Ich hab es endlich geschafft. Ich habe das Ghostbusters Reboot gesehen. Sie erinnern sich? Der Ghostbusters Film mit den vier Frauen und dem etwas dümmlichen Eye-Candy Chris Hemsworth.
Mit der Veröffentlichung des Trailers im März 2016 ging das Gezeter los. Unter dem Trailer die absonderlichsten Kommentare. Vier Frauen? WTF? Das geht ja mal GAR nicht.
„Women are NOT funny. Deal with it.“
„Feminism is cancer.“
„Here..ladies and gentlemen is your fucking boring politically correct world…“
Insgesamt über eine Millionen Dislikes. Kein Trailer hat bislang jemals mehr Dislikes bekommen und das obwohl Sony rund 400.000 (!) negative Kritiken entfernen lassen konnte. In den Kommentaren verspricht Man(n) aktuell sogar „Do not worry guys, with Donald Trump this won’t happen again.“
Die Empörung war groß und warum? Einfach weil vier Frauen die neuen Ghostbusters sind. Ein wesentlich anderer Grund lässt sich nicht festmachen.
Der Film ist voller liebevoller Referenzen an seine beiden Vorgänger und auch Bill Murray, Dan Aykroyd, Ernie Hudson und Sigourney Weaver haben Gastauftritte.
Ich habe die beiden Vorgänger Mitte der 1980er auf VHS gesehen und fand sie superlustig und Sigourney Weaver wahnsinnig toll.
Über diese Erinnerungen hab ich mich gefreut, wie ich mich über den grünen Schleim gefreut habe. Ich bin nämlich ein furchtbar schreckhafter Mensch. (Ich hab schon mal davon berichtet, dass mir jemand die Handlung von „The Ring“ nacherzählt hat und ich deswegen zwei Wochen kaum schlafen konnte?) Wenn die Musik im Film spannend wird, hab ich schon Angst. Ein Geisterfilm in dem Geister neongrünen Schleim auf Menschen erbrechen, das ist genau das Richtige für mich.
Zu meinem großen Erstaunen hab ich mich auch über die Witzchen schlapp gelacht. Kevin, der Rezeptionist z.B. hat einen Hund, der Mike Cat heisst (Michael Cat eigentlich. Das ist wie die Katze von Helge Schneider, die Orang-Utan-Klaus heisst, oder? Ich lache schon wieder!).
Der Film hat mich wirklich schwer amüsiert. Leicht bekömmlich, schöne Wortgefechte und wunderbarer Unfug mit dem „wissenschaftlichen“ Geisterkram (man muss nur den Protonenstrom strambultieren, um dann über quantenmechanische Quarulenzen die Energie zu akkumulieren!).
Genau wie seine Vorgänger und mein Intellekt hat sich offenbar in den letzten dreißig Jahren auch nicht wesentlich weiterentwickelt. Ich kann immer noch hervorragend über Pupswitze lachen.
Ob Ghostbusters jetzt wirklich ein feministischer Film ist, weil vier Frauen die Hauptpersonen spielen sei mal dahin gestellt. Immerhin besteht er den Bechdel-Test…
1. It has to have at least two [named] women in it – Ja
2. Who talk to each other – Ja
3. About something besides a man – Ja
Über die eigentliche Qualität eines Films sagt der Test zumindest erstmal nichts aus.
Es ist aber sehr bedrückend mitzuverfolgen wie hart die Darstellerinnen zum Teil attackiert wurden. Diese beiden Tweets nur als Beispiel:
I leave Twitter tonight with tears and a very sad heart.All this cause I did a movie.You can hate the movie but the shit I got today…wrong
— Leslie Jones (@Lesdoggg) July 19, 2016
I feel like I'm in a personal hell. I didn't do anything to deserve this. It's just too much. It shouldn't be like this. So hurt right now.
— Leslie Jones (@Lesdoggg) July 19, 2016
Ich fand den Film auch deswegen interessant, weil ich am 33C3 das erste Mal den Podcast Teenagersexbeichte vollständig gesehen (ja gesehen nicht gehört, er war im Sendezentrum auf der Bühne) habe.
