Schminke ist eindeutig eine der größten Errungenschaften der Zivilisation. Seit Samstag habe ich neue Nachbarn. Die klingelten am Abend freundlich und fragten mich nach Strom. Also bauten wir aus sieben Verlängerungsschnüren eine Leitung, die man durch das Fenster in die untere Wohnung hängen lassen konnte.
Als der junge Mann um 18 Uhr klingelte, war ich gerade von meinem nachmittäglichen Samstagschlaf erwacht und öffnete in T-Shirt und Schlabberhose mit explodierter Frisur und kissenverschmierter Wimperntusche. Als ich um neun Uhr die Wohnung verließ, selbstredend in abendlicher Höchstform und vollständig schönheitswiederhergestellt und den Herren das Kabel zurück bringen wollte, sagte jener, der mich drei Stunden zuvor um Strom gebeten hatte: „Hey, danke für das Zurückbringen. Sag deiner Mitbewohnerin auch noch mal herzlichen Dank!“
Grrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr!
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Zu einer der besten Ausstellungen in diesem Jahr, gehört für mich die Sophie Calle Ausstellung im Martin Gropius Bau. Das war für mich die interessanteste Mischung aus Foto und Schriftstellerei, die ich überhaupt jemals gesehen habe.
Ich glaube, ich bin autistisch und wahnsinnig genug, um jetzt mein schon länger angepeiltes, aber niemals systematisiertes Projekt anzugehen.
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Heute bekam ich zudem noch eine sehr interessante URL gepostet. Als postmoderne Frau muss ich mich dieser Thesen verwehren. Ich persönlich glaube, dass Frauen ab einem Nettoeinkommen von
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Vor grob geschätzt drei Monaten begegnete mir am Ostbahnhof ein innovativer Penner. Er kam auf mich zu, packte mich am Kragen und lallte in mein Ohr: „Eyhassemaenpaarcentweilischwill *hicks* nämmischnerockbandgründen.“
Fand ich super, hab ich gleich nen Euro gegeben. Und heute seh ich die ersten Früchte meiner Investition.
Nach Verabschiedung der ganzen Bloggerbande, verpasse ich wie üblich meine U-Bahn und setze mich, um die bis zur nächsten U-Bahn verbleibenden fünfzehn Minuten möglichst energiesparend zu überbrücken, auf eine Bank, als mich von hinten wieder eine Hand am Stehkragen packt: Hassemalnpaarcent *börb* kannsedirauchnliedfürwünschen!“
Ich drehe mich um und wen sehe ich da? Den Herren vom Ostbahnhof mit einer Gitarre in der Hand. Ich krame in meiner Handtasche, zücke das Portemonnaie und wünsche mir, ohne lange zu Überlegen, in Gedenken an einen gewissen Herren, der dieses Lied heute lobend erwähnte – Bed of Roses von John Bon Jovi. Der Mann mit Gitarre zögert nicht lange und singt mir eine bis dato völlig unbekannte sächsische Version des kuscheligen Rockliedes (des Platzes halber zitiere ich nur den Refrain):
I wönna laaaiiii jüüüü dauuun ina böd of rösääääs
Wor tuneid eil sliiiib on a bed öf näääils
Ei wönna biiii dschast äs clös äs jur höly göööhhst is
änd laaaiay jüüüü dauuun ina böd of rösääääs
[…]
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Irgendwie bin ich neidisch, dass die anderen sehen können, wie viele Hits sie haben und wer alles den Blog liest.
Deswegen muss man das jetzt händisch machen. Jeder der hier herkommt, muss sich in der Kommentliste eintragen und schreiben wie oft er an einem Tag da war. So.
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Oh Weia! Ich war mal wieder so geplättet von der Woche, dass ich mich um 20.30 hingelegt habe und leider vergessen habe, den Wecker zu stellen. Also fuhr der Zug ohne mich zum MBA-Day. So ein Ärger. Wenigstens reduziert das die Ausreden meinen hausfräulichen Pflichten nachzukommen …
Der Vorteil: Frau Zukka äußert sich nicht mehr empört über die mangelhaft gespülten Tassen.
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Tag: Ein Signaturkürzel. Wird unter anderem in der amerikanischen Gang-Kultur als territoriale Markierung benutzt.
Das sagt das Graffitilexikon. So’n Käse! Taggen ist mit Eddings alles sinnlos bekritzeln.
Taggen ist zur Zeit sowas wie meine Profession. Ich tagge Buchstaben auf Flipcharts, tagein, tagaus, Stunde um Stunde, bis meine Hände von oben bis unten mit Edding beschmiert sind (übrigens ein edding 800, 12 mm Schriftbreite). Irgendwie sehe ich nach der Arbeit aus, als käme ich aus dem Handwerkunterricht der Grundschule.
