Photography Playground

Schon letztes Jahr bin ich auf den Photography Playground aufmerksam geworden. Da wir dort einen grandiosen Tag verbracht und wirklich viele tolle Bilder gemacht haben, habe ich mich sehr gefreut, dass Olympus diese Aktion 2014 wiederholt.

Ich habe auch Plakate rumhängen sehen und die Website besucht, aber ganz ehrlich, es gibt diese Websites auf denen nichts steht. Jedenfalls genügt mein  Intellekt offenbar nicht, um im Vorfeld zu verstehen, um WAS es sich dabei genau handelt (ähnlich wie bei der transmediale). Die Texte erinnern mich immer an meine Hackfleischbesprechungen.

Also:

Öffnungzeiten Täglich ab 11 bis 19 Uhr

Wann Bis zum 25. Mai 2014

Wo Opernwerkstätten, Zinnowitzer Straße 9, 10115 Berlin (nahe Nordbahnhof)

Eintritt frei

Was ist das eigentlich? Eine charmante Werbeveranstaltung für das neue Kameramodell OLYMPUS OM-D
D.h. konkret: Ihr geht dahin und könnt euch kostenlos diese Kamera ausleihen. Dazu bekommt ihr einen 4 GB große Speicherkarte, die ihr hinterher mit euren Aufnahmen nach Hause nehmen könnt. Auf insgesamt drei Etagen haben neun Künstlerinnen und Künstler* Kulissen geschaffen, die ihr fotografieren könnt. Vieles ist interaktiv und der Reiz ist tatsächlich sich gegenseitig in den Räumen zu fotografieren.

Was noch? Kann man sehr gut mit Kindern machen. Und pscht ganz leise: Man kann auch mit eigener Kamera fotografieren, wenn die Schlange für die Olympusausleihe zu lang ist.

Wir hatten auch dieses Jahr Riesenspaß.

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Weitere Eindrücke auf instagram unter den Hashtags #photographyplayground und #opernwerkstätten

P.S. Liebe VeranstalterInnen – für 2015 – denkt euch doch mal ein leicht verständliches Hashtag aus und macht das irgendwie publik.



*AlexandLiane, 3Destruct [ANTIVJ], Clemens Behr, Dean Chamberlain, Leandro Erlich, Philip Beesley, ANNA BURNS and THOMAS BROWN, Transforma und Maser

Lieblingstweets 03/14

Ein Rant zum Begriff „Maternal Gatekeeping“

Tweet nachträglich ergänzt. Weil er so wunderbar ist.

Neulich habe ich einen tollen, für mich neuen Ausdruck gelesen: Maternal Gatekeeping

Wer den Begriff nicht kennt: Es geht hierbei um die Unterstellung, dass viele Mütter das Thema Kinder und Erziehung so sehr an sich reißen, dass für die Väter gar kein Platz mehr ist, um ihren Part zu erfüllen (z.B. „Väter helfen zu Hause oft auch deshalb zu wenig mit, weil die Mütter ihren Kompetenzvorsprung ausspielen. „Maternal Gatekeeping“ nennen Soziologen dieses Phänomen, und unsere Autorin gibt zu: Da ist durchaus was dran.„.

Ich hab im Anschluss noch die Kommentare auf facebook dazu gelesen und schätze, danach war mein Blutdruck irgendwo in dem Bereich, in dem Comicfiguren Dampf aus den Ohren kommt.

Wenn ich mich so aufrege, ist das meist ein sicheres Indiz dass das vielleicht irgendwas mit mir und meinem Leben zu tun haben könnte. Also habe ich versucht mich zu fragen: Bin ich am Ende einer dieser Gatekeeping Mothers?

Ich gebe zu, als die Kinder jeweils frisch geboren waren, da dachte ich wirklich, ich sei für die Babys wichtiger als der Vater. Ich hatte große Probleme sie aus meinen Armen zu geben. Ich denke viel lag das auch daran, dass ich gestillt habe und zwar nach Bedarf und ich war in Elternzeit, einmal ein Jahr und ein anderes Mal etwas länger. Also einfach verfügbarer.

