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Dieser Samstag begann mit einer Katastrophe. Nach nur vier Stunden Schlaf klingelte mein Wecker, weil ich meine Putzfrau erwartete. Dem Tode näher als dem Leben, quäle ich mich aus meinem Bett, um meinen ganzen Krempel im Schrank zu verstauen (damit sie überhaupt Platz zum Putzen hat). Eine halbe Stunde später fällt mir ein: sie hat Urlaub. Leider hab ich mir nicht gemerkt wann sie wiederkommt. Da ich schon mal wach war, wollte ich die Zeit nutzen und ausnahmsweise einkaufen gehen. Einkaufen um diese Uhrzeit ist eine böse, böse, böse Idee. Zwischen zehn und vierzehn Uhr gehen nämlich nur frustrierte Karrierefrauen mit Arschlochkindern einkaufen (Tschuldigung, das mußte ich von einem anderen Blog klauen, aber es ist so unsäglich passend). Da wird man halbverschlafen angerempelt oder immer und immer wieder mit dem Kinderwagen angefahren. Wenn man die Dame irritiert ansieht, erntet man Todesblicke. Sie zicken sich gegenseitig an und vergiften die Luft. Ihre Kinder schreien schrill und sitzen in den Einkaufswägen wie in kleinen Gefängnissen und rütteln an den Metallgittern. Schrecklich! Ich bin schnell wieder nach Hause und dann sofort ins Bett. Heute Abend treffe ich mich mit jemanden, den ich fünf Jahre davon überzeugen musste, dass er mich unbedingt mal kennen lernen will. Er bringt seine Freundin mit und hat sich gewünscht, dass wir uns ununterbrochen anzicken. Ich werde mir einfach vorstellen, dass sie eine dieser Frauen von heute morgen ist. Ich sollte Vorschläge für die Abendgestaltung machen. Da ich nicht kreativ bin, muss ich auf eine externe Anregung zurück greifen: Ringbahntrinken. Das geht so: Man nimmt zwei Würfel und eine Münze mit und steigt an einer beliebigen Station in die Ringbahn ein, würfelt und fährt so viele Stationen wie Augen gewürfelt wurden. Man verlässt den Bahnhof, wirft eine Münze. Kopf bedeutet rechts und Zahl links. Daraufhin kehrt man in die erste Kneipe ein, die einem begegnet und trinkt ein Bier. So fährt man fort bis man irgendwann an der Ausgangsstation wieder angekommen ist. Ich hab ein bißchen Angst, dass ich nie mehr zurück komme.

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Kann das sein? Scissor Sisters in Deutschland und dann spielen die nur bei Radio Fritz und auf dem Melt Openair in Grafenhainichen? Is ja naheliegend. Grafenhainichen, Toronto, Vancouver, Seattle, San Francisco, Los Angeles, New York …. Das is doch total gemein. Wenn ich auf die Uhr sehe, dann habe ich eigentlich genau noch acht Stunden, um jemanden mit Auto, Zelt und Zeit am Wochenende kennen zu lernen, der mich dorthin begleitet. Der Kerl aus der 7. Etage hat bestimmt ein Gefährt. Schade, dass er sich so Mühe gibt, mir aus dem Weg zu gehen.

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Kurzentschlossen eine neue CD zu erwerben, betrete ich nach der Arbeit ein großes, kommerzielles Musikgeschäft. Nach halbstündiger Suche unter allen mir naheliegend erscheinenden Kategorien, gebe ich auf und laufe zum Informationsschalter:
„Guten Tag, ich suche eine CD von Tomte. Können sie mir vielleicht sagen unter welcher Kategorie sie zu finden ist?“
„Nä“
Kaufwillig ziehe ich die Augenbraue hoch. „Bedeutet das, sie können es mir nicht sagen oder bedeutet es, sie haben keine CDs von Tomte?“
„Wie?“ Ich räuspere mich, setze erneut zum Sprechen an. Bevor das erste Phonem meinen Sprechapparat verlässt, werde ich unterbrochen.
„Hamma nich.“
„Wären sie wohl so freundlich in ihrem eigens zu diesem Zweck zur Verfügung stehenden Rechner nachzusehen?“
Zähneknirschen. „Wie solln die heißen?“ „Tomte“ „Wieee?“ „Tomte“ „Könnense dit ma buchstabieren?“ „T – O – M – T – E“
Verkäufer tippt „T – o – l – t – e“ „Sehense, hamma nich“ Ich atme tief ein. „Wenn sie es vielleicht T – O – Marta – T – E schreiben würden, wäre unser Unterfangen evtl. mit Erfolg gekrönt“ Verkäufer schnaubt doppelt so laut, hämmert die gewünschten Buchstaben ein. „Die jibbet ja wirklich!“ „Tatsächlich? Wie unerwartet. Können sie mir denn nun sagen, WO ich diese CD finden kann?“
„Nä.“
Ich bekomme ein nervöses Zucken in meinem rechten Augenlid. Mit zuckersüßer Stimme frage ich erneut nach: „Und wieso nicht?“
„Hammwa nich.“

