Offene Wunden

Es geht ein Cover durch die Timelines der unterschiedlichen Social Media Plattformen. Es titelt „Papa kann das schon alleine“, Untertitel „Was moderne Männer alles hinkriegen, wenn die Mütter sie lassen“ und zeigt eine Frau, die einen Mann in einer Babytrage vor sich her trägt, der wiederum ein Baby in einer Trage vor sich trägt. Weiter geht es mit „Viele Väter wollen besser sein als ihr Ruf. Doch ausgebremst werden sie oft von Müttern, die nicht loslassen.“

Später taucht noch ein Textausschnitt auf, der sarkastisch kommentiert wird:

Als ich abends durch meine Timeline scrolle, muss ich ziemlich viel lachen und an ein Gif denken, das mir sehr gefällt.

Mit einer Nacht drüber schlafen, stelle ich fest, dass die Diskussion sehr von Gegensätzen geprägt ist und so eigentlich sehr viel Energie völlig sinnlos verpufft. Maternal Gatekeeping gibt es nicht! Darunter Antworten von Männern, die gerne mehr machen wollten, aber tatsächlich nicht „dürfen“. Maternal Gatekeeping gibt es eben doch, beharren sie!

Auf der anderen Seite: „Ja, dann lasst uns mal über strukturelle Probleme sprechen, die es Männern schwer machen, sich in Sorgearbeit einzubringen.“ Die weiterhin vorherrschende +40 Stunden-Woche; Männer, die gekündigt werden, weil sie Elternzeit einreichen; Männer, deren Karriere ins Stocken gerät, weil sie Teilzeit arbeiten wollen, die sich bei einer Wochenarbeitszeit von 32 Stunden anhören müssen: „Na, Peter, machste wieder einen halben Tag frei?“.

Nicht lange lässt die Antwort auf sich warten. Natürlich werden Männer nie diskriminiert. Im Gegenteil, sie befinden sich in priviligierten Positionen und jetzt heulen sie rum. Male Tears (siehe oben). Frauen erleben das seit Jahrzehnten. Bislang hat das (bis auf die betroffenen Frauen) keinen gekümmert. Jetzt seht ihr mal wie das ist.

Wer erzieht besser? Männer oder Frauen? Wer ist cooler? Daddys oder Moms? Die neuen Väter, was die alles machen! Jetzt braucht es neue Mütter blablablub. Väter würden ja, wenn man sie nur ließe. Sie haben halt einen _eigenen_ Weg. Man muss sie nur lassen.

Was dabei übersehen wird: Natürlich gibt es Maternal Gatekeeping. Nur ist Maternal Gatekeeping nicht der Hauptgrund für die Ungleichverteilung von Sorgearbeit und in diesem Thema eher ein Problem, das nicht wirklich ins Gewicht fällt.

Im individuellen Fall bitter und tragisch – aber der Schuh drückt an anderer Stelle. An systemischer nämlich.
Wir leben in einem Land, das nach wie vor die Weichen so setzt, dass viele Paare es für eine gute Idee halten sich in Sorge- und Erwerbsperson aufzuteilen. Ehegattensplitting und Unaufgeklärtheit* ebnen den Weg.
Zudem ist Mütterdiskriminierung** am Arbeitsplatz seit Jahren ein großes Thema. Wer Teilzeit arbeitet, dem kann man keine verantwortungsvollen Projekte zumuten. Wer Kinder hat, der fällt ja ständig aus. Karriere und Kinder? Ja, sorry. Beides geht eben nicht.
On top kommt das Thema Kinderbetreuung. Kita- und Hortplätze sind nach wie vor rar. Qualitativ hochwertige Kinderbetreuung weiterhin ein Thema. V.a. in den Schulferien. Aus eigener Erfahrung weiß ich, selbst wenn es zwei Elternteile gibt, die getrennt ihren Jahresurlaub nehmen, deckt das nicht alle Schulferientage ab.
Ich könnte die Liste noch unendlich ausdifferenzieren, am Ende bleibt eine Erkenntnis: Beide Elternteile Vollzeit berufstätig und Kinder haben – das funktioniert eigentlich nicht. Man braucht Geld, Großeltern und/oder betreibt Raubbau an sich und seiner Gesundheit.
Deswegen entscheiden sich viele Paare am Ende eben doch ihre Rollen aufzuteilen. Einer schafft Geld ran, der andere regelt den Rest. Eine nur scheinbar individuell getroffene Entscheidung („Wir wollten das so“), weil es eigentlich die logische Entscheidung ist, so lange die Rahmenbedingungen so sind, wie sie sind.