Sprich, ich habe nicht gearbeitet und habe es als meinen Job angesehen, mich um die Kinder, die Familie, den Haushalt zu kümmern. Irgendwann dachte ich vermutlich, dass ich einiges besser wüsste oder könnte. Meiner Meinung nach hat das aber tatsächlich was mit der Menge der Zeit zu tun, die man mit den Kindern verbringt und natürlich ist es auch einfach eine Sache der Übung. Das hat für mich nichts wertendes. Wenn ich nie Löcher in die Wand bohre und ein anderer das schon seit Jahren macht, ist es relativ wahrscheinlich, dass der andere die Löcher präziser bohrt, dass er weiß wie groß sie sein müssen und welchen Dübel man mit welcher Schraube verwendet. So ist das bei den Kinderthemen auch. Zweihundert Mal Windeln gewechselt und Kind an und ausgezogen, das ist was anderes als wenn man das zehn Mal gemacht hat.

Die Kinder kamen in den Kindergarten und ich ging wieder arbeiten. Teilzeit. Teilzeit deswegen, weil es meiner Meinung nach nicht möglich ist, all die Termine und ToDos zu erledigen, die man mit Kindern so auf der Agenda hat. Elternabende, Vorsorgetermine, normale Arzttermine – ja selbst schnöde Spielplatzverabredungen sind nicht möglich, wenn ich von 8 bis 17 Uhr arbeite (8 Std plus Mittagspause) und je 40 Minuten Arbeitsweg habe.

Mit dem Wiedereintritt in den Beruf hätte ich mir die Familienarbeit gerne geteilt. Meine Idealvorstellung (sofern man sich das finanziell leisten kann) wäre: Vater und Mutter arbeiten Teilzeit und zwar zeitversetzt. Jeder macht alles. Man wechselt sich beim Holen und Bringen ab. Man teilt sich die Kranken und Schließtage. Geht abwechselnd zum Elternabend, abwechselnd zu den Entwicklungsgesprächen, zu den Vorsorgeterminen. Einmal kauft der eine Partner mit den Kindern Schuhe oder Regenhosen – mal der andere.

Wenn ich mich in meinem Freundeskreis umschaue finde ich dieses Modell genau zwei Mal. Zwei Mal von gefühlten fünfzig.

Sind das – bin ich – sind wir alle Gatekeeping Mothers?

Nein? Ja?

In der facebook Diskussion schrieb eine Dame: „Man muss die Männer eben rechtzeitig einbinden! Man kan nicht hinterher jammern, wenn sie sich nicht interessieren und nicht mitmachen.“

Leider bekomme ich da schon ein leichtes Würgegefühl. Die Mutter muss den Vater einbinden? Warum? Ist das auch ein Kind? Sind Männer/Väter nicht zufällig auch Erwachsene? Könnte es nicht so sein, dass die sich gemeinsam mit der Mutter für Kinder entschieden haben? Düfte man da nicht ein natürliches Interesse am eigenen Kind voraussetzen?

Ich habe noch kopfschüttelnd weitere Kommentare und Artikel in der Richtung gelesen. Ich werde das nie verstehen. Ich pauschalisiere jetzt einfach mal ganz platt: Warum fühlen sich so viele Männer nicht berufen die gleiche Verantwortung für ihre Familie, für ihre Kinder zu übernehmen? Warum gehen sie auf ihre Gatekeeping Wifes nicht zu und sagen: Moment mal, liebe Frau! Ich will jetzt auch mal Windeln wechseln? Ich möchte heute auch mal füttern! Ich WILL aber Wäsche waschen! Sorry, aber ICH habe mich schon auf der Liste im Kindergarten zum Frühjahrsputz eingetragen!

