Nachdem ich mindestens einmal pro Woche furchtbare Magenschmerzen habe, habe ich ein neues to do für diese Woche: keinen Müll aus meinem Kühlschrank mehr essen.
Überhaupt: einfach mal alles wegwerfen. Irgendwie ist es ein Wunder, dass ich noch lebe. Einmal hatte ich schon eine prächtige Lebensmittelvergiftung. Das war als ich noch bei Daimler gearbeitet habe. An diesem Tag musste ich drei Interviews führen und die Leute wurden allesamt eingeflogen. Ich fühlte die Verpflichtung die Interviews auf jeden Fall durchzuführen und das obwohl ich bereits sieben mal erbrochen hatte. Ab fünf Uhr morgens stieg ich dann auf Kamillentee um. Um sieben Uhr fühlte ich mich so, als könne ich arbeiten gehen.
Freundlicherweise fuhr mich mein Freund bis vor den Haupteingang. Ich stieg aus dem Auto, näherte mich der Drehtür und just in diesem Moment, spüre ich den Brechreiz in mir emporsteigen … nein schießen und zwei Liter Kamillentee explodieren in meinem Magen und schnellen aus meinem Hals, so als wäre ich Hauptdarsteller bei „der Exorzist“.
Der Herr, der zeitgleich mit mir ankam, war, sagen wir, leicht verwundert. Ich wäre am liebsten gestorben vor Pein. Trotzdem bin ich brav ins Büro und hab mir eine Praktikantin geschnappt, der ich folgende Anweisung gab: Wenn ich im Interview auf die Uhr schaue und sage, dass ich einen dringenden Termin vergessen habe, dann musst Du weiter machen.
So saß ich also mit grünem Gesicht im Gespräch und versuchte dem Verlauf zu folgen. Der Bewerber tat mir zunehmens leid. Er wirkte direkt proportional zu meiner Übelkeit verunsicherter. Dann musste ich leider in einen wichtigen Termin, den ich vergessen hatte.
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Es gibt Jahreszeiten, die kann ich nicht leiden. Das trifft vor allem auf die Übergangsjahreszeiten zu. Die erkennt man an Frauen in öffentlichen Verkehrsmitteln. Diese Frauen denken nämlich: „Hey, es ist kein Sommer mehr, ich muss mir die Beine nicht mehr rasieren.“
Diesen Frauen kann ich nur eines sagen: Beinhaare werden nicht unsichtbar, wenn man Nylonstrümpfe trägt. Nein! Sie werden nur noch schrecklicher. Irgendwo las ich mal ein Interview mit europäischen Männern, die beschreiben sollten, was typisch für deutsche Frauen ist. Ein Franzose sagte: …dass Frauen in Deutschland denken, dass die psychedelischen Muster, die Beinhaare unter Nylonstrümpfen machen, sexy sind.
Es ist erschütternd, aber da scheint was Wahres dran zu sein, wenn ich mir Frauenbeine in der U-Bahn anschaue.
Im Frühling denken diese Frauen dann: „Jetzt ist Frühling, jetzt kann ich meine ungepflegten Hornhautfüße mit meinen krummen Zehen, die aussehen wie die Wurzeln, kleiner, verkrüppelter Bäume in offene Schuhe stecken.“
Das ist eine echte Zumutung. Es ist fast so schlimm, wie in der U-Bahn unter unrasierten Männerachselhöhlen zu stehen.
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Lieber Herr Eichel,
gestern Nacht konnte ich wieder ganz schlecht schlafen. Ich mach mir immer Sorgen um die Zukunft. Bestimmt kennen Sie das auch. Deswegen will ich Ihnen mal schreiben, weil ich glaube, ich habe nämlich die Lösung für die ganze Finanzmisere und das Rentenloch und so gefunden.
Ich hab mal so überlegt was die Deutschen gerne tun. Sie lesen gerne Selbsthilferatgeber und sie sammeln gerne Sachen. Das erste hilft jetzt wahrscheinlich nicht so wirklich – aber in der zweiten Leidenschaft, da is richtig Potenzial drinnen.
Hast Du – haben Sie schon mal überlegt, ob man nicht schöne, bunte Symbole auf die Rückseiten von Geldscheinen drucken könnte? Also so Sammelsymbole, meine ich jetzt. Aber das darf man nich bei allen Scheinen machen, da muss man vorher schon gut überlegen, wie man es macht. Aber das hab ich:
Also, meine Idee ist folgende:
1. Man bedruckt die kleinen Scheine, also die Fünfeuroscheine, mit hübschen Sammelsymbolen (Katzen oder so, viele Leute mögen Katzen; Hunde vielleicht auch).