Schaut man sich um, sind es meistens die Frauen, die sich für die Sorgerolle „entscheiden“***. In Folge dessen arbeiten sie sich nicht nur einen soliden Kompetenzvorsprung in Sachen Kinder/Haushalt aus, sie optimieren ihr System und durch die ständige zeitliche Verfügbarkeit haben sie oft auch eine engere Bindung zu den Kindern (und umgekehrt).

So weit so gut. Das kann nämlich gut gehen, wenn a) das Geld reicht, was der Partner als Alleinverdiener verdient und b) die Frau in dieser Mission aufgehen kann.

So leben viele Paare vor sich hin.

Andere stellen fest: „Oh, das Geld reicht nicht“**** oder „Oh, ich drehe bald durch wenn ich nicht mal in Ruhe kacken gehen kann, weil immer ein Kind irgendwas von mir will. Außerdem ist anscheinend alles selbstverständlich was ich hier tue und niemand erkennt meine Arbeit an. Mein Partner denkt sogar Oh, dein Leben möchte ich haben, bis die Kinder aus der Schule kommen immer frei toll…“
Und so ergibt sich in den letzten Jahren zunehmd, dass beide Partner arbeiten gehen müssen und/oder wollen.

Wenn aber die Sorgeperson nicht mehr 100% Sorgeperson ist, sondern nur noch 80%, dann muss die ehemals 100% Erwerbsperson irgendwie Zeit und Energie herzaubern, um diese Lücke zu überbrücken.

Dafür muss diese Person Privilegien abgeben. There is no glory in Rotznasen abwischen, Windeln wechseln und Hausaufgabenbetreuuug. No glory und auch kein Gehalt. Vom stabilen, anerkannten Jobleben geht es in die Teilzeitfalle, der Lohnzettel sieht traurig aus, Peter wird befördert und man selbst nicht, die achso wunderbare „es gibt nichts schöneres als ein Kinderlächeln“-Motivation ist naja pragmatisch gesehen vielleicht doch nicht so toll wie das, was man vorher gekannt hat. Auf der Bürotoilette sitzend ereilt einen die Erleuchtung: Träumchen, hier mal ungestört zu sein, ohne „PAPAPPPPAAAA, PAPAAAAA! Der Leon ärgert mich“-Rufe.

Kurz. Sooo attraktiv ist nüchtern gesehen das Thema Sorgearbeit gar nicht. Wenn man dann auch noch am Anfang täglich sieht, dass es eine echte Kompetenz- und Wissenslücke gibt, dann ist es vielleicht doch naheliegend sich lieber wieder still zurückzuziehen auf das etwas dankbarere Hoheitsgebiet Erwerbsarbeit.

Was soll ich sagen. Da sind wir dann beim ursprünglichen Problem.

Wenn sich der bislang etwas passive Vater einbringen möchte und die Frau sagt „Schatz, super dass du beim Babyschwimmen warst, aber es wäre tippitoppi wenn du hinterher die nassen Sachen aus der Tasche nimmst und aufhängst, dann ist das, wie Barbara Vorsamer richtig schreibt, Feedback und kein Maternal Gatekeeping.

Genau das passiert eben beim Wechsel und viele finden das (zu Recht!) anstrengend und auf beiden Seiten liegen die Nerven blank. Wie einfach ist es da, sich zurückzuziehen und zu sagen: „Dann mache ich eben gar nichts mehr. Dir kann man es ja eh nie recht machen.“

Doch Klaus, kann man schon. Du musst dich nur dran gewöhnen, dass Du jetzt für den ganzen Prozess verantwortlich bist.

Früher hast du fertige Einkaufslisten in die Hand gedrückt bekommen und hast beim Einkaufen Bettina angerufen und gefragt welches Waschmittel, welche Binden, welchen Jogurt. Weil Bettina immer vor-, nach- und zwischengearbeitet hat, hast du dir aber nie gemerkt, welches Waschmittel, welche Binden, welchen Jogurt. Fandest du nicht so wichtig. Weil im Alltag musst du das hungrige, schreiende Kind, das nach Erdbeerjogurt verlangt nicht beruhigen. Du bekommst auch nie deine Tage und ärgerst dich mit nach Kunstblumen stinkenden 5 cm dicken Binden rum und wenn das Waschmittel die Grasflecken aus der Sporthose nicht wäscht, schaut dich auch keine andere Mutter an, weil du anscheinend eine total schlechte Mutter bist, die nicht mal Hosen waschen kann.
Die Zeit der Convenient-Pakete ist vorbei. Niemand packt mehr die Tasche, erstellt die Liste und räumt hinterher.

