Deutschland zu Gast bei Freunden

…solange das deutsche Nationalteam gewinnt.
Meinem Vater, der in der tiefbayerischen Provinz lebt, teilte neulich das Nachbarskind mit, dass er, obwohl er Ausländer sei, akzeptiertes und bisweilen sogar gemochtes Mitglied der Dorfgemeinschaft sei. Er dürfe, sofern er weiter regelmäßig Würstchen grille und großzügig verteile, durchaus weiter in Deutschland bleiben.
Kaum um eine Antwort verlegen, antwortete er dem Nachbarskind: Liebes Nachbarskind, das freut mich außerordentlich! Wenn Du eines Tages in Italien bist, werden die Italiener Dich sicherlich ebenfalls so großzügig tolerieren, doch sei Dir gewahr, kaum hast Du die Landesgrenzen verlassen, so bist Du der Ausländer.
Das konnte das Kind nicht verstehen und lief weinend zu den Eltern, um ihnen mitzuteilen, das der ausländische Mann von nebenan es soeben bezichtigt hätte, in Italien ein Ausländer zu sein.
Man winkte lachend ab.
In Berlin, wo alles bunt und aufgeschlossen ist, so mag man meinen, kann man über Vorfälle dieser Art nur schmunzeln. Kann man auch, solange man es nicht wagt während der Fußball-WM das falsche Team zu bejubeln.
Jedes offene Freude bekunden über italienische Spielzüge, wurde gestern mit Todesblicken gestraft. Es wurde einem so manch Beleidigung, die ausschließlich mit der Nationalität und gar nichts mit der spielerischen Qualität zu tun hatte, in den Nacken gebrüllt. Da war es aus mit der deutschen Gastfreundschaft. Wenn das deutsche Nationalteam verliert, ist jeder der nicht für Deutschland ist, ein Ausländer und somit ein Feind doof.
Dabei sollte man es halten, wie Berti Vogts es einst sagte: „Hass gehört nicht ins Stadion. Solche Gefühle soll man gemeinsam mit seiner Frau daheim im Wohnzimmer ausleben.

14 Gedanken zu „Deutschland zu Gast bei Freunden“

  1. gar nicht.. die italiener sind die die provozieren, dass war schon in der schule so..
    dir als friedlicher mensch wäre wahrscheinlich gar nichts passiert.. vielleicht hätte die flagge gebrannt! ;)

  2. man hat mir meine fahne (die italienische!) noch vor dem spiel entrissen. sauerei! der mann hatte angst vor prügel- und pöbeleien und hat sie mir einfach nicht in den biergarten mitgebracht. (wahrschweini besser so gewesen…)

  3. hier in berlin hat jemand immer kommentiert.
    und dass wenn die italiener gefoult haben.

    „das ist fussballspielen auf italienisch.“

    schlimm.. böser böser böser mann.

    wollte halt witzig sein..

    ging aber daneben.

    man fühlte sich bedroht

    hier gibts ja gleich eins auf die Fresse..
    weil die deutschen so prollig und dumm sind.

    stupido crauts….

  4. Also hier in Bamberg haben deutsche und italienische Fans ganz hervorragend friedlichst zusammen gefeiert. Die Italiener waren zwar in der Unterzahl (absolut), jedoch akustisch mußten sich die Deutschen gestern sehr anstrengen, um dagegen halten zu können (das Projekt „Ertauben bis zum Finale“ hat einige vielversprechende Fortschritte gemacht). Nach dem Spiel haben halt dann die Italiener und die Italianophilen (gibts das Wort so?) weitergefeiert (wer mag es ihnen verdenken?) und der Rest ist halt nach Hause gegangen. Schön wars – bis dato für die Deutschen und nun halt für jemand anders. Aber so ist das im Leben… (Ach ja, Mehrwert zu Ihrem Beitrag oben, Frau Nuf, ähm, ja… eigentlich wollte ich nur mitteilen, daß es hier sehr schön war und wenig Prolls unterwegs, die waren woanders, in Börlin vielleicht.)

