Diese Woche bin ich sehr dünnhäutig und hatte verschiedene Dinge, die mich genervt haben.
Schulranzen.
Ich meine mich zu erinnern, dass ich zur Einschulung von Kind 2.0 unter hundert Euro ausgegeben habe. Auch das fand ich schon ziemlich teuer. Als ich mich jetzt auf die Suche nach einem Ranzen für Kind 3.0 machte, kosteten die meisten um die 230 Euro. Dazu fällt mir echt nichts mehr ein.
Wären die irgendwie fair hergestellt oder würde der Produktionsprozess besonders schonend für Mensch und Umwelt sein, ich wäre ja noch bereit, viel Geld zu zahlen – aber für was zahle ich hier eigentlich?
Dann schaue ich mir an wie viel Krempel das arme Kind 2.0 jeden Tag in die Schule und wieder zurück schleppt (und rechne die Kosten dazu) und da frage ich mich doch: Wann zur Hölle kommen die Tablets?
Rey ist großartig. Sie ist ein völlig unabhängiger Charakter. Sie stellt sich selbst nie in Frage. Sie handelt einfach und zwar unabhängig von der Legitimation von Männern, ohne deren explizite Erlaubnis und trifft Entscheidungen ohne männliche Berater zu konsultieren. Sie ist Pilotin (und zwar eine mit sehr hohem Skill, sie fliegt den Millennium Falcon durch das Wrack eines Sternenzerstörers), sie ist findige Mechanikerin und ist trotz ihrer Zartheit und Weiblichkeit niemanden physisch unterlegen. Sie ist eine Anführerin und zwar eine, die sich diese Position nicht erkämpft, sondern eine, der diese Position einfach inne wohnt […]
Deswegen liebe Werbeindustrie, würde ich meinen Kindern den ganzen Rey-Star Wars Krempel kaufen. Hier! Ich wedele mit Euroscheinen!
Was muss ich aber feststellen? Es. gibt. verdammt. nochmal. kaum. etwas. mit Rey.
Da stehe ich im Kaufhaus und es gibt echt keine fucking einzige Rey-Figur? Wohl aber Poe Dameron, Han Solo, BB-8 und Chewbacca, von Darth Vader und den Storm Troopern ganz zu schweigen, Kylo Ren natürlich auch und selbst Admiral Ackbar und Jakku Bewohnern. Aber Rey?
Selbst im The Force Awakens Malbuch: Zwei Mal Rey auf ungefähr dreißig Seiten.
Rey-Fehlanzeige und das nach dem vergangenen #whereisRey Shitstorm. Liebe Werbeindustrie, ich sag euch, ihr macht einen Fehler. Wenn ihr Geld verdienen wollt, sprecht die Mädchen und Frauen an. Himmelherrgott.
Körperbilder
Durch meine Timeline rattert das Bild eines Mannes, der seinen Bierbauch zärtlich streichelt.
An jeder U-Bahnstation das Bild, der beiden Männer, die ihren dicken Bauch an den Zaun drücken.
Toll, oder? Endlich sind alle Körperformen erlaubt! Es wird mit dicken Menschen Werbung gemacht. Moment? Dicke Menschen? Ne. Dicke Männer. Wo sind die dicken Frauen?
Ok, es gibt maximal die Ulknudel, die darf dick sein – aber sonst?
Mir ist das Pendant jedenfalls noch nicht begegnet. Ein Bild, das eine Frau mit Bauch zeigt, den sie sich vielleicht mit leckeren Nudeln angefuttert hat, den sie stolz rausstreckt und alle denken „Hey! Lustig! Wie schön! Ich hab auch einen. Wir lieben unsere Bäuche! Wir sind stolz auf sie.“ und nicht „Entschuldigung? Die lässt sich total gehen und dann feiert sie auch noch ihre Wampe ab?“.
Frauen in der Werbung müssen dünn und normschön sein. Und zwar egal, ob sie Bikini-Werbung machen oder für irgendwas anderes werben (auf meinem Arbeitsweg z.B. für ein Datingportal, ein Jobportal, einen Freizeitpark, eine Wohnungsbaugesellschaft, einen Wellnessanbieter).