Ah. Schau. Jetzt bin ich auch zynisch. Da sind wir wieder beim Thema „offene Wunden“.

Ja, es gibt offene Wunden. Ziemlich klaffende Wunden mit wenig Aussicht auf systemische Heilung. Die Pandemie hat uns ordentlich Salz, kiloweise Salz, in die offenen Wunden geschüttet.

Wie geht es also raus aus der Misere?

Gemeinsam. Nicht Moms gegen Dads. Nicht gegeneinander. Nicht im Wettbewerb.

Die allermeisten Elternpaare haben sich in Liebe oder zumindest in dem Willen zusammengefunden gemeinsam Kinder zu haben. Darauf kann man sich jederzeit besinnen. Das ist die Basis. Egal, wo man aktuell steht.

Es mag völlig verstrahlt klingen, aber das ist die einfache Lösung: Sich als Paar wohlwollend begegnen und sich anschauen, was man zu bewältigen hat und sich dann darüber zu verständigen, wie man das schaffen kann. Nicht entweder oder. Nicht schwarz oder weiß. Beides / und / gemeinsam, lautet die Parole.

Fürs Erwartungsmanagement: Mit der Arbeitsteilung ist es wie mit dem Schwangerschaftsbauch. Neun Monate kommt er, neun Monate geht er. Drei Jahre getrennt nach Sorge- und Erwerbsperson gelebt – das ändert man nicht in zwei Gesprächen. Das ändert man in vielen, kleinen Schritten. Man muss Wissen und Kompetenzen aufbauen. Und so wie man nicht ins Erwerbsleben tritt und sagen würde: „Ja, Herr Schmidt, ist ja schön, was sie hier für Prozesse und Verantwortlichkeiten in der Firma haben, ICH finde jetzt meinen eigenen Weg.“, sondern sich eben einarbeitet und anpasst, so ist es im Bereich der Sorgearbeit auch. Und natürlich heisst das nicht, dass alles so wie es ist bleiben muss (weil hamma ja immer schon so gemacht!), sondern dass es Nuancen und Veränderungen gibt, aber eben nicht mit dem Kopf durch die Wand.

Für ein detailiertes „WIe soll das denn gehen“, empfehle ich an dieser Stelle mein Buch „Raus aus der Mental Load Falle“ (Werbelink!). Denn auaua, neben den tatsächlichen ToDos gibt es nämlich auch noch einen planerischen Teil, der oft übersehen wird, aber dennch Schmerzen bereitet. Das Thema reicht tatsächlich um ein ganzes Buch zu schreiben. In einen Blogartikel bekomme ich das nicht unter.

Und als Mantra empfehle ich diesen Satz:

„Maternal-Gatekeeping ist ein antifeministischer Frame, der Männern die Verantwortung abspricht, sich zu emanzipieren.“

Teresa Bücker

*Kaum ein Paar kennt Steuerklasse 4 mit Faktor. Kaum ein Paar rechnet korrekt. Denn wenn es ums Geld geht und damit auch um Macht, dann schauen viele Paare plötzlich auf den monatlichen Nettolohn und nicht auf das Jahresgesamteinkommen durch Anzahl der erwerbsarbeitenden Personen. Und wer jemals Lohnsteuerklasse 5 hatte, der weiß wie einem der Nettobetrag da die Tränen in die Augen treibt… aber das ist nochmal ein anderes, umfangreiches Thema.
**Es ist quasi ein gutes Zeichen, dass ich da in der Zwischenzeit ehrlicherweise fast Elterndiskriminierung hinschreiben muss, denn zunehmend erleben auch Männer/Väter diese Diskriminierung. Es bewegt sich offensichtlich was! Und das ist gut! Denn wenn Männer ihr Familienengagement einfordern, dann zahlen sie in den ersten ein, zwei Generationen den Preis, den Frauen seit Jahrzehnten zahlen… aber gerade in Branchen mit Fachkräftemangel können sich Arbeitgeber einfach nicht leisten sowohl qualifizierte Männer als auch Frauen zu diskriminieren. Also ändern sich die Rahmenbedingungen endlich!
***Auch hier könnte man nochmal über die Gründe sprechen und kommt schnell auf Gender Pay Gap und den Punkt, dass „traditionelle Frauenberufe“ meist beschissen bezahlt sind und es sich deswegen ja nicht lohnt, wenn die Frau als Krankenschwester arbeitet wenn der Mann doch Marketingmanager sein kann.
****Allein die Mieten in den meisten deutschen Städten sind so exorbitant hoch, dass große Teile des Einkommens drauf gehen… auch so ein Problem des Systems und Folge der „der Markt regelt das schon“-Geisteshaltung

P.S.