2. Man bedruckt die ganz großen Euroscheine, also die Fünfhunderter mit Sammelsymbolen (Perserkatzen zum Beispiel, die Katzen auf den teuren Scheinen müssen schon ein bißchen was her machen).
Sicherlich kratzen Sie sich jetzt am Kopf und denken: Was solln das bringen? Ich erklärs Ihnen geschwind:
1. Die untere Mittelschicht fängt an ganz viele Fünfeuroscheine zu sammeln. Sie sammeln und sammeln und irgendwann haben sie einen ganzen Packen Geld. Dann sprichst Du mal mit Deinem Freund, dem Herrn Clement, der soll mal mit den ganzen Wirtschaftsbossen sprechen, damit die ihre Produkte wie folgt anbieten: Wenn jemand was kaufen will, was z.B. 100 Euro kostet, dann bekommt er was im Wert von 120 Euro, wenn er mit den symbolbedruckten Scheinen zahlen tut.
Das hat den Effekt, dass die Leute erst ganz viel sparen tun. Das is aber nich so gut, wenn sie es nicht ausgeben. Also muss man was machen, damit sie es ausgeben, sonst steigen ja die Zinsen und alles wird teurer. Das will ja niemand. Wenn man aber ganz viele Produkte mit 20 Prozent Ermäßigung kaufen kann, dann geben alle ihr gespartes Geld wieder aus. Das ist toll, weil das kurbelt die Wirtschaft an.
Es ist natürlich nich so gut, nur von den armen zu nehmen. Deswegen hab ich mir noch das mit den großen Scheinen ausgedacht.
2. Die Reichen fangen jetzt an ihre großen Geldscheine zu sammeln. D.h. dass sie ihr Geld nicht ins Ausland bringen sondern immer im Geldbeutel tragen, um sich die Bildchen zu zeigen. „Schau mal, meine Perserkatze hat ein hellblaues Halsband.“
Das is schon mal gut, weil das Geld in Deutschland bleibt und nich ins Ausland gebracht wird. Wenn dann die Geldbörsen immer voller und voller werden von den ganzen Scheinen, dann verlieren die Reichen, die Eltern sind, schon mal schnell den Überblick, wie viel tausend Euro sie denn gerade mit sich rumtragen. Wenn es dann auch so Kinder in Deutschland, wie die Paris Hilton in Amerika gibt, dann sind die bestimmt oft sehr ungezogen und klauen Scheine aus dem Portemonaie, damit sie sich schöne Sachen kaufen können. Das bedeutet also wiederum, dass das Geld in Umlauf kommt (und da gleich ganz viel, weil es sind ja die großen Scheine) und der Konsum angekurbelt wird.
So Herr Eichel, ich hoffe, ich habe Dir ein bißchen geholfen und Du machst was draus. Dann können wir beide besser schlafen und das wär wieder ne Sache für die Ulla Schmidt, weil wer gut schläft ist weniger krank.
Viele Grüße
Ihre nuf
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Heute verleihe ich mir den goldenen Orden an Geistesschwäche. Dank Frau Zucker habe ich jetzt auch eine zeitgemäße Erfassung der Leser meines Blogs. Da schaue ich auf die Liste und denke: Oh mein Gott! Wer hat denn noch nen Internet Explorer 4.0 und Windows 95???
Mein Mitleid steigt ins Grenzenlose. Zeitgleich kämpft sich mein Gehirn langsam aber sicher durch den emotionalen Nebel. Der Groschen fällt unaufhaltsam zu Boden.
Die Antwort lautet: Ich.
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Myron Reducto (20:31): Du hast ein prominentes Blog. Du musst über Lurchi schreiben.
Myron Reducto (20:33 PM) : Nuf!
nuf (20:33 PM) : Ich kann nich über Lurchi schreiben.
Myron Reducto (20:33 PM) : Aber du musst.
Myron Reducto (20:34 PM) : Lurchi wird sonst sterben!
nuf (20:34 PM) : Aber es ist schon alles geschrieben worden.
Myron Reducto (20:34 PM) : Nein.
nuf (20:34 PM) : Ich habe keine emotionale Bindung zu ihm.
Myron Reducto (20:34 PM) : Nicht von dir.