Immer sind die Frauen schuld. Immer. Selbst wenn es um mangelnde Beteiligung der Männer geht. Da sind es nicht die Männer oder Väter, nein! Da sind es die Gatekeeping Mothers. Wenn die nämlich nicht so gierig nach vollgekackten Windeln, stundenlangem Warten beim Notarzt und nach Küche putzen wären, ja dann, dann würden die Papas sich auch beteiligen. So ist das nämlich!

Übrigens, Studien zeigen, dass Gatekeeping Mothers Männer auch wieder miteinbeziehen können. Wenn sie das sensibel tun und ausreichend motivieren und loben, dann gibt es da noch eine Chance: […] encouragement had a more powerful effect on fathers than criticism. „Mothers can close the gate, but they can also open the gate,“

Erstaunlich wie viel Macht wir Frauen so haben. Jedenfalls in Sachen Familienarbeit.

Was Melanie von glücklich scheitern unter den oben verlinkten Nido-Artikel geschrieben hat, ist so wahr: ich wunder mich immer wieder, dass männer sich in familiendingen das ruder aus der hand nehmen lassen. und das, glaub ich auch, oft ganz gerne. schließlich sind sie sonst in sachen durchsetzungsvermögen ja nicht zu knapp ausgestattet…

Ich kann da nur den Kopf schütteln und wenn ich solche Urteile des Bundesgerichtshof lese, dann kann ich gar nicht mehr aufhören damit: Frauen können neben einer Vollzeittätigkeit noch Kinder betreuen, Männer nicht.

„Offenbar sind Frauen nach Ansicht des BGH einfach belastbarer. Noch wahrscheinlicher ist jedoch, dass der BGH bei seiner Entscheidung veraltete Leitbilder zur Berufstätigkeit von Männern und Frauen im Kopf hatte: Männer können sich neben ihrer Vollzeittätigkeit nicht noch um Kinder kümmern, weil sie verantwortungsvolle Jobs haben, in denen sie Überstunden, Dienstreisen und wichtige Besprechungen zu kinderbetreuungsunfreundlichen Zeiten wahrnehmen müssen, schon  weil sie als Familienernährer unter dem Druck stehen, Karriere machen zu müssen. Und Frauen haben Vollzeitstellen von acht bis sechzehn Uhr, weil sie in Jobs arbeiten, in denen sie zwar nicht viel verdienen, aber wo sie pünktlich Schluss machen können, weil sie putzen oder im Callcenter arbeiten.“

Der Artikel ist von 2011. Aber ich glaube das ist völlig egal. Er spiegelt nämlich lediglich das wieder, was in der Gesellschaft eine weit verbreitete Haltung ist.

Lieblingstweets 02/14

https://twitter.com/akkordeonistin/status/434576072135688192

https://twitter.com/ohaimareiki/status/431495720752123904

Gravity

Psychologen testen und vergleichen ja gerne. Wenn genug Studien durchgeführt wurden, kann man die Studien zusammenfassen und die Ergebnisse der Ergebnisse auswerten. Irgendwann hat das mal jemand gemacht und heraus kam bezogen auf die Frage, ob Männer bzw. Frauen irgendwas besser können als Frauen bzw. Männer: Ja – es gibt einen Unterschied.

Männer weisen über alle Studien hinweg bessere Testergebnisse in Sachen geistige Rotation auf. D.h. sie haben eine bessere Vorstellung davon wie dreidimensionale Gegenstände sich im Raum drehen und wie sie dann aussehen.

Ich glaube das. Ich bin zum Beispiel wahnsinnig schlecht darin mir dreideimensionale Gegenstände gedreht vorzustellen. Das hab ich das letzte Mal gemerkt als ich im Büro versuchte die auseinandergenommene Milchschäumeinheit des Kaffeevollautomaten wieder zusammenzusetzen. Vier Teile, eine schematische Zeichnung in der Bedienungsanleitung – ca. 10 Minuten inklusive mehrerer Duzender Fehlversuche habe ich gebraucht mir das so vorzustellen, dass es am Ende wirklich passte.