Aus meiner Filterbubble habe ich schon viele lobende Worte vernommen. Alles irre witzig (v.a. weil ja Parodie und so). Während also mein Umfeld intellektualisiert hat, was die Teenagersexbeichte nun wirklich so irre lustig macht* – hab ich mich gefragt: ist das vielleicht alles nur albern und eine Art Comic Relief für die redlich bemühten Männer in Sachen Feminismus und politischer Korrektheit?
Es ist ja im Alltag schon anstrengend, dieses politisch korrekt sein, das gendern, das Frauen ausreden und zu Wort kommen lassen…
Ist es dann nicht eine große Erleichterung endlich mal all die sexistischen Witzchen zu machen, die einem einfallen? Endlich mal irgendwas mit ficken und Pipikackawitze und einfach nur lachen – ganz ohne schlechtes Gewissen?
(Ich muss dazu sagen, den einen Typen von der Teenagersexbeichte hab ich ja sehr, sehr gern und den anderen (neu kennengelernt), finde ich sehr sympathisch.)
Meinem stichprobenartigen Eindruck nach ist es einfach Klamauk mit sich wiederholenden Referenzwitzen. Ich konnte sogar 2x lachen.
Allerdings habe ich mich gefragt: Wenn zwei Frauen genau das selbe machen würden, würde da auch gelacht werden?
Ghostbusters 3 gibt mir die Antwort. Denn für einen Großteil der Menschen sind Frauen eben per se nicht witzig. Fertig.
Die selben Witze von einem Mann gemacht und alle liegen schenkelklopfend auf dem Boden.
So ist das auch 2016.
Frauen sind nicht witzig und wenn man einen Remake einer Filmreihe macht, die für eine halbe Generation identitätsstiftend war, dann bloss nicht mit Frauen. Da hört der Spass einfach auf.
(Die armen Männer mussten ja auch schon die Feminisierung von Mad Max verkraften!)
Mir hingegen haben Leslie Jones, Kristen Wiig, Melissa McCarthy und Kate McKinnon als Geisterjägerinnen gut gefallen. Vielleicht ist die Welt eines Tages sogar so weit den Charakteren unabhängig von der Hautfarbe einen akademischen Grad zu verleihen.
2099 oder so.
* u.a. Ralf Stockmann im Sendegate
Natürlich sind Malik und Johnny Kunstfiguren, das ganze ein Hoax. Auf der SUBSCRIBE8 habe ich dazu von der Seite jemanden sagen hören: „mann muss schon ein sehr guter Musiker sein, um so falsch spielen zu können“. Das trifft es sehr gut – was die beiden wirklich auszeichnet, ist dass sie über 40 Minuten ernst bleiben können, in einer gelangweilten „so wir müssen das hier durchziehen“ Attitüde. Das ist schon ziemlich großes Tennis, in Anbetracht der oft ins Dadaistische reichenden Absurdität, an der auch Helge Schneider seine Freude hätte. […] Das ist schon zum Schreien komisch:
Ich wollte den neuen Ghostbusters mögen, gerade weil mir der Hass vorher auf die Nerven gegangen ist. Ich wollte das gleiche Erlebnis haben wie bei Force Awakens, als alle gejammert haben: Oh eine Frau, das geht im Weltall gar nicht! und dann war das ein grandioser Film. Aber Ghostbusters (2016) war eine so uninspirierte, schlechte Komödie mit langweiligen Gags, dass meine Frau und ich am Ende des Films beide auf die Telefone statt auf den Film guckten. Die Leslie Jones ist die Token-Schwarze die mit Ghetto Slang und „oh Hell no!“ klischees erfüllt, die meisten Gags setzen auf Reaction Shots der Umstehenden, was ich immer nur cringeworthy finde und die Actionsequenz zum Schluss ist so langweilig und voller CGI, dass ich es kaum erwarten konnte, bis sie rum ist.
Und zu der Enttäuschung, dass der Film mies ist, gesellte sich die Enttäuschung, dass die ganzen Idioten sich jetzt bestätigt fühlen in ihrem „Frauen sind nicht lustig“ Gelaber. Dabei gibt es grandiose, witzige Frauen, ich mag Jen von The IT Crowd unglaublich gerne, oder die Moderatorinnen vom Great British Bake Off. Generell scheint mir die britische Comedy-Szene diverser zu sein, mit mehr Frauen, auch wenn sie noch weit entfernt ist von einem echtem 50:50 Verhältnis.