Und übrigens was spricht eigentlich dagegen Bikini-Werbung mit unterschiedlich gebauten Models zu machen? ICH finde das toll und kann mich da wirklich nicht satt sehen, wie wunderschön ist das eigentlich (z.B. bei ASOS)?
Ich muss noch in die Apotheke und nehme die direkt neben dem Spielplatz. Kind 3.0 kommt mit. Innen ist ein winziges Karussell mit drei Plätzen, eine kleine Couch, daneben einige Bücher und zwei große Bagger. Vor mir ein Rollstuhlfahrer. Ich stelle mich mit Diskretionsabstand an.
Kind 3.0 derweil schaut völlig fasziniert auf das sich drehende Karussell. Ein kleiner Junge dreht sich auf ihm. Er streckt den Fuß als Bremse raus und lädt Kind 3.0 ein mitaufzusteigen. Kind 3.0 nimmt die Einladung gerne an.
Eine zweite Apothekerin kommt an den Tresen und winkt mich ran. Ich schildere mein Begehr. Der Heuschnupfen dieses Jahr macht mich irre. Wir diskutieren hin und her was helfen könnte. Unser Gespräch dauert rund fünfzehn Minuten. Die Apothekerin schaut Nebenwirkungen nach, vergleicht Preise. Wir sprechen darüber wie lange man ein abschwellendes Nasenspray tatsächlich benutzen darf. „Wenn alle Menschen so vorsichtig mit Drogen umgehen würden, wie mit Nasensprays gäbe es deutlich weniger Probleme in der Welt. Die meisten nehmen die Warnung so ein Nasenspray nicht länger als eine Woche zu benutzen, sehr, sehr ernst.“
Ich bezahle, rufe Kind 3.0 und wir gehen.
Draußen bleibt Kind 3.0 stehen und schaut zurück zu dem Laden: „Warum hatten die da ein Karussell?“
„Hat es dir denn gefallen?“, frage ich.
„Ja, sehr!“
„Das nennt sich kinderfreundlich.“
„Kinderfreundlich?“
„Ja, die haben sich etwas ausgedacht, was Kindern gefällt, damit die Erwachsenen in Ruhe mit den Apothekerinnen sprechen können. Machmal will man nicht nur was abholen, sondern benötigt Beratung…“
„Und die Kinder spielen dann!“
„Genau.“
„Das ist toll. Wollen wir da nächstes Mal wieder hin gehen?“
„Klar, können wir machen, wenn ich wieder was aus der Apotheke brauche.“
„Warum sind nicht alle Einkaufsläden kinderfreundlich?“ Kind 3.0 spricht kinderfreundlich aus, wie Kinder Worte aussprechen, die sie sich das erste Mal zusammen buchstabiert haben.
„Das frage ich mich auch. Es gibt sogar Orte an denen Kinder verboten sind.“
Kind 3.0 schaut mich empört an: „Was sind das denn für Orte?“
„Restaurants, Cafés, Hotels…“
„Und da gehen Menschen hin, die keine Kinder haben?“
„Nicht nur, da gehen sogar Eltern hin, die kinderfrei haben und dann auf keinen Fall Kinder sehen wollen.“
Kind 3.0 schaut ungläubig: „Aber das ist doch voll gemein?“
„ICH finde das auch. Machmal blogge ich auch darüber, dass ich das unmöglich finde.“
Kind 3.0 schaut nachdenklich: „Wenn die Erwachsenen ihre Ruhe haben wollen, warum gibt es dann nicht eher sowas wie in der Apotheke?“
„Wahrscheinlich weil sie wirklich nichts hören wollen. Vermutlich auch keine anderen Erwachsenen und schon gar keine Kinder auf Karussells.“
„Dann können die doch am besten zuhause bleiben?“
Ich muss lachen. Ja, das finde ich irgendwie auch.
