen rückerstatten lassen und Entschädigungen auszahlen lassen.
Für 60 Minuten erhält man 25%, ab 120 Minuten 50% des gezahlten Fahrpreises für die einfache Fahrt zurück.
Man geht dann am Zielort entweder mit der Originalfahrkarte direkt ins Reisezentrum und erhält das Geld zurück oder man schickt das Formular per Post und erhält eine Überweisung.
Variante 2: Es ist nicht genug Zeit (man sitzt z.B. im Zug, der unterwegs so viel Verspätung bekommt, dass man den Anschlusszug verpasst) – dann lässt man sich von dem/der ZugbelgeiterIn bestätigen, dass man den Anschlusszug nicht erreichen wird.
Weiteres Vorgehen wie mit dem Formular für Fahrgastrechte weiter oben beschrieben.
Variante 3: Es ist nicht genug Zeit zum Reisezentrum zu rennen, aber man will auch nicht in den Zug steigen, der ohnehin den Anschlusszug nicht erreicht – aber es gibt vor Ort eine etwas später fahrende Alternative, die einen zum Zielort bringt – dann steigt man einfach da ein und hofft, dass die/der ZugbegleiterIn fair ist, die Verspätung nachschaut und die Zugpreisbindung aufhebt.
Tipp 3: Es ist dafür (und auch für das eigenständige Nachschlagen aller Alternativen am Gleis) von großem Vorteil die Bahn-App am Handy zu haben.
Verspätungen werden in der DB Navigator App angezeigt und ggf. überzeugt dann noch ein Screenshot.
Worst Case wäre, dass der/die ZugbegleiterIn sich quer stellt. Dann sehe ich folgende Alternativen: Freundlich nach dem/der Zug-Chefin fragen, und prüfen, ob der/die das auch so sieht und wenn ja: Zugticket neu lösen und dann Rückerstatten lassen, weil die Regel nunmal ist, dass die Zugbindung sich aufhebt, wenn Züge so viel Verspätung haben, dass man den Anschlusszug nicht erreicht.
Es ist übrigens sehr hilfreich sich immer nur über das Worst Case Szeario und nicht über alle möglichen Szenarien den Kopf zu zerbrechen.
Variante 3 wurde mir am Telefon bei der Bahn-Auskunft mitgeteilt. Die Bahnauskunft hat die Nummer 01806996633. Unabhängig von der Dauer des Gesprächs kostet ein Anruf dann 20 Cent aus dem Festnetz und
60 Cent aus dem Mobilfunknetz.
Man klickt sich ggf. mit der Sprachsteuerung durch das Menü bis man bei der Informationsstelle für Fahrgastrechte gelandet ist. Die geben einem Auskunft. V.a. für Variante 3 (keine Zeit irgendwas bestätigen zu lassen) den Namen des Call-Agents merken.
Was jetzt sehr kompliziert klingt, ist im Grunde ganz einfach: Können gebuchte Verbindungen nicht genutzt werden, hebt sich die Zugbindung auf. Geld zurück gibt es auf jeden Fall für die Reservierungen und bei erheblichen Verspätungen, gibt es auch bis zu 50% des Fahrpreises zurück.
Auf dem Weg nach Stuttgart habe ich das ausprobieren können.
Am Hinweg hatte der 1. Zug in Berlin schon so viel Verspätung, dass sicher war, dass wir den Anschlusszug in Hannover nicht erreichen. Wir hätten mit einer Stunde Wartezeit in Hannover nach Mannheim fahren müssen, um dann weiter nach Stuttgart zu fahren (oben Variante 3).
Die Alternative war viel schöner: Einfach in Berlin in den nächsten Zug nach Stuttgart steigen.
Am Weg von Stuttgart nach Berlin, habe ich 4 Stunden vor Abfahrt erfahren, dass unser Zug komplett gestrichen ist. Wir sind dann ins Reisezentrum und haben umgebucht (oben Variante 1).
Das hat uns leider 3 Stunden Stuttgart in der Sonne geklaut, war aber besser als gar nicht mehr nach Berlin zu kommen.
