109811535717387834

Lustige Telefonate nachdem mein Mitbewohner nun der Mitbewohner meines Nachbarn ist.

Nachbar: Wann kommt er heute denn nach Hause?
Ich: Er wollte eigentlich gleich nach der Arbeit nach Hause kommen. Wir haben gerade telefoniert.
Nachbar: Wann ist das?
Ich: Sag mal, kann es sein, dass Du Dich nicht für Dein Kind interessierst?
Nachbar: Er ruft mich doch nie an und außerdem ist er ja immer bei Dir! Trinkt er Bier?
Ich: Nein, das weisst Du doch!
Nachbar: Woher soll ich das wissen, ich sehe ihn doch so selten!
Ich: Siehst Du, Du interessierst Dich nicht für ihn!

109800635533828821

Weia, ich hab ja das Aufregendste der letzten Woche vergessen: Meine Betriebsstörung in der U-Bahn! Mein Zug fuhr um 17.44 h am Zoo ab, weswegen ich mich um 17.10 h in die U-Bahn begab. Planmäßig wäre ich zwölf Minuten später am Bahnhof gewesen. Meine Anziehungskraft unerklärlicher Ereignisse machte mir jedoch einen Strich durch die Rechnung. Die U-bahn blieb genau zwischen Wittenbergplatz und Zoo stecken. Da stehen wir also im Tunnel. Ich stehend, mit einer Tonne Gepäck und ca. 50 im Waggon eingepferchte Fahrgäste. Zehn Minuten passiert nichts, dann eine Durchsage: Aufgrund eines technischen Defekts müssen wir leider stehenbleiben. (Ach! Hab ich ja noch gar nicht gemerkt!)
Dann geht das Licht aus, Waggon für Waggon. Sah irgendwie nett aus. Klick, klick, klick. Da stehen wir also. Ich denke: große Klasse, hoffentlich hat der Zug Verspätung! Weitere zehn Minuten vergehen. Langsam wird es heiß im Abteil. Ich öffne also meine Jacken und lege den Schal ab und versuche mich zu erinnern, an welcher Stelle im Koffer ich meine Kamera versteckt habe, fange an zu kramen, meinen Kopf am Hintern meines Vordermanns und meine Arme an den Knien der Nebenstehenden. Wühle, wühle. Kaum habe ich sie in der Hand, geht natürlich das Licht wieder an. Toll! Ich bin begeistert. Kein Foto aber den Zug verpasst. Es ist rätselhaft. Seitdem ich bei die Bahn arbeite, hatte noch keiner meiner Züge auch nur eine Minute Verspätung.
Auf Raten von Frau Zukka erstehe ich am Bahnhof eine „Neon“. Allerdings konnte ich keinen Satz lesen, weder am Bahnhof noch im Zug. Ich hatte wieder mein Erzählt-mir-doch-bitte-Eure-Lebensgeschichte-Gesicht auf. Das finde ich immer wieder unglaublich. Da sitze ich mit Kopfhörern zeitschriftlesend und offensichtlich hält das niemanden davon ab, mich munter zuzutexten.
Wo sind die Zeiten hin, in denen mir noch unfassbare Arroganz unterstellt wurde?

109800216286555132

Wenn ich mich an die Flick-Ausstellung erinnere, erscheint sie mir besser, als sie mir kurz nach dem eigentlichen Besuch erschien. Da stellten sich mir im Wesentlichen zwei Fragen:
1. Wie viel Zimmer besitzt Herr Flick, dass der ganze Müll in seine Gemächer passt?
2. Warum blieb mein sittlich-moralisches Empfinden so unberührt, obwohl an einigen Türen stand: bevor sie diesen Raum betreten, bedenken sie bitte, dass die Exponate ihr sittlich-moralisches Empfinden verletzen könnten?
Wie auf jeder Dokumente gab es zwischen dem ganzen mit Pornobildchen beklebten Gerümpel natürlich auch ansprechende Exponate. So zum Beispiel die Bilderserie eines verspäteten Pyromanen, der seine Wollmütze an einem langen Bindfaden an eine Rakete band, um den funkensprühenden Start seiner Kopfbedeckung fotografisch festzuhalten.
An mein trautes Heim erinnerte mich eine übergroße Sofa-Sessel-Kombination, auf die man sich platzieren konnte, um fern zu sehen. Da ich keinen eigenen Fernseher besitze, habe ich gierig Platz genommen und setze mich versehentlich auf eine ca. 20 mal 60 Zentimeter große Fernbedienung, die tatsächlich funktionsfähig war. Es hat großen Spaß gemacht die umliegenden Leute zu beobachten, wie sie sich in die Filme vertieften, um dann am Höhepunkt ihres Interesses umzuschalten.

