Hauptsache es stinkt nicht

Wenn die letzten Wochen begonnen haben und man eigentlich noch viel Wichtiges zu erledigen hätte, hält man sich gerne mit Nebensächlichkeiten auf, die sich, erst mal angefangen, als unbewältigbare Aufgaben entpuppen.
Folgerichtig lasse ich lasse die Steuererklärungen der letzten fünf Jahre liegen und begebe mich zum örtlichen Drogeriemarkt. Dort werde ich Windeln und Reinigungszubehör erstehen. So der leichtsinnig gefasste Plan.
Kaum angekommen, verstehe ich was im Biologieunterricht mit Übersprungshandlung gemeint war und mir ist wie jedem anderen vernünftigen handlungsunfähigem Huhn nach Körnerpicken zumute.
Das dargebotene Portfolio an Pflegemitteln für das Kleinstbalg ist nahezu unendlich. Ich scharre also ein wenig auf dem Linoleumboden und erwäge Handlungsalternativen. Kurzerhand entschließe ich mich einfach alles zu kaufen, was die Frau mit dem Kinderwagen neben mir kauft.
Nur den Puder lasse ich stehen. Puder ist nämlich ein ganz erstaunliches Produkt.
Zwar erinnere ich mich deutlich daran, dass vor einem Vierteljahrhundert Babys noch eifrig der rote Windelpopo gepudert wurde, jedoch verursacht allein das Erwähnen eines ähnlichen Vorgehens in der heutigen Zeit bei allen erfahrenen Eltern ein panikartiges „Ahhh ahhhh Puder! Puder! Puder!“-Geschrei, dessen Intonation leicht zu entnehmen ist, dass es sich beim Einpudern eines Babys um eine ähnlich schändliche Handlung wie das Abreiben mit mexikanischen Jalapenos handeln muss.
Beim nächsten Hebammenbesuch versuche ich die Pflegeproduktthematik auf rationale Weise zu lösen und erfrage einfach, was man haben sollte. Die Antwort ist ganz und gar erstaunlich: Nichts.
Bei genauerem Nachbohren erweist sich dieses Nichts als völlig abwegig. Nichts bedeutet dass man das Kind mit teurem Quellwasser und Seidentüchern abrubbeln soll bevor man das teuerste Premiumolivenöl auf dem rosafarbenen Körper verteilt. Im Falle einer leichten Rötung könnte man zu den harten Sachen greifen und z.B. Muttermilch direkt von der Brust auf das Kindlein spritzen.
Ich lächle verkrampft und bin froh, dass ich von jedem Babypflegeprodukt, dass es im Drogeriemarkt gab, ein Exemplar gekauft habe und bin fest entschlossen mein Kind täglich in der Badewanne mit Kernseife abzuschrubben, um es dann einmal vollständig in Paraffinöl zu tauchen bevor ich es rundum in Babypuder paniere.

9 Gedanken zu „Hauptsache es stinkt nicht“

  1. Ja was ist denn hier los??! Da ist man mal für ganz kurze Zeit nicht mehr in diesem Blog (na gut, es waren schon ein paar Monaten oder mehr, aber es gab ja kaum noch Einträge damals!) und schaut dann mal wieder ganz unbekümmert vorbei, um nach dem Rechten zu sehen und ob es vielleicht doch wieder 2 oder 3 Postings gibt – und PENG! da muss man feststellen, dass man geschätze 783 hurmorvolle, geistreiche und intelligente Einträge verpasst hat!! Ja, wann soll ich denn das alles nachholen?!! Ich kann doch schlecht das ganze Wochenende mit Lesen verbringen!!

  2. mit Pröbchen wurde ich reichlich ausgestattet…
    Aber seien sie da vorsichtig!
    Kaum hat man daheim wieder so eine Art Lebensrhythmus entwickelt, klingelt’s an der Tür und die Baby-Pflegeproben-Mafia in Form einer Möchtegern-Avonberaterin mit verdächtig wirkendem Koffer in MP-Größe und einem derart falsch-freundlichem Lächeln im Gesicht, dass einem Angst und Bange wird, steht vor der Tür! Ich empfehle Türzuknallen, bevor sie eine Chance hat ihren Fuß dazwischen zu klemmen oder den Koffer zu öffnen. Notfalls nochmals mit voller Wucht auf den Fuß knallen, die Tür…sonst presst sie einem im Nu 3 Abos für irgendwelche Elternzeitschriften und zusätzlich noch das Geld für das Komplettpflegestarterset, >>natürlich alles erstklassige Produkte, sie hatten ja die Proben

  3. Oha, neuerdings soll es doch den Entbindungseinrichtungen (zumindest den staatlichen beiu uns hier) verboten sein, Pröbchen und so mitzugeben.

    Interessant auch die regionalen Unterschiede:
    Baden/Schrubben/Seifen 2x am Tag … 1x die Woche ohne alles.

  4. Das weiß man ja nicht vor der Geburt. Allerdings habe ich im Krankenhaus tatsächlich nur Penaten und Bübchen bekommen und die machen alles aus Parafin etc. Bah!

  5. Wie jetzt, Sie wurden nicht schon von der Entbindungseinrichtunng mit Pröbchen ausgestattet? Skandal!

    Ich chauffierte neben dem Balg 2 Beutel mit Pröbchen und Prospekten sowie einen Windeleimer (kostenlos, Nachfüllkassette 8 EUR – das Geschäftsmodell der Tintendruckerhersteller ist dagegen die reine Wohlfahrt) nach Hause.

  6. muss es denn das teure babypuder sein? tut es da nicht auch schnödes mehl?
    evtl. kann man ja die rötungen auch einfach mit ps wegretuschieren? sozusagen digitale babypflege, garantiert schonend fürs kind.

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