Freunde und andere Grausamkeiten

Vom Kindergarten bis heute, hat sich gar nicht so viel geändert.

Kind 1.0 musste seinerzeit Kita wechseln. Ein sehr schwerer Schritt, wenn man bedenkt, dass es zu diesem Zeitpunkt das gesamte Leben die gleichen Freunde hatte. Der Wechsel ließ sich aber nicht umgehen, weil die alte Kita einem Brandanschlag zum Opfer gefallen war. Als der Tag nahte, an dem das Kind den ersten Tag in die neue Kita gehen sollte, versuchte ich es aufzumuntern: „Da sind dann neue Freunde! Es wird Dir gefallen!“

So erkundigte ich mich am ersten Tag: „Na, hast Du neue Freunde gefunden?“, brach es in Tränen aus und berichtete: „NEIN! Uähhhääähäää! Da sind keine Freunde NUR ANDERE KINDER!!!“

Ähnliche Dramen erleidet Kind 2.0 täglich. Sabine ist sein Freund. Sabine ist nicht sein Freund. Warum? Man weiß es nicht, einfach so. Man kann nichts daran ändern. Großer Zank mit Geschrei, Haare reißen und nur knapp verhinderten Kopfnüssen und dann hat Sabine Geburtstag und Kind 2.0 kommt mir freudig entgegen, um mir mitzuteilen, es sei auf die Geburtstagsparty eingeladen. Als ich das anzweifele, stapft Kind 2.0 los und fragt Sabine: „Du hast mich doch eingeladen oder?“ Sabine grübelt, sicher ist sie sich nicht, doch da hat Kind 2.0 die Erleuchtung und schlägt sich an die Stirn: „Ach soooo! Wir sind ja gar keine Freunde!“

Ein solches Sozialverhalten mag einem fremd erscheinen, ist jedoch ganz normal. Schaue ich in mein Tagebuch, entdecke ich ähnliche Dramen.

(Orginalauszug!!!)

Und ein bisschen bleibt das in mir. Hier ein aufflammendes Gefühl, dass ich irgendwems beste Freundin sein möchte und da ein Gefühl, dass ich jemanden nie, nie, nie wieder sehen möchte und genau in diese Welt führt facebook mich zurück und deswegen mag ich facebook trotz aller sachlichen Einwände, die man durchaus haben kann.

Ich finde eine Person, klicke „Freundschaftsanfrage senden“ und wenn sie affirmiert wird, bin ich glücklich. Ich häufe meine Freunde und bin irgendwann genervt und dann zack „Freundschaft beenden“ und die Sache ist erledigt. Und wenn einer meine Freundschaftsanfrage nicht beantwortet, fühle ich mich wieder so wie 1986. Leer, verlassen und einsam.

12 Gedanken zu „Freunde und andere Grausamkeiten“

  1. <°((( ~~< sagt:

    Ja-haa, natürlich 1986. Ich meine: Mal ganz abgesehen von den restriktiven Erziehungsmethoden, die noch überall üblich waren, und nach denen der Gebrauch von so bösen Wörtern bestimmt nicht gestattet war. Damals war die Schrei-Show und die Dokusoap noch nicht erfunden. Es gab noch gar kein Privatfernsehen. Aber IHR hattet schon voll die Terminologie drauf, die da später total nützlich sein würde. Einmal mehr bin ich beeindruckt.

    (2004 bezog sich auf den Start vom Blog, nicht wahr?)

  2. <°((( ~~< sagt:

    Habt Ihr damals wirklich „Du Miststück“ zu einander gesagt?

    (owei – 2004? Öcht jetz?)

  3. moody sagt:

    Au Backe, das seh ich jetzt erst… Haha! Check mal meinen letzten Eintrag.

    Jaja. Kinder können grausam sein. Ich erinnere mich an eine Geschichte, da hat ein Kind das andere GEZWUNGEN sich einzupinkeln (Grundschule), sonst wären sie keine Freunde mehr… Oh Mann.

  4. Mel sagt:

    Solange 1337 noch funktioniert, ist das Ende noch in weiter Ferne würde ich sagen! ;)

    Ich muss aber der Anständigkeit halber sagen, dass ich (in Jahren) noch nicht soo lange mitlese. Hab nur irgendwann mal ganz vorn angefangen und lese parallel zum aktuellen Zeug immer was von damals mit. Also ist mein Gedächtnis leider auch nicht ganz so phänomenal. *seufz*

  5. Petra sagt:

    Mir fällt da diese wunderschöne ordentliche und lesbare Schrift auf. Haben wir gelitten beim Schreiben lernen??
    Anscheinend leiden aber Kinder heute ganz massiv am Schreiben lernen sonst gäbe es nicht die Diskussion umd die „Ausgangsschrift“ – „vereinfachte Ausgangsschrift“ und „fast Druckschrift“
    http://www.taz.de/Schnoerkelloser-Schreiben/!69931/

  6. dasnuf sagt:

    @Mel: OMG. Das ist wahr. Ich fand den Eintrag wohl schon 2004 lustig (http://dasnuf.de/ex-nuf/109951167198280015/) Ich möchte Dir a) zu Deinem super Gedächtnis gratulieren und b) mich für mindestens 7 Jahre mitlesen bedanken! Offensichtlich verliere ich bei fast 2.000 Blogartikeln langsam den Überblick. DAs Ende n4h7!!!111!!!

  7. Mel sagt:

    Gab es das Bild nicht schonmal? Vor Jaaahren? :)

    Aber beruhigend, dass ich nicht als einzige über derartige Tagebucheinträge verfüge. Ich glaube allerdings nicht, dass ich meine irgendwie zeigen würde. Sind auch nicht so hübsche Blitze drin und zweifarbig sind sie auch nur selten.

    Wie hat das büßen denn nun eigentlich ausgesehen?

    Zu Facebook: Ist es nicht auch ein bisschen so, dass die Beziehungen zu Leuten, die man irgendwann mal irgendwie gekannt hat, aufgewertet werden dadurch, dass man sie in Facebook als „Freunde“ bezeichnen muss und nicht etwas wie „unwichtige lose Bekannte“ dranschreiben kann?
    Sicher, diese fiese neue Funktion mit den engen Freunden… aber das ist mir dann schon wieder zu intim… oder so. ;)

  8. Ronnie Grob sagt:

    Das schönste ist aber schon die Landidylle im Tagebuch (der Blitz nach büßen ist auch ganz gut). Ich nehme nicht an, dass Du das selbst gezeichnet hast, oder? Wenn ja, herzlichen Glückwunsch!

  9. lik™ sagt:

    Ich weine.

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