Aufzughonks

Es gibt Dinge, die sind unsichtbar bis man Kinder bekommt. Ein bisschen kennt man das aus der Fahrschulzeit. Wenn man den Führerschein macht, fahren plötzlich überall Fahrschulautos herum. Vorher gab es die gar nicht und nach ein paar Jahren sieht man sie auch nur noch selten.

Jedenfalls. Fahrschulautos gibt es natürlich auch schon die 17 Lebensjahre bevor sie einem auffallen. Genauso wie abgesenkte Bordsteine und rücksichtslose Idioten, die ihr Auto genau dort abstellen. So dass man z.B. mit Rollstuhl oder Kinderwagen nicht richtig durchkommt.

Hachja. Sie merken. Mein Adrenalinpegel ist immer noch erhöht.

Jedenfalls: Was echt auch nervt: Aufzughonks

Das sind Menschen, die zwei gesunde Beine haben, die aber trotzdem unbedingt Aufzüge benutzen müssen. Ich denke, es sind vielleicht Menschen – man will ihnen ja nichts Böses unterstellen, die einfach nicht wissen, dass bestimmte Personengruppen auf das Benutzen von Aufzügen angewiesen sind und nicht wählen können, so wie sie es theoretisch könnten.

In Einkaufszentren z.B. die diese liebevollen Sperrpoller an den Rolltreppen haben, damit man diese nicht mit Kinderwagen benutzen kann. Oder in U- und S-Bahnen, auf deren Gleis man gar nicht erst kommt, wenn man mit dem Kinderwagen nicht den Aufzug benutzt.

Dass diese Menschen die Aufzüge verstopfen ist eine Sache. Leider korreliert mit der Eigenschaft „Aufzug verstopfen“ leider auch noch die Eigenschaft „Kann Aufzüge nicht benutzen“.

Im Grunde ist das sehr einfach. Es gibt ein Knöpfchen für „rauf“ und eines für „runter“. Wenn man rauf möchte, drückt man das … RICHTIG … Knöpfchen „rauf“. Wenn man runter möchte, Sie ahnen es? … das Knöpfchen „runter“. Nun passiert folgendes: Wenn der Aufzug kommt und nach oben fährt, erlischt das Knöpfchen „rauf“. Fährt er nach dem Stopp nach unten, bleibt das Knöpfchen „rauf“ beleuchtet. Dann muss man noch nicht einsteigen obwohl die Aufzugtüren sich öffnen. Weil man möchte ja rauf und nicht runter. Man wartet einfach. Der Aufzug kommt wieder, versprochen!

Ich schildere das selbe Szenario jetzt nicht für „Ich möchte eine Etage tiefer“.

Also was lernen wir daraus? Wenn man rauf will und man fährt dann runter, um gleich wieder rauf zu fahren, verstopft man den Aufzug doppelt. Für die, die runter fahren wollen und für die, die von unten rauf fahren wollen.

Außerdem ist daraus zu lernen: Wenn man rauf möchte, drückt man nicht „rauf“ UND „runter“. Das kann man machen wenn man zwei oder drei Jahre alt ist, da ist das völlig in Ordnung – aber ab – sagen wir 25 – sollte man das verinnerlicht haben.  Es ist immer eine ODER-Korrelation. Man möchte rauf oder runter.

(Wenn man wirklich runter – rauf – runter – rauf möchte, dann sollte man vielleicht über die Anschaffung eines Privataufzugs nachdenken mit dem man diese Lust richtig ausleben kann.)

Please repeat after me:

Wenn es keinen zwingenden Grund gibt, den Aufzug zu benutzen, dann benutze ich ihn nicht. Ich nehme die Treppe oder die Rolltreppe.

Wenn ich einen Aufzug benutze, überlege ich vorher, ob ich rauf oder runter möchte. Wenn ich rauf möchte, fahre ich nur rauf. Nicht runter und rauf. Ich fahre nur rauf. Wenn ich runter möchte, fahre ich nur runter. Nicht rauf und dann erst runter.

Ich drücke nicht alle Knöpfchen.

Alles gemerkt? Super. Schlagartig werden Sie von geschätzen 6,3 Mio Menschen lieb gehabt, die täglich auf die Benutzung von Aufzügen angewiesen sind.