Astronautin hätte ich also schonmal nicht werden können. Das habe ich gestern verstanden als ich mich bei Gravity fast tot gelangweilt habe. Ich dachte, der Film sei irgendwie spannend. So wie Open Water vielleicht – nur eben im Weltraum. Mir hat niemand vorher gesagt, dass man sich den Film komplett sparen kann, wenn man ihn nicht in 3D im Kino anschaut (und selbst wenn ich das getan hätte, ich kann mich einfach nicht mit optisch anspruchsvollen Filmen anfreunden, die sonst keine Handlung zu bieten haben). Jedenfalls – ich kenne mich echt nicht aus mit diesen Astronautensachen – aber allein schon dieser Unsinn dass Sandra Bullock in Unterwäsche durch die Raumstation gleitet. Was soll das? Hat der Film das wirklich nötig, damit Männer sich besser unterhalten fühlen? (Jetzt hauen mich gleich alle, aber gibt es einen anderen Grund eine Frau bei Minusgraden in Unterwäsche zu zeigen?).

Jedenfalls was die Sache mit der Bedienungsanleitung angeht – glücklicherweise liegt in der ISS vor jeder Steuerungseinheit ein Handbuch mit ca. 250 Seiten (also ungefähr der selbe Umfang wie beim Kaffeevollautomaten). Jeweils auf der bereits aufgeklappten Seite stehen dann die wichtigsten Anweisungen. Diese lauten „Drücke den 5. Knopf in der 7. Reihe“. Dann geht alles automatisch. Zum Glück! Denn in der Rettungskapsel der chinesischen Raumstation findet Sandra die Anleitung nicht mehr und drückt dann einfach vier Knöpfe auf Probe. Der vierte JOTTSEIDANK initiiert einfach das komplette Landemanöver.

Zumindest habe ich gelernt, dass ohne Atmosphäre kein Schall weitergetragen wird. (Seitdem arbeite ich an einer Idee in meiner Wohnung die Atmosphäre abzusaugen. Das würde das Leben mit Kindern enorm entspannen.)

Und andererseits – wenngleich ich keine schematischen Gebrauchsanweisungen lesen kann, um Milchdüsen zusammen zu bauen – immerhin könnte ich wohl auch das Hubble-Teleskop reparieren. Wenn ich mich recht erinnere, dann ist Dr. Stone (also Sandra) Ärztin. Man muss offenbar keine Ingenieurin sein. Da ich immerhin technikaffin bin, steht mir die Welt also offen.

Noch eine Sache, die ich hinterher gelesen habe und die mir sehr gefällt. Im Weltraum gibt es keine Waschmaschinen. Die getragene Unterwäsche wird einfach in einer Kapsel mit dem anderen Müll rausgeworfen.  Sie tritt in die Erdatmosphäre ein und verglüht, während unten auf der Erde irgendwo ein frisch verliebtes Pärchen an den Himmel schaut und sich beim Anblick der Sternschnuppe etwas wünscht.

Ansonsten: Was Sebastian sagt

Ach und apropos Schall. Die Filmmusik ist grauenhaft. Den Film also besser ohne Ton anschauen.

Lieblingstweets 01/14

https://twitter.com/ElovY_/status/425664603981619200

Messer, Gabel, Schere, Licht – sind für kleine Kinder

Gestern twitterte ich

Darauf habe ich ein paar Was-machst-Du-anders-als-ich-Replys bekommen. Ich habe meine derzeitige Dauerschlaflosigkeit dazu genutzt, um über diese Frage nachzudenken.

  1. Das ist natürlich nicht jeden Morgen so.
  2. Kinder sind unterschiedlich. Das Erstgeborene z.B. empfindet wenig Spaß an solchen Aktivitäten. Das mittlere umso mehr und das dritte, nun, das macht gerne Dinge, die in Kleinkindaugen spektakulär erscheinen. Mit Messern etwas schneiden, mit heißen Flüssigkeiten agieren, z.B.
  3. Vielleicht gibt es doch einen kleinen Teil „Erziehung“ (ich würde eher sagen „Gepflogenheiten im Umgang mit den Kindern“), die bei uns anders sind, als bei einigen anderen Familien.