Im alten Job habe ich ständig irgendwelche Folien gebastelt und mich dabei gefragt, wie Meetings eigentlich vor Powerpoint funktioniert haben. Jetzt weiss ich es: Oldschool Metaplanwand, Flips und Kärtchen.
Und ich mit meiner Sauklaue bereite die Flips für meine Workshops vor. Ganz groß. Üblicherweise verschreibe ich mich dann ganz unten rechts, wenn das Flip eigentlich schon fertig war. Das Gute daran ist, wenn ich beim Erklären wieder mal nervös sein sollte, sieht man das Händezittern wenigstens nicht fünf mal fünf Meter als Schatten an die Wand projiziert.
Der positive Aspekt an meiner schrecklichen Schrift ist: ich besitze den unerschütterlichen Glauben dass beruflicher Erfolg unmittelbar mit Schriftleserlichkeit korrelieren. Je unleserlicher die Schrift, desto erfolgreicher. Deswegen sind Tags im Grunde ne gute Sache.
(Ok, es sei denn, ein Arsch hat sie genau auf die Abfahrtszeiten des Busfahrplans platziert…)
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Mein Ex-Mitbewohner, der nun Inhaber meines alten Jobs ist, sendete mir heute ein Mail aus meinem alten Postausgang. Es dokumentierte seine Freunde über einen Mailwechsel mit meiner damaligen Sachbearbeiterin in einer, sagen wir „Behörde“. Es lautete:
Sehr geehrte Frau Bollocks,
leider schicken Sie das Fax gerade an meine Telefonnummer. Bitte senden Sie es an folgende Nummer: 030/xxx- xxxxx
Vielen Dank!
Man mag es nicht glauben, aber dieses Mail war Ausdruck eines Nervenzusammenbruchs meinerseits. Vorgeschichte wie folgt: Ich hatte einen Bericht zu verfassen und meine liebe Mühe das Beamtendeutsch zu verstehen und alles wunschgemäß auszufüllen. Bei den Finanzen war ich auch äußerst gewissenhaft und sendete die erarbeiteten Unterlagen zum Gegencheck an meine Finanzsachbearbeiterin. Die rief an und sagte:
– Nein, sie dürfen das nicht zusammen rechnen, das sind Pauschalen!
Ok. Ich schreibe also die Pauschalen in das Feld und schicke ihr die Unterlagen erneut zu. Ring, ring, Frau Bollocks am Apparat:
– Das sind ja überhaupt nicht die mathematischen Summen! So geht das nicht.
Ich atme tief ein:
– Also soll ich die errechenbaren Summen eintragen, auch wenn diese von den zugewiesenen Pauschalen abweichen?
Ich schicke die Unterlagen ein drittes Mal. Anruf Frau Bollocks:
– Frau Nuf!!! Da dürfen sie doch nicht rechnen, da müssen sie die PAUSCHALEN EINTRAGEN!
Ich gehe in innerliche Meditierhaltung, schnaube leicht durch die Nase:
– Pauschalen wollen sie da also sehen?
Dieses lustige Ping-Pong-Spiel läuft geht sieben Mal genau auf diese Art und Weise ab. Das siebte Mal habe ich vorgeschlagen, sie möge mir ein Fax schicken, wie sie es haben möchte. (Die großartige Regel lautet in dieser Behörde nämlich – Sie darf es nicht selbst tun.)
– Haben sie denn meine Faxnummer, Frau Bollocks?
– NATÜRLICH! Was denken sie denn? Hmmmm?
Ganz wunderbar! Drei Minuten später klingelt mein Telefon. Ich nehme ab, hach! ein Fax ruft mich an. Ich lege auf. Es klingelt wieder, ein Fax ist dran. Ich nehme nicht ab, das Fax piept auf meinen Anrufbeantworter, der 15 Min laut aufnimmt (UND: um die Aufnahme zu löschen, muss ich im Anschluss das Geräusch nochmal fünfzehn Minuten anhören). Also bevorzuge ich die klingel-abnehm-aufleg-Variante. Das geht eine halbe Stunde so. Ich versuche Frau Bollocks natürlich anzurufen und zu bitten, diese Endlosanwahlschleife zu stoppen. Sie ist selbstredend nicht zu erreichen. Wahrscheinlich saß sie kichernd in der Kantine und trank Kaffee. Als letzter Ausweg fiel mir diese Mail ein, in der Hoffnung, sie möge mir was-auch-immer vergeben und den Terror stoppen.