Mit Abschluss unseres letzten Urlaubs haben wir uns geschworen, nie wieder Urlaub zu machen. Das lässt sich schon an den Bildern erahnen. Ich will jetzt nicht behaupten, dass ich das schon wusste bevor wir losfuhren, aber sagen wir mal, es schwante mir bereits.
Erstens: Ich hasse Hitze. Alles was 23 Grad überschreitet, ist für mich unerträglich. Ich vegetiere dahin, ich halte es nicht aus. Ich hasse schwitzen. Ich hasse Sonne. Ich hasse extreme Helligkeit. ICH wollte nach Norwegen! Aber ich bin kompromissbereit und anpassungsfähig und weil alle unbedingt in den Süden wollten – BITTE DANN EBEN SCHWITZEN!
Zweitens: Ich möchte jetzt nicht sagen, ich hätte Vorurteile gegen das französischsprachige Ausland, aber sagen wir so: In meiner Jugend war mir während diverser Frankreichaufenthalte bereits aufgefallen, dass man es sehr genau mit der Aussprache nimmt und dass, wer den Subjonctif nicht hundert prozentig beherrscht, meistens nicht beachtet oder gar bedient wird. So auch diesen Urlaub. Da kann man sieben Jahre Französisch in der Schule gehabt und immer 14 Punkte geschrieben haben – einen nasalen Laut verschluckt – und der Kommunikationspartner kennt keine Gnade. Auch nicht bei Kindern. Wenn die aus Versehen „un baguette“ statt „une baguette“ bestellen, dann lautet die Antwort „QUOI???!???“ Wenn das Kind dann winselnd mit einem Euro winkt, mit dem Finger die Zahl Eins anzeigt und auf die Baguettes in der Auslage deutet, gibt es dennoch kein Erbarmen. Es wird mit dem Besen aus der Boulangerie gescheucht.
Drittens: Campen mit fünf Kindern in einer Altersspanne von Baby bis Pubertät ist ein Alptraum! Nächstes Mal nehmen wir unsere wii, die Playstation und alle sonstigen elektronischen Unterhaltungsgeräte mit. Das haben die anderen Campingplatzbesucher auch so gemacht. Immer war irgendwem schrecklich langweilig, oder jemand hatte Hunger oder Durst oder alles gleichzeitig. Dann musste es für Kind A Apfelsaftschorle sein, das nächste bestand auf Quittensaft und Kind C und D wollten unbedingt Spreequell medium, weil das andere Mineralwasser nicht schmeckt. Wenn dann alle hatten, was sie wollten, stieß Kind E seine Saftschorle um und es begann das Geputze. Hinterher hatte man eine Ameisenautobahn quer über den Essensplatz.
Zur Krönung kostete Eis 3 in Worten DREI Euro und zwar pro Kugel. Oder man gönnte sich das günstige Magnum für 4,90 – sofern es denn ein Stileis sein sollte. Folglich mieden wir die Zivilisation und haben gelernt, dass man eigentlich einen Eisschrank kauft und diesen zu Beginn des Urlaubs mit selbst erworbenen Eis bestückt, das man portionsweise raus geben kann.
Wenn man an den Strand wollte (20 Meter Entfernung), brauchte man dafür 1,5 Stunden. Denn man musste die Kinder ja vorher noch eincremen (!!!). Zu Beginn wurde das Eincremen noch mit Geheule begleitet, doch dann lieh ich mir ein Smartphone eines anderen Urlaubers und zeigte den Kindern das Bild des LKW-Fahrers, der vergaß seine dem Sonnenlicht ausgesetzte Körperhälfte täglich mit SF 50 zu schützen.
Viertens: Campen generell ist total doof. Es sei denn, man steht auf den natürlichen Look und zwar v.a. was den Anblick sanitärer Anlagen angeht. Nicht selten habe ich mir gewünscht noch oder schon wieder im Windelalter zu sein oder einfach an furchtbaren Verstopfungen zu leiden und einfach nach 21 Tagen… aber lassen wir das.
Auch Kochen war furchtbar. Entweder alles war voll korsischen Staub oder aber man kochte versehentlich Teile der regionalen Fauna und Flora mit.
So blickten wir traurig und sehnsüchtig zu den Mobile Homes, die ausschließlich von Parisern angemietet wurden. Zur Hauptsaison kosten die nämlich rund 1.000 Euro die Woche. Jemand, der in Paris wohnt, mag denken: „Ah bon marché!“ – für uns waren sie in dieser Preislage leider völlig unerschwinglich.
Fünftens: Man zwang mich v.a. im Landesinneren zu sportlichen Aktivitäten. Sport hasse ich allerdings fast noch mehr als Sonnenlicht. Während der Flußwanderungen bohrten sich mehrere Äste in meine Oberschenkel und hinterließen eitrige Wunden. Meine Knie schlug ich mir blau und blutig als ich eines der Kinder, das versehentlich abgerutscht und ins Wasser gefallen war, retten musste. Stechmücken und Käfer, deren Bisse beinahe 14 Tage juckten, gaben mir den Rest.
Ich könnte die Liste noch unendlich fortführen, aber es genügt sicherlich festzustellen, dass die Kinder ab dem 14. Urlaubstag nicht mehr zu überreden waren, an den Strand zu gehen. Sie vermissten ihre gewohnte Umgebung so sehr, dass sich die Kleinsten lieber im Straßendreck einer als Terrain de Jeux ausgegebenen Brachfläche wälzten, als schwimmen zu gehen.
Die Rückfahrt dauerte dann statt der geplanten 10 Stunden bis zum ersten Zwischenstopp 22 Stunden. Vor Erschöpfung fuhren wie aus Versehen in Mailand rein, statt um Mailand herum und mussten in der Schweiz halten und für fünf Kaltgetränke unseren gemeinsamen Jahresbonus ausgeben. Danach brüllten die Kinder auf den Rücksitzen ausdauernd bei ca. 160 dB.
Nächstes Jahr also Brandenburg. Maximal.
(Dieser Eintrag ist frisch nach der Rückkehr erstellt. Das ist mein wahres Ich. Der Humor kommt erst in 14 Tagen.)