Image Hosted by ImageShack.us

109800211947171728

Im Anschluss an die Ausstellung sind wir zu Fuß zu mir nach Hause gelaufen. Unterwegs konnte ich eindrücklich beweisen, dass an mir ein großer Baseballstar verloren gegangen ist, da ich wie keine andere fliegende Gegenstände mit einem Stock wegschlagen kann. Mein Begleiter war so sicher, dass ich sein Portomaonie nicht treffe, dass er es mir experimentell zur Verfügung stellte. Als die ganzen Visitenkarten, Geldscheine und Bankkärtchen über die Invalidenstraße durch die Luft segelten, hätte ich ein Foto machen sollen. Ein Stückchen weiter entdeckten wir ein Geschäft welches zahlreiche, für den Alltag unverzichtbare Gegenstände Feil bot. Darunter auch die Facettenaugenbrille, die wir natürlich gleich ausprobierten. Die Stadt ist plötzlich voller Köpfe und Lichter und alles ist ca. zehn Zentimeter von einem entfernt und man bahnt sich händefuchtelnd seinen Weg.
Ich habe jetzt jedenfalls sehr viel mehr Verständnis für Fliegen.

Image Hosted by ImageShack.us

109800207501236337

Zum den familiären Festivitäten in Lübeck ist nicht viel zu sagen, außer vielleicht, dass es bestimmt nicht viele Mütter gibt, die ihren 60. Geburtstag entspannt in der Gothicwohnung ihrer jüngeren Tochter zwischen mehreren hochgiftigen Spinnen, zirpenden Grillen, einer Gruppe Würgeschlangen und drei Meerschweinchen verbringen.

Image Hosted by ImageShack.us

109800198330883299

Ein echtes Highlight in der letzten Woche war meine Kleidertauschparty, die mir ursprünglich in den Sinn kam, weil ich meinen Kleiderschrank leeren wollte. Jede Frau besitzt schließlich unzählige Kleidungsstücke, die sie nicht mehr trägt (oder gar nie getragen hat), die aber zu gut erhalten sind, um sie der Kleiderspende zuzuführen. Also lud ich meine Freundinnen ein und forderte sie auf, ihre Kleiderschränke nach Unnötigem zu durchforsten. Wir tranken zu Beginn Sekt und fütterten uns mit Schokolade und alle klagten wie aus einem Munde: „Ich hab gar nichts gefunden. Ich habe nur Müll dabei – das ist mir fast schon peinlich.“
Als die Stimmung dann ihren Höhepunkt erreichte, forderte ich alle auf den Inhalt ihrer mitgebrachten Tüten zu präsentieren. Kaum lagen die ersten Kleidungsstücke im Zimmer, ging das Gekreische los: Waaas? Das willst Du nicht mehr? Das ist doch total schön!!! Darf ich das anprobieren? Nein ich! Nein ich! Nach zwei Stunden intensivsten Umziehens und Ausprobierens hatten alle vier bis zwölf neue Kleidungsteile, über die jeder schwer begeistert war. Mir ging es dabei nicht anders. Ich wurde zwei seit drei Jahren nicht mehr getragene Röcke, einen ollen Pulli und drei Schlunzhosen los und bekam dafür ein wunderbares 80er Jahre Ringel-T-shirt, eine totschicke Bluse, zwei wunderbare Oberteile und eine grandiose Anzughose. Man beschwor mich, die Feier im Frühjahr zu wiederholen.

109751770350293043

Keine Sorgen bitte, ich bin nicht tot. Ich hab nur keine Zeit. Als Teaser, Stichworte zu den Geschichten, die folgen werden: Ich bin jetzt hip * am Wochenende kochte ich mit einer Fliegenaugenfacettenbrille – was sich unerwartet schwer gestaltet (wahrscheinlich einer der Gründe warum Fliegen nicht zu kochen fliegen) * die Flick-Ausstellung ist gaga * morgen steigt endlich die Mädchen Kleiderschrankfüllparty und übermorgen fahr ich nach Lübeck und nehme somit meinen 3. und 4. Urlaubstag in diesem Jahr.