Ich lasse die Kinder nämlich im Großen und Ganzen alles im Haushalt machen, was sie machen wollen. Natürlich begleite ich sie und natürlich geht das nicht immer (z.B. Zeitdruck). Das heißt aber auch: alles dauert deutlich länger und das Resultat – nun – es entspricht nicht den gängigen Qualitätsmerkmalen. Unterm Strich habe ich immer mehr Arbeit als wenn ich es selbst mache. Die ersten 5 bis 6 Jahre jedenfalls.
Es kostet mich auch oft Nerven (die ich nicht immer habe… ich will das jetzt nicht immer dazu schreiben; aber natürlich bin ich, wie alle Menschen, gelegentlich gestresst, ungeduldig, ungerecht,…), aber mir ist Selbständigkeit sehr, sehr wichtig und ich glaube, dass dieser Ansatz den Kindern Selbstbewusstsein schenkt. Denn sie lernen sich als selbstwirksam und unabhängig kennen.
Das mittlere Kind z.B. brät sich selbst Rühr- und Spiegeleier, kann sich Pfannkuchen machen (mit in die Luft werfen!) und zersägt & pult eigenständig seine geliebte Pomelo.
Wenn ich etwas koche, sagt es in 80% der Fälle: „Ihhhh, das mag ich nicht!“ Es will dann z.B. Bratkartoffeln haben. Ich hingegen hab keine Lust zwei Sachen zu kochen (oder jeden Tag Bratkartoffeln zu essen) und so macht sich das Kind die Bratkartoffeln gelegentlich selbst oder begnügt sich im Falle von „Faulheit“ mit einer Stulle. Dadurch, dass es selbst gelernt hat, wie viel (Zusatz)Arbeit das Schälen, Kleinschneiden und Braten der Kartoffeln macht, schimpft es mich auch kaum noch, wenn ich nicht etwas Extra machen möchte.

Es gibt bestimmte Tätigkeiten im Haushalt, die (meine) Kinder toll finden und schon immer fanden. Staubsaugen z.B. Also lasse ich die Kinder staubsaugen, wenn sie staubsaugen wollen. Das ist laut, verschwendet Strom (man kann effizienter staubsaugen) und meistens ist es danach nicht deutlich sauberer. Die Kinder nutzen den Staubsauger gerne als Reittier oder schauen, was man alles an- und einsaugen kann.
Interessanterweise hängen sie auch gerne Wäsche auf. Ich hab deswegen am Flohmarkt mal einen Kinderwäscheständer gekauft. An den für Erwachsene kommen sie aufgrund der Größe nur schlecht ran. Wenn also die Waschmaschine fertig ist und ihre Ich-bin-fertig-Melodie spielt, kann es durchaus vorkommen, dass eines der Kinder fragt, ob es ausräumen und aufhängen darf. Das Resultat wird von mir abends wieder umgehängt und ergänzt. Es bleiben Kleidungsstücke in der Maschine und Aufhängen ist im wesentlichen ein Aufstapeln von Wäschestücken, die so a) nicht trocken und b) faltig werden.
Aber ehrlich, man braucht nur ein Paar Jahre Geduld und plötzlich wird die Wäsche so aufgehängt, dass sie trocknet und man sie am Ende auch anziehen kann.

Wenn die Kinder schneiden wollen, bekommen sie scharfe Messer. Das bedeutet auch, dass sie sich alle schon geschnitten haben. Auch beim Schälen oder Raspeln. Aber wir haben Pflaster und es ist nicht sehr oft passiert und es passiert danach deutlich seltener.

Wenn wir Besuch haben, ernte ich deswegen durchaus entsetze Blicke oder diejenigen gehen zu dem Kind und nehmen ihm den gefährlichen Gegenstand aus der Hand und übernehmen die Arbeiten.

