Ja, ich gestehe, ich schwitze

Unsere tabulose Gesellschaft ist im Praxisfall meist gar nicht so abulos wie man es gerne hätte.
Z.B. finde ich es nach wie vor peinlich, Tampons einzukaufen. Zumal sich Produkthersteller grauenhafte Bezeichnungen wie extra saugstark und super plus absorb einfallen lassen, die jeden der hinter mir in der Schlange steht, wissen lassen: Hallo, ich blute wie ein abgestochenes Schwein und deswegen benutze ich diese Tampons, die ca. zwei Liter Blut halten.
Genauso gehts mir beim Kondomkauf. Beim Zahlen setzen die Verkäufer regelmäßig ein interessiertes Aha-Sie-poppen-also-mit-häufig-wechselnden-Geschlechtspartnern?-Spannend!-Gesicht auf.

Viel, viel schlimmer ist aber meine jüngste Erfahrung. Ich hörte nämlich im Radio, es gäbe eine Art Antischweißpads für die Innenseiten der Achselhölen. Das erschien mir v.a. für den Sommer eine höchst nützliche Errfindung. Die meisten Frauenjackets liegen recht eng am Arm an und so kann man sie maximal zwei Mal anziehen bevor man sie wieder in die Reinigung schleppen muss, was nicht nur zeitaufwändig sondern auch teuer ist.
Ich ging also in die Apotheke und fragte freundlich nach Antischweißpads und erwartete professionelle Hilfe. Schließlich kauft man in der Apotheke Produkte, die weit schlimmeres offenbaren als den Umstand, dass man schwitzt. Hämoridenmittelchen, Antidurchfalltabletten, Antigeschlechtsteilpilzcremes etc. Da sagt doch auch keiner was.
Doch in diesem Fall glotze mich der Apotheker entsetzt an und fragte:

– Wieso? Schwitzen sie so viel?
– Nein, ähm nicht direkt, schon eher normal, aber ich finde die eben praktisch.
– Wofür denn?
– Ähhh, wenn ich im Sommer Seminare gebe und meinen Blazer anbehalte, da wäre es doch schön, wenn ich nun ähhh nicht jeden Blazer gleich so einschweiße?
– Sie schwitzen also doch übermäßig?
– Ahhh, neee, aber … nu sagen sie, haben sie sowas eigentlich?
– Sie können ruhig darüber sprechen! Es gibt viele Menschen die an übermäßiger Schweißproduktion leiden.
– Äh? Aber ich nicht, ich wollte doch nur …
– Man kann sich auch die Schweißdrüsen entfernen lassen …
– Ich will aber nicht meine Schweißdrüsen entfernen lassen.
– Das ist gar nicht schmerzhaft!
– Ich, … ich will eigentlich nur diese Antischweißdinger.
– Unbehandelt kann die übermäßige Schweißproduktion zu einem seelischen Problem werden
– Hmpf
– Von Hyperhidrose sind rund fünf Prozent der Gesamtbevölkerung betroffen.
– Äh?
– In ihrem Fall wahrscheinlich axilläre Osmodrosis
– ?
– Vielleicht wollen Sie eine Tinktur aus Eichenrinde? Die Gerbstoffe der Eichenrinde hemmen nämlich übermäßige Schweißproduktion …
– ICh SCHWITZE NICHT ÜBERMÄßIG
– He, kein Grund pampig zu werden, junge Frau …
Ich breche in Tränen aus und kaufe alle Produkte, die mir bei meinem Problem helfen. Nur Schweißpads habe ich nicht bekommen. Die helfen mir nämlich nicht bei meinem eigentlichen Problem, sagt der Mann.

Die große Schuppenverschwörung

Ix schrieb kürzlich er benutze Head & Shoulders. Damit ist bewiesen, alle Menschen, die ich kenne, mich eingeschlossen, waschen sich ihr Haar mit diesem Produkt. Da stellt sich doch die Frage, ob wir nicht einem selbstinduzierten Schuppenkomplott aufsitzen!

Ich habe gestern Abend besagtes Produkt in meinem Heimlabor gründlich mikroskopiert, zentrifugiert, pipettiert, extrahiert, dialysiert, umkristallisiert und festgestellt: In einer herkömmlichen Flasche des sog. Anti-Schuppenprdukts sind sieben Gramm Schuppen enthalten.

Quod erat demonstrandum.