Die Lesung im Merlin selbst war wunderbar. Das Merlin ist einfach wunderbar. Das Merlin ist eine kleine Bühne mit einem dazugehörigen Café. Die Idee eine familientaugliche Veranstaltung zu machen, fand ich supergut und ich hoffe, es nehmen sich andere Veranstalter ein Beispiel daran.
Während ich ab 11.30 gelesen habe, schauten die Kinder parallel im Café Sendung mit der Maus. Als die Sendung fertig war, kamen die Kinder in den Raum mit der Bühne. Es waren auch Eltern mit Babys und Kleinkindern dabei, die ab und an mal Geräusche machten. Das ist ja auch völlig normal mit Kindern. Mir hat das wirklich gut gefallen. Auf der Bühne stört das gar nicht und als Mutter hätte ich mich gefreut samt Nachwuchs zu einer Lesung gehen zu können.
Zwei ältere Kinder haben mir nach der Lesung sogar gesagt, dass sie es sehr lustig fanden.
Für mich war es das erste Mal in zwei langen Blöcken (je 40 Minuten) vor fremdem Publikum zu lesen. Ich hatte ins Publikum gefragt, wer schon Buch oder Blog kennt und den Eindruck, dass tatsächlich 3/4 der Menschen noch nie von mir gehört hatten und trotzdem gekommen waren.
Ich hatte jedenfalls großen Spaß und würde das jederzeit wieder tun. Danke für die Einladung liebes Merlin. Es war mir eine Ehre!
Auf der Rückfahrt war ich so euphorisch, dass ich das erste Mal in meinem Leben ins Zugrestaurant gegangen bin. Der Kellner war so höflich und zuvorkommend, wie ich es bislang wirklich nur in sehr teuren Restaurants erlebt habe. Schon wie elegant er beim Servieren das Zuggewackel mit einigen gekonnten Ausfallschritten auszugleichen vermochte – allein deswegen lohnte sich ein Besuch dort.
Wir bestellten den teuersten Rotwein (2012er Tempranillo Crianza Edición Limitada**) der Karte und dazu ein Chili. Der Rotwein war interessant. Viel zu kalt und für mich das erste Mal, dass ich neben dem Geschmackseindruck „Wein“ weitere Varianten erkannte. Sehr hervorstechend der Nachgeschmack nach Gurkenwasser. Und zwar nicht Wasser und Gurke sondern der Geschmack, den man aus den eingelegten Gurken kennt. Sprich sehr wässriger Senf und Dill.
Das war so scheußlich, dass ich zu jedem Schluck Wein einen Löffel Chili nehmen musste. Das Chili hat wie eine Dosengulaschsuppe geschmeckt und zeichnete sich v.a. durch sehr schön quadratische Pressrindfleischstückchen aus.
Um das Geschmackserlebnis abzurunden, gönnten wir uns eine zuckerstrotzende belgische Waffel als Dessert und wankten mit dicken Bäuchen zurück ins Abteil.
Alles in allem ein sehr gelungenes Wochenende.
*Außerdem gibt es immer noch die Möglichkeit, sich mal von der japanischen Bahn beraten zu lassen. Der Shinkansen-Zug hat eine durchschnittliche Verspätung am Ankunftsbahnhof von sechs Sekunden (Emoji mit offenem Mund).
*Nach rund 14 Monaten Reifezeit in französischer und amerikanischer Eiche, wird der Wein auf der Flasche gezogen, wo er für weitere 10 Monate reifen kann. Die Farbe der Edicion Limitada erinnert an Schwarzkirsche. In der Nase eine komplexe Palette von Aromen, Noten von Brombeere, Lakritze, Nelken und Graphit. Am Gaumen ist er lebendig; Pflaume, Balsamico und Mineralien, die in einen leckeren und sehr runden Abgang verschmolzen sind.
Quelle: Vinehouse.de
Korrektur zum Text: Verspätungsalarm kann man beim Ticketkauf nur per E-Mail bekommen. Wenn man eine Push-Nachricht möchte, muss man seinen Account in der Bahn-App registrieren (geht in Einstellungen), dann „Verspätungsalarm“ aktivieren und dann „Push-Nachrichten“ erlauben.
