Raus aus der Mental Load-Falle

Am 24. Juni erscheint mein neues Buch „Raus aus der Mental Load-Falle: Wie gerechte Arbeitsteilung in der Familie gelingt“ (ihr kauft natürlich lokal).

Im Mai 2017 habe ich das Kapitel „You should’ve asked„[1] aus dem Comic „Mental Load“ gelesen und hatte das Gefühl endlich zu verstehen, warum ich v.a. die Jahre, in denen meine Kinder klein waren, permanent so an meinem Auslastungslimit war. Ich fühlte mich damals regelrecht gescheitert, denn ich hatte einen großartigen Arbeitgeber mit flexiblen Konzepten für Eltern, die Kinder waren in einer wunderbaren Kita betreut, der Ehemann hat im Haushalt geholfen und es gab sogar einen Papa-Tag pro Woche. Warum habe ich es trotzdem nicht geschafft die entspannte, fröhliche Mutter zu sein, die ich immer sein wollte?

Schuld war das Phänomen „Mental Load“. Die zusätzliche Belastung durch Planungsarbeit und die damit eingehende Verantwortung für die Ergebnisse dieser Planungen.

In der Wirtschaft sagt man zu „Mental Load“ Projektmanagement. Das ist eine eigener, gut bezahlter Job, in dem es um die Planung, Umsetzung, Abnahme und Nachbereitung von Projekten geht, dabei werden Zeit-, Geld- und Personalressourcen verwaltet, um ein vorher definiertes Ziel zu erreichen.

Gibt man Projektmanagement in einer Suchmaschine ein, so werden einem hunderte von Tools angepriesen. Alle mit dem (sinngemäßen) Verweis „Projekte zu verwalten ist harte Arbeit. Ohne entsprechende Software fast ein Ding der Unmöglichkeit.“

Innerhalb von Familien ist meistens die Frau diese Projektmanagerin. Nur mit dem Unterschied, dass diese Arbeit oft weder gesehen, noch gewertschätzt wird. Diese Arbeit kommt on top auf die To-dos. Wenn die Frau zusätzlich erwerbstätig ist, hat sie also im Grunde drei Jobs: Den bezahlten Job, den unsichtbaren Projektmanagementjob und (wenn es gut läuft) die Hälfte aller Umsetzungsarbeiten rund um Haushalt und Familie[2].

Frauen spielen diese Tätigkeiten selbst oft runter. Sie haben durch ihre Sozialisation gelernt, dass Frauen sich gerne Kümmern, dass ihnen das im Blut liegt, dass sie Orgatalente sind und Multitasking lieben. Sie sehen den Dreck eher, haben höhere Sauberkeitsstandards und die Kinder gehören schließlich zur Mutter … wer sich über die Belastung beschwert, ist keine gute Mutter! Es gehört zum Frausein, für alles im Haushalt, in der Beziehung und bezogen auf die Kinder verantwortlich zu sein.

Statt diese Belastung ernst zu nehmen und an die 2. erwachsene Person im Haushalt zu adressieren, hält man den Mund und spricht vielleicht gelegentlich mit Freundinnen darüber, die das Phänomen auch kennen. Alle halten sich für einen Einzelfall.

So ging es mir auch. Ich dachte, ich sei nicht ausreichend belastbar, ich müsse mich optimieren, ich müsse lediglich ein besseres System finden mich zu organisieren, dann würde das alles besser. Vielleicht dachte ich sogar, das gehört so und das wächst sich aus wenn die Kinder älter sind.

Erst durch oben besagten Comic habe ich verstanden, dass ich nicht allein bin und dass ich mir das nicht alles einbilde. Diese Erkenntnis fand ich so erleuchtend und hilfreich, dass ich für den Female Future Force Day 2018 einen Vortrag „Warum endet die Gleichberechtigung so oft mit der Geburt des ersten Kindes? Was „Mental Load“ damit zu tun hat“ ausgearbeitet habe. Im Berufsleben hatte ich mehr als ein Jahrzehnt als IT-Projektmanagerin gearbeitet. Es war also naheliegend „Mental Load“ mit den Mitteln anzugehen, die mir bereits bekannt waren.

Das Feedback zu dem Vortrag war überwältigend. Noch nie sind so viele und so lange im Nachgang Frauen auf mich zugekommen und haben mir von ihrer Erleichterung erzählt einen Namen für ihre bislang nicht greifbare Belastung zu haben.

Ich will es etwas abkürzen: Ich habe mich monatelang in das Thema eingearbeitet und mir wurde sehr schnell klar: Es ist schnell erklärt was „Mental Load“ ist, aber in den meisten Artikeln steht nicht, was man dagegen tun kann. Deswegen hat mein Buch den Schwerpunkt genau diesen Weg aus der Mental Load-Falle zu zeigen.

Ich beantworte also folgende Fragen:

  • Was ist „Mental Load“?
  • Warum sind Frauen eher betroffen als Männer?
  • Wieso ist es nicht getan mit „sich mal locker machen“?
  • Wie lernt man Verantwortung abzugeben?
  • Was gewinnt man wenn man Mental Load besser teilt?

Eine Leseprobe inklusive des Inhaltsverzeichnisses bekommt ihr auf den Seiten von BELTZ.

Ist das Buch schwere Kost?

