Die Hackfleischbesprechungen, Teil 7

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PLUS, First Fresh Hackepeter

Fünfhundert Gramm ungewürztes Schweinefleisch vom Fleischwolf direkt auf das weiße Tablett serviert. Schmucklos der Gesamtrahmen. Demgegenüber besonders liebevoll garniert das Hack: drei gelbe Paprikastreifen, drei unterschiedlich große Zwiebelringe und sechs Blätter Zitronenmelisse schmücken den oberen rechten Rand.
Damit begnügt sich PLUS jedoch nicht.
Als Ausblick auf die reale Kaufsituation ein weiteres Pfund Schweinehack, frisch abgepackt und abholbereit im oberen Bildviertel.
Wie in den vorangehenden Bildbesprechungen liegt der Schlüssel zum Verständnis der heutigen Hackfleischinszenierung im Detail – im Paprikastreifen nämlich. Etymologisch kommt der Begriff Paprika aus dem Kroatischen und bedeutet ‚die, die scharf ist’.
Hat der Bildbetrachter diesen Hinweis erst einmal verstanden, so ist es nicht weit zum Schluss dass PLUS hier ein Vorher-Nachher-Szenario darstellt und somit leicht verschmitzt auf das westliche Frauenideal anspielt.
‚Die, die scharf ist’ – die Frau also – ist in der heimischen Styroporschale wild verwurstelt und emotional bewegt. Doch kaum tritt die Frau ans Tageslicht, nimmt sie eine geordnete, angepasste Form an und passt in jede sinnbildliche EU-Verpackungsnorm.
Die Gesellschaft verlangt ein nach außen hin gebändigtes Weibchen, welches nur in den eigenen vier Wänden das wahre Gesicht zeigen darf. Ein weiterer schlangenzüngiger Dualismus der durch eine schnöde Hackfleischwerbung zur Schau gestellt wird.

9 Gedanken zu „Die Hackfleischbesprechungen, Teil 7“

  1. Ich bin immer wieder fasziniert wie vielschichtig + symbolträchtig profanes Hack sein kann. Da wird das Mettbrötchen zur Lebenseinstellung, wenn nicht gar zum Sexersatz.

  2. in Anlehnung an Ihre Bezugnahme auf die Rolle der Frau in der westlichen Gesellschaft, möchte ich eine Modulation dieser Interpretation hier ausführen:

    In Wahrheit versteckt sich hinter diesem Arrangement Religionskritik. Die islamische Frau muss, wie von Ihnen oben treffend beschrieben, in der Öffentlichkeit geordnet, angepasst erscheinen. Die Aufkleber, welche gut 50% der Verpackung verdecken, verkörpern hier sinnbildlich Kopftuch oder Bura.
    Zu Hause hingegen könnte die islamische Frau auch ihre „scharfen“ Seiten (Paprika) zeigen. Dies ist jedoch ein gesellschaftlich Tabu, verkörpert hier durch die Darstellung in Form von Schweinefleisch. Bekanntermaßen im islamischen Kulturkreis eine geächtete Speise und ebenso tabu.

  3. Sehr bewegt las ich ihre fantastische Besprechung. Da fiel mir leider ein Fehler in ihrer Argumentation auf. Auch wenn sich der Rahmen eher schmucklos darstellt muss man doch feststellen, dass es sich hier mitnichten um ungewürztes Hack handelt. Das ordinäre Wort „Hackepeter“ ist gleichbedeutend zu „Mett“, welches aus dem Altsächsischen „meti“ für Speise abgeleitet ist. Und als genau das soll sich das Produkt, unterstützt von den Paprikastreifen, darstellen: als vollwertige Speise, fertig gewürzt und mit feinstgehackten Zwiebeln vermischt.
    Auch kann ich erkennen, dass es sich nicht gewolftes Fleisch handeln kann, sondern die feine Körnung auf den Kutter als primäres teilendes Objekt hinweist.

    Hochachtungsvoll,
    das_Produkt

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