Also um das mal zu sagen: Ich lebe jetzt in Berlin, aber ich lebe nicht schon immer in Berlin.
Genau genommen bin ich „am Dorf“ groß geworden. Es ist nicht so, dass mir da die Erfahrung fehlt.
Deswegen beschreibe ich ja, wie man damit umgehen _kann_, auch ohne Reisezentrum.
Ich kenne viele Menschen, die regelmäßig pendeln, die sogar eine Bahncard 100 haben. Ich habe auch schon Verspätungen erlebt etc pp – es ist einfach ein beliebtes Narrativ über die Bahn so pauschalisierend schlecht zu sprechen. Das merke ich hier in den Kommentaren ja auch. Auf instagram sieht es wieder ganz anders aus. Da haben viele kommentiert, dass sie gute Erfahrungen gemacht haben.
Mein Blogbeitrag zwingt doch niemanden zum Bahnfahren. Persönlich nutze ich für lange Fahrten (v.a. mit Kindern) gerne die Bahn. Was ist denn da das Problem?
Bahnapp? Reisezentrum? Schon mal Bahn außerhalb der Großstadt gefahren?
Das Reisezentrum hat ab 18:00 zu und mehr als GSM gibt es nicht. In der Provinz ist Zugfahren noch wie vor 20 Jahren und von Warten und Hoffen begleitet.
Ich sitz jede Woche beruflich in der Bahn. Das ist definitiv kein Erlebnis was ich meinen Kindern wünschen würde.
Kofferraum auf, Gepäck rein, egal ob noch Fahrrad oder Roller oder übergroßen Spielzeug mit muss, ne Kiste Bücher zwischen die Kinder plaziert und ab gehts. Anhalten und Essen wann immer man will, wo man will und unabhängig von der Willkür anderer.
Das einzige Problem: In Berlin wüßte man dann nicht, wohin mit dem Auto. Aber auch nur in Berlin…
Der Artikel ist bestimmt freundlich gemeint, liest sich aber erstens wegen seiner Sprache und zweitens von einer Frau, die nicht regelmäßig Bahn fährt und im Beruf nicht darauf angewiesen ist (oder jedes 2. Wochenende ein Kind aus einer vorherigen Beziehung abholt und wieder zur Mutter zurück bringt) sehr von oben herab.
Zu deinem Tipp 2: Die Zugbindung entfällt, sobald der Zug mehr als 20 Minuten Verspätung hat.
Die Auskunft habe ich mal bekommen und wenn ich jetzt vor Abreise an den Schalter gehe, weil mehr als 20 Minuten Verspätung angekündigt sind, habe ich bislang immer den entsprechenden Stempel bekommen. Aber auch ohne Stempel in den Zug gesprungen hat bislang immer gereicht.
Und ja, ich bin eine lange Zeit wöchentlich um die 400 km gependelt, und als ich nach den ersten Wochen feststellte, dass ich immer mindestens 90 Minuten Verspätung hatte, habe ich diese Fahrgastrechteformulare wirklich jedes Mal ausgefüllt. Aus Prinzip. Auch wenn die Rückerstattung dann aufgrund eines Sparpreistickets irgendwie lachhaft war.
Nur einmal habe ich einen Nervenzusammenbruch erlitten: Als wir auf dem Weg in den Urlaub zwei Stunden Umsteigezeit in Mannheim eingeplant hatten und schon zwischen Kiel und Hamburg vier Stunden Verspätung einfuhren …. da war es mit der Ruhe vorbei! Vor allem weil die Organisation so grauenhaft war: Wir strandeten in Elmshorn, ein ganzer ICE voller Reisegäste, und trotz zahlreicher Anrufe der Zugbegleiter kamen keine Ersatzbusse. Nur immer mehr Züge, die auf dem Weg nach Hamburg strandeten. Plötzlich galt dann auch noch das Recht des Stärkeren ….. einfach nur grauenhaft gruselig.
Beratung am Servicepoint in Hamburg war unterirdisch und wir wollten den Urlaub schon abbrechen, als wir dem Schaffner-Tipp folgten, einfach weiter nach Mannheim zu fahren. So sind wir offiziell dort gestrandet, „durften“ auf Kosten der Bahn dort übernachten und am nächsten Tag weiterreisen.