Screenshot Spiegelcover mit der Anmerkung dass Tragehaltung komplett unergonomisch
Abgesehen davon dass die Tragehaltung unergonomisch ist, denkt denn keiner an die Reizüberflutung, die Papi hier erleidet?

437 Gedanken zu „Offene Wunden“

  1. Hach was liebe ich diese Art von Artikeln….
    Sprachkultur: Sie sagt als Erstes: Schatz super das du beim Babyschwimmen warst. (Sie lobt ihn! Bevor sie ihn verbal verkloppt….*ironie off*)
    Und wahrscheinlich ist es im Geschlechtergefälle eh nur noch so, da Frauen kräftemäßig unterlegen sind, das Frauen ihren Machthunger über Verbalattacken von oben nach unten durchreichen und es 2. über die Kinder machen ( die sind ja noch schwächer und damit auch noch leichter zu instrumentalisieren….) hä?????
    Wenn ich meinen Partner bitte auf die Kinder aufzupassen und nach einer Stunde zurückkomme und es hat sich am Bild nichts verändert, beide Kinder tragen noch Schlafanzug, nur der Mann ist angekleidet, die Windel des Babys ist kurz vorm explodieren….( kleine Randnotiz: das Baby ist sehr wund- da es zahnt!) ich sage also: Danke!!!! Fürs aufpassen- Windelwechseln wäre toll gewesen ( ich benutze keine Kampfwörter wie ‚aber‘) und ernte beleidigtes Gemurmel: a la ich hab nix gerochen, dann hättest du mir das sagen müsse, woher soll ich wissen das das Baby wund ist…. *augenroll* dann ist es maternal gatekeeping… und ich wickle das brüllende Baby, kleide es um und schwöre mir innerlich NIE NIE NIE wieder…. ich hinterfrage meinen Sprachgebrauch und lese zur Beruhigung meiner Nerven hier und da, lache herzlich, möchte Beifall klatschen, bin neidisch auf Frauen die andere Exemplare Mann ihr eigen nennen, lache herzlich und schreite zurück in meinen Alltag und lege Wäsche zusammen, weil vielleicht war das der Grund das er nix passendes zum Anziehen der Kinder gefunden hat! Selbstreflexion Check!…. nun ich ziehe eine Trennung ernsthafter in Erwägung ( dann mach ich es über die Kinder…) als ihn weiterhin mit Kommunikation zu belasten gar zu attackieren – Rede nur sehr offen mit dem schon großen Kind ( mach es hier leider doch übers Kind ) es möge bitte Daraus! lernen. Sprachkultur, Beziehungskultur inklusive Geschlechterrollen und ja auch das ist maternal gatekeeping ICH WILL DIE ABSOLUTE KONTROLLE BEHALTEN das meine Kinder meine Fehler NICHT wiederholen …. Danke, das tat gut!

  2. Liebes Nuf,

    ich finde schade, dass es so in Mode gekommen ist, dass Ehegattensplitting zu bashen. So auch in diesem Artikel.
    Warum muss es denn unbedingt steuerlich bestraft werden, wenn (temporär) nur ein Partner für das Familieneinkommen zuständig ist? Denn nichts anderes wäre eine Abschaffung des Ehegatten-Splittings: Eine Steuererhöhung für Alleinverdiener-Familien. Was ist denn fair daran, wenn zwei Familien beide über das gleiche Familieneinkommen verfügen, aber unterschiedlich viel Steuern darauf zahlen müssen?
    Um es ein bisschen konkret zu machen: Wir sind eine Familie mit drei kleinen Kindern zwischen 0 und 4 Jahren und ich bin seit der Geburt des Ältesten in Elternzeit. Mein Mann geht einer Vollzeit-Erwerbstätigkeit nach. Wir leben bescheiden, aber uns reicht das so. Wir profitieren finanziell vom Ehegattensplitting. Ich verstehe nicht, warum wir uns nicht gegenseitig unsere verschiedenen Lebensmodelle (Alleinverdiener, Doppelverdiener…) gönnen. Für uns ist dieses Modell auch die Lösung für Mental Load – noch mehr „Load“ durch einen zweiten Job ist einfach nicht möglich.