Auch lassen wir die Kinder alleine aus dem Haus. Es ist vielleicht nicht wie am Dorf (mein Mann ging schon alleine in den Kindergarten), aber wir versuchen den Kindern frühzeitig einen eigenen Aktionsraum zu geben. Der Spielplatz vorm Haus, der Schulweg, der nächstgelegene Bäcker.
Für mich ist das manchmal schwer auszuhalten und ich war schon mindestens drei Mal kurz davor mir die Schuhe anzuziehen und mein Kind suchen zu gehen, nachdem es 40 Minuten nach Schulschluss immer noch nicht zuhause war, obwohl man für den Weg maximal 15 Minuten benötigt, selbst wenn man rückwärts kriecht.
Was in der Regel passiert: Es gibt etwas interessantes am Schulweg. Ein Eichhörnchen. Oder das Kind stapelt mühsam alle Weihnachtsbäume zu einem gigantischen Berg. Das dauert natürlich.
Leider mache ich mir ständig Sorgen und manchmal habe ich auch Angst, dass wir etwas falsch machen (80% der Kinder in unserer direkten Nachbarschaft werden täglich zur Schule gebracht und wieder abgeholt – sogar noch in der 3. Klasse…) – aber es ist eben sehr schwer zu entscheiden wie das richtige Maß an Eigenständigkeit aussieht.

Unterm Strich bin ich aber zuversichtlich, dass das Model zumindest bei uns ganz gut klappt und wünschenswerte Resultate für alle Beteiligten bringt.

So und jetzt muss ich noch einen Themenausflug machen.
Ich habe diese Woche zwei Artikel gelesen, die mir an sich gut gefallen haben.

  1. Was Sie wissen sollten, bevor Sie Kinder anschreien“ und
  2. „TEIL 1 der SERIE „WIR LIEBEN ELTERNSEIN“ auf Stadt Land Mama

Beide haben gemeinsam, dass (wie so oft) das Smartphone als universelle Ablenkung verteufelt wird („Das bedeutet: Wenn Du kochst, koche – und spiele nicht nebenbei mit dem Handy herum„/“Einige Wochen später hatte ich die schmerzvolle Erkenntnis, dass ich mein Mobiltelefon dauerhaft aus der Hand legen muss und mich nicht mehr ständig ablenken lassen darf, damit ich mich wieder auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren kann„).

Es wird empfohlen sich zen-mäßig dem hier und jetzt, der einen Tätigkeit zu widmen.
So. Und ich sage: NEIN! Das Smartphone ist nicht das Problem. Im Gegenteil. Das Smartphone ist für mich die Lösung. Für mich persönlich ist es der Nervenschoner schlechthin.
Wenn ich mit einem Zweijährigen vier Stockwerke nach oben lief, dann dauerte das manchmal zwanzig Minuten. Ich wäre ohne Smartphone ausgeflippt. Ich hätte nie ausgehalten, dass das Kind als Wauwau die Treppen erklimmt oder herumliegende Blätter eindringlich untersucht. NIEMALS. So kann das Kind seinen Weg erkunden und ich twittere ein wenig.
Selbiges wenn wir z.B. Pizza backen und ganz langsam ein halbes Kilo Mehl in der Küche verstreut wird, zwei Kinder mit Teigausrollern fechten, während ein weiteres seelenruhig eine Stunde lang Pilze seziert.
Laissez faire! mögen einige da schreien und ich sage: ja, aber ich finde das sind wertvolle Erfahrungen und ob die Kinder nun mit Bauklötzen spielen oder zwei Stunden lang Pizza backen – who cares?
Ich nicht.

Mein Plädoyer würde lauten: Durchatmen, auch mal was für sich tun (Feedreader lesen) und die Kinder vertrauensvoll machen lassen. Ah und neben einer guten Pflasterausstattung zusätzlich Leukostrips für kleinere Platzwunden im Haushalt haben, nech?

Wir sind zu faul, um nicht überwacht zu werden

France A28

Ich habe mich bereits gefragt (und bin mit dieser Frage natürlich nicht allein), warum die ganze NSA-Sache außerhalb des Internets so wenig zur Beunruhigung geschweige denn zu massivem Entsetzen oder Protesten geführt hat.

