Wie ich verschwand (und eine Kuh wurde)

Selbstbild, früher Babyjahre als Mutter

Ich erinnere mich sehr gut an einen Moment der Kleinkindzeit: Das Baby in der Wippe vor der Dusche, ich öffne den Duschvorhang, das Baby schaut auf meine Brüste und alles im Gesicht des Kindes sagt: „Hm, lecker, njamnjamnjam!“

Monatelang war ich ein Organismus mit dem Kind. Tag und Nacht. Auch sowas wie duschen ging eben nur wenn es keine zehn Minuten dauerte und das Kind mindestens in der Nähe war. Ich war eine Milchkuh geworden. Ich erinnere mich so deutlich an den Moment, weil es sich eben so anfühlte: Ich war nur noch das. Eine Futtermaschine. Und Futter war Milch, Futter war Nähe, Futter war alles, was das Baby brauchte.

Jahre später ein weiterer Moment, der mir im Kopf geblieben ist. Meine Freundin passt am Spielplatz kurz auf mein Kind auf und ich renne zu einem Café, um mir einen Kaffee zu holen. Ich stehe in der Schlange und vor mir ein Mann. Er dreht sich um, sieht mich und lächelt mir zu. Ich war völlig verwirrt. Drehe mich selbst um, hinter mir ist niemand: „Meint der mich? Kann das sein? Hä? Der sieht mich? ??? WIESO SIEHT DER MICH?“
Ich habe auf dem Weg zurück zum Spielplatz fast geweint. Weil mir klar wurde, dass ich mich in der Zwischenzeit einfach kein Mensch mehr war, sondern eben eine Bedürfnisbefriedigungsmaschine. Für andere. Ich hatte mich jahrelang nicht mehr wahrgenommen gefühlt. Ich war ein Detektor geworden, der Bedürfnisse antizipieren konnte, bevor sie aktiv wurden. Dann habe ich sie erfüllt.

Eine dritte Erinnerung: Ich habe einen Magen-Darm-Infekt. Ich knie vor dem Klo und erbreche. Ich lag vorher mit grünem Gesicht in meinem Bett. Das damals älteste Kind ist bei mir und spielt in seinem Zimmer. Während ich vor mich hin sieche war es schon zwei Mal in meinem Zimmer und hat Sachen gefragt. Ich sage „Ich bin krank, mir geht es nicht gut. Bitte mach’ was anderes.“
Während ich also vor dem Klo knie und reinbreche, kommt das Kind und fragt: „Wo ist mein Ritterbuch?“ Es wartet eine Kotzpause ab: „Wo ist mein Ritterbuch?“

Das waren die Jahre, in denen ich weg war.

Mich beschäftigt daher die Frage: Was muss anders laufen, damit Kinder in ihrer Mutter mehr sehen können als eine Bedürfnisbefriedigungsmaschine (, die sie natürlich sehr lieb haben. Es ist kein Fehler der Kinder, wenn das so abläuft – nur um das auch mal klar zu stellen. Je kleiner sie sind, desto mehr sind sie ja angewiesen, dass andere ihre Bedürfnisse erfüllen)?
Vor allem: Wir erspare ich es meinen Töchtern, diesen Pfad einzuschlagen?

Die erste naheliegende Antwort ist natürlich: Man teilt sich die Sorgearbeit mit einer weiteren Person. Und zwar so gleichwertig, dass nie das Gefühl aufkommt, es gäbe nur EINE Wissensträgerin, nur EINE, wie weiß, was man braucht, was gut tut, die Trost spendet, ein offenes Ohr hat, Vorwissen hat, Interesse hat…

Die zweite, für mich wichtige Erkenntnis, habe ich in Teresa Bückers Kolumne „Freie Radikale“ gelesen. Konkret in „Ist es radikal, sich die Gedankenarbeit zu teilen?„:

„Freizeitforscher*innen haben nachgewiesen, dass Töchter vor allem von ihren Müttern lernen, wie sie freie Zeit verbringen. Wer sich also für die eigenen Töchter wünscht, dass sie es als erwachsene Frauen für selbstverständlich halten, Pausen zu machen und Zeit für sich selbst zu haben, sollte ihnen das unbedingt vorleben.“ 

Teresa Bücker


Einziges Problem an der Sache: Dafür muss man ein Freizeitverhalten haben.