Kurbel der deutschen Wirtschaft

Irgendwann muss man ja damit anfangen. Millionen Euro für die Erstlingsausstattung rauswerfen. Für Geizkragen wie mich pure Folter. Die Dinger wachsen doch eins, zwei, drei wieder aus dem Zeug raus. Ich war schon immer dafür Kinderschuhe aus alten Autoreifen zu machen, die man einfach mit Wurstgarn um die kleinen Füßchen bindet. Irgendwie ist das doch fast das selbe wie diese Biostricksöckchen, die irgendeine Emanze mit den Haaren auf ihren Zähnen mit Naturkautschuk bestreicht. Einzig und allein im Preis würden sich diese Dinger unterscheiden.
Genauso steht es doch um die Babyzimmermöbel. Dem kleinen Wesen ist es doch herzlich egal wie die Möbel aussehen bzw. ob es überhaupt Möbel hat. Am liebsten klebt es doch weiterhin wie ein kleines Äffchen am mütterlichen Bauch und mustert interessiert seine Umwelt.
Die Krönung der Anschaffungsliste stellt der Kinderwagen dar. Da gibt es im Wesentlichen zwei Alternativen. Entweder man absolviert schnell einen Aufbaustudiengang „Kinderwagen – Vehikel der Mobilität, Transportmittel an dem sich die Geister scheiden“ oder aber, wenn man in Berlin lebt, aus einem Doppelverdienerhaushalt im Prenzlauer Berg kommt, macht man es sich leicht und kauft sich für schlappe 1.000 € einen Bugaboo Chameleon.
Vorteil bei letzterem: sehr hoher Wiederverkaufswert bei ebay. Nachteil dem organisierten Verbrechern der Kinderwagenmafia ist dieser Wert durchaus bewusst. Wer also kein Einfamilienhaus hat, wo er den Wagen sicher unterstellen kann, der darf damit rechnen, ihn einmal im Jahr geklaut zu bekommen.
Alles in allem also eine wenig verlockende Aussicht. Demzufolge immatrikuliert man sich kurz nach Bekanntwerden der Schwangerschaft in den oben genannten Studiengang. Nachdem man dann sechs Monate Informationen zusammengetragen hat und Diskussionsrunden über Vor- und Nachteile der verschiedenen Varianten beigewohnt hat, entscheidet man sich dann für irgendein Modell, bei dem dann aber nach kurzem Einsatz schon auffällt was man hätte besser machen können.
Es zeigt sich hier zum wiederholten Male, dass sich Vielfalt nicht auszahlt. Ich will einen Kinderwagenmonopolisten. Da kaufe ich dann ein Modell und lebe mit den Nachteilen. Fertig. Die Recherche und die ganze vergeudete Zeit dazwischen spare ich mir einfach.
Alternativ fordere ich einen staatlich entwickelten Fragebogen, der mir nach dem Ausfüllen ein bestimmtes – perfektes – Modell empfiehlt.
Im Muliple-Choice-Verfahren nähert man sich so seiner Auswahl.
– Ich habe ein Auto ja/nein
– Ich wohne in einer Gegend mit Kopfsteinpflaster ja/nein
– Ich verfüge über einen abschließbaren Ort, an dem ich den Kinderwagen abstellen kann ja/nein
– Mein Kind wird vorraussichtlich so groß wie xxx (Dinobaby aus Serie) ja/nein
– Ich will mit Wagen und Kind sportlich aktiv sein ja/nein
– Etc.
Leider bekommt man nach dieser Einsicht ein Kind und hat dann keine Zeit mehr für so einen Schnickschnack. Viel schlimmer noch, der Nestbauinstinkt setzt kurz vor der Geburt ein und plötzlich macht man nichts lieber als Babykram kaufen.
Wer Glück hat, im Kreise der vor Entzückung kreischenden besten Freundinnen. Man fällt in Kinderbekleidungsläden ein und sieht sich zurückversetzt in die präpubertäre Barbiephase.
Überall rosa, rosa, rosa! Rüschen, Glitzer, Schleifchen! Alles minimninimini! Ahhhhh! Man macht nur noch Geräusche, die man normalerweise ausschließlich von Meerschweinchen kennt und greift zweihändig in die Regale. Alle klitzekleinen Einzelteile kosten doch nur unter 10 Euro. Die Vernunft bleibt auf der Strecke und man erwirbt allein so viele von diesen Minisöckchen, die gerade auf die eigenen Fingerkuppen passen, dass man damit auch bedenkenlos einen brasilianischen Tausendfüßler winterfest machen könnte.
Das Baby dankt es wenig später indem es zeigt, dass man von der Erstlingssocke bis zum Kopfhäubchen wirklich alles mit Breikacke einkacken kann.
Doch was solls. Ist das Ding erst mal auf der Welt, so freut man sich auch über rosa Minikleidchen mit blassbraunen Streifen.