Großbrand südwestlich von Berlin

55 km entfernt (!) brennt es und in Friedrichshain wacht man bei geschlossenen Fenstern vom Geruch auf

Heute morgen bin ich um 5 Uhr bei geschlossenen Fenstern wach geworden, weil das ganze Zimmer nach Rauch gerochen hat. Ich war sofort hellwach. Bei den Nachbarn meiner Eltern ist neulich ein komplettes Haus abgefackelt, weil ein Netzteil sich in das Sofa gekokelt hat.

Ich suche also im Schlafzimmer, in der Küche, im Wohnzimmer, bei den Kindern, überall – nichts. Wir haben Holzboden. Vielleicht ein Schwelbrand? Ich taste den Boden Stück für Stück ab. Nichts.

Ich gehe in den Hof, schaue mir das Haus an. Nirgends Spuren von Feuer – dennoch überall der beißende Geruch. Ich gehe auf die andere Seite des Hauses – nichts. Ich suche vom Balkon aus die anderen Hausfronten und den Himmel ab – nichts.

Tatsächlich bin ich sehr beunruhigt. Ich hole die Leiter, prüfe die Rauchmelder (sind wir außer Gefahr, wenn die Rauchmelder nichts melden? Seltsame Übersprungshandlung).

Erst dann schaue ich auf mein Handy und tatsächlich hat die App KATWARN eine Warnmeldung für den Großraum Berlin abgegeben. Ich habe die App damals bei dem Amoklauf in München installiert und sie liefert zuverlässig Warnungen aller Art. Auch von anderen Orten. Wenn die Kinder im Camping-Urlaub sind, sehe ich z.B. wenn es eine Unwetterwarnung vor Ort gibt.

Auf Twitter meldet die Berliner Feuerwehr: Rauchschwaden über Berlin, Fenster schließen.

In der Nachbarschaft sind Freunde schon um 2 Uhr von dem Geruch wach geworden und auch um die Häuser gezogen. Sie hatten die Fenster nachts geöffnet.

Ich lese kurz einen Bericht über den Brand, über die Evakuierungen vor Ort. Jacke, Ausweis, ggf. Medikamente dürfe man mitnehmen – mehr nicht – so eine ältere Dame.

Dann fühle ich meinem Gefühl nach in welche Alarmbereitschaft mich der Geruch gebracht hat, wie sehr ich mich um meine Kinder gesorgt habe, wie ich überlegt habe, was man im Fall der Fälle eines Brandes zusammenpacken müsste, was man verlieren würde. Und dann denke ich an Geflüchtete und an Menschen, die denken, dass es allen ernstes Menschen gibt, die aufbrechen – mit nichts – zu Fuß mit ihren Kindern in ein anderes Land weil sie geldgierig sind und dass sie es nicht verdient hätten Hilfe zu bekommen.

Es ist und bleibt erschütternd.

77 Gedanken zu „Großbrand südwestlich von Berlin“

  1. Pingback: toba
  2. Feeelidae sagt:

    Das erste, was ich beim Brandgeruch gemacht habe, war: Twitter anwerfen!

  3. Eventuell brennt es auch in 75,8km, wenn der Rauch die alternative Route nimmt.

  4. madelief sagt:

    Meine Großtante (Kriegsgeneration) hatte immer eine „Fluchttasche“ mit allen nötigen Papieren parat.

  5. Danke – in mehrerer Hinsicht. Ich habe gleich Katwarn wieder installiert – ich hatte es mal und hielt es nicht für notwendig.
    Aber besonderen Dank für den letzten Absatz, der ein Herz für Geflüchtete und Eingewanderte und an Land gegangene Menschen zeigt. DANKE!
    Lieben Gruß von Clara, die immer noch im Hintergrund liest, auch wenn sie selten was schreibt

  6. Thomas Bartz sagt:

    Bin gestern Nacht auch um unseren Block gezogen, auf der Suche nach dem Feuer. Hätte aber gedacht, dass ich damit etwas überreagiere und der einzige wäre. Krass.

  7. Nickel sagt:

    2 mal hat es in meiner unmittelbaren Nachbarschaft bisher gebrannt (verschiedene Orte, nicht die selben Nachbarn!) und es ist mir noch immer ein Horror. Vor allem, als wir mitten in der Nacht die Wohnung verlassen mussten. Ich habe geheult bis zur Erschöpfung.

  8. Patrick sagt:

    Wennn es in der eigenen Wohnung brennt, heißt es die lieben nehmen und raus. Aus deinem Mit Kinder leben Podcast weiß ich das du eine „Notfall Mappe“ hast vielleicht bekommt man die auch noch mit ansonsten wenn man einmal eine Brennende Wohnung verlassen hat geht man nicht wieder zurück auch wenn man an seine unzähligen Erinnerungen denkt die man gerne retten möchte.

    1. dasnuf sagt:

      In der Tat habe ich an den Ordner auch gedacht und ich würde ihn mitnehmen. Das ist dann praktisch – viel schlimmer sind am Ende vermutlich verbrannte Lieblingsstofftiere und die ganzen Fotoalben aus der Zeit der Analogfotografie.

  9. Danke. Gleiche Gedanken hier.

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