Freizeit und Mütter, naja, das sieht so aus:

Der Vater geht mit den Kindern auf den Spielplatz. Die Mutter nutzt ihre freie Zeit alles Liegengebliebene zu erledigen. Schnell aufräumen, schnell Wäsche machen, schnell putzen.
oder
Die Mutter geht baden. Dreißig Minuten, dann ist aber Schluß, haha. Kinder stehen vor der verglasten Badezimmertür und rufen: „Mama, Mama!“ oder sie sitzen auf dem Klo im Bad und erzählen aufregende Geschichten während man badet.
oder
Me-Time: Duschen. Nur noch 5 Minuten. Das warme Wasser, die Ruhe. Nur noch 5 Minuten bitte. Man stellt das Wasser aus und putzt schnell noch die Duschkabine.
oder
Zwei Wochen lang hat man abgesprochen: Freitag Abend geht man mit der Freundin aus. Man hat alles vorher organisiert, vorgekocht? Listen gemacht? Egal. Hauptsache ausgehen. Der Abend ist wundervoll. Man trinkt ein Glas Wein, ein Moscow Mule, einen weiteren… es wird spät. 2 Uhr. Jetzt muss man aber wirklich nach Hause. Man fällt ins Bett. Um 7 sind die Kinder spätestens wach. Man steht auf. Eigentlich hat man was anderes verabredet, aber der Partner hat sich trotz jammerndem Kind noch drei Mal umgedreht. Man hat den Sich-totstellen-Kampf schon wieder verloren. Immerhin war man aus.


Und? Irgendwas davon schon mal erlebt?

DAS IST KEINE FREIZEIT.
Repeat after me: „Töchter lernen das Freizeitverhalten v.a. von ihren Müttern.“

Ja, aber was ist denn Freizeit? Der Duden sagt: Freizeit ist die Zeit, in der jemand nicht zu arbeiten braucht, keine besonderen Verpflichtungen hat; für Hobbys oder Erholung frei verfügbare Zeit.

Und das Problem unserer Gesellschaft in a nutshell: Sorgearbeit wird nicht als Arbeit definiert. Es ist schlicht keine produktive Arbeit und das haben wir so verinnerlicht, dass wir Mütter das selbst nicht mehr sehen und deswegen den Quatsch machen, den ich oben als Freizeit beschreibe.

Frauen sind hauptsächlich für die Sorgearbeit zuständig. Auf der Erde leben bedeutet ein Tag hat 24 Stunden. Leider bleibt da oft nur Erwerbsarbeit/Sorgearbeit/Schlafen. Freizeit ist für Mütter nicht vorgesehen. Freizeit müssen Mütter in der Zeit unterbringen, in der sie Sorgearbeit leisten.
 „Ich arbeite Vollzeit, meine Frau arbeitet nicht.“
Und logisch: Wenn sie nicht arbeitet, hat sie ja quasi andauernd Freizeit, also muss man nie über Freizeit sprechen. Frauen liegt das Kümmern im Blut. Wenn Frauen sich kümmern, gehen sie ihrer natürlichen Bestimmung nach. Das ist sogar besser als Freizeit haben. Das ist dann nicht nur einem Hobby nachgehen sondern einer Bestimmung nachgehen. Es ist Erfüllung. Boah. Haben Frauen es gut!

Sehr verkürzt. Naja, aber ihr versteht das Problem mit Frauen und Freizeit und den Töchtern und was sie lernen?

Stop doing that.

Für die seelische Gesundheit ist es elementar wichtig damit aufzuhören. Für die Sicht eurer Kinder auf euch als Mensch ist es elementar wichtig damit aufzuhören. Kinder können ihre Mutter nur dann als mehr als als Mutter/Bedürfnisbefriedigungsmaschine sehen, wenn sie die Mutter in unterschiedlichen Rollen wahrnehmen. Als Mutter, als Frau, als jemand mit eigenen Interessen und Hobbys, als erwerbsarbeitende Person. Je mehr Facetten ihr habt und zeigt, desto besser. Als jemand, der auf dem Sofa sitzt und nichts tut. Als jemand, der nicht muttitasking betreibt, sondern sich nur einer Sache widmet. Jemand, dessen Bestimmung nicht die Aufopferung ist.