Die simple Antwort ist: wir sind zu faul. Diese Einsicht leite ich ab von der übergeneralisierten Einsicht: ich bin zu faul (es ist ein bisschen erschütternd, dass das im Grunde die Antwort auf fast alle Probleme ist). Ich habe mich nämlich an die Bequemlichkeiten der Zentralisierung gewöhnt. Alles an einem Ort in der Cloud zu haben, ist natürlich traumhaft bequem.
Ich bin ja nicht doof, ich weiß auf was ich vernünftigerweise verzichten müsste, z.B. auf Dienste die Facebook, Google oder Apple anbieten.
Aber himmelherrgott, es ist eben so bequem. Wer will schon auf „Single-Sign-On“ (Möchten Sie sich mit Ihrem Facebook-Account anmelden?) verzichten, wenn er diese Möglichkeit erstmal ein paar Monate oder Jahre benutzt hat.

Vor Googlemail zum Beispiel habe ich ein kompliziertes System gehabt, wie ich Mails kategorisiert habe. Das System war so komplex und inkonsistent, dass ich es leider selbst nie eingehalten habe (Kommt die Mail nun in den Ordner von Person XYZ oder ist sie themengebunden abzulegen, weil wir uns gegenseitig Unterlagen zu einem bestimmten Thema zugeschickt haben?).
Der Speicherplatz war merklich begrenzt und so musste ich Dinge auch extra an einem zweiten Ort – lokal – abspeichern.
Allein diese beiden Umstände der Prägoogleära hatten als Effekt: ich habe ca. 70% meiner Sachen nicht wiedergefunden. Den Link zum Ferienhaus in dem wir 2011 waren, den ich meiner Freundin weiterleiten wollte. Das vorausgefüllte PDF-Formular zum Elterngeld, welches ich ans Amt geschickt habe, das ich mir beim 2. Kind nochmal anschauen wollte. Das Bild, das mir meine Freundin geschickt hat, als sie beim Aufräumen gestolpert ist.

All diese Sachen waren früher irgendwo – aber nicht auffindbar.

Jetzt ist alles an einem Ort und AUFFINDBAR. Ich gebe ein bis zwei Worte in den Suchschlitz ein und zack habe ich das gesuchte Dokument. Das ist so toll, dass ich mir manchmal sogar selbst Mails schicke, damit ich diese Inhalte wiederfinde.

So wie im kleinen – in meinem Mailfach – gehts mir natürlich mit dem ganzen Internet. Ich benutze Bookmarks kaum und auch wenn es sinnvoll ist, landen nicht alle meine Verweise auf bestimmte Websites, Bilder, Videos in meinem Pocketaccount. Ich lasse einfach alles wo es ist, habe mir passiv gemerkt wie ich auf die Seite gekommen bin und google einfach erneut danach.

Es ist so bequem. Alles an einem Ort, alles voll indiziert, auffindbar zu jeder Zeit.

Auch wenn ich sehr vieles von z.B. Anne Roth (Twitter/Blog) rund um das Thema Überwachung gelesen habe und aufgrund meiner durchaus gut ausgeprägten Denkfähigkeit weiß, dass es höchste Zeit ist, ich bin immer noch bei Googlemail.

Dass ich mit dieser Bequemlichkeit nicht alleine bin, sehe ich an meinen Kontakten wenn ich in WhatsApp schaue und das mit Threema vergleiche. 3/4 meiner insgesamt 267 Kontakte sind bei WhatsApp, ganze 4 (!) sind bei Threema und das obwohl die eine App weder leichter zu installieren noch leichter zu bedienen noch sonstirgendwas ist. Der einfache Grund: WhatsApp war zuerst da, wechseln macht Arbeit.

Nun.
Alles keine Wahnsinnseinsichten – aber – wie soll es den Leuten gehen, die a) gar nicht so informiert sind, die b) nicht so technikaffin sind und die c) noch weniger Zeit als ich haben, wenn nicht mal ich all das, was ich in der Zwischenzeit weiß, umsetze.