Ich finde Frauen können so witzig sein wie manche Männer, aber Frau sein alleine reicht halt dann auch nicht wenn das Drehbuch kacke ist, die Witze schlecht in Szene gesetzt oder der gesamte Act nur auf einem dummen Klischee beruht (wie bei Cindy aus M.). Das gleiche gilt auch für Männer, die ja auch nicht qua Penis lustig sind.
Meine persönliche Meinung über den Film:
– Er ist nicht sonderlich witzig, fast alle Witze finden auf grauenvollem Niveau statt
– Die Charaktere sind furchtbar, plötzlich sind alle nur noch alle comic relief anstatt einer
– Die Handlung ist flach
– Ich mag Melissa McCarthy, sie reißt den Film aber auch nicht mehr raus. Die anderen finde ich unsympathisch, aber das ist natürlich subjektiv.
Fazit: Der Film ist unoriginell und schlecht. Dass die Ghostbusters Frauen sind ist mir egal und ist nicht der Grund warum der Film schlecht ist.
Wie Leute da in ihrer Kritik übers Ziel hinausschießen ist – gelinde gesagt – oberätzend.
Zu lustigen Frauen im Allgemeinen:
Frauen können genauso lustig sein wie Männer, glaube ich. Ein paar Beispiele:
– Martina Hill et al (Knallerfrauen) finde ich öfters mal zum schreien komisch. Klischeeüberladen, Idiot-Dad, Idiot-Mum und sämtliche anderen Idioten kommen vor, sehr böse, gefällt mir.
– Carolin Kebekus finde ich auch lustig.
– Das Nuf finde ich ganz gut, auch wenn sie mir manchmal zu moralinsauer ist.
Gruß
Aginor
Nö.
Hm. Da ich hier schon umfänglich zitiert werde, ein kurzer Einwurf: ich sehe so theoretisch, worauf dein Vergleich des Ghostbusters-Remake und Teenagersexbeichte hinzielt.
Hilfreich finde ich ihn nicht.
Wenn man sich etwas ausführlicher mit dem TSB-Podcast beschäftigt, wird frau feststellen, dass Sexismus und „pipikaka-Witze“ dort nur einen marginalen Teil des Konzeptes ausmachen. Der eigentliche Kern – und das versuche ich in meinem Sendegate-Post herauszuarbeiten, der Ausschnitt ist hier etwas ungünstig – dreht sich um eine Meta-Betrachtung der hiesigen Podcast-Szene, insbesondere die derzeit wie wild aus dem Boden sprießenden Business/Lifestyle/Berater-Podcasts, und da leisten die beiden wirklich Bemerkenswertes.
Handwerklich ist das zudem top gemacht, im Bereich der Satire kenne ich nichts Vergleichbar Hochwertiges in der hiesigen Podcast-Szene.
These: an kann (wie ich) den neuen Ghostbusters-Film ganz prima finden, aber zugleich auch Tennagersexbeichte hören. Und ja, der Podcast würde mit zwei Frauen genauso gut funktionieren, müsste Frau halt nur mal machen.
Ok, das mit der Metabetrachtung der Podcast-Szene war mir wirklich nicht bekannt. Danke für den Hinweis.
Ich versuche im Übrigen nicht die Konzepte miteinander zu vergleichen, sondern habe mir die Frage gestellt, ob der TSB auch mit Frauen funktionieren würde.
Und – ausgehend von dem was ich bislang gehört oder erzählt bekommen habe – meine Antwort darauf war: nein.
Wahrscheinlich hab ich das schlecht erklärt.
Ich beichte mal: die Erklärung hatte ich wohl verstanden, aber ich bin gänzlich anderer Meinung- wie auch Ralf und stichprobenartig Männer und Frauen aus meiner Umgebung. Da du den eigentlichen Podcast aber (noch) nicht kennst, können wir alle unmöglich vom gleichen Ding sprechen. Daher nur so viel dazu. :-*
Ich freu mich schon mega auf den Film, da ich die Vorschau schon sensationell lustig fand. Über die Kritiken und den massiven Hass, dem vor allem Leslie Jones ausgesetzt war, möchte man einfach nur weinen.