(Der Blogartikel war ursprünglich eine Story auf Instagram. Ich habe sie vor 4 Stunden veröffentlicht und mehrere Hundert Reaktionen darauf bekommen. Es tut so weh. Es ist so normal. So viele Frauen erleben das genau so wie oben beschrieben. Mir liegt es total fern Menschen zu blamen. Ich hoffe nur so sehr, dass ein paar Männer das auch lesen und darüber nachdenken, ob es in ihrer Beziehung auch so läuft. So wie ich hoffe, dass Frauen das lesen und aufhören in ihrer „Freizeit“ zu putzen oder tägliche Körperhygiene wie duschen als Me-Time zu verbuchen. Dass wir alle gemeinsam daran arbeiten, dass jede/r Zeit für sich hat, jede/r mehr als eine Bedürfnisbefriedigungsmaschine ist. Männer auch, Männer auch, Detlef.)

528 Gedanken zu „Wie ich verschwand (und eine Kuh wurde)“

  1. Uff. Ja. Was mich fertig macht: Wir geben uns in unserer Beziehung große Mühe, Freizeit gleichmäßig aufzuteilen, und viele davon klappt gut, aber trotzdem gibt es nach wie vor ein Ungleichgewicht. Und mir ist ehrlich gesagt unangenehm, wie weit ich selbst kommen musste, um manche komplett bescheuerte Haltungen und Verhaltensweisen abzulegen.

    Ich dachte zum Beispiel lange, es sei vollkommen okay, wenn ich in Situationen, in denen ich alleine zu Hause bin, meine Freizeit priorisiere und anliegende Hausarbeit erst nachher mache. Wenn ich’s nicht schaffe, ach was soll’s. Aber so ist es halt nicht, dann hat meine Partnerin genau die Aufgaben bei *ihrer* nächsten Atempause vor der Brust – und sie priorisiert das anders. Es hat ziemlich lange gedauert zu lernen, das mit zu denken und entsprechend umzupriorisieren.

    Und bei allem, was bei uns gut läuft (und ja, das ist viel, nach den unverdienten „Orden“, die ich von anderen Müttern für Kleinigkeiten verbal verliehen bekomme), ist die Freizeit immer noch ungleich verteilt. Deshalb vielleicht mal ein paar Tipps für die paar Männer, die sich das hier reinziehen (bleibt ja sonst alles an Ratschlägen wieder an den Frauen hängen):

    – Wenn eure Partner*in euch kritisiert (in solchen Fragen und anderen): Gebt euch verdammt noch mal Mühe, ihre Position einzunehmen! Nehmt erst mal an, dass sie Recht hat und ihr Unrecht, jedenfalls in Haushaltsfragen. (Übrigens, eure Kinder schauen zu. Söhne lernen von ihren Eltern das Konfliktverhalten, und Töchter von ihren Vätern ihre Ansprüche an eigene Partner. Just saying.)
    – Schreckt nicht vor langer Elternzeit zurück, und zwar alleine. (Ein Teil von mir bereut immer noch, beim ersten nur zwei und beim zweiten nur vier Monate genommen zu haben. Andererseits wollten die von Anfang nie die Flasche, da ist die Reue dann gleich viel kleiner)
    – Think outside the box! Selbst wenn ihr beide (fast) Vollzeit oder ihr mehr arbeitet – es kann sehr sinnvoll sein, wenn möglich zum Beispiel versetzt zu arbeiten. Bei uns fängt normalerweise eine*r um 6-7 Uhr morgens an zu arbeiten (und hat auch bei Vollzeit nachmittags Zeit), und der andere bringt die Kinder in die Kita und arbeitet dann länger in den Nachmittag. (Man gewöhnt sich ans frühe Aufstehen, wirklich!)
    – Ihr könnt auch mit mehreren kleinen Kindern alleine losziehen. Wirklich. Das geht.

  2. Meine zehnjährige Tochter beobachtet das schon und sagt, WENN sie mal heiratet, DANN eine Frau. Wohingegen meinem Sohn das männliche Vorbild fehlt, das positiv und gut genug ist, um sich selbst und seine Männlichkeit anzunehmen

  3. Danke für den tollen und wichtigen Text, genau auf den Punkt gebracht!!

    Und weils gerade wieder relevant ist – Geschenke überlegen (!), besorgen, verpacken … ist auch eine beliebte Mütter-„Freizeit“ … und ja, manchmal macht es auch Spaß, aber es ist eben trotzdem Arbeit!