    Und Stichwort „Steuerklasse 4 mit Faktor“: Für die Jahressteuer ist es am Ende völlig irrelevant, in welcher Steuerklasse man ist. Insgesamt zahlt man als Paar immer gleich viel Steuern, egal ob 4/4, 3/5, Faktor…. es gibt dann ggf. nur eine Steuernachzahlung oder -erstattung. Am Ende spart man also durch die Steuerklassenwahl keine Steuern!

  3. liebes Nuf,
    die eingeforderte wohlwollende, wertschätzende und offene Diskussion vermisse ich in Deinen Beiträgen, die sich mit dem mental load-Thema befassen, aber ehrlich gesagt auch oft. Da sind doch die Frauen immer oft die guten und aufopfernden Menschen, die es halt einfach drauf haben, die Männer dagegen kriegen gern mal nen Spruch reingedrückt. Der komische Klaus der checkts halt einfach nicht. Dem muss frau halt nochmal was sagen wegen der nassen Wäsche mit ihrem krassen Wissensvorsprung. Und der Spiegel ist sowieso doof und tendenziös. Im Grunde wahrscheinlich frauenfeindlich.
    Also gibt es die Frauen in Wirklichkeit wahrscheinlich gar nicht, die die ganze Elternzeit allein wollen und dem Mann nicht gönnen. Die lieber weiter Teillzeit machen weil man sich in der Mamarolle halt auch ganz schön einrichten kann und nicht den Stress hat, das Geld ranschaffen zu müssen. Doch, die gibt es, ich kenne einige von der Sorte.
    Ja, vielleicht müssen die Männer einfach machen und sich auch die Besserwisserei mancher Mütter reinziehen, Aushandlungen gehören zum gleichberechtigten Leben halt dazu. Vielleicht müssen die Mamas aber auch nicht so Mimosen sein und verletzt aufheulen, bloss weil ein ironisches Titelbild das Supermuttertum durch den Kakao zieht.

    1. Apropos wertschätzende Diskussion: „Vielleicht müssen die Mamas aber auch nicht so Mimosen sein und verletzt aufheulen, bloss weil ein ironisches Titelbild das Supermuttertum durch den Kakao zieht.“

      Ansonsten steht da:
      Was dabei übersehen wird: Natürlich gibt es Maternal Gatekeeping. Nur ist Maternal Gatekeeping nicht der Hauptgrund für die Ungleichverteilung von Sorgearbeit und in diesem Thema eher ein Problem, das nicht wirklich ins Gewicht fällt.

      Von daher verstehe ich deinen Kommentar nicht so recht. Wahrscheinlich fällt es einfach manchen Menschen schwer zu verstehen, dass es nicht um Schuld geht… aber gut. Dann sind die Mimosen-Muttis schuld. Ist zumindest vom Begriff mal was anderes als Latte-Macchiato-Muttis.

      Und all diese abwertenden Bezeichnungen übrigens ändern die Datenlage zum Gender Care Gap und zu den Gründen nicht.

      1. Ich will bestimmt keine Frauen abwerten, bin selbst eine. Finde „Mimose“ jetzt auch nicht so schlimm als Befriff, aber okay, dann eben als Synonym “ sehr empfindlich“. Um Schuld geht es mir auch nicht, falls Du mich mit „manche Menschen“ meinst (das klingt schon auch etwas distanzierend/abwertend, aber okay,).
        Was will ich mit meinem Kommentar? Ich will zum Ausdruck bringen, wie verwundert ich darüber bin, welches negative Echo ein Artikel bei vielen Frauen hervorruft, der doch im Grunde für Gleichberechtigung spricht. Warum fühlen sie sich davon so angegriffen? Warum werden jetzt unnötige Kämpfe gekämpft (wenn auch nur verbal)?
        Und wenn es maternal gatekeeping gibt, wo liegt das Problem? Steht denn irgendwo in dem Artikel, dass es keine strukturellen Probleme gibt? Dass alles nur an den Frauen liegt? Nein, aber eben auch. Es gibt auch starke Beharrungskräfte von Seiten der Frauen, und die können durchaus anti-emanzipatorisch sein. Und anders als Du bin ich der Meinung, dass die vielleicht genauso schwer wiegen wie strukturelle Gründe, denn sonst gäbe es sicher mehr Bemühungen, die Strukturen zu ändern. Aber anscheinend passen die strukturellen Vorteile (Steuervorteile für Alleinverdienerehen, kostenlose KV usw) immer noch sehr gut zum Leben vieler Menschen(auch Frauen), sodass die strukturellen Nachteile in Kauf genommen werden.