Dennoch fahre ich weiterhin viel und relativ gerne Bahn (vor allem auch, weil mir beim Busfahren so schnell schlecht wird) und bemühe mich, so ruhig wie möglich zu bleiben. Obwohl die Rückfahrten meiner Pendlerstrecke fast nie pünktlich sind. Aber was hilft’s.
gehöre leider auch zu den leuten, die das reisen mit der bahn fürchterlich finden.
dabei stören mich verspätungen gar nicht unbedingt. kann ich verstehen, wenn mal etwas schief geht. kann die bahn ja nicht unbedingt was für, wenn sich z.b. personen auf den gleisen befinden. ich würde auch meistens gar kein geld zurück wollen. einfach nur ne möglichkeit anderweitig (in halbwegs akzeptabler zeit) ans ziel zu kommen und dafür nicht formulare ausfüllen und bestätigungen holen. genau da fehlt mir der service.
im übrigen will ich auch keine weiteren tickets kaufen und mir das rückerstatten lassen, nur weil das bahnpersonal das so meint. ich bezahle erst recht keine 60 cent für ne auskunft von der bahn.
Ich mag Deine positive Herangehensweise, und dass Du Dich nicht stressen lässt.
Ich habe zwar selbst schon in die Abgründe des Bahnservices blicken müssen (bzw. tue das jeden Tag, weil ich Berlin-Potsdam pendel), aber Bahnbashing ist öde und hilft ja nix.
Ich mag es, wie Du beschreibst, dass sich die Probleme einfach lösen lassen, wenn man sich nicht aufregt.
Ich kann Deine Euphorie über die harmlosen Verspätungen und das ach so tolle Fahrgastrechteformular nicht so recht teilen.
Wenn man spät abends mit einer Verspätung von 59 1/2 Minuten ankommt – wohlweislich hat sich das Personal die ganze Fahrt über nicht blicken lassen – und die Wahl hat zwischen Service-Point-Fahrgasterchteformular-Verspätungsbescheinigung und der letzten Straßenbahn nach Hause.. dann findet man es schon wenig nachvollziehbar, warum ICH eigentlich der Bahn beweisen muss, dass IHR Zug verspätet war? Wenn einem dann noch die Damen am Counter blöd kommen mit von wegen: Der Zug war doch gar keine Stunde verspätet. Er hätte um 22:59 ankommen müssen und ist tatsächlich um 23:58 angekommen – sorry. Das ist so dermaßen peinlich unkulant. Zumal auch nicht jeder ohne weiteres auf seine Originalfahrkarte verzichten kann – ich musste die Reise noch abrechnen.
Ich wette, dass unglaublich viele Kunden auf ihr „Recht“ dankend verzichten, und unterstelle der Bahn, dass das ein angenehmer Nebeneffekt des Fahrgastrechteformulars ist, das eine einzige Frechheit darstellt. Sowas von unübersichtlich und verwirrend.
Bedeutet Servicebeitrag, dass die Bahn den Beitrag gesponsert hat? Das merkt man leider.
Der Beitrag ist nicht bezahlt. Ich kennzeichne ordentlich mit [Werbung] wenn etwas bezahlt ist.
Ich hab das oben rein geschrieben, weil ich beschreibe, wie man mit Verspätungen umgehen kann, weil ich das selbst gerade recherchiert habe.
Die Erfahrungen sind wohl unterschiedlich und ich denke, je besser man sich selbst auskennt, umso ruhiger und höflicher kann man mit dem Bahnpersonal sprechen und dann gilt wahrscheinlich, wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es hinaus.
Das Formular muss man sich nicht direkt geben lassen. Deswegen schreibe ich das hier ja. Du kannst deine letzte Straßenbahn nehmen und es zuhause runterladen und dann mit der Post verschicken.
