Nak nak nak!

Liebe deutsche Leserinnen und Leser,
man muss doch auch mal ein offenes Wort sprechen. Italien mag ja uninspiriert gespielt haben, aber immerhin heißt Weltmeister sein, dass man seit der Vorrunde kein Spiel verloren hat. Außerdem spielen die Italiener so wie die Deutschen früher. Langweiliges Fußball verfeinert durch landestypische Theatralikelemente.
Wie schrecklich diese Floskeldrescherei ist, merkt man an einem gewissen Fünfjährigen, der das Finale selbstverständlich verschlafen hat und morgens schlaftrunken im Flur steht und fragt: Wer ist denn jetzt Weltmeister? Auf die Antwort Italien hin, sagt das Kind: Wie schade! Das haben die doch gar nicht verdient. Ich hätte es den Franzosen gegönnt, die haben sich im Laufe der WM doch so gesteigert.
Genau. Und Zine Zidan ist auch nur ausgerutscht und irgendeine italienische Verschwörung hat bewirkt, dass er mit rot vom Feld musste. Und Deutschland hätte gewonnen, wenn es zum Elfmeterschießen gekommen wäre. Und dass die Italiener beim Elfmeterschießen gegen Frankreich gewonnen haben, lag am Ball, mit dem hatte Barthez bekanntermaßen seine Probleme.
Pah!
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Deutschland zu Gast bei Freunden

…solange das deutsche Nationalteam gewinnt.
Meinem Vater, der in der tiefbayerischen Provinz lebt, teilte neulich das Nachbarskind mit, dass er, obwohl er Ausländer sei, akzeptiertes und bisweilen sogar gemochtes Mitglied der Dorfgemeinschaft sei. Er dürfe, sofern er weiter regelmäßig Würstchen grille und großzügig verteile, durchaus weiter in Deutschland bleiben.
Kaum um eine Antwort verlegen, antwortete er dem Nachbarskind: Liebes Nachbarskind, das freut mich außerordentlich! Wenn Du eines Tages in Italien bist, werden die Italiener Dich sicherlich ebenfalls so großzügig tolerieren, doch sei Dir gewahr, kaum hast Du die Landesgrenzen verlassen, so bist Du der Ausländer.
Das konnte das Kind nicht verstehen und lief weinend zu den Eltern, um ihnen mitzuteilen, das der ausländische Mann von nebenan es soeben bezichtigt hätte, in Italien ein Ausländer zu sein.
Man winkte lachend ab.
In Berlin, wo alles bunt und aufgeschlossen ist, so mag man meinen, kann man über Vorfälle dieser Art nur schmunzeln. Kann man auch, solange man es nicht wagt während der Fußball-WM das falsche Team zu bejubeln.
Jedes offene Freude bekunden über italienische Spielzüge, wurde gestern mit Todesblicken gestraft. Es wurde einem so manch Beleidigung, die ausschließlich mit der Nationalität und gar nichts mit der spielerischen Qualität zu tun hatte, in den Nacken gebrüllt. Da war es aus mit der deutschen Gastfreundschaft. Wenn das deutsche Nationalteam verliert, ist jeder der nicht für Deutschland ist, ein Ausländer und somit ein Feind doof.
Dabei sollte man es halten, wie Berti Vogts es einst sagte: „Hass gehört nicht ins Stadion. Solche Gefühle soll man gemeinsam mit seiner Frau daheim im Wohnzimmer ausleben.