Hier zeige ich mal exemplarisch, wie man sich in 25 min ein Bild zu Fortnite Battle Royale machen kann, ohne selbst Computer zu spielen oder überhaupt irgendwas über Computerspiele zu wissen.
Wohoooo! Einige Eltern sind in heller Aufruhr – es gibt (schon wieder) ein Spiel, das alle Kinder spielen wollen: Fortnite Battle Royale und nicht wenige Ratgeberseiten warnen vor dem „brutalen Ballerspiel“. Die offizielle Altersempfehlung für Deutschland lautet für das Ursprungsspiel 12 Jahre* – tatsächlich interessieren sich aber auch schon jüngere Kinder für das Spiel, v.a. seit es die oben genannte mobile Erweiterung Battle Royale gibt. 125 Millionen spielen das Spiel bereits weltweit – von daher ist es vermutlich schwer ganz an dem Thema vorbei zu kommen.
Ganz oft wird schon nach Hören der Beschreibung ein Verbot ausgesprochen: In Fortnite Battle Royale treten 100 SpielerInnen gleichzeitig gegeneinander an. Ganz so wie bei den Highlandern der 80er Jahre lautet das Motto: Es kann nur einen geben – denn es wird so lange gespielt, bis 99 SpielerInnen eliminiert wurden.
Da ich von generellen Verboten – v.a. wenn sie ausgespochen werden ohne dass man sich wenigstens ein paar Minuten mit dem Spiel auseinander gesetzt hat – nichts halte – hier meine Empfehlung zum Vorgehen. Wie kann ich mir als Eltern ein Bild zu Fortnite Battle Royale machen?:
- Lest erstmal die Einschätzung des Spieleratgeber NRW (5 min):
Die Waffengewalt ist die einzige Möglichkeit, die Runde für sich zu entscheiden. […] Die Gewalt ist jedoch nicht überspitzt dargestellt. Zwar handelt es sich um realistische Waffennamen, aber die Grafik im Cartoon-Stil verleiht dem Ganzen ein fiktives Aussehen. Auch auf Blut oder Leichen wird verzichtet, denn wenn eine Spielfigur getötet wurde, zerfällt diese in die Einzelteile ihres Inventars (Waffen, Heilung, Munition etc.).
[…]
Auch wenn bei Fortnite: Battle Royale Waffengewalt als einzige Möglichkeit der Konfliktlösung vorliegt, ist es ein sehr fiktives Setting ohne detailreiche Gewaltdarstellungen. Das Spiel richtet sich an Jugendliche ab 14 Jahren*, denn trotz der großen Distanz zur Realität handelt es sich um einen Survival-Shooter, welcher für jüngere Kinder ungeeignete Inhalte behandelt und für empfindsame Spieler_innen zu nervenaufreibend sein kann. Ältere Jugendliche können das Geschehen als fiktionales Spiel einordnen.
- Hört dann bei Deutschlandfunk Kultur den Podcast: Online-Game FortniteFast so erfolgreich wie die Beatles (9 min).
Da wird sehr sachlich über das Spiel gesprochen.
Das Spiel habe ein martialischen Grundgedanken, verzichte aber auf die Inszenierung von Gewalt, sagt Huberts. Bei mobilen Versionen von Fortnite wurde etwa Kritik geäußert, dass so viele Mädchen mitspielten. Das sei aber nicht so eskaliert wie in anderen Spielcommunities. „Ich denke, das ist auch einer der Gründe, warum Fortnite so erfolgreich ist: Weil es dem Spiel gelingt, sehr viele unterschiedliche Gruppen zu integrieren und wenig Gruppen ausschließt kategorisch.“
- Und ganz am Ende, schaut doch mal in ein Video an (11 min):
Die Mama im Video sagt: „Naja gewalttätig ist es nicht, aber es gibt natürlich Eltern, die generell gegen Schießereien sind…“
Macht in Summe 25 min um sich ein eigenes Urteil zu bilden.
Mein Resümee für meine eigenen Kinder war** (beide unter 12): Wenn sie es spielen wollen, würde ich es gemeinsam mit ihnen spielen und mir ihre Reaktionen anschauen. Sie sind eher zart besaitet, aber v.a. das jüngere hat schon immer z.B. bei der Auswahl von Filmen gesagt: „Lieber etwas gezeichnetes, da weiß ich gleich, dass das nicht echt ist. Filme mit echten Menschen, wo die Eltern sterben oder was trauriges passiert, will ich nicht schauen.“ – was aber eher für als gegen das Spiel spricht. Was die Kinder wahrscheinlich stressen würde, ist das Verstecken und warten, ob jemand kommt. In Sachen Gewaltdarstellungen habe ich bei dem Spiel keine Bedenken.
Tatsächlich spielen bei Kind 2.0 bereits viele das Spiel. Kind 2.0 interessiert sich aber nicht die Bohne dafür.
*Laut USK gibt es für Fortnite Battle Royale noch keine Einschätzung. Deswegen vermutlich die unterschiedlichen Angaben.
Der USK wurde das Spiel Fortnite mit dem Modus „Rette die Welt“ zur Prüfung eingereicht. Im Mai 2017 wurde der Titel geprüft und […] ab 12 Jahren freigegeben. […]
Einige Monate nach der USK-Prüfung wurde der Spielmodus „Battle Royale“ veröffentlicht. Dieser Zusatzinhalt wurde von der USK nicht geprüft und ist daher nicht Teil der Freigabe ab 12 Jahren.
**Kind 1.0 ist schon viel älter und da entscheiden die leiblichen Eltern.
Vor dem Spiel steht halt die Entscheidung der Eltern, im Idealfall zusammen mit den Kindern ob Shooter überhaupt ins Haus gehoeren und welche Spielideen akzeptabel sind. Beantwortet mensch die Frage mit Ja, find ich deinen Beitrag und das Vorgehen super.
Wie hoch der Reiz des Spieles noch ist, wenn man Empathie zu den Spielfiguren zeigt oder spuerbare negative Konsequenzen fuer den/die Spielende bei jedem Abschuss eines Gegners spuerbar waere, faend ich spannend.
Und nicht dass ich falsch verstanden werde: ich schreib das nicht als Pazifist. Ich schreib das als Papa der seinem Kind gern beibringen mag, das auf Dinge schiessen Verantwortung und Grund jenseits von Spass dran braucht.
Hast du ne Idee?
Meine Idee ist, dass auch Kinder in der Lage sind zw. Fantasie und Realität zu unterscheiden. Das würde ich besprechen. Im genannten Spiel ist das „Ausschalten“ eher sowas wie das Abklatschen beim Fangen.
Es fällt mir tatsächlich schwer ein generelles Ablehnen von Schießspielen zu verstehen. Was ist da die genaue Befürchtung? (Meine ich als ehrliche Frage)