  4. Es ist so seltsam. Ich bin seit der Schwangerschaft mit meinen Zwillingstöchtern alleine. Mein Expartner unseren Töchtern unbekannt. Ich hab oft den Eindruck meine Töchter haben ein viel bunteres Bild von mir. Weil es nicht anders geht? Vielleicht. Aber wir drei sind okay damit.

  5. Das ist einer der Gründe, aus denen ich nur noch selten mit zu meiner Schwiegermutter fahre. Ich darf meine Kinder dort nur abgeben, wenn ich etwas anderes zu tun habe. Ausruhen ist nicht. Deswegen verbringe ich die Tage allein zu Hause und es ist herrlich!

  6. Ich muss mit der Brechstange meine Frau dazu zwingen sich abzugrenzen. Ich schimpfe dann mit Kind und Frau. Schließ die scheiss Tür ab wenn du auf Klo gehst und zum Kind lunger nicht vor der Tür rum. Du isst jetzt Frau, ich kümmere mich beim Essen ums Kind. Ohne harte Ansagen funktioniert es nicht, meine Frau ist wie auf Schinenen.

    Das Verhalten der Nachbarsfrauen ist ebenso und von außen betrachtet einfach dämlich. Alles sind gestresst und depressiv
    , Hilfsangebote wie Kinder zu Fuß mit zur Schule zu nehmen werden abgelehnt. Jede muss ihr ein Prinzen allein zur Schule bringen.

    Ich glaube dir deine Erfahrung. Aber ich bekomme es nicht zusammen. Ich kann die Nachbarsfrauen und meine eigene nicht ständig anschreien „stopp jetzt grenzt euch endlich an ihr iditoten

    1. Aber dass es einen Grund gibt, dass sich alle so verhalten und dass der mit zwingen und schimpfen nicht behoben ist, ist soweit klar? Ich gehe aufgrund des Usernamens davon aus, dass es sich um einen Scherzkommentar handelt.

      1. Nein kein Scherz, ist es nicht. Genau wie beschrieben. Wir teilen Care-Arbeit 50:50 auf, nur fällt mir auf, dass meine jede Minute die sie gewinnt nur dafür einsetzt sich neue, mehr Care-Arbeit aufzuhalsen; sie schraubt die Ansprüche immer weiter rauf für sich selbst. Perfekte Geschenke suchen für Großeltern, für die Praktikanten auf der Arbeit Abschiedsgeschenke suchen (WTF?!) usw. Wenn ich andeute dass das vielleicht weniger Prio hat sagt sie halt für sie ist es wichtig.

        Unsere depressive Nachbarin plant einen perfekten Urlaub und dann müssen sie auf der Hinfahrt den Urlaub abbrechen, weil sie überfordert ist. Und dann lässt sie sich ohne Not zur Elternvertreterin wählen (!!!), es waren genügend andere Eltern bereit auch Väter, aber sie wollte unbedingt! Ich frage warum manchst du das, und sie sagt ist ja nur für ein Jahr.

        Noch ein Beispiel? Das perfekte Haus. Frag mal in einer Männergruppe was für Ansprüche die Frauen an Häuser haben. Können wir nicht günstiger Mieten uns geht es doch gut? Nein Nein Nein, die Freundin X hat ein geiles Haus mit zwei Trocknern, du bist doch schlau Mann, verdienst du nicht gut genug. (So eine Frage kam auch mal von der Schwägerin.)

        Und deshalb nervt mich diese Haltung so, Männer oder die Gesellschaft müssen sich ändern. Sorry nö. Deshalb verstehe ich es halt nicht. Entweder die Frauen wollen halt ihre Perfektion ausleben oder der Mann soll hier als Retter für alle Verantwortung übernehmen, weil die Frauen es nicht können?

        1. Das erlebe ich jetzt als Fake Kommentar eines aggressiven „Männerrechtlers“. An allem sind nur die Frauen Schuld. Es gibt kein Patriachat und es gibt keinen gesellschaftlichen Druck an Frauen mit Kindern sich durch möglichst perfekte Fürsorgearbeit Anerkennung zu verschaffen. Es sind immer nur die Frauen die sich die Probleme selbst machen. Zack. Problem gelöst.
          Und eine „Partnerin“ anzuschreien oder zu beschimpfen ist vollkommen indiskutabel. Wer zu solchen Interaktionsstrukturen greift ist das Problem.
          Ich schreie doch keinen anderen Menschen an weil ich was von ihm/ihr möchte oder weil ich etwas erklären will. Ich beschimpfe auch niemanden damit er/sie macht was ich möchte. Was soll das?

