Wunderkinder, selbstgemacht

Vergangene Woche als wir in Kreuzberg waren und uns von dem schnuckeligen Studenten gleich zwei Zeitungsabos haben aufschwatzen lassen, bekamen wir als Anerkennung unserer Doofheit die Zeitschrift SZ Wissen geschenkt. Die befindet sich nun als wissenserweiternde Lektüre in unseren sanitären Anlagen.
Dort habe ich gelesen, dass Mozart gar kein Wunderkind war, sondern lediglich Produkt seines überehrgeizigen Vaters und ausreichender Übung. Man hat in diesem Kontext nachgewiesen, dass man anhand der Übungsstunden von Musikstudenten deren späteren Beruf vorhersagen kann. Wer zu Beginn des Studiums weniger als 7.500 Übungsstunden vorzuweisen hat, wird Musiklehrer. Alle die darüber liegen werden Berufsmusiker.
Diese Feststellung finde ich höchst interessant, verheißt sie doch, dass man mit ausreichender Druck und Schlägen Übung aus jedem Kind ein Wunderkind machen kann.
Bei den eigenen Kindern steht das ohnehin außer Frage. Da ist schon jede Windelfüllung ein Wunder, dass es zu preisen gilt. Bei Kindern, die nicht mit dem eigenen wertvollen Genmaterial gesegnet sind, muss man eben nachhelfen.
Glücklicherweise ist das Kind meines Freundes jedoch so talentiert, dass entsprechende Maßnahmen nicht notwendig sind. Es ist vergangene Woche gleich in die Fußstapfen von Camus, Satre und Heidegger getreten, indem es sich mit dem Absurden beschäftigt hat. Das Absurde wird gemeinhin definiert als vordergründige Widersinnigkeit, dem der menschliche Verstand entgegen seiner Gewohnheit keinen Sinn zu verleihen mag. Diese Tradition fortführend hat das Kind folgenden großartigen Witz erfunden:
Sitzt ein Auge auf dem Baum und isst Stühle.

18 Gedanken zu „Wunderkinder, selbstgemacht“

  1. Lukas sagt:

    Ich wusste es schon immer. Begabung ist in Wirklichkeit nur die „Gabe“ sich gezielt nur mit einem Thema beschäftigen zu können. Vielleicht ist es auch einfach die Dummheit, die man braucht um nicht den Spaß an ein und derselben Tätigkeit zu verlieren.
    Leonardo da Vinci war z.B. anders. Er hat sich mit allen Sachen gleichzeitig beschäftigt und hat auf kurze Sicht nichts erreicht. Auf lange Sicht hingegen hat er mehr erreicht als Mozart oder sogar Gauß.
    Immerhin gibts jetzt nen Kinofilm, der schlecht aber ein „blockbuster“ ist. Hat Mozart das geschafft? Naja, ok schlechtes Beispiel. Von dem gibts ne menge CDs und ein Haufen nach Tod riechender Snobs, die ihn vergöttern, obwohl seine Musik „so grausig mathematisch“ ist.
    ;)

  2. Ramirez sagt:

    Lesen auf’m Klo ist doch nicht ekelig. Sorgt stattdessen optimalst für die nötige Entspannung. Man soll sich doch dabei Zeit lassen und in unserer hektischen Welt geht doch nichts ohne Beschäftigung. Ich lese dort immer bevorzugt IKEA und sonstige Kataloge. Auch gern mal den vom Büromateriallieferanten…

    Nein, ich habe keinen sinnentleerten Witz auf Lager. Leider. Aber vielen Dank, ich habe mich sehr amüsiert!

  3. pommesrot sagt:

    Klolektüre? Na klar. Bei uns liegen Asterix-Hefte und die Chip.

    Ach ja, Nachts ist es übrigens kälter als draussen, weil Joghurt keine Gräten hat.

  4. lik™ sagt:

    Frau Nuf: DAS is mal ein Superwitz! Aber dass Sie schon zur Kinderarbeit greifen müssen, um Ihren offenbar noteidenden Blog noch etwas mit Humor aufzupäppeln …schon hart.

    Was macht eigtl Ihre Familie auf Sicilia? ;)

  5. Dies&Das sagt:

    Meine Kloaufenthalte sind da eher actionreich, da habe ich garkeine Zeit zum lesen.

  6. Lesen aufm Klo? Naklar. Bald hab ich Diana Gabaldon „Feuer und Stein“ durch!

  7. Dies&Das sagt:

    @Fräulen Wunder: Das finde ich bspw. eklig (Mann).

  8. Du liest auf der sanitären Anlage? Ich dachte, das machen nur Männer!?

  9. <°((( ~~< sagt:

    Heizöl! Es sind zwei Kühe (in Worten: 2) – und die stricken HEIZÖL!

    Und was ist an der Bemerkung vom Kind absurd?

  10. Kryscho sagt:

    Ich kannte den Witz als Kind mal so:

    Sitzt eine Kuh auf dem Baum und strickt Erdöl. Kommt ein Polizist vorbei uns sagt: Hier ist Angeln verboten. Sagt die Kuh: Was geht mich dein Fahrrad an.

  11. Dies&Das sagt:

    @woktor: Ist schon klar, dass man nicht mit dem Gürtel zuschlagen muss, um ein Kind zu motivieren, das geht sicher auch subtiler.

  12. woktor sagt:

    @ Dies&Das: drangsaliert vielleicht nicht, der gute Leopold wird aber sicherlich einiges an Anstrengungen in die musikalische Früherziehung seines Sohnes gelegt haben.

  13. Iwi sagt:

    Wieviele Stunden verbringt das Kind mit diesen philosophischen Herausforderungen? Nur um zu wissen, ob es später Philosophie-Professor oder selbst Philosoph wird!

  14. freundderhasenpfote sagt:

    mein sohn hat einen absurden witz gemacht!
    darum gings.. und ich habe sehr gelacht.

    der war in der tradtion von:

    kommt ein esel in die apotheke und bestellt zwei bier, sagt der apotheker „essen ist fertig“

  15. woktor sagt:

    Über den Artikel bin ich auch mit Erstaunen gestolpert. Was leider nicht so ganz rauskommt, ist, daß ein Kind sehr wohl die fürs Musizieren erforderliche Motorik erlernen und somit Instrumentalist werden kann, aber bei Abwesenheit von kompositorischem Talent nie Musik schreiben können wird. Die Rockmusik der 80er hat da so ein paar Spezialisten hervorgebracht, die unmenschlich schnell Gitarre spielen können, leider aber dabei keine einzige Note Musik.

  16. Dies&Das sagt:

    Mozart hat als dreijähriger Knabe ohne väterlichen Einfluss seinen ersten Dreiklang gespielt heißt es.

    Auf wen die Geschichte auf jeden Fall noch eher passt ist Beethoven. Dort hat der Vater nämlich auf Amadeus Mozart, der 6 Jahre älter als Beethoven war, geschielt und versucht aus ihm ebenfalls ein Wunderkind zu machen. Stark alkoholisiert holte er den Jüngling aus dem Bett und zwang ihn dazu stundenlang Klavier zu spielen.

    Gebe dem Artikel also absolut recht. Finde es nur komisch, dass es an Mozart aufgehangen wurde. Zumindest ist mir bei dem nicht bekannt, dass er derart drangsaliert wurde.

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