Deutschland zu Gast bei Freunden

…solange das deutsche Nationalteam gewinnt.
Meinem Vater, der in der tiefbayerischen Provinz lebt, teilte neulich das Nachbarskind mit, dass er, obwohl er Ausländer sei, akzeptiertes und bisweilen sogar gemochtes Mitglied der Dorfgemeinschaft sei. Er dürfe, sofern er weiter regelmäßig Würstchen grille und großzügig verteile, durchaus weiter in Deutschland bleiben.
Kaum um eine Antwort verlegen, antwortete er dem Nachbarskind: Liebes Nachbarskind, das freut mich außerordentlich! Wenn Du eines Tages in Italien bist, werden die Italiener Dich sicherlich ebenfalls so großzügig tolerieren, doch sei Dir gewahr, kaum hast Du die Landesgrenzen verlassen, so bist Du der Ausländer.
Das konnte das Kind nicht verstehen und lief weinend zu den Eltern, um ihnen mitzuteilen, das der ausländische Mann von nebenan es soeben bezichtigt hätte, in Italien ein Ausländer zu sein.
Man winkte lachend ab.
In Berlin, wo alles bunt und aufgeschlossen ist, so mag man meinen, kann man über Vorfälle dieser Art nur schmunzeln. Kann man auch, solange man es nicht wagt während der Fußball-WM das falsche Team zu bejubeln.
Jedes offene Freude bekunden über italienische Spielzüge, wurde gestern mit Todesblicken gestraft. Es wurde einem so manch Beleidigung, die ausschließlich mit der Nationalität und gar nichts mit der spielerischen Qualität zu tun hatte, in den Nacken gebrüllt. Da war es aus mit der deutschen Gastfreundschaft. Wenn das deutsche Nationalteam verliert, ist jeder der nicht für Deutschland ist, ein Ausländer und somit ein Feind doof.
Dabei sollte man es halten, wie Berti Vogts es einst sagte: „Hass gehört nicht ins Stadion. Solche Gefühle soll man gemeinsam mit seiner Frau daheim im Wohnzimmer ausleben.