        2. Ich verstehe das nicht als Fake-Kommentar. Leider. Ich erlebe das im Bekanntenkreis und bei mir selbst ähnlich, wenn auch nicht so extrem. (Bin selbst Frau!!) Viele Frauen haben diese Rolle leider so verinnerlicht, selbst nie andere Verhaltensmuster vorgelebt bekommen, dass es wahnsinnig schwer ist, da auszubrechen.
          Es fällt sooo schwer. Man gönnt sich selbst keine Auszeit. Wenn ich die Spülmaschine ausräumen will und mein Mann sagt: „Lass, ich mach das“, dann setze ich mich NICHT mit einem Kaffee aufs Sofa, sondern dann schaue ich halt nach der Wäsche. Wenn mein Mann mich nicht auf dieses Verhalten aufmerksam gemacht hätte, wäre es mir nicht aufgefallen. Trotzdem fällt es mir immer noch schwer!

          Als Frau hat man so verinnerlicht (als Kind vorgelebt und eingetrichtert bekommen), dass man sich zu kümmern hat, dass man ein schlechtes Gewissen bekommt, sich selbst unbewusst als „wertlos“ oder „nutzlos“ empfindet, wenn man es nicht macht. Die Frau, die freiwillig Elternvertreterin wurde, hat vielleicht als Kind nur positive Aufmerksamkeit erhalten, wenn sie brav funktioniert hat und für andere da war …
          Um etwas zu ändern, müssen wir mit unseren Partnern bei dem Thema zusammenarbeiten. Wenn sie kapiert haben, worum es geht und bereit sind, die Sorgearbeit zu teilen, dann müssen sie uns dabei helfen, „loslassen“ zu lernen. Immer wieder. Damit wir es irgendwann schaffen, uns wie selbstverständlich Auszeiten zu gönnen. Die „Brechstange“ ist als Hilfsmittel zwar übertrieben, aber ich verstehe, wie der Kommentator es gemeint hat.

        3. Hallo Detlef,
          ich verstehe, wie Sie das meinen (siehe mein Kommentar weiter unten), die „Brechstange“ und anschreien ist aber keine gute Idee. Haben Sie mir Ihrer Frau mal in Ruhe geredet?

  7. So ist es bei uns: Abends kümmern der Mann und ich uns beide um Kinder & Haushalt. Danach kurze gemeinsame Freizeit. Während ich spätestens um 23 schlafe, bleibt er am Wochenende extrem lange auf & hat echte Freizeit allein für sich (meist Playstation). Den Schlafmangel gleicht er mit Schlaf tagsüber aus. Er legt sich einfach unabgesprochen hin & lässt mich regelhaft alleine mit den Kindern. Es macht mich so wütend, dass er seine Freizeit so erzwingt, was ich aber nicht machen kann, da ich abends zu müde bin….

  8. Das habt ihr euch so ausgesucht!
    In solchen Momenten nervt mich ihre Klugheit, aber sie hat recht. Wir haben uns entschieden alles zurückzustellen und immer da zu sein. Irgendwann steckt man in dem Sog und findet keinen Absprung, um mal rauszukommen, auch die Kinder nicht.

  9. Dein Artikel löst in mir tausend Gedanken gleichzeitig aus, denn genau das ist schon seit Jahren unser Problem. Als wir mit K2 darüber debattierten, was man in einer Familie füreinander tut und wie wir uns für sie zurücknehmen, bekamen wir die Keule:

  10. Wenn wir das nicht der individuellen Einsicht überlassen wollen; oder für alle diejenigen, die gar keine/n Partner/in zum Aufgaben teilen haben; dann brauchen wir staatlich geförderte Organisationen, bei denen wir die Kinder ab der 8. Woche zeitweise abgeben können. Nicht erst ab dem Kita-Alter.

    Eines kommt in deinem Artikel zu kurz: Wer Geld hat, kauft sich die/den Nanny und nimmt sich Zeit. Sorgearbeit? Problem gelöst.

    Das gilt ebenso für Teresa Bückers Rat: „Wer sich also für die eigenen Töchter wünscht, dass sie es als erwachsene Frauen für selbstverständlich halten, Pausen zu machen und Zeit für sich selbst zu haben, sollte ihnen das unbedingt vorleben.“ Wer Geld hat, kann sich leichter Zeit nehmen.