Wir steigen auf mein Fahrrad. Während wir unsere Helme aufsetzen, sagt Kind 3.0: „Leute, die Kinder verbieten wollen, sollten nicht dein Blog lesen dürfen!“
„Nie mehr?“
„Na fünf Tage. Oder eine Woche. Eine ganze Woche. Oder fünf Tage. Jedenfalls… das was mehr ist!“
Ja, diese drakonische Strafe hätten sie sich eigentlich verdient.
Da ich vom Kulturzentrum Merlin in Stuttgart eingeladen war, am Sonntag mit einem parallelen Sendung mit der Maus Screening zu lesen, haben wir uns Samstag mit dem Zug auf den Weg nach Stuttgart gemacht.
Ich bin Bahn-Fan. Von mir aus könnte man alle Autos abschaffen und nur noch mit Bus und Bahn durch die Gegend fahren. Stellt euch das vor: Diese Ruhe! Kein Parkplatzgesuche, keine Staus, keine Abgase, kein Gestank, entspanntes Fahrradfahren überall.
Ich kann Bahn-Bashing nicht nachvollziehen. V.a. dann nicht, wenn es um 10-15 Minuten Verspätung geht*. Das ist albern. Mit einem Auto würde man eine solche Präzision nicht erwarten.
Mit Kindern mit der Bahn zu reisen, ist außerdem 100x entspannter als mit dem Auto zu fahren. Man kann sich bewegen, vorlesen, Karten spielen, Hörspiele hören und aufs Klo gehen.
Was mich gelegentlich auch stresst, ist die Intransparenz in Sachen größeren Verspätungen. Konkret meine ich:
a) wie man spontan umplanen kann (und zwar trotz Zugpreisbindung), weil ein Zug ausfällt oder ein Anschlusszug nicht erreicht wird
b) welche damit verbundenen Rechte man als Fahrgast hat
Ich schreibe deswegen ein paar Zeilen zu meinen Erfahrungen.
Tipp 1: Wenn man eine Zugverbindung online bucht, immer das Häkchen für Verspätungsalarm per SMS ankreuzen.
In der Regel erhält man dann rechtzeitig (manchmal schon Stunden vorher) eine Nachricht, ob mit deutlichen Verspätungen oder einem Ausfall des Zuges zu rechnen ist.
Tipp 2: Die Zugbindung hebt sich automatisch auf, wenn der betroffene Zug ausfällt oder aber, wenn man den Anschlusszug nicht erreichen kann.
Dass das so ist, kann man sich auf verschiedene Arten bestätigen lassen:
Variante 1: Es ist genug Zeit – z.B. meldet der Verspätungsalarm Stunden vorher einen ausfallenden Zug oder der 1. Zug hat so viel Verspätung, dass man noch vor der Abfahrt weiß, dass man den Anschlusszug sicher nicht erreichen wird) – in diesem Fall geht man ins Reisezentrum, lässt sich dort einen Stempel geben, bekommt die neue Reiseverbindung und mit viel Vorlauf sogar eine neue Reservierung.
Dort lässt man sich auch das Formular für Fahrgastrechte geben. Darüber kann man sich verfallene Reservierungen rückerstatten lassen und Entschädigungen auszahlen lassen.
Für 60 Minuten erhält man 25%, ab 120 Minuten 50% des gezahlten Fahrpreises für die einfache Fahrt zurück.
Man geht dann am Zielort entweder mit der Originalfahrkarte direkt ins Reisezentrum und erhält das Geld zurück oder man schickt das Formular per Post und erhält eine Überweisung.
Variante 2: Es ist nicht genug Zeit (man sitzt z.B. im Zug, der unterwegs so viel Verspätung bekommt, dass man den Anschlusszug verpasst) – dann lässt man sich von dem/der ZugbelgeiterIn bestätigen, dass man den Anschlusszug nicht erreichen wird.
Weiteres Vorgehen wie mit dem Formular für Fahrgastrechte weiter oben beschrieben.