        1. Ich hab in dem Artikel nichts über strukturelle Probleme gelesen. Nur dass Mütter, die 15 Std/Wo arbeiten schuld sind, wenn Väter nicht in TZ gehen z.B.
          Ich denke diese Undifferenziertheit gespickt mit Einzelfällen, die die Statistik nicht repräsentieren erzeugt dieses negative Echo.

        2. Liebe Franzi,
          welche Steuervorteile gibt es denn für Alleinverdienerehen? Meinst du eventuell das Ehegattensplitting? Das stellt nur sicher, dass man als Familie insgesamt immer gleich viel Steuern bezahlt, egal von wem das Geld erwirtschaftet wird – macht ja auch Sinn, denn das Geld wird ja nicht mehr ;-)
          Und kostenlose Krankenversicherung… echt, ist es jetzt soweit, dass wir Mädels uns noch nicht mal mehr das gönnen? Mir fallen spontane diverse Personen ein, die auch kostenlos krankenversichert sind (Arbeitslose, Hartz IV, AsylbLG….) – möchtest du denen auch gleich die kostenlose Krankenversicherung kürzen? Oder nur den Muttis, weil die ja den ganzen Tag faul zuhause rumsitzen?
          Sorry Mädels, wieso gibt es so viel Neid zwischen uns?
          Wir sind uns doch einig, dass der Familienalltag anstrengend ist und mit viel #mentalload einhergeht – warum darf da nicht jede Familie selbst ihren Alltag strukturieren? Für die einen ist Doppelverdiener die richtige Option, für andere funktioniert es halt besser, wenn einer erwerbstätig ist.

  4. Die Aufteilung der Aufgaben ist nur ein Teil des Problems. Häufig ist es schlicht die Menge und die fehlenden Energie alle zu meistern.

    Ein Punkt der häufig schon viel Energie raubt ist die Diskussion über Geld. Meiner Erfahrung nach ist es für den Familienfrieden sehr hilfreich wenn die Familie 500 € oder mehr im Monat zum Sparen bzw. für extra Sachen zur Verfügung hat. In dieser Situation gibt es keine täglichen/wöchentlichen Diskussionen mehr übers Geld und auch ungeplante Kosten verursachen nicht gleich „Probleme“. Ein weiterer großer Bonus ist sich bessere Lösungen „erkaufen“ zu können. Es hat keiner Lust/Zeit Lebensmittel einkaufen zu gehen -> online bestellen (ist aber teurer). Hausaufgaben mit den Kind überfordert die Eltern -> Nachhilfelehrer. Gemeinsame Zeit für die Eltern -> Babysitter.

    Das alles kann helfen den Stress in der Familie zu senken und man hat Ressourcen übrig um seine persönlichen Wünschen nachzugehen.

    Deswegen ist es wichtig sich bewusst zu sein was einem wirklich wichtig ist. Ggf. muss man sich überlegen ob man nicht doch lieber die Wohnung in Berlin Mitte aufgibt und weiter an den Rand zieht um 500-1000€ Miete zu sparen.

    „Wenn sich der bislang etwas passive Vater einbringen möchte und die Frau sagt „Schatz, super dass du beim Babyschwimmen warst, aber es wäre tippitoppi wenn du hinterher die nassen Sachen aus der Tasche nimmst und aufhängst, dann ist das, wie Barbara Vorsamer richtig schreibt, Feedback und kein Maternal Gatekeeping.“

    Das ist kein Feedback, das ist aufzwingen der Prozesse die die Frau gern hätte. Das wird leider auch sehr häufig bei Kindern gemacht.

    Der Prozess kann auch ein ganz anderer sein. Der Mann möchte sich erstmal ausruhen und die Sachen später aufhängen. Die Sachen wurden schon im Schwimmbad im Trocker getrocknet. Die Sachen sind muffig geworden und fürs nächste Mal werden Neue gekauft (Haben vielleicht eh nicht mehr gut gepasst oder nicht gefallen). Man(n) geht in Zukunft nackt baden. Man benutzt den Lufttrockner in der Schwimmhalle, falls vorhanden.
    Warum immer den eigenen Willen anderen Personen aufzwingen. Einfach mal Vertrauen haben und Geduld wenn Dinge nicht so laufen wie erwartet, das sind alles Kleinigkeiten die sich mit der Zeit schon regeln.