Zum Thema lustige Frauen braucht man sich eigentlich nur angucken, wie Melissa McCarthy Jimmy Fallon beim Lip Sync Battle wegrockt:
https://youtu.be/saOHKFWW3tU
Und ich würde nicht mal behaupten, dass Jimmy Fallon nicht auch lustig ist.
Ich kann mit der Überhöhung der Ghostbusters so rein gar nichts anfangen, aber noch unfassbar weniger mit dem Shitstorm, den der neue Teil ausgelöst hat. WO.IST.DAS.PROBLEM?
Und warum sollte es keine lustigen Frauen geben? Anke Engelke, Caroline Kebekus, Martina Hill…es soll ja sogar Leute geben, die über Cindy aus Marzahn lachen…
Und wenn ich eine mal nicht lustig finde – was beweist das? Ich habe bei Paul Panzer und Bülent Ceylan noch nicht einmal gelacht. Aber uch würde doch nie auf die Idee kommen, Es gäbe keine witzigen Männer…
Ach ja, Rap auf Deutsch-geht auch gar nicht, setzt sich nie durch. Pop mit einem klassischen Orchester spielen – würde sich niemals jemand anhören. Ein Klub nur mit Ausländern in der Fußball-Bundesliga – herrjemineh, nur vor leeren Rängen!
Überall gibt es Snobs, die alles ablehnen und verteufeln, bis es dann doch irgendwann normal ist.
Ich finde ja den Podcast Sexvergnügen lustig, und da reden zwei junge Frauen unverkrampft und, 8ung!, lustig über ein Thema, bei dem bei den meisten Männern (auch den lustigen!) ausser Zoten und Thomas-Gottschalkesquem Geseier nicht viel kommen würde…
Ich fand den Film okeh, Frau Holzman war super. Aber ich fand auch die männlichen Ghostbusters nicht sonderlich witzig. Na außer das Ding mit Sigourney, wenn sie sagt, ich wär nicht da.
Teenagersexbeichte find ich langweilig & hab’s nach zwei Folgen aus dem Podcatcher geschmissen (sry Malik).
Ich bin wohl einfach unlustig. Außer bei richtig lustigen Sachen.
Ich lache auch gerne über Pippikacka-Witze, ich lache sehr gerne und oft über „politisch unkorrekte“ Witze, finde vieles in der Titanic gut (in der auch das wenigste von Frauen kommt). Ich kenne aber tatsächlich wenig Frauen, die ich witzig finde. Dieses eine Muddiblog, die so lustig über Arschbombe und Trotzyoga schreibt vielleicht. Und Caroline Kebekus (zumindest die paar Schnipsel, die ich von ihr gesehen hab). Manchmal Ina Müller in ihrer Fernsehsendung. Und vielleicht gibt es ja noch viel mehr da draußen, aber vielleicht ist der Humormarkt auch einfach zu männerdominiert.
„Wenn zwei Frauen genau das selbe machen würden, würde da auch gelacht werden?“
Um Deine Frage zu beantworten: Ich bin mir ziemlich sicher, ich fände das alles auch lustig, wenn der Gag von einer Frau kommen würde. Mir fällt kein Grund ein, warum nicht.
Deshalb die Aufforderung an alle Frauen: Unterhaltet mich, bringt mich zum Lachen!
Danke. [Watchlistaddgeräusch]
Das ist jetzt vielleicht ein wenig OT, aber worauf bezieht sich „[…] die Feminisierung von Mad Max […]“? Sollte ich die zweite Hälfte des Films verschlafen haben und Tom Hardy wurde in der zweiten Hälfte durch Julia Roberts und/oder Sandra Bullock ersetzt?
Ich suche dir bei Gelegenheit mal die empörten Artikel raus, weil der arme Tom Hardy doch nahezu gar nichts sprechen oder sonstwie agieren durfte.
Mir hat er auch gefallen. Er ist sicherlich nicht schlechter als die Originalfilme, wenn man all die nostalgische Überhöhung abzieht. Kate McKinnon fand ich super, allein schon ihres irren Grinsens wegen.
P.S. Ist das echt Teil 3 oder nicht ein Reboot (also Teil 1 in neu)?
Das macht Lust ihn zu schauen, gestern abend hat er gegen Star Trek Beyond verloren und das war wohl eine schlechte Entscheidung.
Mir ist egal ob ne Frau oder ein Mann Pippikacka-Witze macht. Hauptsache sie werden gemacht.