Nein. Ich bleibe meinem Stil treu: das Buch ist unterhaltsam und humorvoll geschrieben. Außerdem habe ich Unterstützung durch Frollein Motte (Teresa Holtmann), die das Buch herzerwärmend und lustig illustriert hat.

Ist das Buch was für Männer?

Ich bin im Vorfeld oft gefragt worden, ob das Buch auch was für Männer sei. Ich sage ja. Es klingt sehr bitter, aber wenn Du ein Mann bist und das Gefühl hast, Deine Frau schreit viel rum, ist dauerangespannt, ständig erschöpft und mit ihrem Humor ist es auch nicht (mehr) so gut bestellt[3], dann solltest du sogar sehr dringend dieses Buch lesen…

Ich verspreche: Das ist nicht das Buch einer verbitterten Feministin, die Männerbashing betreibt.

Ist das Buch was für Frauen ohne Kinder?

Auch hier würde ich sagen: Unbedingt. Denn auch in Beziehungen ohne Kinder tragen Frauen den Großteil der Kümmerarbeit. Die Beispiele im Buch sind zum größten Teil auf Familie und Kinder bezogen. Das Phänomen ist aber das selbe und die Auswege daraus auch. (Nachträgliche Ergänzung: Die Buchbesprechung von Vanessa Giese aka Frau Nessy sagt das auch.)

Ist das Buch was für Alleinerziehende?

Jein. Ich habe im Buch die Hebel beschrieben, die man selbst bedienen kann und die, die man mit einer weiteren Person bedienen kann. Diese 2. Person gibt es bei Alleinerziehenden nicht. Insofern weiß ich nicht, ob man diese Hälfte des Buchs dann genervt überblättert oder ob eben die andere Hälfte des Buchs so erkenntnisreich ist, dass man das Gefühl hat, es lohnt sich das Buch zu lesen.

Du findest Dein Buch natürlich toll, was sagen denn andere?

Patricia schreibt mir aus der Seele: ich habe Muskelkater vom Dauernicken! Es stimmt: Mental load teilen macht glücklich und frei. Der Weg dahin wird in diesem Buch anschaulich, überzeugend und humorvoll beschrieben – ganz wunderbar!

Insa Thiele-Eich, Astronautin und Meteorologin

Mehr Empfehlungen

Kann man das Buch auch direkt bei Dir bestellen?

Nein

Wer das Buch haben möchte, bestellt im Buchhandel und wer möchte, dass ein paar Cent bei mir direkt ankommen, in der Autorenwelt.
Am meisten verdiene ich übrigens an eBooks – egal wo ihr kauft.

Kann man mir eine Freude machen?

Ja! Mit einer Rezension auf Amazon. Das geht auch wenn man das Buch woanders bestellt hat.


[1] Deutsche Übersetzung: „Du hättest doch bloß fragen müssen

[2] Leider ist die Sache mit der Hälfte ein frommer Wunsch. Es gibt einen sogenannten „Gender-Care-Gap“. D.h. durchschnittlich wenden Frauen pro Tag 52,4 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit auf als Männer, wobei die genaue (Ungleich-)Verteilung je nach Alter und Lebenssituation variiert. Die geschlechterbezogene Lücke ist in Paarhaushalten mit Kindern unter sechs Jahren besonders groß

[3] So hat sich die Überlastung bei mir bemerkbar gemacht und ich weiß, dass es bei vielen Frauen ähnlich ist. Man hasst sich selbst dafür…

[4] Du bist eine kinderlose Frau und weißt trotzdem allzugut, was „Mental Load“ ist? Melde Dich gerne bei mir, ich kann Dir ein Rezensionsexemplar zukommen lassen und ergänze Dein Feedback hier im Artikel. (Es hat sich schon jemand gemeldet)

80 Gedanken zu „Raus aus der Mental Load-Falle“

  1. Pingback: mira
  2. Pingback: almut schnerring
  3. Sebastian sagt:

    Ich freu‘ mich jetzt schon auf die Lieferung und das Lesen

  4. J. sagt:

    Ich habe es bei meinem lokalen Buchhändler vorbestellt und sogar schon letzte Woche bekommen. Es ist toll, Danke, Danke, Danke, liebe Patricia!

    Das Emma-Comic, von dem ich hier erstmals bei dir gelesen habe, hat mir damals so die Augen geöffnet. Ich hab beim Lesen geweint, vor Erleichterung, dass ich nicht verrückt bin und mich anstelle, und vor Mitgefühl mit mir selbst, und auch vor Ärger darüber, wie es ist und dass ich das so nicht mehr will. Mein Mann lachte zunächst, als ich es ihm auch zu lesen gab. Aber durch eine schwierige Zeit, in der ich als „Haushaltskoordinatorin“ und Frau für ungefähr alle Mental Load-Angelegenheiten ausgefallen bin, hat er tatsächlich verstanden, was das bedeutet. Zum Glück, denn sonst wären wir heute vermutlich nicht mehr zusammen.
    Wir sind bei Weitem noch nicht bei 50/50 angekommen. Aber wir kommen dem näher.

    …und wenn ich das Buch ausgelesen habe, überlege ich, es einer Bekannten weiterzugeben, und habe noch Bedenken, weil ich ihre Ehe nicht auf dem Gewissen haben möchte…

  5. N. Aunyn sagt:

    Ich habe die Beiträge zum Mental Load gerne gelesen – auch im Hinblick auf Wohngemeinschaftsleben.

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