  5. Nö Krawalle gab es nicht. Nur Pöbelein. Wir haben lediglich einmal den Ort gewechselt, weil die Prolls so genervt haben.
    Ich bin aber so oder so versöhnlich, da ich vor dem Spiel in einer italienischen Eisdiele das größte Eis meines Lebens geschenkt bekommen habe.

  6. Ich kann das von beiden Seiten verstehen, ehrlichgesagt-rassistische Anfeindungen habe ich nicht mitbekommen. Allerdings möchte ich nicht in einem italienischen Lokal (ob in D oder I, egal) sitzen müssen und Deutschland befeiern und dann fliegt Italien raus.

    Gab es denn Krawalle? Ich habe nichts davon mitbekommen. Überall, wo ich vorbeikam, gab es lange Gesichter, aber mehr auch nicht. Vielleicht hatte ich aber auch nur Glück.

  7. fdhp: Ich muss hier jetzt nicht wirklich schreiben, das meine Einträge manchmal die Wirklichkeit übertrieben darstellen? Ich hab die Deutschen doch trotzdem lieb und natürlich handelt es sich bei Anfeindungen immer um Einzelfälle, die dann auch nicht in der Landeszugehörigkeit begründet liegen sondern in individueller Doofheit.

  8. jede pöbelei oder auch nur blöde bemerkung, die nichts mit dem spiel zu tun hat, ist fürn arsch! ich war 118 minuten emotional dabei und habe die theatralischen einlagen der italienischen spieler (aber auch von ballack) entsprechend kommentiert und gehofft, dass die deutsche mannschaft gewinnt. aber am ende habe ich applaudiert – und zwar für beide. italien hat den einzug ins finale verdient. sie hatten die besseren chancen und ein überlegenes mittelfeld. ende. aus.

    frau nuf, nicht von den idioten den blick verstellen lassen. die allerallermeisten waren während des spiels friedlich und danach auch. vorm weltempfänger sass ein einsamer italienischer Deutscher (?), der erst die italienische Hymne gesungen hat und dann mit inbrunst die deutsche. um ihn herum die ganze zeit nur fröhliche gesichter und gute laune.

    so, und nun wird frankreich weltmeister ;-)

  9. Also ich finde die Kravalle so kann man das ja nennen danach auch nicht gut. Ich bin zwra nicht der Meinung das dieses Spiel ganz Fair verlauffen ist aber dennoch haben die Ilatiäner verdient gewonnen.. sie waren halt besser.

    Doch ich muss auch sagen das die Ilatiäner kein deut besser sind.

    Bekannte sind gerade in Italien und die wurden übelst angemacht und beschimpft….

  10. In diesem Zusammenhang FEIND in den Mund zu nehmen finde ich unpassend.
    sehr unpassend.

    „Feind, von althochdeutsch fiant, vint – Hass, Bezeichnung für einen Widersacher, in älteren Texten regulär auch das Synonym für den Teufel.
    dazu
    Hass ist die Bezeichnung für die stärkste Abneigung, die ein Mensch für einen anderen empfinden kann – ein Gefühl absoluter und tiefer Antipathie. Ausgehend von der biologisch angeborenen Fähigkeit zu intensiven negativen Gefühlen gegenüber einem anderen Menschen wurde der Begriff schon immer auch im übertragenen Sinne verwendet und steht dann allgemein für die stärkste Form der Abwendung von anderen Lebewesen oder Dingen. Dem Gefühl Hass geht im Gegensatz zur Liebe nicht unbedingt geistige Freiheit voraus, denn er kann auch unter Zwang entstehen.“

    das ist ganz bestimmt nicht so..
    da bin ich mir sicher

  11. Nicht „solche Gefühle“, sondern „ihre Emotionen“. Das ist schon ein kleiner Unterschied. Genug kluggeschissen für heute.
    Das mit den Anfeindungen ist sehr unschön? Zumal es gestern ja auch null Grund gab, die Italiener für irgendwas zu hassen. [Sonst schon ;-)] Nach dem Abwischen der Tränen trauerfrei realisieren, was für ein tolles Spiel das war. Von allen.

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