Fortan tagein tagaus

Was das Essen angeht, bin ich sehr wählerisch. Nicht im Traume fiele mir deswegen ein, meinem Kind irgendwas aufzudrängen, dass es nicht essen mag.
So kommt es, dass Kind 2.0 sich bislang ausschließlich von Milch und Süßkartoffeln ernährte. Seit es das Gebiss eines kleinen Nagetiers hat, hat es Broccolirösschen, Kiwi und Mangostückchen mit in sein Ernährungsrepertoire aufgenommen.
Der Kinderarzt empfahl nun Fleisch. Das Baby schabte fortan tagein tagaus mit seinen zwei Zähnen lustlos am berlinischen Eisbein, als mir dämmerte, dass eine andere Lösung erarbeitet werden müsste.
Nitritfrei gepökelte Bio-Würstchen lautet die Lösung. Und was soll ich sagen? Ein voller Erfolg. Das Kind will jetzt nur noch Wurst. Alles andere bleibt ihm gestohlen.
Kaum 24 Stunden dauerte es, da hatte es selbst das Babyzeichen für Würstchen entwickelt. Mama am Zeigefinger ziehen und dabei Dinosauriergeräusche machen.
Das Kind war so wurstabhängig, dass es sogar nachts zu mir auf den Bauch kletterte um unter der Decke nach meinen Fingern zu suchen und wie Godzilla in den Stunden seiner größten Verzweiflung im übertragenen Sinne Wurst, WURST zu schreien.
Was sehnte ich mich nach den Zeiten, in denen es noch nährstoff- und vitaminreiches aß.
Jetzt bin ich ja nicht dumm und als findige diplompsychologisierte Mutter war mir schon lange aufgefallen, dass das Baby auch gerne Verbotenes tat und auch gerne Dreck und anderes Kleingetier in den Mund steckte.
Das wurstfreie Essen platzierte ich künftig in Steckdosen, Biomülleimern, Klobürstenhalterungen und Parkettfugen. Und siehe da, es aß, es aß!