Schlaflos forever

Man kennt das. Kaum ist ein neuer Artikel erworben und man hat ihn nach Hause geschleppt, schon verspürt man den Handlungsdruck das besagte Ding auszuprobieren.
Max Goldt hat das sehr anschaulich nach dem Erwerb eines Superklebers beschrieben. Der Kopf sagt nein, doch es dauert nicht lange und schon hat man die Kühlschrankdichtung zugeklebt.
Ich bin auch nur ein Mensch, mir geht’s nicht anders. Allerdings habe ich keinen Klebstoff sondern einen Kaffeevollautomaten erworben. Gesundheitlich nicht weniger bedenklich.
Hatte ich es in der Schwangerschaft noch geschafft völlig auf Kaffee zu verzichten, bin ich jetzt bei 27 Tassen Latte Macchiato am Tag.
Das Baby schläft brav durch, doch ich bin immer noch schlaflos.
Da liege ich mit pochendem Herzen und schweißigen Fingern und denke nur an das eine: Der Vollautomat, köstliche Crema auf dem Espresso und fluffig zart geschäumte Milch.
Ich stehe auf und tue es erneut.
So verbringe ich die Nacht mit weit aufgerissenen Augen, betrachte die Schattenspiele an der Decke und höre dem Rest der Familie beim Schlafen zu.
Wenn sie um 6.30 Uhr aufwachen, ist alles erledigt. Das Kind 1.0 hat frische Schulbrote (LINK), das Baby das Morgenfläschchen und der Mann muss einen zehnfachen Espresso trinken.
Es ist so wunderbar einen Vollautomaten sein eigen zu nennen.

No sleep till Brooklyn

Vorletzte Nacht entschied sich das Kind spontan nicht mehr zu schlafen wenn die Sonne nicht am Himmel zu sehen ist. Es liegt da und will unterhalten werden. Als belesene Mutti ignoriere ich das natürlich und stelle mich Stunde um Stunde schlafend. Wenn ich morgens aufstehe, fühle ich mich zwar leicht erschöpft aber nicht belämmerter als vorher.
Der Vater hingegen weist diverse Verhaltensauffälligkeiten auf. Folgende wurden bislang protokolliert:
– Beobachtetes Objekt versucht sich mit Zahnbürste zu rasieren.
– Als das Telefon klingelt, greift der Mann mit den Augenringen zum Rasierer und spricht deutlich vernehmbar „Hallo?“ in ihn.
Alles nicht weiter schlimm, müsste er nicht arbeiten gehen. Ich überlege noch, ob ich was sagen soll, als er das Haus verlässt. Die Haare wirr, die Bartstoppeln ungekürzt, er trägt noch Hausschuhe, die Socken an den Ohren und die Krawatte als Armbinde.
Nach intensivem Abwägen schweige ich, sollen die im Büro ruhig wissen, dass er Vater geworden ist und ich stelle es mir irgendwie schön vor, wenn sich die frisch gebackenen Papas am Flur gleich erkennen und grüßen können. Das schafft Zusammenhalt und neue Freunde.
Papas, frisch