Image Hosted by ImageShack.us

Rauchfrei = 98% glücklich

Im Januar vor einem Jahr habe ich das Rauchen nach rund zehn Jahren Dauerqualmerei eingestellt.
Die meiste Zeit bin ich sehr froh darüber, weil ich mich besser fühle, weniger stinke, andere nicht mehr belästige und wahnsinnig viel Geld spare.
Es gibt nur wenige Augenblicke, in denen ich Zigaretten sehnsüchtig hinterher schmachte.

Das ist ein ganz seltsames Gefühl. So wie man manchmal einen kurzen Moment an einen Ex-Freund denkt, der im Grunde ein ganz knorker Kerl war. Frei nach dem Peters-Prinzip erinnert man erst nur die schönen Dinge. Alles, was Alltag war, hat man aufgrund der mangelnden Gewichtung ohnehin schon vor Jahren komplett vergessen. Die Engramme sind bereits anderweitig vergeben. Doch dann plötzlich erinnert man sich, was man alles nervig und ätzend fand und es ist einem schlagartig wieder klar, wieso man es nicht mehr miteinander ausgehalten hat und man ist wahnsinnig froh, dass man sich damals nach Jahren der Gewohnheit zu einer Trennung durchringen konnte.

Ganz genauso ist das mit dem Nichtrauchen.

Nachtrag: Wenn ich das lese, weiß ich wieder wie glücklich ich wirklich bin. Es ist wirklich seltsam, wie blind Sucht macht. Ich kann gut nachvollziehen, dass ich das vor zwei Jahren auch noch so gesehen hätte. Jetzt kommt es mir bemitleidenswert vor.

Absatzschwierigkeiten

Absätze, so muss man wissen, waren früher den Reitern und der feinen Gesellschaft vorbehalten. Den Reitern halfen sie festen Halt im Steigbügel zu finden und den feinen Herren und Damen halten sie, nicht in Fäkalien zu versinken. Schließlich war vor ein Paar hundert Jahren die Kanalisation noch nicht erfunden und man entsorgte jeglichen Müll und auch die Ausscheidungen auf der Straße. Ein großzügiger Absatz, besser noch, eine ordentliche Plateausohle verhinderte das knietiefe Versinken im Schmodder.

Als die Kanalisation erfunden war, hielten viele Männer an den Absätze fest, da sie sich so ein Paar Zentimeter an Größe hinzumogeln konnten und somit stärker und mächtiger erschienen.

In moderneren Zeiten freilich tragen kaum noch Männer Absätze. Da sind es schon eher die zierlichen Damen, die sich damit einen größeren Radius zum Schwung ihrer Hüften verschaffen wollen.

Ein langes Bein verändert zudem die Proportionen und lässt selbst die bereits verblühte Dame zumindest von hinten jugendlich und frisch erscheinen.

Schuhe mit Absätzen helfen jedoch nicht nur in optischer Hinsicht zur Kontaktaufnahme mit dem männlichen Geschlecht, wie ich heute selbst feststellen konnte.

Um die Jahreszeit trage ich gerne halbhohe Stöckelschuhe, mit denen ich noch viel lieber spontan in Pflastersteinritzen hängen bleibe.

Ein Hängenbleiben bedeutet dann dass entweder der Schuh einreißt oder aber der Fuß stecken bleibt. Da ich am Fuß hänge, arretiere ich ebenfalls spontan. Das macht sich besonders dann ganz prächtig, wenn man gerade zügig läuft und hinter einem im ungefähr gleichen Tempo ein Mann läuft. Ich bremse also in voller Fahrt ab und mache einen Ausfallschritt. Zehn Millisekunden später sitzt mir ein Mann am ausgestreckten Bein und umschmeichelt meinen Oberschenkel salopp mit seinem Gehänge.

Erst schaut man sich geschockt an, dann lächelt man verlegen und kurz danach ist man in ein Gespräch verwickelt.

Jedenfalls wenn einem da was attraktives aufs Bein springt.

Nicht so schön ist es, wenn es ein stinkender Punk ist. Der einem mit seinem nach Verwesung duftenden Atem mitteilt, dass man eine verdammte scheißdoofe Dumpfkuh ist, aufstößt und sich auf die Anzughose erbricht. Nur ein wenig, das gebe ich zu, schließlich will ich es nicht schlimmer machen, als es war.


Image Hosted by ImageShack.us