  11. Ich bin grad voll drin.Dieses Jahr ist so viel passiert& ich sehe wie alle an ihre Grenzen kommen&gehe immer wieder über meine weil ich alle auffangen möchte..ich habe Angst was passiert wenn ich nicht mehr kann.. und ja, ich sehe mich als Teil des Problems aber komm nicht raus. Und hier hat K2 vieles verschoben weil wenn das Kind nur 1 Person akzeptiert dann kann man noch viel wollen aber es bringt nichts. Und ein amderes Problem: in der Schweiz haben Männer seit diesem Jahr gesetzlich immerhin mal 2Wochen Vaterschaftsurlaub. Und das ist verdammt wenig.


  12. Ich weiss, ich mach mich nicht beliebt damit, aber: deswegen Augen auf bei der Partnerwahl udbredet verd*** früh genug über die Arbeitsteilung, egal ob Verdienst, Kinderbetreuung oder Wohnung putzen. Und Kerle: wer f*** kann, kann sich auch kümmern. Ja, auch egal ob die Beziehung bestehen bleibt, die zu den Kindern habt ihr, also kümmert euch.Wenn ihr das nicht wollt, Hose zu lassen, kriegt keine Kinder mit eurer Partnerin und sucht euch eine die keine will. Die gibt’s auch. Wir sind nicht mehr in den 50ern. (Rant Ende)

  13. Erinnere mich noch, wie ich erkältet mit Fieber und ebenso erkältetem Kleinkind mit ebenfalls Fieber vom damaligen Mann mit einem herzlichen „gute Besserung euch, ruht euch schön aus!“ verabschiedet wurde, weil er zum Fußball musste. Erwähnte ich, dass er heute mein Ex-Mann ist?


  14. Und der größte Witz an allem: wenn die Kinder Teenies sind und ihre Ruhe vor einem wollen, fängt das Sorgen um die alten Eltern an. Und das macht einen noch viel viel fertiger. Sie wohnen nicht am Ort, sie sehen nicht ein dass sie Hilfe brauchen, der Partner hat die eigenen….

    1. Und DANACH dann das Sorgen für den eigenen Mann … Ich kenne nur alte Frauen, die ihre Männer versorgen/pflegen, keine Männer, die ihre Frauen pflegen. Das macht dann ein Pflegedienst.

  15. Fühle jedes Wort an diesem Text. Wenn ich vor der Mutterschaft mal gestresst war von allem, wünschte ich mir immer, eine mittlere Erkältung zu bekommen. Krank genug um sich krank schreiben zu können, gesund genug, um drölfzig Stunden Serien gucken genießen zu können. Heute ist krank sein Hölle, weil man die ganze Care Arbeit trotzdem machen muss.

    Außer, man ist Vater. Dann kann man auch mit Kindern krank sein wie vor der Elternschaft.

  16. er sorgt auch für mich (und das Kind) wenn ich mal krank bin, jeder von uns darf am Wochenende ausschlafen (ich sonntags, er samstags).

    In meiner Elternzeit konnte ich jeden Tag als mein Mann nach Hause kam alleine für 20 Minuten in den Wald gehen.

    Für viele Mütter undenkbar

  17. Deshalb habe ich mich innerlich angeknipst. Ohne es zu merken und zack! da war sie, die psychische Erkrankung.
    Kein gutes Vorbild für meine Töchter aber immerhin irgendwann erkannt und Lösung gefunden.
    Das nehmen sich d Töchter als Vorbild. I hope.

  18. Ja, ja, ja. Und nicht nur für Töchter ist es wichtig in ihren Müttern Menschen mit eigenen Bedürfnissen zu sehen. Auch für Söhne. Auf dass sie ihre spätere Partnerin nicht so im Stich lassen mit der Sorgearbeit wie viele es, trotz anderem Empfinden, heute noch tun.

  19. Zum Glück kenne ich davon nur 1 Aspekt, dafür haben wir aber ganz viel diskutiert als Ost-West-Paar und meine Söhne haben es gleich egalitär kennengelernt. Beunruhigend ist das Umfeld, das immer noch sehr westdeutsch aufteilt…

  20. Jap. Ich danke für deine Texte. Ich strample dagegen an und versuche Aufgaben aufzuteilen. Jedoch wenn ich mich aus der Betreuung ziehe um Wäsche zusammen zu legen (noch sehr kleine Kinder) wird das irgrndwie als freie Zeit/ Freiraum verbucht.

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