„und dann gilt wahrscheinlich, wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es hinaus.“
Das finde ich nicht besonders nett, denn Du weißt ja gar nicht, wie ich mit den Bahndamen gesprochen habe. Und ehrlich gesagt finde ich durchaus, dass eine Bahnangestellte an einem Service(!)point durchaus primär höflich zu sein und zu bleiben hat, auch wenn der Bahnkunde im Ton etwas schärfer wird. Immerhin wird die Dame für den Service, den sie bieten soll, bezahlt, während der Bahnkunde gerade auf einer Zweistundenfahrt mit knapp einer Stunde Verspätung eingelaufen ist und für diesen „Service“ nicht wenig Geld ausgegeben hat. Ich fand die Auskunft der Dame sehr pampig und unpassend.
Im übrigen ging es nicht nur um das Formular, sondern auch um die Verspätungsbescheinigung.
Dass die Erfahrungen recht unterschiedlich sind, kann ich so auch nicht bestätigen. In meinem Freundes-, Bekannten- und Kollegenkreis sind die Erfahrungen recht einheitlich: Es ist die Regel, dass die Bahn unzuverlässig ist und im Entschädigungsfall unflexibel, unkulant und auch teils unverschämt agiert.
Du hattest ein schönes Wochenende zusammen mit Deiner Familie und lässt Dich dann nicht von sowas stressen. Kann ich nachvollziehen. Aber sehr viele Leute, die mit den Verspätungen und anderen „Service“leistungen leben müssen, wollen einfach nur nach Hause, zu ihren Familien, ins Bett, zu Freunden, in den Urlaub, zur Arbeit usw. Planbar, pünktlich und im Einzelfall, wenn es denn doch nicht klappt, mit Entgegenkommen, professioneller Freundlichkeit und eben angemessener Entschädigung behandelt werden.
das ist die beeindruckenste tunnelblickrechtfertigung die ich seit langem gelesen habe: „Dass die Erfahrungen recht unterschiedlich sind, kann ich so auch nicht bestätigen. In meinem Freundes-, Bekannten- und Kollegenkreis sind die Erfahrungen recht einheitlich.“
mit dieser haltung könntest du erfolgreiche poltikerin werden. frag doch mal in deinem freundes- und bekanntenkreis nach, was die davon halten.
Ich weiß natürlich auch nicht, wie du mit den Servicekräften redest, aber zumindest was das Formular angeht, würde ich gerne begeistert zustimmen. Das empfinde ich, so sehr ich die Bahn mögen will, auch als unfassbar schlecht geregelt, von vorne bis hinten, wie eigentlich auch den gesamten Umgang mit Verspätungen und Problemen im Ablauf.
(Und beim Verspätungsalarm scheine ich irgendwas falsch zu machen. Den hake ich immer an, aber wenn ich überhaupt was kriege, dann zehn Minuten nach der verspäteten Abfahrt, oder so.)
Bei einem kürzlich erfolgten (beruflichen) Horrortrip mit der Bahn nach Paris – Hinfahrt wegen verspätetem IC um 2h verlängert, Rückfahrt wegen multiplem Chaos und Stromausfall in Paris-Est und anschließendem Zugstillstand in Kaiserslautern nachts um 23h wegen defektem Stellwerk – hat die Bahn extrem kulant reagiert.
Wir (Kollege und ich) sind bei der Rückfahrt nach langem Frust wegen des >2h-Stillstands in Kaiserslautern dann schlussendlich mit dem Taxi nach Hause gefahren (180€, Rechnung geteilt in zwei Mal 90€), und die Bahn hat mit dem Fahrgastrechteformular 50% des Reisepreises und 80€ von 90€ der Taxirechnung (pro Person!) kommentarlos erstattet. Die Summen scheinen irgendwo festegelegt zu sein, aber insgesamt hätte ich das nicht gedacht…
Der Bahn-Mitarbeiter in Mannheim am ServicePoint war sehr cool, obwohl er nicht wirklich was tun konnte (zwecks Umbuchung und Reservierung usw.). Er hat uns dann den Tipp gegeben, in der 1.Klasse – Lounge die Umbuchung vorzunehmen, die Kollegen dort hätten „mehr Rechte im System“ – und so war es dann auch! Dinge, die der ServicePoint-Mitarbeiter NICHT tun konnte (Umschreiben einer Reservierung) konnte die Kollegin in der 1.Klasse – Lounge problemlos vornehmen. Schon schräg, dieser Verein…
Grundsätzlich fahre ich gerne Bahn, beruflich und privat. Ich habe bisher meistens freundlich-bemühtes Personal vorgefunden, und letztendlich sind diese Menschen auch nur Getriebene des Systems und können nix für die gelegentlich auftretenden Probleme (müssen sich dafür aber von manchen üblen Zeitgenossen anschreien lassen).