Variante 3: Es ist nicht genug Zeit zum Reisezentrum zu rennen, aber man will auch nicht in den Zug steigen, der ohnehin den Anschlusszug nicht erreicht – aber es gibt vor Ort eine etwas später fahrende Alternative, die einen zum Zielort bringt – dann steigt man einfach da ein und hofft, dass die/der ZugbegleiterIn fair ist, die Verspätung nachschaut und die Zugpreisbindung aufhebt.
Tipp 3: Es ist dafür (und auch für das eigenständige Nachschlagen aller Alternativen am Gleis) von großem Vorteil die Bahn-App am Handy zu haben.
Verspätungen werden in der DB Navigator App angezeigt und ggf. überzeugt dann noch ein Screenshot.
Worst Case wäre, dass der/die ZugbegleiterIn sich quer stellt. Dann sehe ich folgende Alternativen: Freundlich nach dem/der Zug-Chefin fragen, und prüfen, ob der/die das auch so sieht und wenn ja: Zugticket neu lösen und dann Rückerstatten lassen, weil die Regel nunmal ist, dass die Zugbindung sich aufhebt, wenn Züge so viel Verspätung haben, dass man den Anschlusszug nicht erreicht.
Es ist übrigens sehr hilfreich sich immer nur über das Worst Case Szeario und nicht über alle möglichen Szenarien den Kopf zu zerbrechen.
Variante 3 wurde mir am Telefon bei der Bahn-Auskunft mitgeteilt. Die Bahnauskunft hat die Nummer 01806996633. Unabhängig von der Dauer des Gesprächs kostet ein Anruf dann 20 Cent aus dem Festnetz und
60 Cent aus dem Mobilfunknetz.
Man klickt sich ggf. mit der Sprachsteuerung durch das Menü bis man bei der Informationsstelle für Fahrgastrechte gelandet ist. Die geben einem Auskunft. V.a. für Variante 3 (keine Zeit irgendwas bestätigen zu lassen) den Namen des Call-Agents merken.
Was jetzt sehr kompliziert klingt, ist im Grunde ganz einfach: Können gebuchte Verbindungen nicht genutzt werden, hebt sich die Zugbindung auf. Geld zurück gibt es auf jeden Fall für die Reservierungen und bei erheblichen Verspätungen, gibt es auch bis zu 50% des Fahrpreises zurück.
Auf dem Weg nach Stuttgart habe ich das ausprobieren können.
Am Hinweg hatte der 1. Zug in Berlin schon so viel Verspätung, dass sicher war, dass wir den Anschlusszug in Hannover nicht erreichen. Wir hätten mit einer Stunde Wartezeit in Hannover nach Mannheim fahren müssen, um dann weiter nach Stuttgart zu fahren (oben Variante 3).
Die Alternative war viel schöner: Einfach in Berlin in den nächsten Zug nach Stuttgart steigen.
Am Weg von Stuttgart nach Berlin, habe ich 4 Stunden vor Abfahrt erfahren, dass unser Zug komplett gestrichen ist. Wir sind dann ins Reisezentrum und haben umgebucht (oben Variante 1).
Das hat uns leider 3 Stunden Stuttgart in der Sonne geklaut, war aber besser als gar nicht mehr nach Berlin zu kommen.
Die Lesung im Merlin selbst war wunderbar. Das Merlin ist einfach wunderbar. Das Merlin ist eine kleine Bühne mit einem dazugehörigen Café. Die Idee eine familientaugliche Veranstaltung zu machen, fand ich supergut und ich hoffe, es nehmen sich andere Veranstalter ein Beispiel daran.
Während ich ab 11.30 gelesen habe, schauten die Kinder parallel im Café Sendung mit der Maus. Als die Sendung fertig war, kamen die Kinder in den Raum mit der Bühne. Es waren auch Eltern mit Babys und Kleinkindern dabei, die ab und an mal Geräusche machten. Das ist ja auch völlig normal mit Kindern. Mir hat das wirklich gut gefallen. Auf der Bühne stört das gar nicht und als Mutter hätte ich mich gefreut samt Nachwuchs zu einer Lesung gehen zu können.