Myron Reducto (20:34 PM) : Was??
nuf (20:34 PM) : ich … kann … nicht
nuf (20:34 PM) : es tut mir leid
Myron Reducto (20:35 PM) : Ich bin so… enttäuscht
nuf (20:35 PM) : *zubodenschau*
Myron Reducto (20:35 PM) : Ich weiss nicht, was ich sagen soll
Myron Reducto (20:35 PM) : es ist..
Myron Reducto (20:35 PM) : so..
nuf (20:35 PM) : Ich hab damals Knax gelesen, aber nie was mit Lurchi gehabt
Myron Reducto (20:35 PM) : so..
Myron Reducto (20:35 PM) : Knax.
nuf (20:35 PM) : Ja
Myron Reducto (20:35 PM) : Hattest du nie Salamanderschuhe?
nuf (20:36 PM) : Nein
Myron Reducto (20:36 PM) : Mann
nuf (20:36 PM) : Ich kann diesen Dialog mit einem Verweis auf den anderen Blog abbilden
Myron Reducto (20:36 PM) : Ja
nuf (20:36 PM) : Mehr kann ich nicht tun.
Myron Reducto (20:36 PM) : Das ist besser als nichts.
nuf (20:36 PM) : Ja
Myron Reducto (20:36 PM) : Gut.
Betretene Stille.
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Das komplette Wochenende freute ich mich auf die Rückkehr meines Freundes. Freudestrahlend und ziemlich stolz auf mein Unternehmen ob der Pünktlichkeit der Ankunft des Zuges, stand ich quasi erwartungsfroh am Gleis, um ihn zu empfangen.
Der Zug hält an, die Türen gehen auf und heraus kommt der Grinch mit einem schreienden Gnom am Arm. Kurze Information: „Hallo, er hat sich bis zum Hals eingekackt.“
Unnötig das zu erwähnen, es roch süßlich nach Kinderkacke. Also auf zum Behindertenklo mit Babywickelvorrichtung.
Super Sache diese öffentlche Einrichtung. Völlig sauerstoffarm und frischluftdicht, die wahre Freude dreißig Minten lang in diesem fünf Quadratmeter großen Raum zu verbringen. V.a. wenn das Kind schreit, der Freund kurz vorm Kollaps steht und alles voller Kinderexkrementen ist. Was solls. Ich bereite kleine Klopapierballen vor, die ich feucht machen will. Das Wasser geht jedoch nur an, wenn man vorher den Seifenspender betätigt. Dann hat man grob geschätzt zwanzig Millisekunden das Papier zu befeuchten, bis ein Handföhn automatisch angeht und den Raum kontinuierlich auf vierzig Grad Celsius erhitzt.
Draußen rüttelt jemand wie irre an der Klinke und drinnen häufen sich die Kottücher auf der Toilettenbrille.
Zwischenzeitlich entscheidet das Kind, dass nicht Socken sondern eine Strumpfhose anzuziehen seien und nicht jene Hose passend sei sondern die andere und das überhaupt die Schuhe jetzt nicht angezogen werden möchten.
Mein Freund fragt mich kurz nach dieser Grenzerfahrung:
– Und möchtest Du jetzt noch Kinder?
– Ja, sieben.
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Schminke ist eindeutig eine der größten Errungenschaften der Zivilisation. Seit Samstag habe ich neue Nachbarn. Die klingelten am Abend freundlich und fragten mich nach Strom. Also bauten wir aus sieben Verlängerungsschnüren eine Leitung, die man durch das Fenster in die untere Wohnung hängen lassen konnte.
Als der junge Mann um 18 Uhr klingelte, war ich gerade von meinem nachmittäglichen Samstagschlaf erwacht und öffnete in T-Shirt und Schlabberhose mit explodierter Frisur und kissenverschmierter Wimperntusche. Als ich um neun Uhr die Wohnung verließ, selbstredend in abendlicher Höchstform und vollständig schönheitswiederhergestellt und den Herren das Kabel zurück bringen wollte, sagte jener, der mich drei Stunden zuvor um Strom gebeten hatte: „Hey, danke für das Zurückbringen. Sag deiner Mitbewohnerin auch noch mal herzlichen Dank!“
Grrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr!
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Zu einer der besten Ausstellungen in diesem Jahr, gehört für mich die Sophie Calle Ausstellung im Martin Gropius Bau. Das war für mich die interessanteste Mischung aus Foto und Schriftstellerei, die ich überhaupt jemals gesehen habe.
Ich glaube, ich bin autistisch und wahnsinnig genug, um jetzt mein schon länger angepeiltes, aber niemals systematisiertes Projekt anzugehen.