Es ist aber auch ein Unterschied ob man hin und wieder mal Bahn fährt oder jeden Tag. Viele meiner Kollegen fahren 1-3 Stunden am Tag mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in diversen Kombinationen. Und wenn dann ein Zug 10 min später kommt und man deswegen fast eine Stunde warten länger braucht und das oft passiert, dann nervt das ganz gewaltig.
Just saying…
„Mit dem Auto würde man eine solche Präzision nicht erwarten.“
Wenn man ein Auto benutzt, fährt man das aber selbst und ist nicht abhängig von einem großen, gesichtslosen, fehlerbehafteten Unternehmen.
Geld bei Verspätungen zurückzubekommen, ist auch nicht gerade einfach. Die Deutsche Bahn weigert sich gern zu zahlen und sagt dann beispielsweise, der fragliche Zug habe nur 56 Minuten Verspätung gehabt. Wenn man Student ist, hat man gleich ganz verloren, denn man schafft es mit dem Semesterticket nie über die Auszahlungsgrenze.
Ansonsten finde ich den Blogartikel aber sehr hilfreich und gut.
Sehe ich ähnlich.
Und wenn ich mit dem Auto 15min zu spät bin, dann bin ich halt auch nur diese 15min zu spät, während ich mit der Bahn auf andere Zugverbindungen angewiesen bin. Dadurch komme ich dann insgesamt viel später an als ursprünglich geplant. Oder im ungünstigsten Fall auch gar nicht mehr…
Aber ich hab auch gemerkt, je weniger sich man von dem ganzen stressen lässt und umso weniger man die Bahnmitarbeit dafür verantwortlich macht, umso einfacher und entspannter ist das für alle – und ja, das geht auch nach einem 10h-Messetag, wenn man eigentlich nur noch nach Hause will :o)
@xuSunni lüde mich ein Veranstalter ein, ich käme natürlich sofort.
@dasnuf WOW und ich bedaure es weiterhin, dass du in Nürnberg / Erlangen keine Lesung hältst ?
Allein aus Bayreuth schon 5 Interessenten..
@dasnuf das ist so n Großstadt-Ding vermutlich. Als Landei ist man Nähe zu fremden Menschen nicht gewohnt. Ich bekomm da Stress ?
Top! Ich werde mal sehen, wie es ist, wenn ich die Kids zu den Eltern nach Hamburg fahren lasse und wir uns zu dritt im Zug austoben. Vielleicht wagen wir uns auch mal ins Zugrestaurant. Die Jungs dürften große Augen machen, wenn der Kellner wackelt. Ich bin gespannt.
Mein Erlebnis war, dass ich es mir einmal gönnte ein 1. Klasse Ticket zu buchen. Da gibt es den Kaffee tatsächlich in einem Porzellanbecher. Und die Flüssigkeit schmeckt. Im Gegensatz zum selben Gebräu aus Pappe in der 2. Klasse. Zuerst ist er zu heiß. Wartet man zu lange, schmeckt es nach Papier. Gut, das macht den Aufpreis nicht wett… aber es geht auch anders.
Zum Erwerb des Tickets _im_ Zug sei ergänzt, dass man dafür Bargeld oder eine Kreditkarte benötigt. EC reicht nicht. Grüße aus dem IC!
Uhoh. Das wußte ich nicht, Danke für den Hinweis.
@Quasselette ja, da sind andere empfindlicher als ich. Ich kann das oft gut ausblenden.
@dasnuf was aber für den Individualverkehr spricht: Keine fremden, schlecht reichenden, unsympathischen, nervigen Menschen in der Nähe ?
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Gerne gelesen
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