Zwei ältere Kinder haben mir nach der Lesung sogar gesagt, dass sie es sehr lustig fanden.
Für mich war es das erste Mal in zwei langen Blöcken (je 40 Minuten) vor fremdem Publikum zu lesen. Ich hatte ins Publikum gefragt, wer schon Buch oder Blog kennt und den Eindruck, dass tatsächlich 3/4 der Menschen noch nie von mir gehört hatten und trotzdem gekommen waren.
Ich hatte jedenfalls großen Spaß und würde das jederzeit wieder tun. Danke für die Einladung liebes Merlin. Es war mir eine Ehre!
Auf der Rückfahrt war ich so euphorisch, dass ich das erste Mal in meinem Leben ins Zugrestaurant gegangen bin. Der Kellner war so höflich und zuvorkommend, wie ich es bislang wirklich nur in sehr teuren Restaurants erlebt habe. Schon wie elegant er beim Servieren das Zuggewackel mit einigen gekonnten Ausfallschritten auszugleichen vermochte – allein deswegen lohnte sich ein Besuch dort.
Wir bestellten den teuersten Rotwein (2012er Tempranillo Crianza Edición Limitada**) der Karte und dazu ein Chili. Der Rotwein war interessant. Viel zu kalt und für mich das erste Mal, dass ich neben dem Geschmackseindruck „Wein“ weitere Varianten erkannte. Sehr hervorstechend der Nachgeschmack nach Gurkenwasser. Und zwar nicht Wasser und Gurke sondern der Geschmack, den man aus den eingelegten Gurken kennt. Sprich sehr wässriger Senf und Dill.
Das war so scheußlich, dass ich zu jedem Schluck Wein einen Löffel Chili nehmen musste. Das Chili hat wie eine Dosengulaschsuppe geschmeckt und zeichnete sich v.a. durch sehr schön quadratische Pressrindfleischstückchen aus.
Um das Geschmackserlebnis abzurunden, gönnten wir uns eine zuckerstrotzende belgische Waffel als Dessert und wankten mit dicken Bäuchen zurück ins Abteil.
Alles in allem ein sehr gelungenes Wochenende.
*Außerdem gibt es immer noch die Möglichkeit, sich mal von der japanischen Bahn beraten zu lassen. Der Shinkansen-Zug hat eine durchschnittliche Verspätung am Ankunftsbahnhof von sechs Sekunden (Emoji mit offenem Mund).
*Nach rund 14 Monaten Reifezeit in französischer und amerikanischer Eiche, wird der Wein auf der Flasche gezogen, wo er für weitere 10 Monate reifen kann. Die Farbe der Edicion Limitada erinnert an Schwarzkirsche. In der Nase eine komplexe Palette von Aromen, Noten von Brombeere, Lakritze, Nelken und Graphit. Am Gaumen ist er lebendig; Pflaume, Balsamico und Mineralien, die in einen leckeren und sehr runden Abgang verschmolzen sind.
Eine Freundin hat mir kürzlich ein älteres Interview mit der Soziologin Cornelia Koppetsch, Professorin für Geschlechterverhältnisse an der TU Darmstadt, zugeschickt. Es heisst „Putzen oder lieben„.
Bemerkenswert und schön als kleiner Test, schon eine Frage ganz zu Beginn:
Sie sprechen von einem inneren Widerspruch [zwischen romantischen Liebe und gleichberechtigter Partnerschaft.]: Wie finden Sie den heraus?
Wir führen Interviews mit den Paaren. Wenn man sie zum Thema Hausarbeit befragt, kann man hören: Bei uns läuft das partnerschaftlich, wir teilen uns die Arbeit auf. Aber wir wollen das genauer wissen und fragen nach: Wer putzt denn bei Ihnen die Fenster? Wer näht die Knöpfe an? Wenn man insistiert, kommen andere Dinge ans Licht. Etwa dass immer dann, wenn der Mann für längere Zeit die Hausarbeit übernimmt, im Erziehungsurlaub beispielsweise, eine Putzfrau engagiert wird, die es nicht gegeben hat, als die Frau für die Hausarbeit zuständig war. Das sind interessante Details, die den inneren Widerspruch deutlich machen.
