Im Zusammenhang mit meinen Gedanken zum Thema Gleichstellung, höre ich oft: „Euch ist ja nichts gut genug. Egal wie man sich anstrengt, es reicht nicht.“
Deswegen teile ich mal einen Werbevideospot, der mich wirklich bewegt hat, weil ich finde, dass er im Rahmen seiner Möglichkeiten (Werbung, Fokus Waschmittel) alles richtig macht.
Zuerst: Der Gedanke ist #ShareTheLoad und nicht #HelpYourWife
Ihr erinnert euch an „You should have asked, wo es um den Mentalload geht? und an meinen Evergreen von Katjaberlin:
ich brauche keinen mann, der mir im haushalt hilft.
es reicht, wenn er seine hälfte der hausarbeit macht, meine hälfte schaffe ich alleine.— katjaberlin (@katjaberlin) February 14, 2014
Es wird ausserdem auf die übliche Heldenmetapher verzichtet. D.h. oft ist es ja so, dass wenn Männer sich am Haushalt oder an der Erziehungsarbeit beteiligen, dass es nicht geht ohne irgendeine Daddy-Hero-Metapher und dass es dann schnell kompetitiv wird. Väter sind dann plötzlich die besseren Mütter und auch im Haushalt einfach männlich strukturiert und zielgerichtet.
Der Vater sagt: Ich werde bestimmt nicht mehr König der Küche, aber mit der Wäsche kann ich jetzt ja mal anfangen.
Die Worte des Vaters wirken reflektiert, er hat festgestellt, dass er selbst ein schlechtes Vorbild war und er sagt, dass der am Sofa sitzende Ehemann wahrscheinlich einfach auch keine guten Vorbilder hatte.
Darauf könnte man sich ausruhen. Ist halt so. Mann und Frau – so ist die Aufteilung – seit Hunderten von Jahren.
Oder was ja auch gerne gesagt wird: Maternal Gatekeeping (vgl. „Ein Rant zum Begriff Maternal Gatekeeping„). Die Frauen bestehen ja darauf ihre Kompetenzgebiete zu beherrschen, sie WOLLEN nichts abgeben.
Nun, auch diesen Quatsch umschifft die Werbung. Die Ehefrau des älteren Herrn ist kurz irritiert. 40 Jahre hat sie die Wäsche gemacht. Entsprechend selbstverständlich will sie den Koffer auspacken und die Wäsche waschen.
Er sagt: All die Jahre lag ich falsch, aber jetzt ist es Zeit die Dinge besser zu machen und nimmt sich einfach die Wäsche.
Dieser Zeitpunkt sich einzuklinken, ist nämlich immer. Man kann immer was ändern.
So und dieser Spot ist für mich ein wunderbares Beispiel. Es ist ein Spot einer Waschmittelmarke für den indischen (!) Markt, nicht etwa für den Wir-brauchen-keinen-Feminismus-mehr-europäischen-Markt.
Es ist der Spot eines Millionenkonzerns, der jahrzehntelang die tüchtige Hausfrau vor weiße Wäscheberge platziert hat.
Das ist ein Anfang.
In meiner Partnerschaft würde mir das nicht reichen, aber im genannten Kontext ist es eine löbliche und begrüßenswerte Ausnahme, ein erster Schritt.
Ich (Mann) kann auch die Waschmaschine bedienen, aber die Feinheiten der diversen Waschgänge (dieses Kleidungsstück nur bis 35 C und nicht mit jenem zusammen…) werden sich mir nie erschließen. Ich kenne nur Buntwäsche, Kochwäsche und „Handtücher“. Wurde immer alles sauber. :)
Ich hatte aber nie ein männliches Vorbild dafür. Meine Mutter war Volzeit-Hausfrau. Und trotzdem haben wir die Aufgaben geteilt, sofort nachdem ich mit meiner Freundin ’94 zusammen gezogen bin. Kam mir auch nie anders in den Sinn (OK, es gab immer Diskussion wer mit kloputzen dran ist).
Es gibt aber eine Haushaltstätigkeit, vor der ich mich heute noch nach Kräften drücke: Bügeln. Deswegen trage ich auch möglichst nie Hemden.
„Danke Papa, dass du mein Dino-T-Shirt so aufgehängt hast, dass es jetzt trocken ist“.
Wenn der vierjährige Sohn so morgens seinen Papa begrüßt, spricht das für dessen Wäsche-Kompetenz und gutes Vorbild.
Mein Mann hatte von seinem Vater nicht so ein Vorbild. Es hat ihn einfach so gestresst, dass seine Mutter immer gestresst war, dass er es anders machen wollte.
Unser Sohn hilft jetzt wie selbstverständlich mit Wäsche aufhängen. Nur seine große Schwester lehnt Hausarbeit ab. Dafür hilft sie mir beim Bäume fällen.
Es ist also alles prima, eigentlich.
Schwierig ist nur, dass die beiden in der Vororts-Kita doch manchmal merken, dass sie anders sind, wenn sie die Geschlechter-Klischees nicht erfüllen. Manchmal ist meine Tochter dann selbstbewusst „Ne, mit Leticia spiele ich nicht, weil die guckt immer so süß… Und die quietscht so. Das ist voll nervig“. Aber manchmal macht es sie auch traurig: „Ich mag Dino-T-Shirts, ich will auch ein Dino-T-Shirt, aber wenn ich mit einem Jungs-T-Shirt gehe, das geht doch nicht, weil ich bin doch ein Mädchen“.
Das Dino-T-Shirt verstaubt also im Schrank. Aber mit Fußball-Schuhen hat sie sich neulich zum Voltigieren getraut. Und die Voltigier-Lehrerin, die ihre Unsicherheit bemerkt hat, hat nur gesagt „Die sind doch super, guck, meine sind auch dunkelblau“.
Ich habe also Hoffnung, dass es auch im Vorort langsam besser wird. Obwohl hier ganz sicher kaum ein Mann Wäsche wäscht. Mein Sohn kann es seinen Freunden dann beibringen.
<3
Danke. Ich hab das mal meinem Mann geschickt
#sharetheload – nicht gerade die beste Wahl für einen Hashtag zum Thema Gleichberechtigung. Gerne mal google benutzen!
Alles beginnt irgendwann mit einem ersten Schritt…,
<3
<3
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Genau!
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