109708679326233691

Freitag morgen fährt mein Mitbewohner mit dem Auto in die Arbeit, weil er Nachmittags nach Bamberg fahren will. Die Batterieleuchte blinkt. Als er sich dann auf den Weg Richtung Autobahn macht, dauert es keine fünf Minuten und die Karre geht aus. Also mitten im Berufsverkehr auf die Busspur rollen und den ADAC anrufen. Die Dame im Call-Center verkündet: Wartezeit eine Stunde. Eine halbe Stunde später klopft es an sein Fenster: „Hey, hassu Problem?“ Mitbewohner schildert die Lage. „Machsu Auto an.“ Mitbewohner dreht Schlüssel, nichts tut sich. „Machsu Motorhaube auf!“ Mitbewohner öffnet Motorhaube. „Ah, isse Lichtmaschine!“ Mitbewohner im naiven Optimismus, „Ne, das ist nur die Batterie, ich warte auf den ADAC“. „Könne wir versuche su überbrücke, müsse nur Auto über Straße schiebe:“ In Anbetracht der Tatsache, dass das Auto im stetig wachsenden Rushhourverkehr auf einer vierspurigen Straße steht, besteht mein Mitbewohner darauf, auf den ADAC zu warten. Der freundliche Herr wartet mit, fragt alle Viertelstunde, ob er das Auto verkaufen will und geht ab und zu weg, um „eine Tüte Tee“ zu holen. Eine weitere Stunde später ruft der ADAC an und fragt, wo das Auto steht, er sei nun in der Potsdamerstraße in Zehlendorf. Dummerweise stand mein Mitbewohner in Schöneberg. Wieder dreißig Minuten später kommt das gelbe Auto endlich, überbrückt, Auto geht aus, Diagnose: Lichtmaschine. Therapie: Auto abschleppen, Lichtmaschine reparieren. Serdal (nach 1,5 Stunden gemeinsamen Wartens, ist der Name bekannt), sagt: „Ich helfa Dir!“ Also ADAC fährt von dannen, Serdal ruft „Fachmann“ an und schildert auf türkisch kurz die Lage. „Alles klar, Fachemann kommte sofort.“ Fünf Minuten später ein zweites Telefonat. „Ah, kommsu mit in mein Auto, holen wir Fachemann!“ Mitbewohner steigt gutgläubig ein und fragt sich erst als sie bei einsetzender Dunkelheit im Regen unter einer Brücke stoppen, ob das Vorgehen eine gute Idee war. Statt eines Überfalls, steht da freundlich der Fachmann. Zehnminütige Diskussion auf türkisch, es fällt mehrere Male das Wort Lichtmaschine. Offensichtlich gibt es in der Türkei keine Lichtmaschinen. Also zurück auf die Busspur. Wortlos macht sich der Fachmann daran die Lichtmaschine auszubauen. Der andere erläutert „Werkestatt isse überall, was willsu zahlen?“ 100 € so lautet der Vorschlag, 300 € so die Gegenfoderung, während der Erste auf der Busspur versucht, die ausgebaute Lichtmaschine zu öffnen. Längere Diskussion, Serdal schlägt vor zum Preisvergleich zu einem VW-Händler zu fahren. Kostenvoranschlag 400 €. Also wieder zurück, die Einigung lautet 200 €. Mittlerweile sieht der Fachmann ein, dass sich die Lichtmaschine nicht öffnen lässt. Verschwindet kurz und kommt mit einer anderen Lichtmaschine unterm Arm wieder. Nachdem diese eingebaut ist, springt das Auto leider immer noch nicht an. Also geht er wieder los und baut die Batterie aus Serdals Auto aus, baut sie bei meinem Mitbewohner wieder ein. Wagen springt an, bei laufendem Motor wird die alte Batterie wieder eingebaut. „Willsu Auto jetzt verkaufe?“ Mitbewohner will immer noch nicht. Sie tauschen Telefonnummern aus und vereinbaren sich wiederzutreffen, um die reparierte Lichtmaschine gegen weitere 100 € auszutauschen.
In Bamberg dann bietet sich zufällig die Gelegenheit, ein anderes Auto zu kaufen. Also ruft mein Mitbewohner auf dem Rückweg Serdal an und verkündet: „Ich möchte mein Auto verkaufen“. Ein Treffpunkt wird verabredet. „Was willse Du haben?“ Der Mitbewohner pokert: 800 €? Serdal lacht herzlich, „Gebe ich Dir 100 €“. So handeln sie hin und her, bis sie nach einer Probefahrt schließlich bei 500 € angekommen sind. Der Kaufvertrag wird auf die Rückseite einer Telefonrechnung, die gerade im Auto rumliegt, schriftlich fixiert. Serdal drückt ihm 400 € in die Hand und sagt: „Hole ich in swei Woche ab, schöne Abend noch.“ und verschwindet in der Nacht.