Wer putzt das Klo?
Wer putzt die Fenster?
Wer wäscht die Wäsche?
Wer hängt sie auf?
Wer faltet sie?
Wer räumt sie in den Schrank?
Wer bügelt?
Wer steht am Wochenende mit den Kindern auf?
Wer überzieht die Betten?
Wer macht die Einkaufsliste?
Wer plant was gegessen wird?
Wer gießt die Blumen?
Wer näht kaputte Kleidungsstücke?
Wer bringt den Müll runter?
Wer macht die neue Mülltüte in den Mülleimer?
Wer saugt?
Wer wischt den Staub?
Wer wischt den Boden?
Wer wischt die Schränke mal aus?
Wer kümmert sich rechtzeitig um die Geburtstags/Weihnachtsgeschenke?
Wer denkt an die Geburtstage der Verwandtschaft?
Wer achtet darauf dass die Schuhe der Kinder passen?
Wer besorgt neue Schuhe?
Wer macht den Großeinkauf?
Wer besorgt alle paar Tage frische Sachen wie Obst und Gemüse?
Wer kauft Windeln?
Wer geht zum Elternabend?
Wer sortiert die kaputte und nicht passende Kleidung der Kinder aus?
Wer schneidet den Kindern die Fingernägel?
Wer denkt an die U-Untersuchung?
Wer geht mit den Kindern zur U-Untersuchung?
Wer repariert ein kaputtes Fahrrad?
Wer schaut nach der Wechselwäsche im Kindergarten?
Wer entrümpelt das Kinderzimmer?
Wer macht den Ofen sauber?
Wer macht jeden Morgen die Schulbrote?
Wer räumt die Spülmaschine aus?
Wer räumt sie ein?
Wer macht die Spülmaschine regelmäßig sauber?
Wer erledigt die Behördengänge?
Wer denkt an ablaufende Fristen?
Wer kocht?
Wer deckt den Tisch?
Wer räumt den Tisch ab?
Wer macht die Schuhe sauber?
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Und dann: Wie oft tut er/sie das?
Und: Tut er/sie das ohne Aufforderung?
Und: Erledigt er/sie die Aufgaben ohne Zuarbeit und Nacharbeit?
Mutter: „Geh bitte Zähne putzen“
Kind 2.0: „Aber ich will noch die Wäsche abhängen und falten…“
Kind 3.0 kommt gerannt: „WAAAAS? Das ist aber meine Hausarbeit!!11!“, stößt Kind 2.0 zur Seite, reißt den Wäscheständer um, wirft wutentbrannt die bereits gefalteten Wäschestücke vom Bett.
Mutter: „Wir müssen gleich los, könntet ihr jetzt bitte Zähne putzen?“
Kind 2.0: „NA GUT, DANN HÄNGE ICH NIE MEHR WÄSCHE AB!!!“
Kind 3.0: „IST SOWIESO NICHT DEINE HAUSARBEIT!“
Mutter: „ZÄHNE PUTZEN!!!“
Kind 2.0 trottet missmutig ins Bad.
Kind 3.0 nutzt die Chance, rennt zum umgefallenen Wäscheständer, beginnt weitere Wäschestücke abzuhängen und zu falten.
Mutter: „Zähne putzen! Himmelherrgott!“
Kind 3.0: „Bitte! Bitte nur noch drei Teile!“
Mutter: „Na gut, dann aber wirklich Zähne putzen!“
In meinem Buch, das es ab August gibt (man kann es schon vorbestellen!), kann man nachlesen, wie man zu solchen Erziehungsproblemen kommt. Heute habe ich die korrigierten Druckfahnen abgegeben. Die Illustrationen hat der Beetlebum gemacht.