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Aufzugtriologie

Jeden Morgen gehe ich mit meinem Mitbewohner zusammen in die Arbeit. Wir betreten gerade das Gebäude als ich sehe, dass „der schöne Mann“ meines Unternehmens das Drehkreuz passiert und auf den geöffneten Aufzug zusteuert. Eigentlich unterhalte ich mich gerade mit meinem Mitbewohner. Kurz entschlossen breche ich das Gespräch mitten im Satz ab, hechte zum Drehkreuz und werfe mich zwischen die sich schließenden Lifttüren. Dabei erleide ich ein weiteres Mal mittelschwere Quetschungen. Ich quieke und drücke mich durch die Öffnung. Durch den Schwung rempel ich ihn fast an. Ich grinse verlegen. Er mustert mich wie ein seltenes Insekt. Um seinen Hals hängt vorschriftsgemäß sein Konzernausweis. Leider verdreht. Während er sich mit einem Kollegen unterhält, versuche ich durch verschiedene Schiefstellungen meines Kopfes den Namen zu lesen. Vergebens. Immerhin erfahre ich zwei elementare Dinge: er arbeitet in der siebten Etage und seine Stimme klingt angenehm.

Eine Woche später stehen wir in der Etage unseres Cafés vor dem Aufzug. Wir drücken beide auf die Aufzugruftaste. Leider führt mich mein Weg nach oben und er strebt die entgegengesetzte Richtung an. Der erste Aufzug ist für mich. Ich steige ein, will mich lässig an der Stange zu meiner Rückenseite abstützen und ihn anlächeln. Leider greife ich daneben. Auch diesmal ist sein Blick eher als verständnislos als als flirtbereit zu deuten.

Wieder ein Paar Tage später. Gleicher Ort. Nur dass wir diesmal beide schon im Aufzug sind und er in der Caféetage aussteigt und ich im Aufzug bleibe. Der Aufzug geht auf, er verlässt ihn und da ich rechts in der Ecke stehe und ihn nicht mehr sehen kann, mache ich einen Ausfallschritt nach links, um ihm hinterherzuschauen. Während ich mich also in besagte Richtung biege und erwarte ihn entschwinden zu sehen, steht er spiegelbildlich zu mir und macht die selbe Bewegung. Ich erschrecke mich zu Tode, hüpfe hektisch in Deckung und schlage nach dem Türen-Schließen-Knopf.

Ich fürchte, ich werde ihn nie kennen lernen. Eigentlich müßte es eine unauffällige Strategie geben. Allein in der letzten Woche sind wir uns zufällig vier Mal begegnet. Exakt um 10.30 Uhr geht er Kaffee trinken. Mein Nachbar meint, ich solle meinen Mitbewohner überreden um die selbe Zeit mit mir Kaffee trinken zu gehen und warten, dass sich eine Gelegenheit ergibt. Auf meinen Einwand, dass der schöne Mann so denken könnte, wir seien ein Paar, erwidert er: „Nein, das macht ihr so. Beim Kaffeetrinken springst Du vom Tisch auf und rufst: Versteh doch endlich, es ist Schluss! Mein Mitbewohner soll dann sagen: Wie kannst du mir das antun? Du bist so schön und so ein wundervoller Mensch und im Bett bist du auch so eine Kanone…“ Ob diese dezente Vorgehensweise tatsächlich sein Interesse weckt?

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„Hallo Herr Doktor, ich habe ein unangenehmes Gefühl, welches durch ein Neurotransmitterungleichgewicht ausgelöst wird. Was kann ich dagegen tun?“
„Setzen sie sich auf ihr Sofa. Starren sie Wände an und suchen sie sich ein Lied, das sie mindestens vierundsiebzig Mal hintereinander hören. Essen sie dazu große Mengen Schokoladeneis.“
„Ah. Und was mache ich, wenn ich kein Sofa habe?“
„Das ist ein Problem. Sie können alternativ übermäßig viel arbeiten.“
„Klingt gut. Arbeit habe ich.“
„Gratulation.“
„Danke!“

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Also falls sich jemand über das Wetter beschweren will. Heute bin ich schuld. Ich hab gestern das Brunchbuffet nicht aufgegessen und dann habe ich mir beim Abendgebet noch passendes Wetter für meine Laune bestellt. Konnte ja nicht ahnen, dass es so einfach funktioniert.

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Projekttreffen überstanden und mal wieder die Geschichte des Hundes meines Vaters zum Besten gebracht. Der furchtbare Hund heisst „Lady“ (was es unglaublich erniedrigend macht, ihn im Park zu rufen). Zu allem Überfluss hat der Hund Fleischallergie. In der ersten Woche, in der er mir anvertraut wurde, habe ich alle Anweisungen befolgt und dem Köter täglich frische Zucchini, Möhren und Reis gekocht. In der zweiten Woche verfütterte ich versuchsweise das bewährte Chappi. Leider bekam Lady davon Haarausfall. In der dritten Woche nahm mein Vater schweigend einen nackten Hund in Empfang. Ich hätte das nicht tun sollen, denn der Hund mutierte nach Absetzen seines gewohnten Diätprogramms zur Kuh. Ich hatte ihn zum Lernen in der Wiese angepflockt. Die Töle hatte nichts anderes zu tun, als die Wiese zu mähen und dann kiloweise halbverdautes Gras in meine Wohnung zu kotzen. Was für ein herzallerliebstes Haustier.