Vor einigen Tagen saß ich nach der Arbeit mit Kind 3.0 beim Araberimbiss in der Sonne. Wir aßen gemeinsam Makale, Schwarwama und Falafel. Kind 2.0 war für mich (weil ich arbeiten musste) von einer Freundin abgeholt und zum Kindertanz gebracht worden. Kind 1.0 baute auf einem Abenteuerspielplatz mit seinen Freunden ein Baumhaus. Da wurde mir plötzlich gewahr, dass ich zur Zeit wirklich sehr glücklich bin.
Abends lief auf 3sat passenderweise eine Sendung mit dem Titel „Die Glücks-Invasion„. (Eine schöne Ausstellung gab es in Dresden auch schon dazu „Glück – welches Glück?“)
Ich kann mich erinnern, dass ich mich in der Zeit zwischen 13 und ca. 26 eigentlich permanent unglücklich fühlte. Nicht immer gleich stark, aber das Grundgefühl war negativ.
Das hat sich komplett umgedreht. Die meiste Zeit fühle ich mich gut und zufrieden. Selbst in der Phase, in der ich mich 20 mal übergeben und gelegentlich ins Krankehaus musste.
Warum das so ist, ist mir nicht bis ins letzte Detail klar. Ich vermute aber es ist im Wesentlichen eine Frage der Einstellung. Im Thema „Liebe“ merke ich das ganz deutlich. Noch vor wenigen Jahren hatte ich eine Art Hollywoodeinstellung. Liebe bedeute andauerndes Glück. Eine gerade Linie ohne jede Ausschläge auf hohem Niveau. Zusätzlich hatte ich ungefähr 2.538 unscharfe Regeln im Kopf, wie sich jemand zu verhalten hätte, wenn er mich WIRKLICH liebt. Oder wie jemand zu sein hätte, den ich WIRKLICH lieben könnte.
Ein Lehrer hatte mit ins Abiheft geschrieben: „Life is like a sea saw, up – down. Thanks for the ups, sorry for the downs. The pre-reqisities that make you sociable are most difficult to calculate. Having gained a faint feeling for (or even an understanding of) what’s going on, the rules are suddenly changed without prior notice and one is left in a foggy nothingness.“
Fünfzehn Jahre später finde ich, dass es das ziemlich gut trifft (und frage mich gleichzeitig wie es all meine langjährigen Freundinnen und Freunde mit mir aushalten konnten).
Natürlich ist das Leben zu mir zusätzlich sehr freundlich. Das spielt sicherlich eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wir sind alle gesund – uns fehlt es an nichts. Wir haben gute Freunde, tolle Jobs, eine schöne Wohnung. Weil es uns so gut geht, versuchen wir auch Gutes an das Leben zurück zu geben. Genug Möglichkeiten gibt es immer wieder. Sei es durch Spenden und dass man einfach mal irgendwo mitanpackt oder dass man mal nachfragt oder sich einmischt, wenn es nötig ist. Oder die Klappe hält, wenn man es aushalten kann. Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass man so einen Kreislauf beschreitet, der Gutes sät und Gutes erntet.
Warum ich das alles schreibe? Ich wollte auch mal flauschig sein und kann nur empfehlen: Haltet gelegentlich einen Moment inne und fragt Euch, ob es gerade jetzt nicht mindestens einen Grund gibt, sich gut zu fühlen und Glück zu empfinden.
japp :), ich unterschreibe. ich schreibe nämlich schon seit ~2 jahren wöchentlich alles schöne auf. auch banales. das ändert[e] echt meine einstellung!
Ja, danke für diesen Eintrag. Denn genau so ist es. Glück ist meist eben auch eine Frage der Einstellung .
Sätze wie „Da hat sie oder er ja Glück gehabt!“ werden so absurd. Denn warum gehabt? Warum hat sie oder er es denn weggegeben?