    Wie du auch schon geschrieben hast, das wichtige ist das sich die Familie mit Wohlwollen bei den eigenen Wünschen unterstützt und Grenzen artikuliert und respektiert werden.

    Und man muss auch nicht alles als Familie alleine Schultern, die „Großfamilie“ mit einbeziehen oder die Freunde.

    Persönlich finde ich hat sich im letzten Jahr vieles auch zum Positiven verändert. Vieles ist Flexibler und Durchlässiger geworden. Vielen Leuten ist klarer geworden was ihnen wirklich wichtig ist.

    1. Also zum Stichwort „Prozesse aufzwingen“… in so einem Fall empfehle ich eher eine „Definition of Done“ zu besprechen.
      Es geht doch nicht um die Reihenfolge sondern darum, dass der Kram nicht stinkt und schimmelt und man deswegen mehr Arbeit hat, weil man hinterher räumt, nochmal alles waschen muss oder sogar alles unsinnigerweise neu kaufen muss.
      Ich verstehe nicht, wieso in solchen Themen so darauf beharrt wird, dass man unbedingt seinen eigenen Weg gehen muss – egal was der dann für Folgen hat und egal wer das dann ausbaden muss.
      Wenn ich ein Backup von meiner Festplatte mache, warte ich bis die Daten auf das Backupmedium rüberkopiert wurden. Dann werfe ich ggf. das Backupmedium aus und erst dann nehme ich den Strom weg. Da kommt doch auch niemand und sagt: Ich mache das jetzt aber auf meine Art und stelle den Strom eben ab wenn die Platte noch rotiert. Muss der Partner halt lernen damit umzugehen, dass das Backup unvollständig ist, dass die Daten korrumpiert sind, dass die Platte kaputt geht. Ja mei.

      Zu den anderen Sachen: ja.

    2. puh. Da wird aber viel über Geld, und wenig über Mitdenken gelöst.
      Neue Sachen kaufen, weil die nassen Badesachen müffeln?
      Da hätte ich ja große Bedenken, den Kinds nur Konsum vorzuleben, aber kein Umweltbewusstsein?
      Nach dem Schwimmen die Nassen Sachen aufhängen, ist doch kein Prozess aufzwingen, sondern einen Task von Anfang bis Ende begleiten ( also, wenn die nassen Sachen danach auch noch weggeräumt bzw für’s nächste Mal bereitgelegt werden.).
      Alles andere ist Rosinenpickerei, und zwingt einer anderen (bis dato am Schwimmen unbeteiligter Person) das Mitdenken und wohl auch noch das Erledigen auf.

      Das hilft doch alles nicht weiter, sondern macht mehr Arbeit, als alles allein machen, denn da weiß man wenigstens was getan wurde, und was nicht.

      Und es ist ja auch nicht für immer, sondern nur, bis man den Kindern selbst erfolgreich vorgelebt hat, wie es geht.

  5. Aber Moment mal… Wenn Frauen/Mütter so wie du jetzt schreiben/sagen, dass sie das mit Kindern/Haushalt so viel besser können als Männer/Väter… ist es dann nicht richtig, was Der Spiegel schreibt…?

    1. Nein, weil der Spiegelartikel thematisiert nicht Ursachen und differenziert nicht zwischen „von Anfang an“ vs. „nach 2-3 Jahren“, sondern stellt Mütter als die Schuldigen dar.
      Das ist eindimensional und faul. Zumal deren These an ein paar rausgepickten Einzelfällen dargestellt wird. Ich würde da ja erwarten, dass man sich mal die Datenlage anschaut und dann in die Ursachenforschung geht.

      1. Ok, dann ist es mglw. nicht richtig, zu oberflächlich oder nicht wissenschaftlich genug, was Der Spiegel schreibt.

        Ich frage mich allerdings: Können Frauen/Mütter das mit Kindern/Haushalt nun besser als Männer/Väter? Den Begriff „Feedback“ verstehe ich als Form einer Kommunikation, mit der Personen, die qua besserer Qualifikation (Vorgesetzte, Lehrer, Eltern), denen mit geringerer Qualifikation (Untergebene, Schüler, Kinder) legitimerweise sagen, wie gut oder eben: schlecht sie etwas gemacht haben.