Und hier geht es nur um meinen kleinen Mikrokosmos.
Nicht zu sprechen vom Internet an sich. Genauer gesagt von der Infrastruktur als solches, der Frage, wem eigentlich die ganzen Server gehören, etc. Ich musste beim Vortrag von Geert Lovink auf der Konferenz Netzkultur die ganze Zeit an Autobahnkarten von Frankreich denken. Im Teenageralter sind mir die das erste Mal untergekommen und ich weiß wirklich noch genau wie erstaunt ich war. Wie verrückt ich das fand. Alle Autobahnen sternförmig Richtung Paris. Wenn man am Randgebiet des Sterns von A nach B wollte, nur holprige Landstraßen. Wenn überhaupt!
Das gleiche Gefühl hatte ich gestern als ich über die Ideen eines föderativen Zusammenschluss des Internets hörte.
Ich kenne mich technisch zu wenig aus, aber es leuchtet mir ein, dass eine zentralistisch organisierte Infrastruktur, die nur von einem (oder wenigen) kontrolliert wird, natürlich viel einfacher zu überwachen und manipulieren ist, als ein dezentral organisiertes Netz.

Geert Lovink deutete an, dass das alles noch kompliziert werden könnte und äußerte die Idee, dass es wohl zukünftig den Beruf des Interneterklärer – des Codeübersetzers geben müsse. Da würden emotionale Äußerungen von Kulturpessimisten wie Sascha Lobo eben nicht weiter helfen.
Es wäre wohl sinnvoll gewesen eben diesen mit in die Gesprächsrunde zu holen. Ich bin nämlich schwer verwirrt. Erst steht da im Fernsehen (fast) immer wenn Sascha Lobo redet „Deutschlands bekanntester Blogger“ obwohl er kaum bloggt. Dann freunde ich mich mit dem Begriff „Interneterklärer“ an und denke wenn ich ihn höre (den Begriff) immer an Sascha Lobo und dann gibt es das Berufsbild plötzlich nicht mehr (oder noch nicht) und er wird öffentlich Kulturpessimist genannt und anstatt dessen, solle man sich doch mal den konstruktiven Artikel von Michael Seemann zu Gemüte führen.
Sehr verwirrend.

Also meine Anregung für den kommenden Termin der Netzkulturkonferenz, ladet doch mal die beiden, Anne Roth und eine weitere Dame in eine Gesprächsrunde ein und diskutiert Lösungsansätze zur Rettung des Internets.

So und jetzt schaue ich mir den Vortrag „To Protect And Infect“ von Jacob Applebaum vom 30c3 an. Das war Hausaufgabe.

Update: Weiterhin lesenswert von Anne Roth „Warum protestiert eigentlich niemand?“ und sehenswert die BBC Doku „All watched over by machines of loving grace

Update 2: Der sehr lesenswerte Antwortartikel zum Thema Faulheit von Anne Roth „Kleine Philosophie der digitalen Sicherheit“ inkl. ihrer drei Thesen zur digitalen Sicherheit:

Das Gefühl von Ohnmacht spielt eine zentrale Rolle: Ohnmacht gegenüber der Politik, und Ohnmacht, wenn es darum geht, uns zu schützen. Es gibt übrigens kein Entweder-Oder dabei. Ich höre oft, dass wir das politisch angehen müssen, wenn ich erkläre, dass mehr Menschen Mails verschüsseln sollten, und umgekehrt. Wir brauchen beides. Um nochmal Metaphern zu bemühen: wir brauchen eine öffentliche Gesundheitsversorgung und müssen uns natürlich trotzdem jeden Tag die Zähne selber putzen.

[…] 

Googlemail ist die Brathähnchen-Käfighaltung unter den Mailprogrammen. Das kann man akzeptieren, aber ich jedenfalls komme gut damit zurecht, es ein bisschen weniger bequem zu haben und dafür ein paar Hühnerleben zu retten