        1. Jede/r kann es so gut, wie er/sie es gelernt hat.
          Wenn beide von Anfang an Sorgearbeit übernehmen, gibt es in der Regel kein Kompetenzgefälle.

          Und ich finde es total interessant zu lesen, dass es in der Sorgearbeit anscheinend keine höhere Qualifizierung geben darf. Ist doch in jedem Thema so: Wers ständig macht, der kann es besser.
          Ich bohre doch auch nicht wie irre erstmal Löcher in die Wand, kloppe irgendwelche Dübel rein, wenn ich das noch nie gemacht habe. Ich frage in dem Fall jemanden, der sich auskennt oder schaue ein YouTube-Video und sehe dann: Ah, schau. Für die Rigipswand einen entsprechenden Dübel. Wie würde mich mein Partner/in bitte anschauen, wenn ich versuchen würde ein Regal in einer Sandsteinwand mit einem Rigipsdübel zu befestigen?
          Schaut man da auch respektvoll weg, lässt ggf. das Regal umfallen und lebt mit ein paar faustgroßen Löchern der Vorversuche. Ich verstehe dieses Wehren gehen etwas auf eine bewährte weise mit allen nötigen Schritten machen, nicht.

        2. @Stephan: Deine Definition von „Feedback“ teile ich nicht. Das ist doch nichts von oben nach unten?
          Das war vielleicht früher mal in Unternehmenskulturen verstanden à la „nix gesagt ist genug gelobt“.
          Aber heutzutage?
          Mein Abteilungsleiter fordert bei den turnusmäßigen Mitarbeitergesprächen z.B aktiv Feedback für sich ein; ganz bewusst nic ht nur von oben nach unten, sondern eben auch von unten nach oben und ich gehe davon aus auch in AL-Runden auf gleicher Ebene.
          Es ist doch immer eine Frage was vorgelegt wird – von der Führungsriege im Unternehmen, von Eltern in der Familie, von Partnern.

          Beispiel: Mein Mann ist der bessere Koch. Klar frage ich ihn im Zweifelsfall, welche Gewürze passen, oder er macht von sich aus Vorschläge.
          (Funfakt: Die Kids freuen sich, wenn er nicht da ist, und ich mal koche, dann gibt’s so „tolle“ Dinge wie „Nudeln tricolore mit Tomatensoße“. Ist auch eine Art von Feedback… .)

          1. Korrekt, darüber habe ich nach Abschicken des Kommentars ebenfalls nachgedacht, dass es auch andere Formen von Feedback gibt. An der Stelle

            >>> die Frau sagt „Schatz, super
            >>> dass du beim Babyschwimmen warst,
            >>> aber es wäre tippitoppi wenn du
            >>> hinterher die nassen Sachen aus der
            >>> Tasche nimmst und aufhängst, dann
            >>> ist das, wie Barbara Vorsamer richtig
            >>> schreibt, Feedback und kein Maternal
            >>> Gatekeeping.

            hatte ich an die von mir genannte gedacht. Es mag eine Erfahrung aus der Lebenswirklichkeit vom Nuf sein, aber das Beispiel klingt schon nach „Den blöden Kerlen muss man halt erklären, dass man eine Tasche mit nassen Sachen nicht in den Schrank knallt“ so wie ein Schreiner-Meister, der glaubt, seiner Gesellin erklären zu müssen, dass man die Kreissäge nach dem Sägen besser ausschaltet. Mansplaining im einen, Momsplaining im anderen Fall.

            Sollte der Mann allerdings tatsächlich wissen, dass das keine gute Idee ist mit dem Nicht-Aufhängen der nassen Sachen – könnte ja sein: viele ‚moderne‘ Männer haben nicht bis unmittelbar vor dem Vater-Sein bei Mutti gelebt – und sie dennoch nicht aufhängen? Ich glaube, dann ist dieses ‚Feedback‘ längst nicht mehr nötig und führt auch nicht mehr dazu, dass die Sachen trocken werden.

  6. Wir tragen gemeinsam Verantwortung für die Zustände, einseitige Schuldzuweisung (Männer wollen sich nicht emanzipieren) sind nicht hilfreich.

    Feministinnen wollen doch auch Männer die sie unterstützen.

    Patriarchat, Ok, selbst Schuld wenn Frauen sich nicht emanzipieren?


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